Salvator. Александр Дюма
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Das Herz von Fragola schauerte mehr als einmal, während sie diese grauenvolle Erzählung hörte, deren Einzelheiten fast eben so traurig in den vergoldeten Salons des Banquier, als im düsteren Saale des Assisenhofes. In der That, war der Leib von Herrn Sarranti durch den Präsidenten des Gerichtes zum Tode verurtheilt worden, war das Herz von Carmelite nicht auch zum Tode verurtheilt durch den Tod von Colombau?
Den Kopf aus die Brust geneigt, träumte sie.
Den Kopf auf seine Hände gestützt, meditierte er: denn es öffnete sich ein ganzer Horizont vor ihm.
Er erinnerte sich jener Nacht, wo er mit Roland über die Mauern des Schlosses Viry gestiegen war: er erinnerte sich des Laufes von Roland durch die Wiesen, durch den Wald, welcher Laus am Fuße der Eiche sein Ziel gesunden hatte: er erinnerte sich endlich der Wuth, mit der der Hund die Erde aufgekratzt hatte, und des entsetzlichen Eindrucks, der ihn, Salvator, ergriffen, als das Ende seiner gekrümmten Finger die seidenen Haare des Kindes berührte.
Welchen Zusammenhang konnte dieser unter einer Eiche begrabene Leichnam mit der Sache von Herrn Sarranti haben? Wäre es, statt ein Beweis zu seinen Gunsten zu sein, vielmehr ein Beweis gegen ihn? . . . Und dann Mina, hieß das nicht sie ins Verderben stürzen?
Oh! wenn Gott die Gnade haben wollte, einen Strahl seines Lichtes in das Gehirn von Salvator herabsteigen zu lassen!
Vielleicht auch durch Rose-de-Noël . . .
Hieß es aber nicht das nervöse Kind tödten, es auf das blutige Kapitel seiner Kindheit zurückbringen?
Welche Mission hatte er übrigens erhalten, in allen diesen finsteren Tiefen zu wühlen?
Und dennoch, – hatte er nicht den Namen Salvator angenommen, und schien nicht Gott in seine Hand den Faden zu legen, mittelst dessen er sich in diesem Labyrinthe von Verbrechen ausfinden konnte?
Er würde Dominique aufsuchen, – war er nicht verbunden gegen diesen Priester, dem er das Leben verdankte? – Er würde zu seiner Verfügung alle diese Halbscheine von Wahrheit stellen, welche wie Blitze blenden müßten.
Sobald dieser Entschluß gefaßt war, stand er auf, um ihn in Ausführung zu bringen, als das Geräusch der Klingel ertönte.
Roland, der, bei seinem Herrn liegend, langsam seinen verständigen Kopf emporgehoben hatte, richtete sich auf seinen Pfoten auf, als er den Ton des Glöckchens hörte.
»Wer kommt, Roland?« fragte Salvator. »Ist es ein Freund?«
Der Hund hörte seinen Herrn, und, als hätte er ihn verstanden, ging er langsam auf die Thüre mit dem Schwanze wedelnd zu, was ein untrügliches Zeichen von Sympathie war.
Salvator lächelte und öffnete die Thüre.
Dominique erschien bleich, traurig und ernst auf der Schwelle.
Salvator gab einen Freudenschrei von sich.
»Seien Sie willkommen in meinem armen Hause! Ich dachte an Sie; ich war im Begriffe, zu Ihnen zu gehen.«
»Ich danke,« sagte der Priester; »Sie sehen, daß ich Ihnen die Mühe des Weges erspart habe.«
Fragola war aufgestanden beim Anblicke dieses schönen Mönches, den sie nur ein einziges Mal, beim Bette von Carmelite, gesehen hatte.
Dominique schickte sich an, zu sprechen. Salvator machte eine Geberde der Bitte, daß der Mönch, statt zu sprechen, höre.
Der Mönch drückte seine halbgeöffneten Lippen wieder zusammen und hörte.
»Fragola,« sagte Salvator, »theures Kind meines Herzens, komm hierher!«
Das Mädchen näherte sich und stützte ihren Arm auf den Arm ihres Geliebten.
»Fragola,« fuhr Salvator fort, »glaubst Du, daß mein Leben seit sieben Jahren von einigem Nutzen für die Menschen gewesen ist, glaubst Du, daß ich einiges Gute auf Erden gethan habe, so kniee vor diesem Märtyrer nieder, küsse den Saum seines Kleides und danke ihm; denn ihm verdanke ich es, daß ich nicht seit sieben Jahren eine Leiche bin!«
»Oh! mein Vater!« rief Fragola, sich auf die Kniee werfend.
Dominique reichte ihr die Hand und sprach:
»Stehen Sie auf, mein Kind; danken Sie Gott: Gott allein gibt und nimmt das Leben.«
»Es war also der Abbé Dominique, der in Saint-Roche an dem Tage predigte, wo Du Dich tödten wolltest?« fragte Fragola.
»Ich hatte die geladene Pistole in meiner Tasche; mein Entschluß war gefaßt; noch eine Stunde, und ich sollte zu existiren aufhören. Das Wort dieses Mannes hat mich vom Rande des Abgrundes zurückgehalten: ich habe gelebt.«
»Und Sie danken Gott, daß Sie leben?«
»Oh! ja, von ganzer Seele!« erwiderte Salvator, Fragola anschauend. »Darum sagte ich Ihnen: »»Mein Vater, welche Sache Sie auch wünschen mögen, und sollte Ihnen diese Sache unmöglich scheinen, zu welcher Stunde des Tages oder der Nacht es sein mag, ehe Sie an eine andere Thüre klopfen, klopfen Sie an die meine!««
»Und Sie sehen, ich bin gekommen!«
»Was wünschen Sie, daß ich thun soll? Befehlen Sie!«
»Halten Sie meinen Vater für unschuldig?«
»Ja, bei meiner Seele, das ist meine Ueberzeugung; und ich kann Ihnen vielleicht den Beweis seiner Unschuld erlangen helfen.«
»Ich habe ihn!« antwortete der Mönch.
»Hoffen Sie Ihren Vater zu retten?«
»Ich bin dessen sicher!«
»Bedürfen Sie der Mitwirkung meines Armes oder meines Verstandes?«
»Niemand außer mir selbst kann mir bei Verfolgung meines Werkes helfen.«
»Was verlangen Sie dann von mir?«
»Etwas, was mir unmöglich scheint, daß ich es durch Ihre Vermittlung erlange; doch Sie hießen mich zu Ihnen kommen, um welcher Sache willen es auch sein möge, und ich hätte nicht kommend zum Verräther an meiner Pflicht zu werden geglaubt.«
»Sagen Sie mir Ihren Wunsch.«
»Ich muß heute, spätestens morgen eine Audienz beim König erhalten . . . Sie sehen, mein Freund, daß das unmöglich ist . . . wenigstens durch Sie.«
Salvator wandte sich lächelnd gegen Fragola um und sagte:
»Taube, fliege aus der Arche und komm nur mit dem Oelzweige zurück.«
Fragola ging, ohne zu antworten, in das Nebenzimmer, setzte einen Hut mit einem Schleier auf, warf auf ihre Schultern eine Mantille von englischem Stoffe, kam wieder zurück, reichte Salvator ihre Stirne zum Kusse und entfernte sich.
»Setzen Sie sich, mein Vater,« sagte der junge Mann. »In einer Stunde werden Sie Ihre Audienz für heute oder für morgen spätestens haben.«
Der