Salvator. Александр Дюма
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»Was kann man für ihn thun?« fragte Carmelite.
»Soll man um die Begnadigung von Herrn Sarranti bitten?« sagte Regina.
»Mein Vater ist beim König wohl gelitten.«
»Nein,« erwiderte Fragola, »man muß um etwas minder Schwieriges bitten, meine geliebte Regina, und Du bist es, die darum bitten wird.«
»Was ist es? Sprich!«
»Man muß den König um einen Audienzbrief bitten.«
»Für wen?«
»Für den Abbé Dominique.«
»Für welchen Tag?«
»Für heute.«
»Ist es nur das?«
»Ja . . . es ist wenigstens Alles, was er für den Augenblick verlangt.«
»Klingle, mein Kind,« sagte Regina zu Abeille.
Abeille klingelte.
Sodann zu Regina zurückkommend, fragte sie: »Oh! meine Schwester, wird man ihn tödten?«
»Wir werden thun, was nur immer möglich ist, damit ein solches Unglück nicht geschieht,« erwiderte Regina.
In diesem Augenblicke erschien Nanon.
»Lassen Sie sogleich einspannen,« sagte Regina, »ohne eine Minute zu verlieren, und melden Sie meinem Vater, ich begebe mich wegen einer höchst wichtigen Angelegenheit in die Tuilerien.«
Nanon entfernte sich.
»Zu wem gehst Du in den Tuilerien?« fragte Frau von Marande.
»Zu wem soll ich gehen, wenn nicht zur vortrefflichen Herzogin von Berry?«
»Ah! Du gehst zu Madame?« sagte die kleine Abeille. »Ich will mit Dir gehen. Mademoiselle hat mir gesagt, ich soll jedes Mal kommen, so oft mein Vater oder Du Madame die Aufwartung machen.«
»Wohl, es sei; komm!«
»Oh! welch ein Glück! welch ein Glück!« rief Abeille.
»Liebes Kind!« sprach Fragola, das Mädchen umarmend.
»Ja, und während meine Schwester Madame sagt, der Abbé Dominique müsse den König sehen, werde ich Mademoiselle sagen, wir kennen den Abbé, und man dürfe seinem Vater nichts zu Leide thun.«
Die vier Frauen weinten, als sie das naive Versprechen des Kindes hörten, das, ohne genau zu wissen, was das Leben ist, schon gegen den Tod kämpfte.
Nanon kam wieder und meldete, da der Marschall so eben selbst von den Tuilerien zurückkehre, so stehe ein Wagen im Hofe angespannt.
»Vorwärts!« rief Regina; »verlieren wir keinen Augenblick. Komm, Abeille, und thu’, was Du sagtest: das kann Dir nur Glück bringen.«
Dann schaute sie aus die Pendeluhr, wandte sich an ihre drei Freundinnen und sagte:
»Es ist elf Uhr: um Mittag werde ich mit dem Audienzbriefe zurück sein. Erwarte mich, Fragola.«
Hiernach ging Regina ab und ließ ihre Freundinnen beisammen, – voll Vertrauen zum Einflusse von Regina, besonders aber zur wohlbekannten Güte von derjenigen, deren erhabene Protection sie anflehen wollte.
Wir haben schon einmal, wie man sich erinnert, die vier Hauptheldinnen unseres Romans am Fuße des Bettes von Carmelite getroffen: wir sinken sie diesmal am Fuße des Schaffots von Herrn Sarranti versammelt. Wir haben ein paar Worte von ihrer gemeinschaftlichen Erziehung gesagt: schauen wir weiter vor in diesen ersten Jahren der ganz von Blumen und Wohlgerüchen erfüllten Jugend, und sehen wir das Band, das sie vereinigte. Wir haben Zeit, einen Schritt rückwärts zu machen: Regina hat selbst gesagt, sie werde nicht vor Mittag zurücksein.
Dieses Band war mächtig: es mußte so sein, um aus vier, den Neigungen, dem Range, dem Temperamente, der Laune nach so verschiedenen, Mädchen eine und dieselbe Neigung, eine und dieselbe Laune, einen einzigen Willen zu machen.
Alle Vier, Regina, Tochter des noch lebenden Generals von Lamothe-Houdan: Lydie, die Tochter des, wie wir gesehen, gestorbenen Obersten Laclos: Carmelite, die Tochter des bei Champaubert getödteten Kapitäns Gervais: und Fragola, die Tochter des bei Waterloo gefallenen Trompeters Ponroy, waren Töchter von Legionären und hatten ihre Erziehung im kaiserlichen Hause zu Saint-Denis erhalten.
Beantworten wir aber vor Allem eine Frage, die diejenigen, welche uns aus der Fährte folgen, um uns aus einem Versehen zu ertappen, unfehlbar an uns machen würden.
Wie war Fragola, die Tochter eines einfachen Trompeters, eines gemeinen Reiters, in Saint-Denis zugelassen worden, wo nur den Töchtern von Officieren der Eintritt gewährt wird?
Wir werden es in ein paar Zeilen sagen.
Bei Waterloo, in dem Augenblicke, wo Napoleon, fühlend, daß die Schlacht unter seinen Händen eine Wendung zum Weichen nahm, Befehle über Befehle an seine verschiedenen Divisionen sandte, mußte er nothwendig eine Ordre an den General Grafen von Lobau, Commandanten der jungen Garde, schicken. Er schaute umher: keine Adjutanten mehr: Alle waren abgegangen, das Schlachtfeld in jeder Richtung durchfurchend.
Er erblickte einen Trompeter und rief ihm.
Der Trompeter eilte herbei.
»Höre,« sagte er zu ihm, »bringe diesen Befehl dem General Lobau und suche aus dem kürzesten Wege zu ihm zu gelangen. Es hat Eile.«
Der Trompeter schaute auf den Weg, welcher zu durchreiten war, und schüttelte den Kopf.
»Es geht heiß auf diesem Wege zu!« sagte er.
»Hast Du Angst?«
»Ah! ja wohl, ein Ritter der Ehrenlegion!«
»Nun wohl, so geh’ also ab! hier ist der Befehl!«
»Und wenn ich getödtet werde, wird mir der Kaiser eine Gnade bewilligen?«
»Ja, sprich geschwinde . . . Was willst Du?«
»Ich wünsche, daß, wenn mich der Tod trifft, meine Tochter Athenais Ponroy, welche mit ihrer Mutter in der Rue des Amandiers Nr. 17 wohnt, in Saint-Denis wie eine Officierstochter erzogen werde.«
»Das wird geschehen: gehe ruhig.«
»Es lebe der Kaiser!« rief der Trompeter.
Und er ging im Galopp ab.
Er durchritt die ganze Front der Schlacht und kam bis zum Grafen Lobau: nun, als er ankam, fiel er, dem General das Papier reichend, das den Befehl enthielt, vom Pferde. Ein Wort auszusprechen, war ihm unmöglich: er hatte den Schenkel gebrochen, eine Kugel im Bauche und eine andere in der Brust.
Niemand hörte mehr etwas vom Trompeter Ponroy.
Doch der Kaiser erinnerte sich seines Versprechens: bei seiner Ankunft in Paris gab er Befehl, die Kleine sogleich nach Saint-Denis zu führen und dort aufzunehmen.