Salvator. Александр Дюма

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Salvator - Александр Дюма

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würde, für ein frommes Almosen. Ich habe ein Gelübde gethan, zu Fuße und zwar barfuß zu gehen, ich werde zu Fuße und barfuß gehen.«

      »Und Sie machen sich anheischig, in fünfzig Tagen die Unschuld Ihres Vaters zu beweisen?«

      »Nein, Sire, ich mache mich nicht anheischig, und ich schwöre, daß kein Anderer an meiner Stelle sich hierzu anheischig machen könnte; doch ich versichere, daß ich nach der Reise, die ich unternehme, wenn ich nicht die Mittel habe, die Unschuld meines Vaters zu proclamiren, ich versichere, daß ich den Spruch der menschlichen Gerechtigkeit annehme, und mich darauf beschränke, dem Verurtheilten die Worte des Königs: »»Ich rufe auf Dich die göttliche Barmherzigkeit herab!«« zu wiederholen.«

      Eine neue Gemüthsbewegung erfaßte Karl X. Er schaute den Abbé Dominique an, und als er sein offenes, redliches Gesicht sah, drang eine Halbüberzeugung in sein Herz ein.

      Unwillkürlich indessen, trotz dieser unwiderstehlichen Sympathie, welche das Gesicht des edlen Mönches einflößte, ein Gesicht, das nur der Reflex seines Herzens war, nahm König Karl X., als wollte er Kräfte gegen das gute Gefühl schöpfen, das sich seiner zu bemächtigen drohte, zum zweiten Male das auf seinem Tische liegende Blatt Papier, auf das er seine Augen geworfen, als ihm der Huissier den Abbé Dominique gemeldet hatte; er richtete rasch wieder einen Blick darauf, und dieser Blick, so rasch er war, genügte, um in ihm den guten Willen zurückzudrängen, der so nur einen ephemeren Ausdruck hatte: von gerührt, wie er war, während er den Abbé Dominique anhörte, wurde er kalt, sorgenvoll, verdrießlich.

      Es war wohl Grund vorhanden, verdrießlich. kalt und sorgenvoll zu sein: die Note, welche der König vor Augen hatte, war die kurze Geschichte von Herrn Sarranti und dem Abbé Dominique, zwei Portraits skizziert von Meisterhand, wie sie die Congregation zu skizzieren wußte; – die Biographie von zwei wüthenden Revolutionären.

      Die erste war die von Herrn Sarranti. Sie nahm ihn bei seinem Abgange von Paris; sie folgte ihm nach Indien an den Hof von Rundschit Sing, bei seinen Verbindungen mit dem General Lebastard de Prémont, der selbst als entsetzlich gefährlicher Mensch bezeichnet war; sodann von Indien ging sie mit ihm nach Schönbrunn, sie detaillierte die durch die guten Bemühungen von Herrn Jackal gescheiterte Verschwörung, und während sie den General Lebastard jenseits der Wien-Brücke verlor, nahm sie Herrn Sarranti allein wieder auf, um ihn nach Paris zurückzuführen und erst am Tage seiner Verhaftung zu verlassen. Am Rande standen die Worte: »Überdies angeklagt und überwiesen der Verbrechen der Entführung, des Diebstahls und des Mordes, wegen welcher Verbrechen er verurtheilt worden ist.«

      Was den Abbé Dominique betrifft, – seine Biographie war nicht minder detailliert. Man nahm ihn beim Austritte aus dem Seminar; man erklärte ihn für einen Schüler des Abbé Lamenais, dessen Dissidenz Aufsehen zu erregen anfing; sodann machte man aus ihm einen Mansardenbesucher, der nicht das Wort Gottes verbreite, sondern für die revolutionäre Propaganda arbeite; man führte eine Predigt von ihm an, die ihm würde ernstliche Ermahnungen von Seiten seiner Obern zugezogen haben, hätte er nicht einem spanischen, in Frankreich noch nicht wiederhergestellten Orden angehört. Man trug endlich darauf an, ihn nach dem Auslande zurückzuschicken, da seine Anwesenheit in Paris, nach der Aussage der Kongregation, gefährlich war.

      Kurz, nach der Note, die der arme König vor Augen hatte, waren die Herren Sarranti, Vater und Sohn, Blutsäufer und hielten in der Hand: der Eine das Schwert, das den Thron umstürzen sollte; der Andere die Fackel, welche die Kirche niederbrennen sollte.

      Es genügte also, hatte man sich einmal mit all diesem Jesuitengifte angeschwängert, die Blicke wieder auf das Blatt Papier zu werfen, um zum politischen Hasse, der sich einen Augenblick beugen konnte, zurückzukehren und gleichsam mit einem Schlage aufs Neue alle die Gespenster der Revolution hervortreten zu sehen.

      Der König schauerte und warf dem Abbé Dominique einen schlimmen Blick zu.

      Dieser täuschte sich nicht im Blicke von Karl X. und fühlte sich wie von einem glühenden Eisen getroffen. Er hob indessen das Haupt stolz empor, verbeugte sich, machte zwei Schritte rückwärts und schickte sich an, wegzugehen.

      Eine erhabene Geringschätzung für diesen König, der die Instincte seines Herzens zurückstieß, um an ihre Stelle den Haß Anderer zu setzen, die niederschmetternde Verachtung des Starken gegen den Schwachen schweiften wider den Willen des Abbé Dominique in seinen Augen und auf seinen Lippen.

      Karl X. sah dieses Gefühl wie eine Flamme glänzen, und, im Ganzen Bourbon, das heißt schnell für die Gnade, hatte er einen von den Gewissensbissen, welche zu gewissen Stunden, Agrippa d’Aubigne anschauend, sein Ahnherr Heinrich IV. haben mußte.

      Die Wahrheit oder wenigstens der Zweifel erschien ihm in der Halbtinte; er wagte es nicht, zu verweigern, was dieser redliche Mann von ihm verlangte, und rief den Abbé Dominique in dem Augenblicke zurück, wo er sich entfernen wollte.

      »Herr Abbé,« sagte er zu ihm, »ich habe bis jetzt weder bejahend, noch verneinend auf Ihre Bitte geantwortet; wenn ich es aber nicht gethan habe, so ist dies so, weil ich vor meinen Augen, oder vielmehr in meinem Geiste die Schatten der ungerecht geopferten Gerechten vorüberziehen sah.«

      »Sire,« rief der Abbé, indem er zwei Schritte rückwärts machte, »es ist noch Zeit, und der König braucht nur ein Wort zu sprechen.«

      »Ich bewillige Ihnen zwei Monate, Herr Abbé,« sagte der König, indem er seinen gewöhnlichen Stolz wieder annahm, als bereute er es und als erröthete er darüber, daß er die geringste Gemüthsbewegung hatte durchscheinen lassen; »doch hören Sie wohl? Ihr Vater gebe sein Cassationsgesuch ein! Ich verzeihe zuweilen die Rebellion gegen das Königthum; ich würde nie die Rebellion gegen die Justiz verzeihen.«

      »Sire, werden Sie die Gnade haben, mir das Mittel zu geben, bei meiner Ankunft zu jeder Stunde des Tages und der Nacht zu Ihnen zu gelangen?«

      »Gern,« antwortete der König.

      Und er klingelte.

      »Sie sehen diesen Herrn,« sagte Karl X. zum eintretenden Huissier. »Schauen Sie ihn genau an, und man führe ihn bei mir ein, zu welcher Stunde des Tags oder der Nacht er auch hier erscheinen mag. Unterrichten Sie hiervon die Leute vom Dienste.«

      Der Abbé verbeugte sich und ging ab, das Herz voll Freude, wenn nicht voll Dankbarkeit.

       V

      Der Vater und der Sohn

      Alle die Blüthen der Hoffnung, welche langsam im Schooße des Menschen keimen und’ ihre Früchte nur zu gewissen Stunden geben, erschlossen sich im Herzen des Abbé Dominique, so wie er den Fuß auf eine Stufe setzte, die ihn von der königlichen Majestät entfernte und seinen Mitbürgern näherte.

      Indem er sich der Schwächen des unglücklichen Monarchen erinnerte, dünkte es ihm unmöglich, daß dieser, unter den Jahren gebeugte, Mann, mit dem guten Herzen, aber dem trägen Geiste, ein ernstes Hinderniß beim Werke der großen Göttin sein sollte, welche vorwärts schreitet, seitdem der menschliche Genius seine Fackel angezündet hat, der Göttin, die man die Freiheit nennt.

      Dann kehrte, – seltsamer Weise, und was bewies, daß ohne Zweifel sein Plan für die Zukunft sehr entschieden festgesetzt war, – dann kehrte seine ganze Vergangenheit plötzlich in sein Gedächtniß zurück. Er erinnerte sich der geringsten Einzelheiten seines Priesterlebens, seiner unsäglichen Unschlüssigkeiten in dem Augenblicke, wo er sein Gelübde ablegen sollte, seiner inneren Kämpfe in dem Augenblicke, wo er die Weihe empfangen sollte; Alles war aber besiegt worden durch jene Hoffnung, welche, der Feuersäule von Moses ähnlich, ihm seinen Weg durch die Gesellschaft bezeichnete und ihm sagte, die Laufbahn, auf der er seinem Vaterlande am Nützlichsten

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