Salvator. Александр Дюма
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Ein schwermüthiges Lächeln, das bewies, Dominique habe richtig getroffen, schwebte über die Lippen von Herrn Sarranti.
»Nun wohl, mein Vater,« fuhr Dominique fort, »ich schwöre Ihnen, daß die Worte Ihres Sohnes keine leeren Worte sind; ich schwöre Ihnen, daß ich hier,« Dominique legte die Hand auf seine Brust,– »daß ich hier die Beweise Ihrer Unschuld habe.«
»Und Du hast sie nicht vorgebracht?« rief Herr Sarranti, indem er einen Schritt zurückwich und seinen Sohn mit einem Erstaunen, das an Mißtrauen grenzte, ansah; »und Du hast gegen Deinen Vater ein Urtheil fällen lassen; Du hast Deinen Vater Zu einem entehrenden Tode verurtheilen lassen, während Du hier,« – und Herr Sarranti streckte den Finger gegen die Brust des Mönches aus, – »während Du hier die Beweise der Unschuld Deines Vaters hattest?«
Dominique hob die Hand empor.
»Mein Vater! so wahr als Sie ein Ehrenmann sind; so wahr als ich Ihr Sohn bin, wenn ich von diesen Beweisen Gebrauch gemacht, wenn ich Ihnen das Leben, die Ehre mit Hilfe dieser Beweise gerettet hätte, Sie würden mich verachtet haben, und wären grausamer an Ihrer Verachtung gestorben, als Sie je durch das Eisen des Henkers sterben werden.«
»Wenn Du aber diese Beweise heute nicht geben konntest, wie wirst Du sie eines Tages geben können?«
»Mein Vater, das ist ein zweites Geheimniß, das ich Ihnen nicht enthüllen darf, ein Geheimniß, das zwischen mir und Gott ist.«
»Mein Sohn,« sprach der Verurtheilte mit kurzem Tone, »es ist in Allem dem zu viel Geheimniß für mich. Ich nehme nur an, was ich begreifen kann; ich begreife nicht: folglich schlage ich aus.«
Und einen Schritt zurückweichend, winkte er dem Mönche, aufzustehen.
»Genug, Dominique,« sagte er; »erspare mir jeden Streit, und laß uns die letzten Stunden, die wir noch auf Erden beisammen zu bleiben haben, so sanft als möglich zubringen.«
Der Mönch stieß einen Seufzer aus; er wußte, daß, sobald einmal diese Worte von seinem Vater ausgesprochen waren, sich nichts mehr hoffen ließ.
Und dennoch, während er aufstand, sann er darüber nach, durch welche Wendung er von dem unbeugsamen Manne, den er seinen Vater nannte, eine Aenderung seines Entschlusses erlangen könnte.
Herr Sarranti bezeichnete Dominique einen Schemel, machte mit einem Reste von Aufregung drei bis vier Gänge in der engen Zelle, stellte dann einen Schemel zu seinem Sohne, setzte sich selbst, sammelte sein Gemüth und sprach also zu dem armen Mönche, der ihn mit gesenktem Haupte und gepreßtem Herzen anhörte:
»Bei dem Bedauern, daß wir uns trennen müssen, bleibt mir in dem Augenblicke, wo ich sterben soll, eine Art von Reue, oder vielmehr eine Furcht, ich habe mein Leben schlecht angewandt.«
»Oh! mein Vater!« rief Dominique, indem er das Haupt erhob und die Hände seines Vaters zu nehmen suchte, die dieser zurückzog, weniger in einer Bewegung der Kälte, als im Gegentheile, um seinem Sohne nicht diese magnetische Gewalt über sich zu geben.
Sarranti fuhr fort:
»Und, in der That, höre mich wohl an, mein Sohn, und sprich Dein Urtheil über mich.«
»Mein Vater!«
»Sprich Dein Urtheil über mich, ich wiederhole es . . . Habe ich nach Deiner Ansicht, – denn es macht mir Freude, es zu sagen, mein Sohn, Du bist ein Mann von hoher Moral, – habe ich nach Deiner Ansicht den Verstand, den mir Gott gegeben, um Anderen nützlich zu sein, gut oder schlecht angewendet? . . . Zuweilen zweifle ich . . . höre mich wohl an . . . und mir scheint, dieser Verstand habe ihnen zu nichts gedient. Etwas Anderes ist es, so viel als man vermag zum Werke der Civilisation beizutragen, welches zu fördern wir, die Einen und die Anderen, berufen sind; etwas Anderes, sein Leben einer einzigen Idee zu weihen, oder vielmehr einem einzigen Menschen, so groß Dieser Mensch auch sein mag.«
»Oh! mein Vater!« rief der Mönch, einen glühenden Blick auf Herrn Sarranti heftend.
»Höre mich an, mein Sohn,« wiederholte der Gefangene. » . . . Nun wohl, es ergreift mich, wie ich Dir sagte, ein Augenblick des Zweifels, und ich befürchte, mich im Wege geirrt zu haben. Aus dem Punkte, diese Welt zu verlassen, mache ich meine Gewissensprüfung, und es ist ein Glück für mich, daß ich sie vor Dir mache. Glaubst Du, die Energie, die ich in mir habe, hätte können besser angewendet werden? Habe ich von den Fähigkeiten, mit denen mich Gott begabt, den besten Gebrauch gemacht, den ich davon machen konnte, und wenn ich mir eine Ausgabe vorgesetzt, habe ich sie auch gut vollbracht? Antworte mir, mein Dominique.«
Zum zweiten Male sank Dominique, vor seinem Vater aus die Kniee.
»Mein edler Vater,« sagte er, »ich kenne keinen Menschen unter dem Himmel, der redlicher und edelmüthiger, als Sie es gethan, seine Kräfte im Dienste einer Sache verwendet hat, die ihm gerecht und gut schien; ich kenne keine höhere Rechtlichkeit, als Ihre Rechtlichkeit, keine uneigennützigere Ergebenheit, als Ihre Ergebenheit. Ja, mein edler Vater, Sie haben Ihre Ausgabe aus dem Gesichtspunkte erfüllt, aus dem Sie sich dieselbe auferlegt hatten, und die Zelle, in der wir zu dieser Stunde sind, ist das materielle Zeugniß Ihrer Seelengröße und Ihrer erhabenen. Selbstverleugnung.«
»Meinen Dank, Dominique,« antwortete Sarranti; »und tröstet mich etwas über den Tod, so ist es der Gedanke, daß mein Sohn das Recht hat, stolz aus mein Leben zu sein. Ich werde Dich also, mein einziges Kind, ohne Gewissensbisse, ohne Bedauern verlassen. Und ich hatte doch noch Kräfte im Dienste des Vaterlands; ich war kaum, – mir scheint das wenigstens heute so, – ich war kaum bei der Hälfte meiner Ausgabe, und ich glaubte, – in einer dunklen Ferne, welche zu erreichen mir aber möglich gewesen wäre, – den leuchtenden Strahl eines besseren Lebens, etwas wie die Befreiung meines Vaterlands, und, wer weiß? vielleicht in Folge der Befreiung meines Vaterlands die Befreiung der Nationen zu erschauen!«
»Ah! mein Vater!« rief der Abbé, »ich stehe Sie an, verlieren Sie diesen leuchtenden Strahl nicht aus dem Blicke: denn das ist die Feuersäule, welche Frankreich nach dem gelobten Lande führen soll. Mein Vater, hören Sie mich an, und Gott lege die Ueberredung in den Mund seines demüthigen Dieners.«
Herr Sarranti strich mit der Hand über seine feuchte Stirne, als wollte er sie von den materiellen Wolken befreien, welche seine Gedanken verdunkeln und das Wort seines Sohnes bis in seinen Geist zu gelangen verhindern konnten.
»Hören Sie also nun mich an, mein Vater: Sie haben so eben mit einem einzigen Worte die sociale Frage erleuchtet, der die edlen Menschen, wer sie auch sein mögen, ihr Leben weihen: der Mensch und die Idee.«
Die Augen aus seinen Sohn geheftet, machte Herr Sarranti ein Zeichen der Beistimmung.
»Der Mensch und die Idee. Alles liegt hierin, mein Vater. Der Mensch, in seiner Hoffart, glaubt der Herr der Ideen zu sein, während im Gegentheile die Idee Gebieterin des Menschen ist. Die Idee, o mein Vater, ist die Tochter Gottes, und Gott hat ihr, um ihr ungeheures Werk zu vollbringen, die Menschen als Werkzeuge gegeben . . . hören Sie das wohl, mein Vater: ich werde manchmal dunkel.
»Durch die Periode der Zeiten strahlt die Idee wie eine Sonne, die Menschen verblendend, die ihren Gott daraus gemacht haben. Sehen Sie dieselbe geboren werden, wo der Tag geboren wird: da, wo die Idee ist, ist das Licht: in allem Uebrigen ist die Nacht.
»Als