Salvator. Александр Дюма

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Salvator - Александр Дюма

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Ahnstädte erleuchtend, von denen wir nur. noch die Trümmer kennen, da strahlten ihre Flammen um sie und beleuchteten zugleich mit Indien alle benachbarten Nationen: nur war die Intensität des Lichtes da, wo die Idee war. Aegypten, Persien, Arabien waren in der Halbtinte: die übrige Welt in der Dunkelheit: Athen, Rom, Carthago, Cordova, Florenz und Paris, diese zukünftigen Herde, diese zukünftigen Leuchtthürme waren noch nicht aus der Erde hervorgegangen, und man wußte noch nicht einmal etwas von ihrem Namen.

      »Indien vollbrachte sein Werl der patriarchalischen Civilisation. Diese Mutter des Menschengeschlechts, welche als Symbol die Kuh mit den unversiegbaren Eutern angenommen hatte, reichte den Ecepter Aegypten, seinen dreihundert Namen, seinen dreihundert und dreißig Königen und seinen sechsundzwanzig Dynastien. Man weiß nicht, wie lange Indien gedauert hat: Aegypten dauerte dreitausend Jahre. Es erzeugte Griechenland: nach der patriarchalischen Regierung und der theokratischen Regierung die republikanische Regierung. Die antike Gesellschaft hatte die heidnische Vollkommenheit erreicht.

      »Dann kam Rom, Rom, die privilegierte Stadt, wo die Idee Mensch werden und über die Zukunft herrschen sollte . . . – Mein Vater, verbeugen wir uns Beide: ich will den Namen des Gerechten aussprechen, der nicht nur für die Gerechten starb, die man nach ihm opfern sollte, sondern auch für die Schuldigen: mein Vater, ich spreche den Namen Christi aus.«

      Sarranti neigte das Haupt: Dominique bekreuzte sich.

      »Mein Vater, in dem Augenblicke, wo der Gerechte seinen letzten Ausruf von sich gab, rollte der Donner, zerriß der Vorhang im Tempel, öffnete sich die Erde . . . Dieser Spalt, der von einem Pole zum andern ging, war der Abgrund, der die alte Welt von der neuen trennte. Alles war wiederanzufangen, Alles war neu zu machen: man hätte glauben sollen, Gott, der Unfehlbare, habe sich getäuscht, hätte man nicht, von Stelle zu Stelle, wie an seinem eigenen Lichte angezündete Leuchtthürme, die großen Vorläufer erkannt, die man Moses, Aeschylos, Plato, Sokrates, Virgil und Seneca nennt.

      »Die Idee hatte vor Jesus Christus ihren antiken Namen: Civilisation, gehabt: sie hatte nach Jesus Christus ihren modernen Namen: Freiheit. In der heidnischen Welt war die Freiheit nicht nöthig für die Civilisation: sehen Sie Indien, sehen Sie Aegypten, sehen Sie Arabien, sehen Sie Persien, sehen Sie Griechenland, sehen Sie Rom. In der christlichen Welt gibt es keine Civilisation ohne Freiheit; sehen Sie Rom, Carthago, Granada fallen, sehen Sie den Vatican geboren werden . . . «

      »Mein Sohn,« fragte Sarranti mit einer Art von Zweifel, »ist der Vatican wirklich der Tempel der Freiheit?«

      »Er war es wenigstens bis zu Gregor VII. . . . Ah! mein Vater, hier muß man abermals den Menschen von der Idee trennen! Die Idee, die den Händen des Papstes entwischt, geht in die Hände von König Ludwig dem Dicken über, welcher vollendet, was Gregor VII. begonnen hat. Frankreich wird Rom fortsetzen; in diesem Frankreich, das kaum das Wort Gemeinde stammelt; in diesem Frankreich, dessen Sprache sich bildet, bei welchem die Leibeigenschaft aufgehoben werden wird, in diesem Frankreich werden sich fortan die Geschicke der Welt debattieren. Rom hat nur noch den Leichnam Christi: Frankreich hat sein Wort, seine Seele, – die Idee! . . . Seht sie sich erheben unter dem Namen Gemeinde. Gemeinde, das heißt Volksrechte, Demokratie, Freiheit!

      »O mein Vater, die Menschen glauben, sie benützen die Ideen, während im Gegentheile es die Idee ist, welche die Menschen benützt.

      »Hören Sie, mein Vater, denn in dem Augenblicke, wo Sie Ihr Leben Ihrem Glauben opfern, muß man Licht machen um diesen Glauben, damit Sie wohl sehen, ob die von Ihnen angezündete Fackel Sie dahin geführt hat, wohin Sie gehen wollten.«

      »Ich höre,« erwiderte der Verurteilte, indem er seine Hand an seine Stirne drückte, als wollte er sie verhindern, vor der Minerva zu zerspringen, die er ganz gerüstet unter dem Gewölbe seines Gehirnes sich bewegen fühlte.

      »Die Ereignisse sind verschieden,« fuhr der Mönch fort, »doch die Idee ist dieselbe. Nach der Gemeinde kommen die Pastoureaux; nach den Pastoureaux kommt die Jacquerie; nach der Jacquerie kommen die Maillotins; nach den Maillotins kommt der Krieg des öffentlichen Wohls; nach dem Kriege des öffentlichen Wohls die Ligue; nach der Ligue die Fronde; nach der Fronde die französische Revolution. Nun, mein Vater, alle die Empörungen, – mögen sie Gemeinde, Pastoureaux, Jacquerie, Maillotin, Krieg des öffentlichen Wohls, Ligue, Fronde, Revolution heißen, – das ist immer die Idee, die Idee, die sich verwandelt, bei jeder Verwandlung aber wächst.

      »Der Blutstropfen, der von der Zunge des ersten Menschen fällt, welcher auf dem öffentlichen Platze von Cambrai: Gemeinde, ruft, und dem man die Zunge als einem Gotteslästerer ausschneidet, ist die Quelle der Demokratie; zuerst Quelle, dann Bach, dann Fluß, dann Strom, dann See, dann Ocean.

      »Sehen wir nun, mein Vater, auf diesem Ocean den vom Herrn erwählten Steuermann schiffen, den man Napoleon den Großen nennt . . . «

      Der Verurtheilte, der nie solche Worte gehört hatte, sammelte sich und hörte.

      Der Mönch fuhr in folgenden Ausdrücken fort:

      »Drei Männer waren zu allen Zeiten im Geiste des Herrn erwählt gewesen, um die Werkzeuge der Idee zu sein und das Gebäude der christlichen Welt zu behauen, wie er es verstand. Diese drei Männer sind Cäsar, Karl der Große, Napoleon. Und bemerken Sie wohl, mein Vater, Jeder von diesen drei Männern weiß nicht, was er thut, und scheint gerade das Gegentheil von, dem zu träumen, was er vollbringt: Cäsar, ein Heide, bereitet das Christenthum vor; Karl der Große, ein Barbar, bereitet die Civilisation vor; Napoleon, ein Despot, bereitet die Freiheit vor.

      »Diese drei Männer kommen in einer Entfernung von achthundert Jahren von einander. Mein Vater, es sind drei verschiedene menschliche Anblicke, doch es ist dieselbe Seele, die sie belebt, – die Idee.

      »Cäsar, ein Heide, vereinigt durch die Eroberung die Völker in einen einzigen Bündel, damit auf dieser Menschengarbe Christus aufstehe, eine befruchtende Sonne der modernen Welt, und damit unter dem Nachfolger Cäsars sich Christus erhebe.

      »Karl der Große, ein Barbar, gründet die Feudalherrschaft, diese Mutter der Civilisation, und bricht an den Schranken seines ungeheuren Reiches die Wanderung der Völker, welche noch barbarischer als er.

      »Napoleon . . . Erlauben Sie, mein Vater, daß ich in Beziehung auf Napoleon meine Theorie weiter entwickle. Es sind nicht leere Worte, die ich Ihnen sage, und ich hoffe, sie führen mich im Gegentheile zu dem Ziele, nach dem ich strebe.

      »Als Napoleon, oder vielmehr Bonaparte, – denn der Riese hat zwei Namen, wie er zwei Gesichter hat, – als Bonaparte erschien, war Frankreich dergestalt durch die Revolution aus den andern Völkern hinausgeschleudert, daß es das Gleichgewicht der Nationen gestört hatte. Dieser Bucephalus brauchte einen Alexander, dieser Löwe einen Androklos. Bonaparte erschien mit seiner doppelten volksthümlichen und aristokratischen Natur im Angesichte dieser wahnsinnigen Freiheit, die man fesseln mußte, um sie zu heilen. Bonaparte war hinter der Idee in Frankreich, aber vor den Ideen anderer Völker.

      »Die Könige sahen nicht in ihm, was in ihm war: die Könige sind manchmal blind: die Tollen führten Krieg gegen ihn.

      »Da nahm Bonaparte, – der Mann der Idee, – was in Frankreich Reinstes, Verständigstes, Progressivstes unter seinen Kindern war: er bildete Bataillons daraus, heilige Bataillons, die er über Europa verbreitete. – Ueberall bringen diese Bataillons der Idee den Tod den Königen und das Leben den Völkern: überall, wo der Geist Frankreichs durchzieht, macht die Freiheit in seinem Gefolge einen Riesenschritt und wirst die Revolutionen in den Wind, wie ein Säemann das Korn auswirft.

      »Napoleon fällt 1815, und schon ist die Ernte, die er vorbereitet hat, auf gewissen Boden gut zu machen. So verlangen im Jahre 1818, –

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