Salvator. Александр Дюма

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Salvator - Александр Дюма

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sie: 1820 Revolution und Constitution der Cortes in Spanien: 1821 Empörung der Griechen gegen die Türkei.

      »Der Mensch ist Gefangener: der Mensch ist an den Felsen von St. Helena gefesselt: der Mensch ist todt; der Mensch ist begraben; der Mensch ruht unter seinem namenlosen Steine; doch die Idee ist frei, doch die Idee überlebt ihn, doch die Idee ist unsterblich!

      »Eine einzige Nation, eine einzige, war durch ihre topographische Lage dem progressiven Einflusse Frankreichs entgangen, weil sie zu weit entfernt war, als daß wir je daran gedacht hätten, den Fuß auf ihr Gebiet zu setzen. Napoleon träumt die Vernichtung der Engländer in Indien durch seine Verbindung mit Rußland . . . Dadurch, daß er die Augen immer auf Moskau geheftet hält, gewöhnt er sich an die Entfernung; die Entfernung verschwindet allmählich durch einen zugleich erhabenen und wahnsinnigen optischen Effect. Einen Vorwand, und wir erobern Rußland, wie wir Italien, Aegypten, Deutschland, Oesterreich und Spanien erobert haben. Der Vorwand wird eben so wenig fehlen, als er zur Zeit der Kreuzzüge fehlte, wo wir die Civilisation vom Orient entlehnten. Gott will es: wir werden die Freiheit dem Norden bringen. Ein englisches Schiff läuft in den Hafen irgend einer Stadt am Baltischen Meere ein, und der Krieg ist von Napoleon dem Manne erklärt, der zwei Jahre vorher, sich vor ihm verbeugend, folgenden Vers vom Voltaire auf sich anwandte:

      L’amitié d’un grand homme est un bienfait des dieux! 12

      »Und vor Allem scheint es, aus den ersten Blick, die Vorhersehung Gottes scheitere an dem despotischen Instincte eines Menschen. Frankreich dringt in Rußland ein, Rußland weicht aber vor Frankreich zurück: die Freiheit und die Sklaverei werden nicht in Berührung kommen. Kein Samen wird in dieser eisigen Erde keimen: denn vor unseren Heeren werden nicht nur die feindlichen Heere, sondern auch die feindlichen Völkerschaften zurückweichen. Es ist ein wüstes Land, dessen wir uns bemächtigen, es ist eine in Brand gesteckte Hauptstadt, welche in unsere Hände fällt, und wenn wir in Moskau einziehen, ist Moskau leer, steht Moskau in Flammen!

      »Da ist die Sendung Napoleons erfüllt, und der Augenblick seines Sturzes ist gekommen: denn der Sturz von Napoleon wird der Freiheit so ersprießlich sein, als es die Erhebung von Napoleon gewesen ist. So klug vor dem siegenden Feinde, wird der Czaar vielleicht unklug vor dem besiegten Feinde sein: er war vor dem Eroberer zurückgewichen, – sehen Sie, mein Vater, sehen Sie, er schickt sich an, dem Flüchtling zu folgen . . .

      »Gott zieht seine Hand von Napoleon zurück . . . Ist nicht seit drei Jahren sein guter Genius, Josephine, von ihm entfernt, um Marie Louise, der Inkarnation des Despotismus, Platz zu machen? Gott zieht also seine Hand von Napoleon zurück: und damit das himmlische Dazwischentreten sehr sichtbar sei, sind es diesmal bei den menschlichen Dingen nicht mehr Menschen, welche gegen Menschen kämpfen: die Ordnung der Jahreszeiten ist verkehrt, der Schnee und die Kälte kommen in Eilmärschen: es sind die Elemente, welche eine Armee tödten.

      »Und so treffen die von der Weisheit des Herrn vorhergesehenen Dinge ein. Paris konnte seine Civilisation nicht nach Moskau tragen: Moskau kommt und verlangt sie in Paris.

      »Zwei Jahre nach dem Brande seiner Hauptstadt wird Alexander in der unsern einziehen: doch sein Aufenthalt hier wird von zu kurzer Dauer sein: seine Soldaten werden kaum den Boden Frankreichs berührt haben: unsere Sonne, die sie erleuchten sollte, hat sie nur geblendet.

      »Gott ruft seinen Auserwählten zurück: Napoleon erscheint wieder: der Gladiator betritt wieder die Arena, kämpft, fällt und streckt bei Waterloo den Hals hin.

      »Da öffnet Paris dem Czaar und seinem wilden Heere wieder die Thore. Diesmal wird die Occupation drei Jahre an den Usern der Seine diese Menschen von der Newa, von der Wolga und vom Don zurückhalten: ganz angefüllt von neuen und fremden Ideen, die unbekannten Namen Civilisation, Befreiung und Freiheit stammelnd, werden sie in ihr wildes Land zurückkehren, und acht Jahre nachher wird eine republikanische Verschwörung in Petersburg ausbrechen . . . Wenden Sie die Augen gegen Rußland, mein Vater, und Sie werden den Herd dieses Brandes noch rauchend aus dem Senats-Platze sehen.

      »Mein Vater, Sie haben Ihr Leben dem Menschen-Idee geweiht: der Mensch ist todt, die Idee lebt. Leben Sie auch für die Idee!«

      »Was sagst Du, mein Sohn?« rief Herr Sarranti, seinen Sohn mit Augen anschauend, in denen sich zugleich das Erstaunen und die Freude, die Ueberraschung und der Stolz malten.

      »Mein Vater, ich sage, nachdem Sie so muthig gekämpft, werden Sie nicht das Leben verlassen wollen, ehe Sie die Stunden der zukünftigen Unabhängigkeiten haben schlagen hören. Mein Vater, die Welt rührt sich; Frankreich ist in Arbeit wie ein vulcanischer Berg; noch ein paar Jahre, ein paar Monate vielleicht, und die Lava wird aus dem Krater hervorbrechen, auf ihrem Wege, wie verfluchte Städte, alle Knechtschaften, alle Erniedrigungen einer Gesellschaft verschlingend, welche verurtheilt ist, einer neuen Gesellschaft Platz zu machen.«

      »Wiederhole die Worte, Dominique!« rief der enthusiastische Corse, dessen Augen vor Freude funkelten, da er aus dem Munde seines Sohnes diese prophetischen und tröstlichen, für ihn wie ein Diamantenthau kostbaren Worte hervorkommen hörte; »wiederhole diese Worte . . . Du gehörst zu einer geheimen Gesellschaft, nicht wahr, und Du kennst das Auflösungswort der Zukunft?«

      »Ich gehöre zu keiner geheimen Gesellschaft, mein Vater, und kenne ich das Auflösungswort der Zukunft, so habe ich es in der Vergangenheit gelesen. Ich weiß nicht, ob sich ein Complott in der Dunkelheit anzettelt; doch ich weiß, daß eine allmächtige Verschwörung im Angesichte Aller im vollen Sonnenscheine aufgegangen ist: das ist die Verschwörung des Guten gegen das Böse, und die zwei Streiter stehen einander gegenüber; die Welt wartet . . . Leben Sie, mein Vater, leben Sie!«

      »Ja, Dominique,« rief Sarranti, seinem Sohne die Hand reichend, »Du hast Recht: ich wünsche nun zu leben; doch wie leben, da ich verurtheilt bin?«

      »Mein Vater, das ist meine Sache.«

      »Keine Gnade, hörst Du wohl, Dominique? Ich will nichts von den Menschen empfangen, welche zwanzig Jahre gegen Frankreich gekämpft haben.«

      »Nein, mein Vater; verlassen Sie sich auf mich, daß ich die Ehre der Familie wahre. Man verlangt nur Eines von Ihnen: daß Sie ein Cassationsgesuch einreichen; ein Unschuldiger hat keine Gnade zu verlangen.«

      »Was ist denn Dein Plan, Dominique?«

      »Mein Vater, gegen Sie, wie gegen Andere muß ich ihn verschweigen.«

      »Es ist ein Geheimniß?«

      »Tief, unverletzlich.«

      »Selbst für Deinen Vater, Dominique?«

      Dominique nahm die Hand seines Vaters, küßte sie ehrfurchtsvoll und erwiderte:

      »Selbst für meinen Vater!«

      »Sprechen wir nicht mehr davon, mein Sohn . . . Wann werde ich Dich wiedersehen?«

      »In fünfzig Tagen . . . vielleicht früher, doch nicht später.«

      »Ich werde Dich fünfzig Tage lang nicht sehen?« rief Herr Sarranti erschrocken.

      Er fing an zu befürchten, er werde sterben.

      »Ich unternehme zu Fuße eine lange Pilgerfahrt. . . . Empfangen Sie mein Lebewohl. Ich reise schon diesen Abend, in einer Stunde, ab, um bis zu meiner Rückkehr nicht mehr zu rasten. Segnen Sie mich, mein Vater!«

      Ein Gefühl erhabener Größe verbreitete sich über das Antlitz von Herrn Sarranti.

      »Gott begleite

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<p>12</p>

Die Freundschaft eines großen Mannes ist eine Wohlthat der Götter.