Salvator. Александр Дюма

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Salvator - Александр Дюма

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Sie,« sagte er zu Dominique, »es sind drei Tage, daß derjenige, an welchen dieser Brief adressiert ist, müde der Art, wie die Dinge in Frankreich gehen, nach Rom abgereist ist.«

      »An den Herrn Vicomte von Chateaubriand?« wiederholte der Mönch.

      »Ja; vor einem Namen wie der seinige öffnen sich alle Thüren. Halten Sie die Schwierigkeiten für unüberwindlich, so überreichen Sie ihm diesen Brief, sagen Sie ihm, er sei Ihnen vom Sohne desjenigen übergeben worden, welcher ihn geschrieben hat, und rufen Sie im Namen dieses Briefes Emigrationserinnerungen an. Er wird Ihnen vorangehen, und Sie werden ihm nur zu folgen haben. Wenden Sie übrigens dieses Mittel nur im äußersten Nothfalle an; denn es wird ein Geheimniß enthüllen, das sodann unter drei Personen sein wird: Sie, Herr von Chateaubriand und wir, Fragola und ich, die wir nur Eins bilden.«

      »Ich werde blindlings Ihre Instructionen befolgen, mein Bruder.«

      »Nun wohl, das ist Alles, was ich Ihnen zu sagen hatte. Küsse dem frommen Manne die Hand, Fragola; ich, ich begleite ihn bis zum letzten Hause der Stadt.«

      Fragola näherte sich und küßte die Hand dem Mönche, der ihr mit einem sanften Lächeln zuschaute.

      »Ich erneure meinen Segen,« sprach er; »seien Sie so glücklich, als Sie keusch, gut und schön sind.«

      Sodann, als ob alle lebendige Wesen des Hauses ein Recht aus seinen Segen hätten, strich er mit der Hand über den Kopf des Hundes und ging ab.

      Salvator, der zurückgeblieben war, drückte sanft seine Lippen aus die von Fragola und murmelte:

      »Ah! ja, keusch, gut und schön!«

      Und er folgte dem Mönche.

       VII

      Der Pilger

      Ehe er abreiste, mußte der Abbé noch in seine Wohnung gehen: die zwei jungen Leute schlugen also den Weg nach der Rue du Pot-de-Fer ein.

      Kaum hatten sie zehn Schritte gemacht, als ein Commissionär, dem ein in einen Mantel gehüllter Mann einen Brief übergeben, sich von der Mauer trennte und ihnen folgte.

      »Hören Sie,« sagte Salvator zum Mönche, »ich wette, das ist ein Commissionär, der aus derselben Seite zu thun hat wie wir!«

      »Wir werden also bespäht?«

      »Bei Gott!«

      In der That, die jungen Leute wandten sich dreimal um, einmal an der Ecke der Rue de l’Eperon, einmal an der Ecke der Rue Saint-Sulpice, und einmal vor der Thüre des Abbé: der Commissionär hatte, wie es schien, an demselben Orte wie sie zu thun.

      »Ah!« murmelte Salvator, »das ist ein geschickter Mann, dieser Herr Jackal, da wir aber Gott für uns haben, und er nur den Teufel für sich hat, so werden wir vielleicht noch geschickter sein als er.«

      Sie traten ein: der Abbé nahm seinen Schlüssel. Ein Mann plauderte mit der Portiere und streichelte ihre Katze.

      »Sehen Sie diesen Mann recht an, wenn wir weggehen,« sagte Salvator, während er die Treppe hinaufstieg.

      »Welchen Mann?«

      »Den, welcher mit Ihrer Portiere plaudert.«

      »Nun?«

      »Nun, er wird sie bis an die Barrière begleiten, und vielleicht noch viel weiter.«

      Man trat in das Zimmer von Dominique ein.

      Es war eine Oase, dieses Zimmer, wenn man von der Conciergerie oder der Präfectur kam. Die untergehende Sonne beleuchtete es zu dieser Stunde mit ihren sanften Strahlen; die Vögel des Luxembourg sangen in den blühenden Kastanienbäumen; die Luft war rein, und man fühlte sich glücklich, wenn man nur in diesen Winkel eintrat.

      Salvator aber fühlte sein Herz beklommen bei dem Gedanken, der arme Mönch sollte diese heitere Atmosphäre verlassen, um auf den Landstraßen von Land zu Land, unter der glühenden Sonne des Süden, unter dem eisigen Winde der Nacht umherzuirren.

      Der Abbé blieb einen Augenblick mitten im Zimmer stehen und schaute rings umher.

      »Ich bin glücklich hier gewesen!« sagte er, durch Worte den Gedanken seines Geistes formend; »ich habe die süßesten Stunden meines Lebens in dieser friedlichen Einsamkeit zugebracht, wo ich Vergnügen nur vom Studium, Trost nur von Gott verlangte. Jenen Mönchen ähnlich, welche den Thabor oder den Sinai bewohnen, kamen dann wie Erinnerungen aus einem vergangenen Leben, wie Offenbarungen eines zukünftigen Lebens zu mir. Ich habe hier, wie lebendige Wesen, die blühendsten Träume meiner Jugend, die zauberhaftesten Glückseligkeiten meiner Jünglingszeit vorüberziehen sehen; ich verlangte nur einen Freund: Gott gab mir diesen Freund in Colombau, Gott hat ihn mir genommen! doch er hat Sie mir gegeben, Salvator. Der Wille Gottes geschehe!«

      Und nachdem er diese Worte gesprochen, nahm der Mönch ein Buch, das er in seine Rocktasche steckte, und knüpfte eine einfache Schnur um seinen weißen Rock; dann holte er aus einer Ecke des Zimmers einen langen Dornenstock und zeigte ihn seinem Freunde.

      »Ich habe ihn von einer traurigen Pilgerfahrt zurückgebracht,« sagte er; »es ist das einzige materielle Andenken, das mir von Colombau bleibt.«

      Sodann, als befürchtete er, weich zu werden und auszubrechen, sprach er:

      »Wollen wir gehen, mein Freund?«

      »Gehen wir!« erwiderte Salvator, indem er aufstand.

      Sie stiegen die Treppe hinab; der Mann war nicht mehr bei der Portiere, doch er war an der Ecke der Straße.

      Die zwei jungen Leute durchschritten den Luxembourg; der Mann folgte ihnen. Sie erreichten die Allee de l’Observatoire, nahmen ihren Weg durch die Rue Cassini, den Faubourg Saint-Jaques, und gelangten so., mehr stumm als sprechend, durch die äußeren Boulevards bis zur Barrière Fontainebleau; sie gingen durch die Barrière, verfolgt von den neugierigen Blicken der Douaniers und der Leute aus dem Volke, welche an den Anblick des mönchischen Gewandes wenig gewohnt waren; die zwei Freunde setzten ihren Marsch fort; der Mann folgte ihnen immer.

      allmählich trennten sich die Häuser, dann wurden sie die Straße entlang seltener; endlich sah man rechts , und links nichts mehr als die Ebene, wo die Aehren sich zu schaukeln ansingen.

      »Wo werden Sie heute übernachten?« fragte Salvator.

      »In dem ersten Hause, wo man so gut sein will, mir Gastfreundschaft zu geben,« antwortete der Mönch.

      »Diese Gastfreundschaft, mein Bruder, dulden Sie, daß ich sie Ihnen gebe?«

      Der Mönch nickte mit dem Kopfe zum Zeichen der Beistimmung.

      »Fünf Meilen von hier, etwas vor der Cour de France, finden Sie links einen kleinen Fußpfad, den Sie an einem Pfosten erkennen, auf welchem Sie ein weißes Kreuz sehen, das die Form von dem hat, was man in der Heraldik ein Pfotenkreuz nennt.«

      Dominique nickte zum zweiten Male.

      »Sie folgen diesem Fußpfade, der Sie ans Ufer des Flusses führt. Sodann, hundert Schritte von da, mitten unter einer Gruppe von Erlen, Pappelbäumen und Weiden, werden Sie bei den Strahlen, des Mondes ein weißes Häuschen sehen. Ueber der Thüre dieses Hauses werden Sie ein Kreuz ähnlich dem des Pfostens erkennen.«

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