Salvator. Александр Дюма
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Es fiel dem Mönch nicht einmal ein, Salvator zu fragen, zu welchem Zwecke er ein Haus am Ufer des Flusses habe: er öffnete seine Arme seinem Freunde.
Das Herz angeschwollen von tiefer Erregung, preßten sich die jungen Leute an einander.
Man mußte sich trennen.
Der Abbé ging ab.
Salvator blieb unbeweglich an dem Platze stehen, wo er seinen Freund verlassen hatte, und folgte ihm mit den Augen so weit, als seine Augen seine Form in der wachsenden Dunkelheit unterscheiden konnten.
Jeder, der diesen schönen Mönch friedlich und ernst, seinen Dornenstock in der Hand, mit seinem von Weiße glänzenden Rocke und seinem hinter ihm flatternden Mantel hätte hinwandeln sehen: Jeder, sagen wir, der so zu Fuße aus seine lange, fromme Pilgerfahrt diesen schönen Mönch mit dem festen Gange, mit dem gleichen Schritte hätte abgehen sehen, würde sich zugleich von Mitleid und von Traurigkeit, von Ehrfurcht und von Bewunderung ergriffen gefühlt haben.
Endlich verlor ihn Salvator aus dem Gesicht«: er machte ein Zeichen, welches bedeutete: »Gott behüte Dich!« und stieg gegen die rauchige, kothige Stadt hinab, – mit einem Kummer mehr und einem Freunde weniger.
VIII
Der Urwald der Rue d’Enfer
Lassen wir den Abbé aus der Straße nach Italien, seine traurige, lange Pilgerfahrt von dreihundert fünfzig Meilen vollbringend, das Herz erfüllt von schmerzlichen Bangigkeiten, die Füße gequetscht durch die harten Kieselsteine des Weges, und sehen wir, was, ungefähr drei Wochen nach seiner Abreise, das heißt am Montag dem 21. Mai, um Mitternacht, in einem Hause, oder vielmehr im Parke eines öden Hauses von einer der volkreichsten Vorstädte von Paris vorging.
Unsere Leser erinnern sich vielleicht des nächtlichen Besuches, den Carmelite und Colombau, zur Zeit ihres so schnell verlaufenen Glückes, in einer Frühlingsnacht dem Grabe von la Ballière machten. In jener Nacht, wie man sich auch erinnert, gingen sie, nachdem sie die Rue Saint-Jacques und die Rue du Val-de-Grace durchschritten hatten, gegen links und kamen in der Rue d’Enfer vor eine kleine hölzerne Gitterthüre, welche dem ehemaligen Garten der Carmeliterinnen als Eingang dient.
Nun wohl, jenseits der Straße, – folglich rechts, wenn man nach dem Observatoire geht, diesem Garten der Carmeliterinnen beinahe gegenüber, war eine gewölbte Thüre mit eisernem Gitter und durch eine eiserne Kette geschlossen.
Schaut im Vorübergehen durch die Gitterstangen dieser Thüre, und Ihr werdet erstaunt sein, wenn Ihr die üppigste Vegetation seht, die Ihr je vor den Augen gehabt, die Ihr je in einem Traume erschaut habt.
In der That, man denke sich einen Wald von Platanen, Adamsfeigenbäumen, Kastanienbäumen, Sumachs, Fichten, Tulpenbäumen mit einander wie Lianen verschlungen und verbunden durch tausendarmigen Epheu, in einem unentwirrbaren Durcheinander, in einer unglaublichen Verwirrung: ein für den Menschen undurchdringlicher Wald, ein Urwald Indiens oder Americas, und man wird kaum einen Begriff von der Zauberwirkung haben, die aus den erstaunten Vorübergehenden der Anblick dieses vereinzelten, mehr als vereinzelten, geheimnißvollen Parkwinkels hervorbringt,
Doch der Zauber, den der Anblick eines Urlandes und einer üppigen Vegetation verursacht, verschwand sehr bald und machte einer Art von Schrecken Platz, wenn, statt diesen Wald am hellen Tage zu sehen, der Vorübergehende seinen Blick durch die Gitterstangen in der Abenddämmerung oder in der Finsternis tauchte, welche der Mitternachtsmond sichtbar machte.
Da erblickte er, beim bleichen Scheine der Königin mit dem silbernen Diadem, in der Ferne die Trümmer eines eingestürzten Hauses und einen ungeheuren gähnenden Brunnen in einem Dickicht von hohem Grase: da hörte er unter der tiefen Stille jene tausend seltsamen Geräusche, die um Mitternacht aus den Kirchhöfen, den verfallenen Thürmen und den unbewohnten Schlössern hervorkommen: dann, wenn, – statt von jenem dreifachen Erze umschlossen zu sein, von dem Horaz in Beziehung auf den ersten Schiffer spricht, – die Einbildungskraft des verspäteten Wanderers, eines Schülers von Göthe oder Lesers von Hoffmann, auch nur ein wenig von der Lecture dieser zwei Dichter erfüllt wäre, würden ihm die Erinnerung an die Burgen des Rheins, wohin die Gespenster der Feudalbaronen zurückkehren, die Geister der böhmischen Wälder, alle Mährchen, alle Legenden, alle schlimmen Geschichten des alten Deutschlands wieder in den Kopf kommen, und er würde von diesen schweigsamen Bäumen, von diesem offenen Brunnen, von diesem eingestürzten Hause ihre Geschichte, ihr Mährchen oder ihre Legende verlangen.
Was wäre es dann bei dem, welcher, nachdem er die Trödlerin, – eine gute, brave Frau Namens Thomas, die gerade gegenüber, auf der andern Seite der Straße, wohnt, – was wäre es dann, sagen wir, wenn er, nachdem er diese brave Frau über die Legende oder die Geschichte des geheimnißvollen Parkes befragt hätte, durch Vergünstigung, durch Gewalt oder durch List das Mittel, ihn zu besichtigen, erhielte! Er würde sicherlich schauern, sähe er nur durch das Gitter diesen seltsamen, düsteren, unbeschreiblichen Wirrwarr von alten Bäumen, hohen Gräsern, Farnkräutern, Nesseln und kriechendem Epheu.
Ein Kind würde es nicht wagen, die Schwelle dieser Thüre zu überschreiten; eine Frau würde beim Anblicke dieses Parkes ohnmächtig werden.
Mitten in diesem Quartier, das schon so voll von Legenden, – mit der vom Teufel von Vauvert anzufangen, – ist dieser Park eine Art von Nest, wo tausend Legenden entstehen, die Euch der erste der Beste von der Barrière bis zur Porte Saint-Jacques, vom Observatoire bis zur Place Saint-Michel erzählen wird.
Welche ist die wahrste von allen diesen sich widersprechenden Legenden? Wir vermöchten es nicht zu sagen; doch wir wollen, ohne sie als ein evangelisches Wort zu geben, diejenige mittheilen, welche uns persönlich ist, und man wird begreifen, warum die Erinnerung an dieses düstere, fantastische Haus bei uns so tief in den Geist eingedrungen ist, daß sie nach Verlauf von dreißig Jahren noch darin bleibt.
Ich war kurz zuvor in Paris angekommen; ich zählte zwanzig Jahre, wohnte im Faubourg Saint-Denis und hatte eine Geliebte in der Grande-Rue-d’Enfer.
Sie fragen mich, warum ich, im Faubourg Saint-Denis wohnend, eine Geliebte in diesem abgelegenen Quartier, das so fern von dem meinigen, gewählt habe. Daraus antworte ich Ihnen, daß man mit. zwanzig Jahren, wenn man von Villers-Coterets ankommt und nur zwölfhundert Franken Gehalt hat, seine Geliebte nicht wählt, sondern von ihr gewählt wird.
Ich war also von einer hübschen jungen Person gewählt worden, welche, wie gesagt, in der Grande-Rue-d’Enfer wohnte.
Ich machte dreimal in der Woche, zur großen Angst meiner armen Mutter, dieser schönen jungen Person einen nächtlichen Besuch; ich ging um zehn Uhr Abends von Hause weg und kam gegen drei Uhr Morgens zurück.
Nach meiner Gewohnheit als noctambuler Tourist trug ich, auf meine hohe Gestalt und meine Stärke mich verlassend, weder Stock, noch Pistolen, noch Dolch bei mir.
Der Weg, den ich machte, war sehr einfach; wäre er auf der Karte von Paris mit einem Lineal und einem Bleistift gezogen worden, er hätte keine geradere Linie verfolgt: ich ging vom Faubourg Saint-Denis Nr. 53 aus; ich wanderte über den Pont-au-Change, durch die Rue de la Barillerie, über den Pont Saint-Michel; ich durchschritt die Rue de la Harpe; sie führte mich nach der Rue d’Enfer, die Rue d’Enfer nach der Rue de l’Est, die Rue de l’Est nach der Place de l’Observatoire;, dann zog ich mich am Hospice des Enfants-Troupés hin und trat durch die Barrière, und zwischen der Rue de la Pepinière und der Rue de