Salvator. Александр Дюма
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»Der Maulbeerfeigenbaum, bei Gott!« »Ich sehe wohl, daß dies ein Maulbeerfeigenbaum ist . . . Doch weiter?«
»Das ist der Ast.«
»Welcher Ast?«
»Der Ast, an den er sich gehängt hat.«
»Wer denn?«
»Der arme Georges.«
Ich erinnerte mich in der That dieser Geschichte eines Gehenkten, von der ich unbestimmt hatte reden hören.
»Ah! ah!« sagte ich. »Und wer war dieser arme Georges?«
»Ein armer Junge, den man so nannte.«
»Und warum nannte man ihn so?«
»Weil es ein armer Junge war.«
»Und warum war es ein armer Junge?«
»Wenn ich Ihnen sage, daß er sich gehenkt hat!«
»Warum hat er sich aber gehenkt?«
»Weil es ein armer Junge war.«
Ich sah, es wäre unnütz, das Verhör weiter zu treiben. Mein fantastischer Führer fing an mir unter seinem wahren Gesichtspunkte zu erscheinen, das heißt als, ein Idiot.
Nun packte ich ihn beim Arme, und ich fühlte, daß er zitterte.
Ich richtete ein paar neue Fragen an ihn, und ich bemerkte, daß das Zittern seines Körpers bis in seine Stimme übergegangen war.
Da begriff ich, daß sein Widerwille, mich den Garten und das Haus bei Nacht besichtigen zu lassen, nichts Anderes war als Furcht.
Es blieb mir die dunkle Farbe der Kleider, des Gesichtes und des Hundes zu erklären; ich wollte hierüber eine Erklärung verlangen, doch mein Führer ließ mir nicht Zeit, und als hätte er Eile gehabt, sich von dem verdammten Baume zu entfernen, stürzte er wieder in das Gehölze und sagte:
»Lassen Sie uns ein Ende machen: kommen Sie!«
Diesmal ging er voran.
Wir drangen abermals in das Gehölze ein: es war ein Wald von einem Morgen, doch die Bäume waren so dick und dergestalt an einander gedrängt, daß er eine Meile zu haben schien.
Was das Haus betrifft, das war das Ideal von seinem Genre: Alles war hier eingesunken, zerrissen, gespalten, in Trümmern: man stieg dazu aus einer Freitreppe von vier bis fünf Stufen hinaus: sodann gelangte man von dieser Art von Plattform in die aus die Rue de l’Est gehende Pièce aus einer zweiten steinernen Schneckentreppe: nur waren hier die Stufen getrennt, und an zwanzig verschiedenen Stellen mußte man das Licht dadurch sehen.
Ich war im Begriffe, hinaufzusteigen: doch zum dritten Male fühlte ich die Hand meines Führers mich zurückziehen.
»Ei! mein Herr,« sagte er, »was machen Sie denn?«
»Ich besichtige das Haus.«
»Hüten Sie sich wohl! es hält an nichts, das Haus, und bliese man ein wenig stark daraus, so würde man es einfallen machen.«
Und in der That, – mag nun Einer zu stark daraus geblasen haben, – der Nordwind zum Beispiel, – mag es des Daraufblasens gar nicht bedurft haben, ein Theil vom Gebäude ist heute eingestürzt.
Ich eilte nicht nur die zwei Stufen der Schneckentreppe, die ich erstiegen hatte, sondern auch die vier oder fünf Stufen der Freitreppe wieder hinab. Mein Besuch war beendigt, ich hatte nur noch wegzugehen . . . Doch wo hinaus ging man weg?
Man hätte glauben sollen, mein Führer errathe meinen Wunsch, und er theile ihn lebhaft: denn er wandte sich gegen mich um und sagte:
»Nicht wahr, Sie haben genug?«
»Habe ich Alles gesehen?«
»Durchaus Alles.«
»Nun, so lassen Sie uns gehen!«
Er öffnete eine in der Dunkelheit verborgene, wie es unter dem Gewölbe war, unsichtbare kleine Thüre, und wir befanden uns in der Rue de l’Est. Ich folgte maschinenmäßig meinem Manne bis zu seinem Keller: ich war begierig, Cacus in seine Höhle zurückkehren zu sehen.
In unserer Abwesenheit hatte sich der Keller er’leuchtet: ein Licht brannte bei der Thüre. Unten an der Treppe wartete ein Mann, so ähnlich demjenigen, mit welchem ich es zu thun hatte, daß man hätte glauben sollen, es sei sein Schatten: er war schwarz wie der Andere vom Kopfe bis zu den Füßen.
Die zwei Neger kamen einander entgegen und drückten sich die Hand: sie knüpften das Gespräch in einer Sprache an, die mir Anfangs fremd schien, bald aber, Dank sei es der Aufmerksamkeit, die ich darauf verwandte, erkannte ich, daß es auvergnatisch war.
Sobald ich auf der Fährte, war das Uebrige nicht schwer zu finden.
Ich hatte es ganz einfach mit einem Mitgliede der ehrenwerthen Brüderschaft der Kohlenbrenner zu thun; die Nacht und besonders meine Einbildungskraft hatten die Gegenstände vergrößert und poetisirt.
Ich gab meinem Führer drei Franken für die Mühe, die ich ihm verursacht; er nahm seinen Hut ab, und an der gestreiften Fleischfarbe, welche an dem Platze erschien, wo das Reiben des Filzhutes die Kohle weggenommen hatte, bestätigte ich die Genauigkeit meiner Entdeckung.
Und wenn ich nun mehr als zwanzig Jahre nachher diese Erinnerung in der Tiefe meines Gedächtnisses aufgesucht und auf eine vielleicht etwas ungewöhnliche Art hierher gestellt habe, so geschah dies, weil mir daran lag, den Leser mit der Oertlichkeit bekannt zu machen, in die wir ihn versetzen wollen.
Nach diesem öden Garten der Rue de l’Est, zu diesem einsamen, halb eingestürzten Hause bitten wir ihn also, uns in der Nacht vom 21. Mai 1827 zu folgen.
IX
Hilf Dir, und der Himmel wird Dir helfen
In der Nacht vom 21. Mai, um Mitternacht, in dem Gehölze, links, wenn man durch die Rue d’Enfer eintritt, – doch wir glauben, man kann heute nicht mehr dort eintreten, denn die Kette des Gitters hat uns, als wir das letzte Mal hier vorbeikamen und einen retrospectiven Blick auf die Ereignisse warfen, deren Schauplatz dieses Gehäge war, angenietet geschienen, – am Montag den 21. Mai also, in dem Gehölze links, wenn man durch die Rue d’Enfer eintritt, rechts, wenn man durch die Rue de Est eintritt, fanden sich16 fanden sich, sagen wir, zwanzig verlarvte Carbonari versammelt, das heißt eine besondere Venta.
Wie und warum hatte diese Venta diesen Ort gewählt, um sich zu versammeln? Das können wir leicht erklären.
Man erinnert sich der Nacht, wo Herr Jackal rittlings hinabsteigend, aus einem Seile, in der Rue du Puits-qui-parle das Geheimniß der Versammlungen der Carbonari in den Katakomben entdeckt hatte: man erinnert sich, daß in Folge hiervon Herr Jackal nach Wien abgereist war und das Complott, dessen Zweck es war, den Herzog von Reichstadt zu entführen, scheitern gemacht hatte.
Ungeschickte Agenten hatten diese Entdeckung ausgeplaudert, und der nächtliche Besuch von Herrn Jackal war für Keinen der Verschworenen mehr ein Geheimniß.
Dieser
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eingeführt durch den Kohlenbrenner, Führer und Wächter, den wir vor den Augen unserer Leser haben passieren lassen, und der kein Anderer war, als unser Freund Toussaint-Louverture