Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

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soll, so wird in ganz Frankreich nirgends so sorgfältig Getreide gebaut, wie gerade, soweit der Boden sich dazu eignet, in den Weinprovinzen, wie in Burgund, Guyenne und Ober-Languedoc. Die vielen Arbeiter, die in dem einen Kulturzweige gebraucht werden, muntern notwendig zu dem andern auf, indem sie für die Produkte des letzteren einen nahen Markt schaffen. Die Zahl der zahlungsfähigen Verbraucher zu verringern, ist gewiss ein höchst ungeeignetes Mittel, den Getreidebau zu fördern. Es ist das eine ähnliche Wirtschaftspolitik, wie die, welche den Landbau dadurch fördern will, dass sie die Industrie schwächt.

      Rente und Gewinn von den Erzeugnissen, die entweder größere anfängliche Kosten zur Herrichtung des Landes, oder größere jährliche Kosten erfordern, sind also zwar oft weit höher als die von Getreide und Weideland, werden aber, wenn sie nur diese außergewöhnlichen Kosten wieder erstatten, in Wahrheit durch die Rente und den Gewinn dieser gewöhnlichen Ernten bestimmt.

      Allerdings kommt es zuweilen vor, dass das Stück Landes, welches für ein bestimmtes Produkt eingerichtet werden kann, zu klein ist, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Der gesamte Ertrag kann an solche Abnehmer verkauft werden, die etwas mehr zu geben bereit sind als die Bezahlung der Rente, des Gewinns und Lohns nach ihren natürlichen oder in den meisten Teilen des übrigen kultivierten Landes bewilligten Sätzen zusammen erfordert. Der Rest des Preises, der nach Bezahlung der gesamten Anlage- und Kulturkosten übrig bleibt, mag in diesem Falle, aber auch nur in diesem, gewöhnlich in keinem regelmäßigen Verhältnis zu dem gleichen Überschuss von Getreide und Viehfutter stehen, sondern es in beliebigem Maße überschreiten, und das meiste von diesem Überschuss kommt dem Grundeigentümer als Rente zugute.

      Das gewöhnliche und natürliche Verhältnis, z. B. zwischen der Rente und dem Gewinn des Weins und denen des Getreides und Futters, kann man nur bei denjenigen Weinbergen anzutreffen erwarten, die bloß die gewöhnlichen guten Weine hervorbringen, d. h. solche, die fast überall auf jedem leichten Kies- oder Sandboden wachsen und sich nur durch ihre Stärke und Zuträglichkeit empfehlen. Nur mit solchen Weinbergen kann der gewöhnliche Boden des Landes in Wettbewerb treten; dass er es mit denen von ausgezeichneter Qualität nicht kann, ist von selbst klar.

      Der Wein wird durch die Verschiedenheit des Bodens mehr beeinflusst als jede andere Frucht. Mancher Boden erteilt ihm eine Blume, die, wie man annimmt, weder Kultur noch Behandlung ihm auf einem anderen Boden geben kann. Diese wirkliche oder eingebildete Blume ist zuweilen dem Produkte einiger weniger Weinberge eigen, bald erstreckt sie sich über die meisten Weinberge eines kleinen Gebiets, bald endlich über einen beträchtlichen Teil einer großen Provinz. Die ganze auf den Markt gebrachte Quantität solcher Weine bleibt hinter der wirksamen Nachfrage d. h. der Nachfrage derer, die Rente, Gewinn und Lohn nach den üblichen oder für gewöhnliche Weinberge geltenden Sätzen vollauf zu bezahlen bereit sind, zurück. Die ganze Quantität kann mithin an Leute verkauft werden, die mehr zu zahlen bereit sind, und hierdurch steigt der Preis notwendig über den des gewöhnlichen Weins. Die Differenz ist größer oder kleiner, je nachdem die Mode und der geringe Vorrat den Wettbewerb der Käufer mehr oder weniger anfeuert. Stets aber fällt das meiste davon der Rente des Grundeigentümers zu. Denn obschon solche Weinberge gewöhnlich sorgfältiger bestellt werden als die meisten übrigen, so scheint doch der hohe Preis des Weines nicht sowohl eine Wirkung als die Ursache dieser sorgfältigen Kultur zu sein. Bei einem so wertvollen Produkte ist ein durch Nachlässigkeit herbeigeführter Verlust groß genug, um auch den Fahrlässigsten zur Aufmerksamkeit zu nötigen. Demnach ist ein kleiner Teil des hohen Preises hinreichend, den Lohn für die ungewöhnlich große Arbeit und den Gewinn für das mehr als gewöhnliche Kapital zu erstatten.

      Die Zuckerpflanzungen, die die europäischen Nationen in Westindien besitzen, lassen sich mit diesen edlen Weinbergen vergleichen. Ihr gesamtes Erträgnis bleibt hinter der wirksamen Nachfrage von Seiten Europas zurück und lässt sich an Abnehmer verkaufen, die mehr zu geben bereit sind als zur Deckung der Rente, des Gewinnes und Lohnes nach den Sätzen hinreicht, zu welchen sie durch andere Produkte bezahlt zu werden pflegen. In Cochinchina pflegt nach der Angabe Poivres8 eines sehr sorgfältigen Beobachters der Landwirtschaft dieses Landes, der Zentner vom feinsten weißen Zucker für drei Piaster also etwa 13 sh. 6 d. unseres Geldes, verkauft zu werden. Der dortige Zentner wiegt zwischen 150—200, oder in einer Durchschnittszahl 175 Pariser Pfund, was den Preis eines englischen Zentners von hundert Pfund auf etwa 8 sh. stellt also nicht den vierten Teil dessen, was gewöhnlich für den aus unseren Kolonien eingeführten braunen Zucker (Muskovade) gezahlt wird, und nicht den sechsten Teil dessen, was der feinste weiße Zucker kostet. Auf dem größten Teil des kultivierten Landes in Cochinchina werden Getreide und Reis, die Nahrungsmittel der Volksmassen, gebaut. Die Preise des Getreides, Reises und Zuckers stehen dort wahrscheinlich in ihrem natürlichen Verhältnis zueinander, d. h. in demjenigen, welches naturgemäß zwischen den verschiedenen Erzeugnissen des meisten kultivierten Landes platzgreift und sowohl den Grundeigentümer wie den Pächter für die anfänglichen Kosten der Anlage und die jährlichen Kosten der Bebauung ungefähr entschädigt. Dagegen steht der Preis des Zuckers in unseren Zuckerpflanzungen zu dem des Reises und Getreides in Europa und Amerika in keinem solchen Verhältnis. Man sagt, dass nach den Erwartungen der Zuckerpflanzer Rum und Sirup alle Kosten der Pflanzung decken müssen, der Zucker selbst aber als reiner Gewinn übrig bleibt. Wenn dies wahr ist, was ich dahingestellt sein lasse, so wäre es ungefähr dasselbe als wenn ein Getreidepächter für alle seine Kosten durch Streu und Stroh entschädigt zu werden erwartete, um das Korn als reinen Gewinn übrig zu behalten. In London und anderen Handelsstädten sieht man oft Handelsgesellschaften wüste Ländereien in unseren Zuckerkolonien kaufen, um sie durch Faktoren und Verwalter mit Gewinn anbauen und kultivieren zu lassen, trotz der weiten Entfernung und trotzdem, dass bei der mangelhaften Rechtspflege in jenen Ländern die Wiedererstattung des Kapitals höchst unsicher ist. Niemandem fällt es dagegen ein, selbst die fruchtbarsten Ländereien Schottlands und Irlands, oder die Kornprovinzen Nordamerikas durch Agenten und Verwalter bewirtschaften zu lassen, obwohl sich wegen der geordneteren Rechtspflege dieser Länder von dorther eine regelmäßigere Wiedererstattung erwarten lässt.

      In Virginien und Maryland wird der Tabaksbau dem Getreidebau als einträglicher vorgezogen. Der Tabak könnte in den meisten europäischen Ländern mit Vorteil gebaut werden, ist aber fast überall eines der hauptsächlichsten Steuerobjekte geworden, und man denkt, es werde schwieriger sein, die Steuer von jedem einzelnen Gute, auf dem diese Pflanze gezogen würde, einzutreiben, als sie am Zollhause bei der Einfuhr zu erheben. Aus diesem Grunde verbot man törichter Weise den Tabaksbau in den meisten europäischen Ländern, und verschaffte dadurch notwendig den Ländern, in denen er erlaubt ist, eine Art Monopol; und da Virginien und Maryland die größte Menge Tabak hervorbringen, so haben sie, obgleich nicht ganz ohne Konkurrenten, reiche Vorteile von diesem Monopol. Indes scheint der Tabaksbau doch nicht so vorteilhaft zu sein als der Bau des Zuckers. Ich habe nie von einer Tabakspflanzung gehört, die durch das Kapital in Großbritannien wohnender Kaufleute angelegt und kultiviert wäre, und unsere Tabakskolonien schicken uns keine so reich gewordenen Pflanzer nach Hause, wie wir sie oft aus unseren Zuckerinseln anlangen sehen. Obwohl nach dem Vorzug, den man in jenen Kolonien dem Tabaksbau vor dem Getreidebau gibt, geschlossen werden zu müssen scheint, dass die wirksame europäische Nachfrage nach Tabak nicht vollständig befriedigt wird, so ist es doch wahrscheinlich mehr der Fall als beim Zucker; und obwohl der jetzige Preis des Tabaks wahrscheinlich mehr als hinreichend ist, Ernte, Lohn und Gewinn nach den Sätzen, die in Getreideländern bezahlt zu werden pflegen, zu decken, so kann er doch nicht um so vieles höher sein als es der gegenwärtige Preis des Zuckers ist. Darum haben auch unsere Tabakspflanzer dieselbe Furcht vor einem Überfluss an Tabak an den Tag gelegt, wie die Eigentümer alter Weinberge in Frankreich vor einem Überfluss an Wem. Durch gesetzliche Akte schränken sie den Tabaksbau auf sechstausend Pflanzen (die etwa tausend Pfund Tabak liefern) für jeden Neger zwischen sechzehn und sechzig Jahren ein. Ein Neger kann, wie man rechnet, außer dieser Menge Tabak noch vier Acres Mais besorgen. Um den Markt vor Überführung zu bewahren, soll man, wie Dr. Douglas9 – wohl nach unzuverlässigen Quellen – berichtet, zuweilen in ertragreichen Jahren eine bestimmte Menge Tabak, im Verhältnis zur Zahl der Neger, verbrannt haben, wie es auch die Holländer angeblich

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<p>8</p>

Voyage d’un philosophe.

<p>9</p>

Douglas, Summary. Vol. II, p. 372, 373.