Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith

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Kleidungsstoffe waren die Häute der größeren Tiere. Unter Jäger- und Hirtenvölkern, deren Nahrung hauptsächlich in dem Fleisch dieser Tiere besteht, versorgt sich mithin jeder zugleich mit Nahrung und den Stoffen zur Kleidung in größerer Menge als er selbst verwenden kann. Gäbe es keinen auswärtigen Handel, so würde das Meiste als wertlos weggeworfen werden. So geschah es wahrscheinlich bei den Hirtenvölkern Nordamerikas zu der Zeit als ihr Land noch nicht von den Europäern entdeckt war, mit denen sie jetzt ihr überflüssiges Pelzwerk gegen wollene Decken, Feuergewehre und Branntwein vertauschen, wodurch das Pelzwerk einen Wert erhält. Unter den gegenwärtigen Handelsverhältnissen der bekannten Welt haben wohl die rohesten Völker, bei denen das Eigentum an Grund und Boden eingeführt ist, einen auswärtigen Handel dieser Art, und finden unter ihren wohlhabenderen Nachbarn eine solche Nachfrage nach allen Stoffen zur Bekleidung, die ihr Land hervorbringt, und die sie weder verarbeiten noch verbrauchen können, dass ihr Preis die Kosten übersteigt, die die Versendung an diese wohlhabenderen Nachbarn verursacht. Mithin werfen sie für den Grundeigentümer eine Rente ab. Als das Vieh der Hochlande noch größtenteils auf den eigenen Bergen verzehrt wurde, machte die Ausfuhr der Häute den bedeutendsten Handelsartikel des Landes aus, und der Preis, den man dafür in Tausch erhielt, gewährte einen Zuschuss zur Rente der Güter in den Hochlanden. Die englische Wolle, die in früheren Zeiten im Lande weder verbraucht noch verarbeitet werden konnte, fand in dem damals reicheren und gewerbfleißigeren Flandern einen Markt, und ihr Preis lieferte zu der Rente des Bodens, auf dem sie hervorgebracht wurde, einen Beitrag. In Ländern, die nicht besser kultiviert sind als England es damals war, oder die schottischen Hochlande jetzt, und die keinen auswärtigen Handel haben, werden die Bekleidungsstoffe offenbar in einem solchen Überfluss vorhanden sein, dass sie großenteils als nutzlos weggeworfen und dem Grundeigentümer keine Rente liefern werden.

      Die Baumaterialien können nicht immer so weit verschickt werden, wie die Bekleidungsstoffe, und werden nicht so leicht ein Gegenstand des auswärtigen Handels. Sind sie in dem Erzeugungslande im Überfluss vorhanden, so ist selbst bei dem gegenwärtigen Stande des Welthandels der Fall nicht selten, dass sie für den Grundeigentümer wertlos sind. Ein guter Steinbruch in der Nähe von London würde eine ansehnliche Rente abwerfen; in vielen Gegenden von Schottland und Wales bringt er gar keine. Bauholz hat in einem bevölkerten und wohlbebauten Lande großen Wert, und der Boden, auf dem es wächst, gewährt eine ziemlich hohe Rente. Dagegen würde in vielen Gegenden Nordamerikas der Grundeigentümer jedem zu Dank verpflichtet sein, der ihm seine großen Baumstämme fortfahren wollte. In einigen Teilen der schottischen Hochlande ist wegen mangelnder Land- und Wasserfracht die Rinde der einzige Teil des Holzes, der zu Markte gebracht werden kann; das Bauholz lässt man auf dem Boden verfaulen. Sind Baumaterialien in solchem Überfluss vorhanden, so ist der Teil von ihnen, den man nutzt, nur die Arbeit und die Kosten der Nutzbarmachung wert. Er bringt dem Grundeigentümer, der in der Regel jedem, der um die Erlaubnis nachsucht, die Benutzung gestattet, keine Rente. Doch setzt ihn zuweilen die Nachfrage reicherer Nationen instand, eine Rente daraus zu ziehen. Die Straßenpflasterung in London gewährte den Eigentümern einiger kahler Felsen an der schottischen Küste die Möglichkeit, eine Rente aus einem Gegenstände zu ziehen, der früher niemals eine geliefert hatte. Die Wälder in Norwegen und an den Küsten des Baltischen Meeres finden in vielen Gegenden Großbritanniens einen Markt, den sie zu Hause nicht finden konnten, und verschaffen dadurch ihren Eigentümern eine Rente.

      Der Volksreichtum eines Landes hängt nicht von der Zahl von Leuten ab, denen es ihre Kleidung und Wohnung verschaffen kann, sondern davon, wie viele Menschen es zu ernähren vermag. Ist Nahrung vorhanden, so fällt es nicht schwer, die nötige Kleidung und Wohnung zu finden; aber nicht immer, wenn diese vorhanden sind, ist es leicht Nahrung zu finden. Selbst in einigen Gegenden des britischen Reichs gibt es menschliche Wohnungen, die von einem einzigen Manne an einem Tage hergestellt werden können. Etwas, aber nicht viel mehr Arbeit erfordert die Herstellung der einfachsten Art der Bekleidung aus Tierhäuten. Bei wilden und rohen Völkern reicht der hundertste oder etwas mehr als der hundertste Teil der Jahresarbeit hin, das geringe Kleidungs- und Wohnungsbedürfnis zu befriedigen, die übrigen neunundneunzig Teile dagegen aber oft kaum, sich die Nahrungsmittel zu verschaffen.

      Aber wenn vermöge der fortschreitenden Kultur des Landes die Arbeit einer Familie für zwei Familien Nahrung hervorbringt, dann bedarf es nur der Arbeit der halben Bevölkerung, um die ganze mit Nahrungsmitteln zu versehen. Die andere Hälfte oder wenigstens ihr größter Teil kann sich nun mit der Herstellung anderer Dinge beschäftigen, oder mit der Befriedigung anderer wirklicher und eingebildeter Bedürfnisse der Menschen. Kleidung und Wohnung, Hausgerät und sonstige Ausstattungen bilden die Hauptgegenstände unter diesen wirklichen und eingebildeten Bedürfnissen. Der Reiche verzehrt nicht mehr Nahrung als sein armer Nächster. An Qualität mag sie eine andere sein, und es mag mehr Arbeit und Kunst erfordern, sie zu bereiten; aber die Quantität bleibt so ziemlich die nämliche. Man vergleiche jedoch den geräumigen Palast und die große Garderobe des einen mit der Hütte und den wenigen Lumpen des Anderen, und man wird merken, dass der Unterschied zwischen ihrer Kleidung, Wohnung und ihrem Hausgerät der Menge nach fast ebenso groß ist, wie der Beschaffenheit nach. Das Verlangen nach Nahrung ist bei jedem Menschen durch die Verdauungsfähigkeit des Magens beschränkt; aber das Verlangen nach Bequemlichkeiten und Schmuck in Gebäuden, im Anzug, in der ganzen Ausstattung scheint ohne Grenzen und bestimmte Schranken zu sein. Darum sind diejenigen, denen mehr Nahrung zu Gebote steht als sie selbst verzehren können, immer gern bereit, ihren Überschuss oder, was auf dasselbe hinauskommt, den Preis dafür gegen Genüsse jener Art zu vertauschen. Was nach Befriedigung des begrenzten Verlangens übrig bleibt, wird zur Erfüllung derjenigen Wünsche verwendet, denen nie genug getan werden kann, sondern die endlos zu sein scheinen. Der Arme müht sich, um Nahrung zu erhalten, ab, die eingebildeten Bedürfnisse des Reichen zu befriedigen, und um jene sicherer zu erhalten, überbieten sie einander in der Wohlfeilheit und Vollendung ihrer Arbeit. Die Zahl der Arbeiter wächst mit der zunehmenden Menge von Nahrungsmitteln oder mit der steigenden Kultur des Bodens; und da die Natur ihres Geschäfts die äußerste Arbeitsteilung zulässt, so nimmt die Menge der Stoffe, die sie verarbeiten können, in einem weit größeren Maßstabe zu als ihre Anzahl. Daraus entspringt eine Nachfrage nach allen Arten von Stoffen, die der erfinderische Geist der Menschen entweder zum Nutzen oder als Zierrat an Gebäuden, an der Kleidung, an Möbeln und anderem Gerät zu verwenden weiß; also eine Nachfrage nach den im Inneren der Erde verborgenen Fossilien und Mineralien, nach edlen Metallen und Edelsteinen.

      So sind also die Nahrungsmittel nicht nur die ursprüngliche Quelle der Rente, sondern auch jedes andere Bodenprodukt, das später Rente abwirft, leitet diesen Teil seines Werts von den durch die steigende Bodenkultur vervollkommneten Kräften der auf Nahrungserzeugung verwendeten Arbeit ab.

      Doch werfen jene anderen Bodenprodukte, die später eine Rente liefern, sie nicht immer ab. Selbst in wohlbebauten Ländern ist die Nachfrage nach ihnen nicht immer so groß, dass sie einen Preis zuwege brächten, der mehr als hinreichend wäre, die Arbeit bezahlt zu machen und das Kapital, welches zu ihrer Herstellung gebraucht wurde, samt seinem gewöhnlichen Gewinn wiederzuerstatten. Ob dies geschieht oder nicht, hängt von verschiedenen Umständen ab.

      Ob z. B. eine Kohlengrube eine Rente geben kann, hängt zum Teil von ihrer Ergiebigkeit, zum Teil von ihrer Lage ab.

      Ein Bergwerk wird als ergiebig oder geringhaltig betrachtet, je nachdem die Menge an Erzen, die sich durch eine bestimmte Menge Arbeit daraus gewinnen lässt, größer oder kleiner ist als die, welche durch eine gleiche Arbeit aus den meisten ähnlichen Bergwerken gezogen werden kann.

      Manche vorteilhaft gelegenen Kohlenlager können wegen ihrer Geringhaltigkeit nicht erschlossen werden: ihr Produkt deckt die Kosten nicht, und sie können weder Gewinn noch Rente bringen.

      Manche gibt es, deren Ertrag eben hinreicht, die Arbeit bezahlt zu machen und das in ihren Betrieb gesteckte Kapital samt dem gewöhnlichen Gewinn wiederzuerstatten. Dem Unternehmer des Betriebs bringen sie einigen Gewinn, für den Grundeigentümer aber werfen sie keine Rente ab. Sie können daher nur vom Grundeigentümer mit Vorteil abgebaut werden, der, wenn er selbst Unternehmer ist, den gewöhnlichen Gewinn des hineingesteckten Kapitals bezieht. Viele schottische Kohlengruben

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