Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма

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Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2 - Александр Дюма

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Jüngere schob ihr dann eine Art von Fußteppich zu, der sich unter ihrem Stuhl befand, eine Aufmerksamkeit, welche ihrerseits ihre Gefährtin durch einen Blick tadelte.

      »Behalten Sie diesen Teppich für sich, meine Schwester, Sie sind zarter, als ich.«

      »Verzeihen Sie, Madame, ich bedaure es auf das Schmerzlichste, daß ich Sie frieren sehen muß; doch das Holz ist noch um sechs Livres theurer geworden, so daß die Fuhre siebenzig Livres kostet, und mein Vorrath ist vor acht Tagen zu Ende gegangen.«

      »Sie sagten, Sie seien unglücklich, daß Sie eine Mutter haben?« sprach die ältere der zwei Damen.

      »Ja, ich begreife, eine solche Blasphemie fordert eine Erläuterung, nicht war, Madame?« sagte Jeanne. »Ich werde mich erklären, da Sie es Ihrer Aeußerung nach wünschen.«

      Die ältere Dame machte ein Zeichen mit dem Kopf.

      »Ich sagte Ihnen schon, Madame, mein Vater habe eine Mißheirath gemacht.«

      »Ja, indem er seine Hausverwalterin heirathete.«

      »Nun wohl! statt beständig stolz und dankbar für die Ehre zu sein, die man ihr erwies, fing Marie Jossel, meine Mutter, damit an, daß sie meinen Vater zu Grunde richtete, was übrigens keine Schwierigkeit war, indem sie auf Kosten des Wenigen, was ihr Mann besaß, ihre Begierden und Bedürfnisse befriedigte. Dann, nachdem sie ihn dahin gebracht hatte, daß er sein letztes Stück Land verkaufen mußte, überredete sie ihn, nach Paris zu gehen, um die Rechte in Anspruch zu nehmen, die seinem Namen gebührten. Mein Vater war leicht zu verführen, er rechnete wohl auch auf die Gerechtigkeit des Königs.

      »Außer mir hatte mein Vater noch einen Sohn und eine Tochter. Unglücklich wie ich, vegetirt der Sohn auf den letzten Rangstufen der Armee; die Tochter, meine arme Schwester, wurde am Vorabend der Abreise meines Vaters nach Paris vor dem Hause eines Pächters, ihres Pathen, abgesetzt.

      »Diese Reise erschöpfte das wenige Geld, das uns blieb. Mein Vater müdete sich in unnützen, fruchtlosen Gesuchen ab. Kaum sah man ihn zu Hause erscheinen, wo er, das Elend zurückbringend, ebenfalls nichts als Elend fand. Meine Mutter, die ein Opfer brauchte, erbitterte sich gegen mich. Sie fing damit an, daß sie mir meinen Antheil am Mahle zum Vorwurf machte. Ich aß allmälig lieber Brod oder gar Nichts, als daß ich mich an unsern dürftigen Tisch setzte; aber es gebrach meiner Mutter nicht an Vorwänden zum Strafen; beim geringsten Fehler, bei einem Fehler, über den eine andere Mutter gelächelt hätte, schlug mich die meinige; Nachbarn, die mir einen Dienst zu leisten glaubten, machten meinen Vater auf die schlimme Behandlung, deren Gegenstand ich war, aufmerksam. Mein Vater suchte mich gegen meine Mutter in Schutz zu nehmen, aber er bemerkte nicht, daß er durch seine Protection meine Feindin seit jenem Augenblick in eine ewige Stiefmutter verwandelte. Ach! ich konnte ihm keinen Rath in meinem eigenen Interesse geben, ich war zu jung, zu sehr Kind. Ich vermochte mir Nichts zu erklären. Ich empfand die Wirkungen, ohne daß ich die Ursachen zu errathen suchte. Ich kannte den Schmerz und nicht mehr.

      »Mein Vater wurde krank und war Anfangs genöthigt, das Zimmer zu hüten. Da hieß man mich die Stube verlassen, unter dem Vorwand, meine Gegenwart ermüde ihn, und ich wisse das der Jugend inwohnende gebieterische Bedürfniß der Bewegung auch nicht zu unterdrücken. Sobald ich aus der Stube war, gehörte ich wie zuvor meiner Mutter. Sie lehrte mich eine Phrase, wobei ich stets Schläge und Püffe bekam; wenn ich dann diese demüthigende Phrase, die ich instinctartig durchaus nicht behalten wollte, auswendig wußte, wenn meine Augen von meinen Thränen geröthet waren, ließ sie mich vor die Hausthüre treten, und von der Thüre sandte sie mich auf den ersten Vorübergehenden, der gut aussah, ab mit dem Befehl, ihm die erwähnte Phrase vorzusagen, wenn ich nicht auf den Tod geschlagen werden wollte.«

      »Oh! gräßlich! gräßlich!« murmelte die jüngere der zwei Damen.

      »Und wie lautet diese Phrase?«

      »Diese Phrase lautete,« fuhr Jeanne fort: »»Mein Herr, haben Sie Mitleid mit einer kleinen Waise, welche in gerader Linie von Heinrich von Valois abstammt.««

      »Oh! pfui!« rief die ältere mit einer Geberde des Ekels.

      »Und welche Wirkung brachte diese Phrase bei denjenigen hervor, an die sie gerichtet war?« fragte die ältere.

      »Die Einen hörten mich an und hatten Mitleid; die Andern erzürnten sich und drohten mir; wieder Andere noch mildherziger als die Ersten, machten mich darauf aufmerksam, daß ich große Gefahr laufe, wenn ich solche Worte spreche, die in ungünstig gestimmte Ohren fallen können. Doch ich, ich kannte nur Eine Gefahr, die, meiner Mutter ungehorsam zu sein. Ich hatte nur Eine Furcht, die, geschlagen zu werden.«

      »Und was geschah?«

      »Oh! mein Gott, Madame, was meine Mutter hoffte; ich brachte ein wenig Geld nach Hause und mein Vater konnte die schreckliche Aussicht, die seiner harrte, um einige Tage hinausschieben.«

      Das Gesicht der jüngeren Dame zog sich zusammen, der älteren traten Thränen in die Augen.

      »Endlich, welche Erleichterung es auch meinem Vater brachte, empörte mich dieses häßliche Gewerbe. Eines Tages setzte ich mich, statt den Vorübergehenden nachzulaufen und sie mit meiner gewöhnlichen Phrase zu verfolgen, an den Fuß eines Meilensteins, wo ich einen Theil des Tags wie vernichtet blieb. Am Abend kehrte ich mit leeren Händen zurück. Meine Mutter schlug mich dergestalt, daß ich Tags darauf krank wurde.«

      »Da war mein Vater, jedes Mittels beraubt, genöthigt, in's Hotel Dieu abzugehen, wo er starb.«

      »Oh! welch eine furchtbare Geschichte!« murmelten die beiden Damen.

      »Aber was machten Sie dann, als Ihr Vater todt war?« fragte die jüngere.

      »Gott hatte Mitleid mit mir. Einen Monat nach dem Tode meines armen Vaters entfernte sich unsere Mutter mit einem Soldaten, ihrem Liebhaber, aus Paris, und ließ uns, meinen Bruder und mich, im Stich.«

      »Sie blieben Waisen!«

      »Oh! Madame, wir waren, im Gegensatz zu Anderen, nur Waisen, so lange wir eine Mutter hatten. Die öffentliche Wohlthätigkeit adoptirte uns. Da uns aber das Betteln widerstrebte, so bettelten wir nur nach Maßgabe unserer Bedürfnisse. Gott befiehlt seinen Geschöpfen, daß sie zu leben suchen.«

      »Ach!«

      »Was soll ich Ihnen sagen, Madame? Eines Tags hatte ich das Glück, einem Wagen zu begegnen, der langsam das Faubourg Saint Marcel hinauf fuhr; vier Lakaien standen hintenauf, eine noch junge Frau saß darin; ich streckte die Hand nach ihr aus; sie befragte mich; meine Antwort und mein Name setzten sie in Erstaunen, sie war aber ungläubig. Ich gab Adresse und Auskunft. Schon am andern Tag wußte sie, daß ich nicht gelogen hatte; sie nahm sich meines Bruders und meiner an, brachte meinen Bruder zu einem Regiment und mich in ein Nähhaus. Wir waren beide vor dem Hunger geschützt.«

      »Ist diese Dame nicht Frau von Boulainvilliers?«

      »Sie selbst.«

      »Sie ist, glaube ich, gestorben?«

      »Ja, und ihr Tod hat mich wieder in den Abgrund gestürzt.«

      »Doch ihr Gatte lebt noch, er ist reich.«

      »Ihrem Gatten habe ich alles Unglück als Mädchen zu verdanken, wie ich meiner Mutter alles Unglück als Kind zu verdanken habe. Ich war groß, vielleicht schön geworden; er bemerkte es und wollte einen Preis auf seine Wohlthaten setzen; ich weigerte mich. Mittlerweile starb Frau von Boulainvilliers, und ich, die sie an einen braven und redlichen Militär, Herrn von La Mothe,

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