Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма

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Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2 - Александр Дюма

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auf dem Wege des Cabriolets erblickte. Mehrere Personen machten sogar Miene, ihm nachzulaufen, um es einzuholen.

      Weber wollte indessen seine Gebieterin nicht beunruhigen. Er bemerkte, wie viel Kaltblütigkeit und Gewandtheit sie entwickelte, wie geschickt sie durch alle diese träge oder lebendige Hindernisse durchschlüpfte, die dem Pariser Kutscher zugleich zur Verzweiflung und zum Triumph gereichen.

      Fest auf seinen stählernen Haxen war Bélus nicht einmal ausgeglitscht, so sehr wußte die Hand, die ihn führte, die Abhänge und Gefährlichkeiten des Terrains für ihn vorherzusehen.

      Man murrte nicht mehr um das Cabriolet her, man schrie: die Dame, welche die Zügel hielt, bemerkte es, und da sie diese Feindseligkeit einer alltäglichen Ursache, wie der Strenge der Zeiten oder auch der Mißstimmung zuschrieb, so beschloß sie, die Prüfung abzukürzen.

      Sie schnalzte mit der Zunge, und bei dieser Aufmunterung allein bebte Bélus und ging vom kurzen Trab in den gestreckten über.

      Die Buben flohen, die Fußgänger warfen sich auf die Seite.

      Das: »Aufgepaßt! aufgepaßt! hörte nicht auf.

      Das Cabriolet berührte beinahe das Palais-Royal und war an der Rue du Coq-Saint-Honoré vorübergefahren, vor welcher der schönste Schneeobelisk noch ziemlich stolz seinen durch das Aufthauen verminderten Gipfel, einer Stange Gerstenzucker ähnlich, welche die Kinder durch Saugen in Spitzen verwandeln, emporstreckte.

      Ueber diesem Obelisk prangte ein Büschel von allerdings etwas verwitterten Bändern, welche eine Tafel hielten, auf die der öffentliche Schreiber des Quartiers mit großen Buchstaben folgende Strophe gezeichnet hatte, die zwischen zwei Laternen gaukelte:

      Reine dont la beauté surpasse les appas,

      Près d'un roi bienfaisant occupe ici ta place:

      Si ce frêle édifice est de neige et de glace,

      Nos coeurs pour toi ne le sont pas.3

      Hier stieß Bélus zum ersten Mal auf ernstliche Schwierigkeiten. Das Monument, das man eben beleuchtete, hatte eine Menge von Neugierigen herbeigelockt; die Neugierigen bildeten eine Masse und man konnte im Trab nicht durch diese Masse kommen.

      Bélus war also genöthigt, im Schritt zu gehen.

      Aber man hatte Bélus wie der Blitz herbeischießen sehen, man hörte das Geschrei, das ihn verfolgte, und das Cabriolet schien, obgleich es beim Anblick des Hindernisses angehalten hatte, die schlimmste Wirkung hervorzubringen.

      Die Menge öffnete sich indessen abermals.

      Aber hinter dem Obelisk kam eine andere Ursache der Zusammenschaarung.

      Die Gitter des Palais-Royal waren offen, und im Hofe erwärmten ungeheure Gluthpfannen ein ganzes Heer von Bettlern, unter welche die Bedienten des Herrn Herzogs von Orléans Suppen in irdenen Näpfen austheilten.

      Doch die Leute, welche aßen und sich wärmten, waren immer noch weniger zahlreich, als diejenigen, welche ihnen beim Essen und Trinken zuschauten. In Paris ist es eine Gewohnheit: für einen Schauspieler, was er auch thun mag, gibt es immer einen Zuschauer.

      Das Cabriolet, nachdem es das erste Hinderniß überwunden, war daher genöthigt, beim zweiten anzuhalten, wie ein Schiff mitten in der Brandung.

      Sogleich gelangten die Schreie, welche die beiden Frauen bisher nur wie ein unbestimmtes, verworrenes Geschrei gehört hatten, deutlich aus der Menge zu ihren Ohren.

      Man rief:

      »Nieder mit dem Cabriolet! nieder mit den Zerquetschern!«

      »Ist dieses Geschrei auf uns gemünzt?« fragte die ältere Dame ihre Gefährtin.

      »Ich fürchte es in der That, Madame,« erwiderte diese.

      »Haben wir denn Jemand niedergefahren?«

      »Niemand.«

      »Nieder mit dem Cabriolet! nieder mit den Zerquetschern!«

      Der Sturm bildete sich, das Pferd wurde am Zügel gefaßt, und Bélus, der wenig Geschmack an der Berührung dieser rohen Hände fand, stampfte und schäumte furchtbar.

      »Zum Commissär! zum Commissär!« rief eine Stimme.

      Die beiden Frauen schauten sich mit dem höchsten Erstaunen um.

      Alsbald widerholten tausend Stimmen:

      »Zum Commissär. Zum Commissär.«

      Indessen kamen die neugierigen Köpfe unter dem Verdeck des Cabriolets hervor.

      Die Commentare liefen in der Menge umher.

      »Ah! es sind Frauen,« sagte eine Stimme.

      »Ja, Puppen von Soubise, Frauenzimmerchen von Hennin.«

      »Tänzerinnen von der Oper, die sich berechtigt glauben, die armen Leute niederzufahren, weil sie zehntausend Livres monatlich haben, um die Spitalkosten zu bezahlen.«

      Diese letzte Geißelung wurde mit einem wüthenden Hurrah aufgenommen.

      Dieses brachte eine verschiedenartige Wirkung auf die zwei Frauen hervor. Die Eine zog sich zitternd und bleich in den Hintergrund des Cabriolets zurück. Die Andere streckte entschlossen, mit gefalteter Stirne und zusammengepreßten Lippen den Kopf vor.

      »Oh! Madame, was machen Sie?« rief ihre Gefährtin sie zurückziehend.

      »Zum Commissär! zum Commissär!« riefen die Erbitterten, »man muß sie kennen lernen!«

      »Oh! Madame, wir sind verloren,« sagte die jüngere der beiden Frauen ihrer Gefährtin in's Ohr.

      »Muth, Andrée, Muth!« erwiderte die Andere.

      »Man wird Sie sehen, vielleicht erkennen!«

      »Schauen Sie durch das Fensterchen, ob Weber immer noch hinten auf dem Cabriolet ist.«

      »Er sucht hinabzusteigen, doch man belagert ihn; er vertheidigt sich. Ach! nun kommt er.«

      »Weber! Weber!« sagte die Dame deutsch, »macht, daß wir aussteigen können.«

      Weber gehorchte und öffnete mit Hilfe zweier Schulternstöße, wodurch er die Angreifenden zurücktrieb, das Spritzleder des Cabriolets.

      Die zwei Frauen sprangen leicht zu Boden.

      Mittlerweile fiel die Menge das Pferd und das Cabriolet an, dessen Kasten sie zu zerbrechen anfing.

      »Aber was gibt es denn um Gottes willen?« fragte die ältere Dame deutsch; »versteht Ihr, was das bedeuten soll, Weber?«

      »Meiner Treue, nein, Madame,« erwiderte der Diener, dem es in dieser Sprache viel behaglicher war, als in der französischen, während er nach allen Seiten mächtige Fußtritte austheilte, um seine Herrin frei zu machen.

      »Das sind keine Menschen, das sind wilde Thiere,« fuhr die Dame immer deutsch fort; »was werfen sie mir denn vor?«

      Alsbald antwortete eine artige Stimme, welche seltsam mit den Drohungen und Schmähworten contrastirte, deren Gegenstand

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<p>3</p> Königin, deren Schönheit ihre Reize noch übersteigt,nimm Deinen Platz hier bei einem wohlthätigen König ein.Ist dieses zerbrechliche Gebäude auch von Eis und von Schnee,so sind es doch unsere Herzen nicht für Dich.