Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2 - Александр Дюма страница 44
»Nicht wahr, mein Vater, Sie haben nicht im Ernste gesprochen? denn ein Edelmann von so gutem Geschlecht wie Sie kann unmöglich solchen Verläumdungen, die von den Feinden, nicht nur der Königin, sondern auch des Königthums, ausgestreut worden sind, länger Glauben beimessen.«
»Er zweifelt noch, der doppelte Dummkopf,« rief Taverney.
»Sie haben nicht mit mir gesprochen, wie Sie vor Gott sprechen?«
»Wahrhaftig!«
»Vor Gott, dem Sie sich jeden Tag nähern?«
Der junge Mann hatte das von ihm so verächtlich abgebrochene Gespräch wieder aufgenommen.
Das war ein Sieg für den Baron. Er trat näher zu ihm und sagte:
»Mir scheint, ich bin ein ziemlich guter Edelmann, mein Herr Sohn, und ich lüge nicht immer!«
Dieses immer war ein wenig lächerlich, Philipp lachte jedoch nicht.
»Mein Herr,« sprach er, »es ist also Ihre Meinung, die Königin habe Liebhaber gehabt?«
»Eine schöne Neuigkeit.«
»Diejenigen, welche Sie angeführt?«
»Und Andere, was weiß ich? Befrage die Stadt und den Hof; man muß von America zurückkommen, um nicht zu wissen, was man sagt.«
»Und wer sagt das? gemeine Pamphletisten!«
»Ho! ho! hältst Du mich etwa für einen Zeitungsschreiber?«
»Nein! und das ist gerade das Unglück, daß Menschen wie Sie dergleichen Schändlichkeiten wiederholen, die sich sonst wie die schädlichen Dünste auflösen würden, welche zuweilen die schönste Sonne verdunkeln. Sie und die Leute von Stand geben solchen Schmähungen, indem Sie dieselben wiederholen, eine erschreckliche Haltbarkeit! Oh! mein Herr, aus Religion wiederholen Sie dergleichen Dinge nicht.«
»Ich wiederhole sie dennoch.«
»Und warum thun Sie das?«
»Ei!« erwiderte der Greis, indem er sich am Arm seines Sohnes anklammerte und ihn mit seinem dämonischen Gelächter anschaute, »um Dir zu beweisen, daß ich nicht Unrecht hatte, wenn ich zu Dir sagte: Philipp, die Königin wendet sich um; Philipp, die Königin sucht Dich; Philipp, die Königin begehrt nach Dir; Philipp, lauf, lauf, die Königin wartet auf Dich.«
»Oh!« rief der junge Mann, sein Gesicht in seinen Händen verbergend, »um Gottes willen, mein Vater, schweigen Sie, Sie würden mich wahnsinnig machen.«
»In der That, Philipp, ich begreife Dich nicht,« sagte der Greis. »Ist es ein Verbrechen zu lieben? Das beweist, daß man Herz hat; und fühlt man nicht in den Augen dieser Frau, in ihrer Stimme, ihrem Benehmen ihr Herz? Sie liebt; liebt sie Dich? ich weiß es nicht; einen Andern, es ist möglich; glaube aber in diesem Augenblick meiner alten Erfahrung, sie liebt oder fängt an, Einen zu lieben, sage ich Dir, doch Du bist ein Philosoph, ein Puritaner, ein Quäker, ein Americaner; Du liebst nicht, laß sie also schauen, laß sie sich umwenden, laß sie warten, beleidige sie, verachte sie, stoße sie zurück, Philipp, das heißt Joseph von Taverney.«
Nach diesen Worten, die er mit einer derben Ironie betonte, entfloh der Greis, da er sah, welche Wirkung er hervorgebracht, wie der Versucher, nachdem er den ersten Rath zum Verbrechen gegeben.
Philipp blieb mit betäubtem Herzen und pochendem Hirne allein; er dachte nicht mehr daran, daß er seit einer halben Stunde an dieselbe Stelle gefesselt gewesen war, daß die Königin ihre Spazierfahrt beendigt hatte, daß sie zurückkam, daß sie ihn anschaute und ihm, aus ihrem Gefolge heraus, im Vorüberfahren zurief:
»Sie müssen nun ausgeruht haben, Herr von Taverney! Kommen Sie doch, nur Sie allein vermögen eine Königin königlich spazieren zu führen. Treten sie auf die Seite, meine Herren.«
Philipp lief geblendet, betäubt, trunken auf sie zu.
Indem er die Hand auf die Lehne des Schlittens legte, war es ihm als brenne er; die Königin war nachlässig auf ihrem Sitze zurückgeworfen; die Finger des jungen Mannes hatten Marie Antoinette's schöne Hände gestreift.
XI.
Der Suffren
Gegen alle Gewohnheiten des Hofes war das Geheimniß von Ludwig XVI. und dem Grafen von Artois getreulich bewahrt worden.
Niemand wußte, zu welcher Stunde und wie Herr von Suffren kommen sollte.
Der König hatte sein Spiel für den Abend angekündigt.
Um sieben Uhr trat er mit den Prinzen und Prinzessinnen seiner Familie ein.
Die Königin führte Madame Noyale, die erst sieben Jahre alt war, bei der Hand.
Die Gesellschaft war zahlreich und glänzend.
Während der Präliminarien der Versammlung, in dem Augenblick, wo Jedermann Platz nahm, näherte sich der Graf von Artois sachte der Königin und sprach zu ihr:
»Meine Schwester, schauen Sie umher.«
»Nun wohl, ich schaue.«
»Was sehen Sie?«
Die Königin ließ ihre Blicke im Kreise umherlaufen, durchsuchte die Massen, sondirte die leeren Räume und erwiderte, als sie überall Freunde, überall Diener erblickte, worunter Andrée und ihr Bruder:
»Ich sehe angenehme und besonders sehr befreundete Gesichter.«
»Schauen Sie nicht, wen wir haben, meine Schwester, schauen Sie, wer uns fehlt.«
»Ah! es ist meiner Treue wahr!« rief Marie Antoinette.
Der Graf von Artois lachte.
»Abermals abwesend,« sagte die Königin. «Oh! wird er mich immer so fliehen?«
»Nein, der Scherz währt nur länger. Monsieur ist an die Barrière von Fontainebleau abgegangen, um den Bailli von Suffren zu erwarten.«
»Dann sehe ich nicht ein, warum Sie lachen, mein Bruder.«
»Sie sehen nicht ein, warum ich lache?«
»Allerdings, wenn Monsieur den Bailli von Suffren bei der Barrière erwartet, so ist er feiner als Sie gewesen, denn er wird ihn zuerst sehen und vor Jedermann beglückwünschen.«
»Ah! liebe Schwester,« entgegnete der Prinz lachend, »Sie haben einen sehr kleinen Begriff von unserer Diplomatie. Es ist wahr, Monsieur hat sich an die Barrière von Fontainebleau begeben, um den Bailli zu erwarten, aber wir haben Jemand, der ihn auf der Station von Villejuif erwartet.«
»Wahrhaftig?«
»So daß sich Monsieur allein an der Barrière erkälten wird, indeß auf einen Befehl des Königs Herr von Suffren Paris umfährt und unmittelbar nach Versailles kommt, wo wir ihn erwarten.«
»Das ist vortrefflich ausgedacht.«
»Nicht schlecht, und ich bin ziemlich zufrieden mit mir. Machen Sie Ihr Spiel, meine Schwester.«