Der Arzt auf Java. Александр Дюма

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Der Arzt auf Java - Александр Дюма

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weiter.

      »Ich bin Eusebius van der Beek,« entgegnete dieser, »und hier ist meine Frau, Esther Menuis.«

      Madame ist also die Tochter des Wilhelm Menuis, Notar in Harlem, und der Johanna Katharina Mortico, seiner Gattin?«

      »Ja,« entgegnete Eusebius, beinahe erschrocken über diesen feierlichen Eingang.

      »Dann sind Sie es, Herr Eusebius van der Beek, und Sie, Madame Esther Menuis, mit denen wir es zu thun haben und es bleibt uns nur noch übrig, den schmerzlichen Auftrag zu erfüllen, der uns zufiel.«

      »Mein Gott, sprechen Sie, mein Herr!« sagte Esther. »Sprechen Sie doch! Sie machen uns erbeben!«

      »Vor einer Stunde, mein Herr, sind Wir berufen worden, um die Siegel bei Herrn Johann Heinrich Basilius Mortico anzulegen, der in dieser Stadt bekannter unter dem Namen des Doctor Basilius ist. Wir begaben uns nach seiner Wohnung und auf dem Kamin fanden wir ein Testament, welches sich gegenwärtig beidem Herrn Arnald Maes, Notar in Batavia, deponirt befindet. Durch dieses Testament setzte der Doctor Basilius Johanna Esther Menuis, Tochter seiner verstorbenen Schwester Johanna Katharina Mortico, verehelichten Menuis, zur einzigen und alleinigen Universalerbin aller seiner Güter ein.«

      »Der Doctor Basilius ist also todt?« rief Eusebius ganz verwirrt.

      »Ach, ja wohl, mein Herr,« erwiederte der Mann des Gesetzes mit officiell-finsterem Tone, indem er eine dazu passende Miene annahm. – »Ihr unglücklicher Verwandter ist diesen Morgen ertrunken, als er ein auf der Rhede liegen des Schiff besuchen wollte.«

      Eusebius war durch diese Nachricht so betäubt, daß er nicht einmal fragte, wie das Ereigniß sich zugetragen hatte.

      »Mein Onkel!« rief Esther. »Es war mein Onkel! Nun ist Alles erklärt. Daher also die auffallende Theilnahme, die er für mich zeigte!«

      »Und hat man seinen Leichnam gefunden?« fragte Eusebius.

      »Ja, mein-Herr; er ist nach seiner Wohnung gebracht worden; Sie können ihm die letzte Ehre erweisen.«

      »Aber ist er denn auch gewiß todt, wirklich todt?« fragte Eusebius.

      Der Mann des Greises sah den jungen Menschen ganz verstört an und sagte dann: »Alle Aerzte der Stadt haben seinen Tod bestätigt, doch hängt es nur von Ihnen ab, sich selbst davon zu überführen.«

      »Das will ich auch thun, und zwar auf der Stelle!« rief Eusebius. Und ohne sich die Zeit zu lassen, seine in Unordnung gerathenen Kleider zu ordnen, stürzte er.fort, während Esther; deren Seele nicht die gleichen Qualen litt, wie die ihres Gatten, Thränen über das Unglück dieses Onkels vergoß. von dem sie in ihrer Kindheit hatte sprechen hören, der Harlem in dem Alter von 20 Jahren verließ und der sich ihr nun durch eine Wohlthat offenbarte.«

      »Ihr Herr Gemahl scheint dem Verstorbenen außerordentlich anzuhängen, Madame,« sagte der Mann des Gesetzes, indem er sich bei Esther verabschiedete. »Haben Sie die Güte, ihm die Versicherung zu geben, daß ich zu seinen Befehlen stehe bei allen Förmlichkeiten, die er zu erfüllen haben wird.«

      Er grüßte Esther, wie ein untergeordneter Mann des Gesetzes eine reiche Erbin zu grüßen pflegt, das heißt, mit der tiefsten Demuth, und entfernte sich mit der Absicht, Eusebius einzuholen. Dieser aber war schon verschwunden.

      V.

      Irrthümer des Eusebius van der Beek

      Eusebius ging so rasch, daß der Mann des Gesetzes ihn nicht einzuholen vermochte. Binnen weniger als einer Viertelstunde war er in der unteren Stadt. Seit dem Morgen hatte er, wie er Esther gestanden, nicht aufgehört, an den Doctor Basilius zu denken. Sein Verstand weigerte sich, zu glauben, »daß dieser Mensch mit einer übernatürlichen Macht begabt sei; und gleichwohl konnte Eusebius die Thaten, deren Zeuge er gewesen, nicht mit der gewöhnlichen Ordnung der Dinge vereinigen. Allein indem er die Möglichkeit läugnete, fühlte er sich dennoch seit dem Morgen von einem tiefen Schrecken ergriffen, wenn er daran dachte, daß dieser entsetzliche Mensch – wenn er den Worten des entsetzlichen Doctors glauben durfte – allen Kämpfen seiner Seele beiwohnte, alle Regungen seines Herzens kannte. Seit dem Morgen schien es ihm, als läge seine Brust offen da für ein gewaltiges Auge, welches ihn tiefer erforschte. Ach, das sich so gestaltende Leben wurde für Eusebius, wie er Esther gestanden hatte, immer unerträglicher, allein der plötzliche und unerwartete Tod des Doctor Basilius vereinfachte die Frage bedeutend. Er fügte eine materielle Möglichkeit den anderen Möglichkeiten hinzu, welche Eusebius Verstand gleich einem Walle aufstellte, um die Verirrungen seiner Einbildungskraft zu hemmen. Er dachte nicht an das Vermögen, welches ihn auf so wunderbare Weise mitten in seinem Elende aufsuchte, um ihn zu einem der reichsten Bewohner Batavia’s zu machen. Aber ohne sich über das Unglück Dessen zu freuen, den er als den Retter Esther’s betrachten mußte, besaß er doch nicht genug Tugend, um sich über ein Ereigniß zu betrüben, welches ihn von einer Vormundschaft befreite, die seinem Herzen, ungeachtet der Unschuld und der Reinheit seiner Gesinnungen, verhaßt war. Das dringendste Bedürfniß, das er jetzt empfand, war, sich zu überzeugen, daß der Doctor Basilius nicht im Stande gewesen sei, sich dem allgemeinen Unglücke der Menschheit zu entziehen. Der Tod, dem der Arzt nicht zu entrinnen vermocht hatte, war die Verneinung der Gewalt, die er sich über das Leben anmaßte. Indem Eusebius die Gewißheit erlangte, daß der Doctor Basilius wirklich todt sei, kehrte er zu der glücklichen Gemüthsruhe zurück, die er seit einigen Stunden verloren hatte.

      So eilig auch Eusebius Gang war, hinderte er ihn doch nicht, zu bemerken, daß die Matrosen des Hafens, besonders aber die Malaien, in Gruppen beisammen standen und lebhaft mit einander sprachen. Das schien ihm ganz natürlich zu sein, denn er erinnerte sich daran, daß der Doctor Basilius von der maritimen Bevölkerung des Quartiers angebetet. wurde, welches er sich zu seinem Wohnsitze wählte, und zwar mit einer Vorliebe, deren Grund zu erforschen alle Bewohner Batavia’s vergebens gesucht hatten, da dieses Stadtviertel für die Europäer tödtlich war. Man wunderte sich daher auch, daß der Doctor Basilius der mephitischen Luft zu widerstehen vermochte, welche aus den umliegenden Sümpfen aufstieg, und seine unbestreitbare Gesundheit hatte nur dazu beigetragen, die sonderbaren Gerüchte zu beglaubigen, die über seinen Verkehr mit dem Bösen verbreitet waren.«

      Eusebius van der Beek legte am Tage, und diesmal bei schönem Wetter, denselben Weg zurück, den wir ihn in der Nacht und bei dem Orkane einschlagen sahen, und stand bald vor dem Hause des Doctors. Gleich dem Abend zuvor schien es unbewohnt zu sein. Kein Geräusch, ertönte aus denn Innern, nichts verrieth, daß hier irgend ein trauriges Ereigniß stattgefunden hatte, indeß stand die am verflossenen Abend so sorgfältig verschlossene Thür offen, so daß der Wind sie auf den Angeln hin und her schaukelte. Eusebius konnte daher ungehindert eintreten und ging geradewegs nach dem Zimmer, in welchem die schöne Holländerin ihn hatte warten lassen. Die Ballen, die Collis, die Kästchen, standen an ihrem Platze, die Friesin aber war nicht zugegen. Eusebius rief, doch Niemand antwortete. Er ging darauf zu der Thür, durch welche das junge Mädchen verschwunden war, als der Doctor den Abend zuvor sie rief. Diese Thür führte auf einen dunklen Gang. Er verfolgte denselben und bemerkte an seinem äußersten Ende einen Lichtstrahl, der unter einer Thür durchfiel. Der Schein schien von der Flamme einer Fackel herzurühren, denn er flackerte stark. Eusebius öffnete die Thür und Wich überrascht zurück, als er sich auf der Schwelle eines Zimmers erblickte, welches so ganz auf holländische Weise eingerichtet war, daß er sich ohne die glühenden Strahlen der Sonne, welche durch die bleieingelegten Scheiben hereinfielen, an den neblichen Ufern des Zuyderzees geglaubt haben würde.

      In einer Ecke, der Thür gerade gegenüber, stand eine Bettstelle von Eichenholz, deren gewundene Säulen Vorhänge von grüner Serge trugen. Von der Stelle aus, auf der sich Eusebius befand, war es unmöglich, in das Bett zu blicken; diesem gegenüber stand ein Tisch und auf dem Tische

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