Der Arzt auf Java. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Arzt auf Java - Александр Дюма страница 9
»Ist es das, wohin Sie zielen? Hielten Sie nur deshalb meinen Arm zurück, um eine solche Posse aufzuführen, so ist Ihre wohlwollende Sorgfalt nutzlos. Ich sagte es Ihnen bereits, mein Herr, und ich wiederhole es Ihnen, daß ich nur Esther geliebt habe, daß ich nie eine Andere lieben werde, als sie, und wenn ich mich nicht heute von einem mir lästigen Leben befreie, so wird es morgen sein.«
»Nun schön! Das nenne ich Gefühl! Ich sehe daß Sie so sehr lieben, wie ein sterbliches Herz zu lieben vermag. Meine Neugier ist befriedigt, denn bei mir, Eusebius van der Beek, das lassen Sie sich ein für alle Mal gesagt sein, herrscht weder Wohlwollen noch Eigennutz. Ich empfinde Neugier, das ist Alles. Ich mache Experimente mit den Seelen wie meine Amtsgenossen mit den Körpern. He! he! he! Das ist zuweilen eben so unsauber, aber stets Viel unterhaltender.«
»Kommen wir zu Ende,« sagte Eusebius, mit dem Fuße stampfend, »denn diese Unterhaltung wird mir über alle Beschreibung lästig. Was wollen Sie noch von mir, wenn Ihre Neugier befriedigt ist?
»Lassen Sie mich mein Geschick erfüllen, dann ist nichts weiter nöthig, als mir den Dolch zurückzugeben und in wenigen Stunden werden Sie wissen, was die Liebe über ein lebhaft von ihr erfülltes Herz vermag.«
»Sie sind wahrlich zu eilig, mein junger Freund«« sagte der Doctor. »Zum Glück habe ich Zeit und bin weit davon entfernt, Ihre Ungeduld zu theilen. Da Sie nun aber diesen Dolch gegen mich erhoben haben und Sie nur noch durch meinen Willen allein leben, habe ich von jetzt an das Recht, die Tage, die Stunden, die Minuten, zu leiten, die Sie noch auf dieser Erde zuzubringen haben. Ich glaube, Sie sind zu ehrlich, um mir dieses Recht zu bestreiten.«
»Was wollen Sie damit sagen? Erklären Sie sich! Sprechen Sie!« sagte Eusebius.
»Nun wohl denn« Eusebius van der Beek,« entgegnete der Doctor, »Du, der Du ein vernünftiger Mensch bist – wie hast Du glauben können, daß der Doctor Basilius, der sich um keines Menschen Willen in seiner Bequemlichkeit stören läßt, und der noch gestern es verweigerte, nach Buytenzorg zu gehen, um den Gouverneur von Java, der morgen todt sein wird, zu behandeln, während er mit einer Fingerspitze voll von dem Pulver, das er in seinem Säckchen hat, gerettet werden könnte, anderthalb Meilen Weges zu Fuße und bei einem solchen Wetter, wie das mit dem der Teufel uns diesen Abend beschenkte, zurückgelegt haben soll, nur um der Beerdigung einer Leiche beizuwohnen und Deine Klagen anzuhören? Denn Du wirst wohl glauben, daß ich, als ich mein Haus verließ, bereits wußte, daß Deine Frau todt sei, nicht wahr?«
Der junge Mann war, wie es scheint, auf dem Puncte angelangt, auf welchem der Doctor ihn zu sehen wünschte, denn er reichte ihm den Dolch und sagte: »Eusebius van der Beek, wenn du wirklich entschlossen bist, so halte ich Dich nicht länger zurück. Geh und sieh in jenen unbekannten Regionen, von denen noch kein Reisender zurückgekehrt ist, nach, ob sie die Hölle oder das Paradies der Christen, die mit Huris bevölkerten Gärten des Vaters der Gläubigen, der Ort der Seelenwanderungen Brahma’s das Elysium der Griechen oder das finstere schweigende Nichts der Atheisten sind. Aber wie Du auch das Land finden magst, wo das Jenseits des Grabes liegt, wirst Du Esther nicht entdecken«, wie Du auch suchst.«
»Mein Gott! mein Gott!« rief Eusebius, indem er sich die Haare raufte.
»Nimm dabei,« fuhr der Doctor fort, die eine Vermuthung an, daß Esther nicht todt ist.«
»Esther wäre nicht todt!« rief Eusebius, indem er auf das Bett zusprang und beide Hände auf die Brust seiner Frau legte, während er den Doctor mit irren Blicken ansah.
»Ich sage Dir nicht, daß Esther nicht todt ist, sondern nur, daß Du es annehmen sollst, oder daß ich, wenn Du todt wärest, die Macht besäße, sie wieder zum Leben zu erwecken.«
»Ha!« rief der junge Mann, »das wäre entsetzlich!«
»Schön,« sagte der Doctor, »jetzt habe ich Deine schwache Seite, die Grenze Deiner Liebe gefunden, Du konntest Dich nicht entschließen, ohne Esther zu leben; aber Du würdest Dich noch viel weniger darein ergeben, sie ohne Dich leben zu lassen.«
Eusebius gewann, von einem plötzlichen Gedanken ergriffen, seine Ruhe wieder, ließ den Körper seiner Frau, den er bisher in seinen Armen gehalten hatte, sinken« näherte sich dem Doctor und sagte: »Sie täuschen sich, mein Herr; geben Sie mir die Versicherung, daß Esther nicht todt ist; geben Sie mir ferner die Versicherung, daß sie weder ihrer entsetzlichen Krankheit noch dem Schmerz über meinen Tod erliegen wird; geben Sie mir endlich die Versicherung, daß sie das Glück hienieden noch finden könnte, selbst in den Armen eines Andern, und augenblicklich verlasse ich das Leben, das Herz von Schmerz erfüllt, aber mit dem erhabenen Troste, daß meine Erinnerung unerlöschlich in dem Herzen meiner Gefährtin leben wird.«
Es lag eine solche Aufrichtigkeit, ein solcher Enthusiasmus, in dem Tone, mit welchem Eusebius diese Worte sprach, daß der Doctor sich dem Eindrucke derselben nicht zu entziehen vermochte, und statt ihm mit seinem gewöhnlichen höhnischen Lachen zu antworten, verschwand der spöttische Ausdruck, der auf seinem Gesichte stereotyp zu sein schien, für einen Augenblick »Nun wohl,« sagte er, Esther ist nicht todt und wird auch nicht sterben.«
Eusebius unterbrach ihn durch eine Bewegung, die vielleicht eben so sehr eine Drohung, wie seine Freude aussprach, denn der arme zwischen Schmerz und Hoffnung hin- und hergeworfene Geist schwebte in der That an den Grenzen des Wahnsinns.
»Aber,« fuhr der Doctor fort« »vielleicht wäre es für sie und für Dich besser gewesen, wenn ich nicht zu rechter Zeit gekommen wäre, um ihr den Trank zu reichen, der nach der Krisis, in der sie augenblicklich liegt, nach meinem Willen dazu dienen wird, sie entweder für immer in den Sarg zu legen oder ihr Leben und Gesundheit zurückzugeben.«
»Also,« rief Eusebius athemlos, »hängt es noch immer von Ihnen ab, ob meine Esther lebe oder sterbe?«
»Ja und Du siehst daher, daß ich wohlgethan habe, zurückzukehren und Dich an Deinem Selbstmord zu verhindern.«
»Dann wird also weder sie noch ich sterben.«
»Vielleicht.«
»Ach,« rief der junge Mann, indem er sich wieder auf das Bett Esther’s warf, »meine Esther, ich kann Dich also noch glücklich sehen!«
»Ja,« sagte der Doctor; »aber ich mache Dich auf Eines aufmerksam, und zwar, daß Ihr Beide eine noch viel schwerere Prüfung zu bestehen haben werdet, als die war, welche Ihr soeben bestanden habt. Wir werden sehen, Freund Eusebius, ob die Zärtlichkeit für Deine Frau, eine Zärtlichkeit, welche so groß war, daß sie Dich dem Tode trotzen ließ, auch der Zeit und der Sättigung widerstehen wird.«
»Ach, Doctor, können Sie glauben —?«
»Ich glaube, daß eine einzige Liebe einer menschlichen Existenz nicht genügen kann; ich glaube, daß die Worte: Ich liebe Dich! nicht lange aus demselben Munde in dasselbe Ohrtönen; ich glaube endlich, wie ich Dir vorhin sagte, daß diese junge Frau in dem Glanze ihrer Schönheit und ihrer Jugend sterbend, das Herz von Glauben erfüllt, in der That glücklicher gewesen wäre und beneidenswerther, als lebend und durch Dich betrogen.«
»Betrogen durch mich! Ich meine Esther betrügen!« rief Eusebius« die Hände zum Himmel erhebend. »Ach, wenn Sie in dem Herzen lesen könnten, das Esther ganz erfüllt, dann würden Sie sehen, daß kein Gedanke, der sich nicht auf sie bezieht, darin Platz finden kann.«
»Blicke um Dich, junger Mann,« sagte der Doctor, »und Du wirst sehen, daß Alles in der Natur sich ändert, verwandelt; das Menschenherz allein kann daher nicht unwandelbar bleiben.«
»Ach, wenn ich nur einen Augenblick glauben könnte, daß Sie Recht