Der Arzt auf Java. Александр Дюма

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Der Arzt auf Java - Александр Дюма

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eigenes Bild-«

      »Nun wohl, ebenso gut können Sie schwören, daß Sie in zwanzig Jahren noch an Ihren Eid denken werden, wie Sie hoffen dürfen, daß in zwanzig Jahren Ihr Spiegelbild ebenso aussehen wird, wie heute. Aber gleichviel; fahren Sie nur fort, mein junger Freund. Ich habe zehnmal so viel Vergnügen daran, die Leute von ihrer Dankbarkeit sprechen zu hören, als es mir machen würde, die Wirkungen derselben zu unterzeichnen. Immer weiter also, immer weiter;legen Sie sich keinen Zwang auf.«

      »Doctor,« sagte der unglückliche Eusebius, der seinen sonderbaren Gast überzeugen wollte, daß er nicht ein Undankbarer sei, wie die Mehrzahl der Menschen, »ich hoffe, daß mir das Glück vorbehalten sein wird, Ihnen zu beweisen, daß Sie eine zu schlechte Meinung von der Menschheit haben. Aber jetzt scheint es mir, verlieren wir zu viel Zeit. Soll ich die Kranke wecken?«

      »Wozu?«

      »Ei, Herr Doctor, damit Sie ihr geben, was ihr Zustand erheischt.«

      »Ihr Zustand erheischt für den Augenblick nichts,« erwiederte der Doctor mit schneidendem Gelächter. »Sie schläft, wie Sie noch nie geschlafen hat. Sie werden keinen ihrer Athemzüge hören können.«

      »Das ist wahr,« sagte der junge Mann besorgt und that einen Schritt gegen das Bett. Der Doctor zog ihn an dem Rockschoße zurück.»Lassen Sie sie noch schlafen,« sagte er. »Indem Schlafe schöpft die Natur neue Kräfte Wer sagte Ihnen denn, ob nicht der Tod sogar, den man so sehr fürchtet, weiter nichts ist, als eine lange Ruhe, die uns zu einem neuen Leben vorbereitet? Hören Sie, ich glaube meiner Treu, ich habe da eben ein System aufgestellt. He he he he! Es ist vielleicht nicht so ganz abgeschmackt.«

      »Soll ich Ihnen nicht wenigstens, damit Sie Ihre Zeit nicht verlieren, die Krankheit Esther’s näher beschreiben?«

      »Zuerst, mein junger Freund, müssen Sie wissen, daß wir unsere Zeit nicht verlieren. Wir philosophiren, und das ist im Gegentheil die beste Verwendung, welche der Mensch den Stunden seines Lebens geben kann. Was die Auseinandersetzung der Krankheit Ihrer Frau betrifft, so kenne ich alle Symptome, die Sie mir angeben möchten, ebenso gut, wie Sie. Wie es Gesetze für die Geburt gibt, so gibt es auch welche für den Tod. Daher ist jede Wissenschaft leicht, sobald man es gelernt hat, in dem großen Buche zu lesen, welches für die Blinden geschrieben ist, und das man die Natur nennt. Lassen wir daher Ihre Frau schlafen und sprechen wir von anderen Dingen!«

      Eusebius stieß einen Seufzer aus, aber er glaubte, er müsse sich den Launen des Doctors fügen und fragte daher: »Von was würde es Ihnen angenehm sein, zu sprechen?«

      »Von Allem, was Sie wollen, mein junger Freund. Ich trinke ohne Unterschied den Arak und unsern vortrefflichen Schidam, Constantia und den Palmenwein. Ich habe Stunden lang mit einem ehrwürdigen Brahminen von Jaggernaut gesprochen und am Tage darauf, als ich alle Weisheit der 36 Seelenwanderungen Brahma’s erschöpft hatte, unterhielt ich mich deshalb nicht minder gut bei dem Geschwätz der Lascaren der Jonke auf welcher wir den heiligen Fluß hinabfuhren.«

      »Nun denn, Herr Doctor,« sagte der junge Mann, indem er ungeachtet der instinktmäßig wachsenden Bedrückung seines Herzens ein vertrauensvolles und heiteres Wesen anzunehmen suchte, »dann sagen Sie mir, wie es kommt daß Sie mir so schnell Ihre Theilnahme geschenkt haben – da Sie doch —«

      Eusebius sah, daß er auf eine gefährliche Bahn eingelenkt hatte, und zögerte, seinen Satz zu beenden.

      »Da ich doch?« wiederholte der Doctor, und als er sah, daß Eusebius in seinem Schweigen beharrte, sagte er: »Da ich doch das Bischen Wissenschaft, welches ich besitze, oder das man mir zutraut, nur um schweres Geld verkaufe, nicht wahr? – Das wollten Sie sagen, oder das war wenigstens Ihr Gedanke.«

      »Ach« Herr Doctor —«

      »Er beleidigt mich nicht. Zum Henker, der Priester lebt vom Altare und der Arzt vom Tode. Glauben Sie denn, wenn ich mir die Mühe geben wollte, könnte ich Ihnen nicht deutlich und unwiderleglich beweisen« daß eben so, wieder Arzt, auch jeder andere Mensch welchem Stande er immer angehöre, sich von dem Unglück seines Nächsten mästet? Nur wird das Uebel, welches er dem Einen zufügt, ihm durch den Andern vergolten. Bloß das Gute vergilt der Mensch niemals. Aber das würde uns zu weit führen. Kommen wir also auf unsere Frage zurück. Es gibt etwas, das ich dem Golde vorziehe, vielleicht, weil ich von diesem so viel habe« daß ich nicht weiß, was ich damit anfangen soll.«

      Eusebius sah den Doctor verwundert an.

      Ach ja,«« sagte dieser, »das ist auch ein Beweis der guten Meinung, welche die Menschen von dem Menschengeschlecht haben. Es wundert Sie, daß ich gestehe, daß ich reich bin? Man sagt dergleichen Dinge aus zwei Ursachen nicht. Erstens, weil der reiche Mensch stets fürchtet, daß man ihn bestehle, und zweitens, weil er noch weit mehr fürchtet, daß man den Quellen seines Reichthums nachforschen werde. Diese Quellen aber, mein Freund, bestehen größtentheils in Bestechung, Wucher, Betrug, Diebstahl, selbst in Mord. Sie begreifen wohl die Mißachtung« welche auf unsere meisten Millionäre fallen würde« wenn man bis zu ihren Quellen zurückginge. Die Reisenden« welche die Ufer des Nil aufgesucht haben und bis zu dem vierten Breitengrade gelangten, haben nichts gefunden, als stinkende Sümpfe, deren Ausdünstungen tödten. Mein junger Freund« ein großes Vermögen stammt meistens aus Sümpfen her, die noch viel stinkender sind, als die des Nils. Athmen Sie die Ausdünstungen nicht zu sehr in der Nähe ein, oder Sie laufen Gefahr, dabei mehr Kohlensäure als Sauerstoff in ihre Lungen einzusaugen. Bei mir ist das etwas Anderes; ich bin ein unverschämter Schuft, und sage ganz laut, woher mein Reichthum stammt. Gleich dem Doctor Fausts habe ich mich dem Satan verschrieben und dieser ließ mich aus dem Becher der Wissenschaft trinken. Ich kämpfe gegen Gott, indem ich die Leute gesund mache; aber ich stelle meinen Preis vor der Genesung, denn wenn ich es erst hinterher thäte« so würde ich fadenscheinige Hosen und Löcher in den Ellenbogen meines Rockes haben.«

      »Das ist es eben, was mich die Frage an Sie richten ließ, Doctor, auf die Sie noch nicht geantwortet haben.«

      »Nun wohl, so thue ich das jetzt, mein junger Freund. Es geschah, weil es etwas gibt, das ich dem Golde vorziehe, und das ist meine Laune. Deshalb. gebe ich so wenig auf Ihre Dankbarkeit – Rauchen Sie Opium, mein Herr van der Beek?«

      »Nein, Doctor.«

      »Sie haben Unrecht; das Opium ist etwas ganz Vortreffliche. Man sagt, es mache mager: sehen Sie mich an. Man sagt, es gewähre einen matten Blick: sehen Sie in meine Augen.«

      Indem der Doctor so sprach, schlug er sich auf seinen wohlgerundeten Bauch, der einen hohlen Klang gab, wie eine große Kiste, und schoß aus seinen Augen Blitze, welche Eusebius blendeten.

      »Man sagt, es verkürze das Leben,« fuhr der Doctor fort. »Irrthum, Lüge, Verleumdung! Es verdoppelt es, denn es macht aus unserm Schlafe ein zweites Leben.«

      »Doctor,« sagte Eusebius ängstlich, »was den Schlaf betrifft – finden Sie nicht, daß der meiner Frau sich auf eine beunruhigende Weise verlängert?«

      »Wissen Sie, daß die Orientalen, die Türken, die Araber, selbst die Chinesen, welche wir als Anfänge der Schöpfung, als mißlungene Werke der Menschheit betrachten, das Leben viel logischer aufzufassen verstehen, wie wir Menschen des Occidents? Was ist denn unsere einfältige und lärmende Trunkenheit, die Trunkenheit des Weins, oder des Biers, die materielle Anfüllung, die den Menschen unter das Thier herabsetzt, neben dieser Begeisterung durch einen wohlriechenden Dunst, der bei dem beständigen Streben nach Oben in den Kopf steigt, statt sich in den Magen hinabzusenken, neben dieser feenhaften Betäubung, die unsere Seele von ihrer irdischen Hülle loslöst und ihr gestattet, von Paradies zu Paradies zu fliegen?«

      »Doctor, lieber Doctor, lassen Sie uns von Esther sprechen,

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