Der Bastard von Mauléon. Александр Дюма
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Musaron begleitete dies» letzten Worte mit einer Geberde voll Majestät, durch die er, ohne es zu vermuthen, die Geberde parodirte, die sein Herr bei dieser feierlichen Gelegenheit hatte machen müssen.
»Wurde er aus dem Sattel gehoben,« sprach Mauléon, »so war dies der Fehler seines Pferdes, das den Stoß nicht anshalten konnte. Diese halb arabischen, halb castilianischen Pferde taugen mehr beim Rennen, aber weniger beim Kampfe als die unsrigen. Und wenn er unter mich fiel, so war dies der Fehler seines Spornes, der sich an einer Baumwurzel in dem Augenblick anhing, wo ich ihm einen Streich mit der Art aus den Kopf versetzte; denn er ist ein unerschrockener und gewandter Ritter. Gleichviel,« fügte Agenor mit einem Gefühle des Stolzes bei, das er bei all der Bescheidenheit, mit der er sich ausdrückte, nicht ganz zurückzudrängen vermochte, »der Tag, an welchem dieser merkwürdige Kampf in Narbonne statt fand, war ein schöner Tag für mich.«
»Abgesehen davon, daß Ihr den Preis von Madame Blanche von Nourbon erhieltet, welche sehr bleich wurde und sehr zitterte, die sanfte Prinzessin, als sie sah, daß das Tournier, dem sie beizuwohnen glaubte, sich in einen wirklichen Kampf verwandelte. Ja, edler Herr,« sprach Musaron, ganz zitternd bei dem Gedanken an die Herrlichkeiten, welche in Coimbra seines Gebieters und seiner harrten, »Ihr habt Recht, wenn Ihr sagt es sei ein schöner Tag gewesen, denn Euer Glück ward an demselben geboren.«
»Ich hoffe es,« erwiderte Agenor bescheiden; »doch fahren wir fort.«
Und er las weiter,
»Ich erinnere Dich heute an Dein Versprechen, Niemand als mir Waffenbrüderschaft zu bewilligen. Wir sind beide Christen; komm zu mir nach Portugal, nach Coimbra, das ich von den Ungläubigen erobert habe. Ich verschaffe Dir Gelegenheit, schöne Waffenthaten gegen die Feinde unserer heiligen Religion zu vollbringen. Du lebst in meinem Palaste wie ich selbst, und an meinem Hofe wie mein Bruder. Komm also, mein Bruder, denn ich bedarf eines Mannes, der mich liebt, ich, der ich von gewandten und gefährlichen Feinden umgeben lebe. Coimbra ist eine Stadt, die Du kennen mußt, und liegt, wie ich Dir gesagt habe, in Portugal, zwei Meilen vom Meer, am Flusse Mondigo. Du hast nur befreundete Länder zu durchziehen: zuerst Aragonien, welches das Hauptbesitzthum ist, das Don Sancho der Große Ramiro hinterlassen hat, der ein natürlicher Sohn war wie Du, und ein großer König wurde, wie Du ein braver Rittersmann bist; sodann Neucastilien, das König Alfons VI. von den Mauren wiederzuerobern begonnen hat, und das von seinem Nachfolger vollends erobert worden ist; ferner Leon, den Schauplatz großer Waffenthaten des berühmten Pelago, dieses tapferen Ritters, dessen Geschichte ich Dir erzählt habe. Endlich wirst Du durch Acqueda kommen und Dich in Portugal befinden, wo ich Dich erwarte. Nähere Dich nicht zu sehr den Bergen, die Du zu Deiner Linken sehen wirst, wenn Du nicht ein beträchtliches Gefolge hast, und traue weder den Juden, noch den Mauren, die Du auf Deinem Wege findest.
»Gott befohlen! erinnere Dich, daß ich mich einen ganzen Tag Dir zu Ehren Don Agenor genannt habe, wie Du Dich einen Tag, um mich zu ehren, Federigo nanntest.
»Ich habe an jenem Tag Deine Farben getragen, und Du hast die meinigen getragen. So ritten wir, Du mit meiner Schärpe, ich mit der Deinigen, neben einander bis nach Urgel und geleiteten unsere viel geliebte Königin Dona Bianca von Bourbon. Komm, Don Agenor: ich bedarf eines Bruders und eines Freundes; komm.«
»In diesem Briefe steht nichts, was uns leiten könnte,« sagte Musaron.
»Doch; im Gegentheil. Alles,« sprach Agenor. »Hast Du nicht gehört, und das ist wahr, daß ich einen Tag seine Schärpe getragen habe?«
»Nun?«
»Seine Farben waren gelb und roth. Suche wohl, Musaron, Du, dessen Gesicht so scharf ist, suche, ob Du nicht in einer von den beiden Städten ein Gebäude erblickst, aus dem ein Banner gelb wie Gold, roth wie Blut flattert, und dieses Gebäude wird der Palast meines Freundes Don Federigo sein, und rings um diesen Palast liegt die Stadt Coimbra.«
Musaron hielt seine Hand über seine Augen, um die Sonnenstrahlen zu brechen, welche alle Gegenstände in Lichtwogen vermengten, die ein Flammenmeer bildeten, und nachdem er seinen Blick nach rechts und nach links hatte schweifen lassen, heftete er seine Augen fest auf die Stadt, welche rechts vom Fluß in einer von den Krümmungen seines Laufes lag.
»Sire Agenor,« sprach Musaron, »in diesem Fall ist Coimbra dort rechts, am Fuße jenes Abhang« und hinter jener Wand von Platanen und Aloen, denn aus dem Hauptgebäude flattert das von Euch bezeichnete Banner; nur wird es von einem rothen Kreuze überragt.«
»Das Kreuz von San Jago!« rief der Ritter, »so ist es. Doch irrst Du Dich nicht, Musaron?«
»Eure Herrlichkeit wolle selbst schauen.«
»Die Sonne ist so glühend, daß ich schlecht unterscheide; leite ein wenig meinen Blick.«
»Dort, Messire, dort . . . folget dem Weg. . . dort zwischen jenen zwei Armen des Flusses. Er scheidet sich in zwei Zweige, nicht wahr?«
»Ja.«
»Folgt dem rechten Zweig, der am Flusse hinläuft; seht die Truppe des Mauren durch eines der Thore einziehen . . . Seht, seht . . .«
Gerade in diesem Augenblick kam die Sonne, welche bis jetzt ein Hinderniß für die zwei Reisenden gewesen war, Mauléon zu Hilfe, indem sie einen Feuerstahl aus den ganz mit Gold damascirten maurischen Rüstungen springen ließ.
»Gut! gut! ich sehe,« sagte er.
Dann, nachdem er einen Augenblick nachgedacht: »Ah! der Maure ging nach Coimbra, und verstand das Wort Coimbra nicht; vortrefflich. Als erste Artigkeit muß mir Don Federigo Genugthuung von diesem Frechen verschaffen. Doch wie kommt es,« fuhr der Ritter, immer mit sich selbst sprechend, fort, »daß Don Federigo, dieser fromme Fürst, den sein Titel in die Reihe der ersten Vertheidiger der Religion stellt, Mauren in der neuerdings erst eroberten Stadt, in der Stadt, aus der er sie vertrieben, duldet?«
»Was wollt Ihr, Messire?» antwortete Musaron, ohne befragt zu werden. »Ist Don Federigo nicht der natürliche Bruder von Don Pedro, dem König von Castilien?«
»Nun?«
»Wißt Ihr nicht (und das würde mich wundern, denn das Gerücht ist auch nach Frankreich gekommen), wißt Ihr nicht, daß die Liebe zu den Mauren dieser Familie angeboren ist? Der König kann ihrer nicht mehr entbehren, wie man versichert. Er hat Mauren als Räthe, Mauren als Aerzte, Mauren als Leibwachen, und endlich Maurinnen als . . . Liebschaften.«
»Schweige, Meister Musaron, und mische Dich nicht in die Angelegenheiten des Königs Don Pedro, eines sehr großen Fürsten und Bruders meines erhabenen Freundes.«
»Bruder! Bruder!« murmelte Musaron, »ich habe sagen hören, es sei dies eine von den maurischen Brüderschaften, welche früher oder später mit dem Stricke oder mit dem Säbel endigen. Ich will lieber Guillonnet, der die Ziegen im Thale von Andorre hütet und dabei singt:
Auf dem Berge sitzt der Hirte,
Schauet traurig in die Fern',
zum Bruder haben, als Don Pedro von Castilien. Das ist meine Ansicht.«
»Es kann wohl Deine Ansicht sein, doch es ist die meinige, daß Du nicht ein Wort mehr diesem beifügst. Wenn man Gastfreundschaft