Der Bastard von Mauléon. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Bastard von Mauléon - Александр Дюма страница 29
»Und wer war dieser Christ?«
»Ein französischer Ritter, den er seinen Bruder nennt.«
»Ah!« versetzte Don Pedro lächelnd, »ich hätte geglaubt, er würde seinen Freunden einen andern Namen geben.«
»Für diesen Christen hat er nun keine Geheimnisse, und man dürfte sich nicht wundern, wenn er das Vertrauen, das der Page genoß, theilte, und in diesem Fall wäre das Verbrechen öffentlich.«
»Der Großmeister kommt?« fragte Don Pedro.
»Er folgt mir, Hoheit.«
Don Pedro ging eine Zeit lang, die Stirne gefaltet, die Arme gekreuzt, den Kopf auf die Brust geneigt, auf und ab; es war leicht zu sehen, daß ein furchtbarer Sturm um sein Herz tobte.
»Man muß also mit ihm anfangen,« sprach er endlich mit dumpfer Stimme, »das ist überdies das einzige Entschuldigungsmittel, welches mir Frankreich gegenüber zu Gebot steht. Sieht Karl V., daß ich meinen Bruder nicht schonte, so wird er nicht mehr am Verbrechen zweifeln und mir verzeihen, daß ich seine Schwägerin nicht geschont habe.«
»Befürchtet Ihr aber nicht, Hoheit,« sagte Mothril, »man könnte sich in der Rache täuschen und denken, Ihr habet den Großmeister, nicht den Geliebten der Königin Blanche, sondern den Bruder von Enrique Transtamare, Eurem Mitbewerber um den Thron, geschlagen?«
»Ich werde den Brief öffentlich machen,« erwiderte der König, »das Blut wird den Flecken bedecken; Ihr habt mir treulich gedient.«
»Was befiehlt nun der König?«
»Man halte die Wohnung des Großmeisters bereit.«
Mothril ging ab. Don Pedro blieb allein, und seine Gedanken verdüsterten sich immer mehr; er sah den Spott sich an seinen Namen anhängen, der eifersüchtige und stolze Mensch erschien wieder unter dem unempfindlichen König; es kam ihm vor, als hörte er schon das Gerücht von der Liebschaft von Blanche und dem Großmeister unter dem Volk mit allen Uebertreibungen umherlaufen, mit denen man die Fehler der Könige behandelt. Dann, als er die Augen auf die Gemächer von Dona Padilla heftete, glaubte er sie hinter dem Vorhang ihres Fensters stehen zu sehen, und auf ihrem Gesichte das Lächeln des befriedigten Stolzes wahrzunehmen.
»Nicht sie ist es, die mich bewegt, zu thun, was ich vollbringen will,« sprach er, »und dennoch wird man sagen, sie sei es, und dennoch wird sie es glauben.«
Ungeduldig wandte er den Kopf ab und schaute rings umher.
In diesem Augenblick gingen über eine Terrasse, welche niedriger war als die königliche, zwei maurische Sklaven; sie trugen Räucherpfännchen, die einen bläulichen, wohlriechenden Dampf ausströmten. Der Gebirgswind machte diesen berauschenden Wohlgeruch bis zum König aufsteigen.
Hinter den Sklaven kam eine verschleierte Frau von geschmeidigem, hohem Wuchse, von zartem Leib mit geneigtem Kopf. Sie war bedeckt mit dem arabischen Schleier, der nur eine Oeffnung läßt, daß der Strahl des Auges hervorspringen kann. Mothril folgte ihr mit einer gewissen Ehrfurcht, und als sie vor der Thüre des Zimmers waren, wo die Fremde eintreten sollte, warf sich der Maure gleichsam zu den Füßen des Mädchens nieder.
Dieser Wohlgeruch, dieser wollüstige Blick, diese Ehrerbietung des Mauren bildeten einen so mächtigen Contrast mit den Leidenschaften, welche das Herz von Don Pedro zusammenpreßten, daß er sich einen Augenblick erfrischt und wiedergeboren fühlte, als ob ihm die Jugend und die Freude durch diese Erscheinung eingeflößt worden wären.
Er erwartete auch voll Ungeduld den Abend.
Und als der Abend gekommen war, stieg er aus seiner Wohnung hinab und kam, der Nacht vertrauend, durch die Gärten, wo er allein einzutreten das Recht hatte, vor den von Mothril bewohnten Kiosk; vorsichtig hob er die dicken Epheugewinde und die Zweige eines ungeheuren Oleanders auf, der besser als ein Vorhang das Innere der Wohnung vor indiscreten Augen verbarg, und er erblickte nun aus einem Kissen von silbergestickter Seide, die Füße nackt, kaum verschleiert durch ein langes durchsichtiges Gewand, geschmückt mit Ringen und Halsbändern, nach orientalischer Sitte, die Stirne ruhig, die Augen in einer Träumerei verloren, Aissa lächelnd und unter der Röthe ihrer Lippen ihre seinen, weißen, perlartig gleichen Zähne entblößend.
Mothril hatte aus die Neugierde des Königs gerechnet; seitdem es Nacht geworden war, horchte und schaute er; er hörte das Geräusch der ausgehobenen Zweige; er unterschied in der ruhigen Frische der Nacht den glühenden Athem des Königs; doch er schien aus keine Weise zu bemerken, daß sein Fürst da war. Nur, als das nachlässige Mädchen von seinen zerstreuten Fingern sein Combolio von Korallen fallen ließ, stürzte er nieder, hob es auf und kniete beinahe vor ihr, als er es ihr zurückgab.
Aissa lächelte.
»Warum so viele Ehrenbezeigungen seit zwei oder drei Tagen?« sagte sie. »Ein Vater hat nur zärtlich gegen sein Kind zu sein, und das Kind ist dem Vater Ehrfurcht schuldig.«
»Was Mothril thut, muß er thun,« erwiderte der Maure.
»Mein Vater, warum erweist man mir sogar mehr Zuvorkommenheit, als Euch?«
»Weil man Euch mehr Zuvorkommenheit schuldig ist, als mir; denn bald erscheint der Tag, wo sich Alles enthüllen wird, und ist dieser Tag erschienen, so werdet Ihr Euch vielleicht nicht mehr herablassen, mich Euren Vater zu nennen, Dona Aissa.«
Diese geheimnißvollen Worte machten einen unbeschreiblichen Eindruck sowohl auf das Mädchen, als auf den König; doch so sehr auch Aissa in ihn drang, Mothril wollte nicht mehr sagen und zog sich zurück.
Hinter ihm traten die Frauen von Aissa ein; sie kamen mit großen Fächern von Straußenfedern und bewegten die Luft um den Sopha ihrer Gebieterin, während eine sanfte Musik, die man hörte, ohne das Instrument und den Musiker zu sehen, gleichsam einen melodischen Wohlgeruch in der Luft vibriren ließ. Aissa schloß ihre großen, ganz von geheimen Flammen entzündeten Augen.
»Woran mag sie denken?« sagte der König, als er sah, wie der Schatten eines Traumes über ihr Antlitz hinzog.
Sie träumte von dem schönen französischen Ritter. Die Frauen näherten sich, um die Vorhänge niederzulassen.
»Es ist seltsam,« sprach der König, genöthigt, diese gefährliche Beschauung aufzugeben, »man sollte glauben, sie habe einen Namen ausgesprochen.«
Der König täuschte sich nicht, sie hatte den Namen Agenor ausgesprochen.
Aber obgleich die Vorhänge wieder geschlossen waren, befand sich doch Don Pedro nicht in einer Stimmung des Geistes, die ihm in seine Gemächer zurückzukehren gestattete.
Das Herz des Fürsten vereinigte zu dieser Stunde die entgegen gesetztesten Gefühle.
Diese Gefühle bildeten unter sich einen Kampf, der jede Hoffnung auf Rast und Schlaf ausschloß; Kühlung von der Nachtluft, Ruhe vom Stillschweigen erwartend, irrte er in den Gärten umher und kam immer wieder zu einem unwiderstehlichen Ziele, zu dem Kiosk zurück, wo die Maurin im tiefsten Schlafe lag; zuweilen ging er auch an den Fenstern von Dona Padilla vorüber und heftete seine Augen auf die finsteren Scheiben; im Glauben, die hochmüthige Spanierin schlafe, setzte er sodann seine Wanderung fort, die ihn auf einem mehr oder minder langen Umweg zu dem Kiosk zurückführte.
Der König täuschte sich, Maria Padilla schlief nicht; es waren keine Lichter vorhanden, doch voll Flammen,