Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Chevalier von Maison-Rouge - Александр Дюма страница 22
»Er hat sich nicht von der Stelle gerührt.«
Eine allgemeine Bewegung des Erstaunens empfing die von Maurice mit so viel Sicherheit ausgesprochene Ansicht.
»Es ist eine Voraussetzung, was Sie da sagen, Bürger,« entgegnete Morand, »eine Voraussetzung, nichts Anderes.«
»Nein, ich behaupte eine Thatsache.«
»Oh! ich gestehe,« versetzte Geneviève, »ich meines Theils kann nicht glauben, was Sie sagen, Bürger, denn das wäre eine unverzeihliche Unklugheit.«
»Sie sind eine Frau, Bürgerin; Sie begreifen also Eines, was bei einem Mann von dem Charakter des Chevallier von Maison-Rouge alle mögliche Betrachtungen persönlicher Sicherheit überwiegen mußte.«
»Und was kann mehr Gewicht haben, als die Furcht, das Leben aus eine so schauderhafte Weise zu verlieren?«
»Ei mein Gott! Bürgerin, die Liebe,« sprach Maurice.
»Die Liebe!« wiederholte Geneviève.
»Allerdings. Wissen Sie denn nicht, daß der Chevallier von Maison-Rouge in Antoinette verliebt ist?«
Ein schüchternes, gezwungenes Gelächter der Ungläubigkeit machte sich auf zwei oder drei Seiten hörbar. Dirmer schaute Maurice an, als wollte er in der Tiefe seiner Seele lesen. Geneviève fühlte, wie Thränen ihre Augen befeuchteten, und ein Schauer, der Maurice nicht entgehen konnte, durchlief ihren ganzen Körper. Der Bürger Morand vergoß Wein von seinem Glase, das er in diesem Augenblick an seine Lippen setzte, und Maurice hätte über seine Blässe erschrecken müssen, wäre nicht die ganze Aufmerksamkeit des jungen Mannes in diesem Augenblick auf Geneviève zusammengedrängt gewesen.
»Sie sind bewegt, Bürgerin?« flüsterte Maurice.
»Haben Sie nicht gesagt, ich würde begreifen, da ich eine Frau sei? Nun wohl, uns Frauen rührt stets eine Ergebenheit, so sehr sie auch unsern Grundsätzen widersprechen mag.«
»Und die des Chevalier von Maison-Rouge ist um so größer, als man versichert, er habe nie mit der Königin gesprochen.«
»Ah! Bürger Lindey,« sprach der Mann mit den äußersten Mitteln, »mir scheint, erlaube, daß ich Dir dies sage, mir scheint, Du bist sehr nachsichtig gegen den Chevallier.«
»Mein Herr,« erwiderte Maurice, der sich vielleicht absichtlich des Wortes bediente, das gebräuchlich zu sein aufgehört hatte, »ich liebe alle stolze und muthige Naturen: was mich indessen nicht abhält, sie zu bekämpfen wenn ich ihnen in den Reihen meiner Feinde begegne, Ich verzweifle nicht, den Chevalier von Maison-Rouge eines Tags zu treffen.«
»Und . . .« machte Geneviève.
»Und wenn ich ihn treffe. . . nun so werde ich n ihm kämpfen.«
Das Abendbrot war beendigt. Geneviève gab das Beispiel zum Rückzug, indem sie zuerst aufstand.
In diesem Augenblick schlug die Pendeluhr.
»Mitternacht,« sagte Morand mit kaltem Tone.
»Mitternacht!« rief Maurice, »schon Mitternacht!
»Das ist ein Ausruf, der mir Vergnügen macht, sprach Dirmer; »er beweist mir, daß Sie sich nicht gelangweilt haben, und gewährt mir die Hoffnung, wir werden uns wiedersehen. Es ist das Haus eines guten Patrioten, das man Ihnen öffnet und, ich hoffe, Sie werde bald wahrnehmen, Bürger, daß es das eines Freundes ist.«
Maurice verbeugte sich, wandte sich gegen Geneviève und fragte:
»Erlaubt mir die Bürgerin auch, wiederzukommen?
»Ich erlaube es nicht nur, ich bitte Sie darum/ sprach lebhaft Geneviève. »Gute Nacht, Bürger.«
Und sie kehrte in ihre Wohnung zurück.
Maurice nahm Abschied von allen Gästen, grüßt besonders Morand, der ihm ungemein gefallen hatte drückte Dirmer die Hand und entfernte sich betäubt, ohne mehr freudig als betrübt über alle die so verschiedenartigen Ereignisse, welche diesen Abend belebt hatten.
»Ein ärgerliches, ärgerliches Zusammentreffen!« sagte nach dem Abgange von Maurice die junge Frau, indem sie in Gegenwart ihres Mannes, der sie in ihr Zimmer geführt in Thränen zerfloß.
»Bah! der Bürger Maurice Lindey, ein anerkannte Patriot, Secretaire einer Section rein, angebetet, volksthümlich, ist im Gegentheil eine sehr kostbare Erwerbung für einen armen Rothgerber, der eingeschmuggelte Waaren in seinem Hause hat,« entgegnete Dirmer lächelnd.
»Sie glauben also, mein Freund,« fragte schüchtern Geneviève.
»Ich glaube, daß es ein Patent des Patriotismus, ein Siegel der Absolution ist, das er aus unser Haus drück; und ich denke, von diesem Abend an wäre sogar in Chevalier von Maison-Rouge in unserem Hause in Sicherheit.«
Hiernach küßte Dirmer seine Frau mit einer viel mehr väterlichen als ehelichen Zuneigung auf die Stirne, ließ sie in dem kleinen Pavillon, der ihr allein geweiht war, und ging wieder in den andern Theil des Gebäudes, welchen er mit den Gästen, die wir an seinem Tische gesehen, wohnte.
X.
Der Schuhflicker Simon
Man war zum Anfang des Monats Mai gelangt; ein reiner Tag erweiterte die Brust, welche müde war, die eisigen Nebel des Winters einzuathmen, und die Strahlen einer warmen, belebenden Sonne fielen aus die schwarze Mauer des Temple herab.
Doch trotz dieses schönen Tages und obgleich man den Gefangenen anbot, sie könnten im Garten spazieren gehen, weigerten sich die drei Frauen, ihr Gefängniß zu verlassen; seit der Hinrichtung ihres Gemahls blieb die Königin hartnäckig in ihrem Zimmer, um nicht vor der Thüre des Gemaches, das der König im zweiten Stocke bewohnt hatte vorüber gehen zu müssen..
Wenn, sie zufällig seit der unseligen Epoche des 21. Januar Luft schöpfte, so geschah es oben auf dem Thurm dessen Zinnen man mit Läden verschlossen hatte.
Die Nationalgarden vom Dienste, welche davon Kenntniß gesetzt waren, daß die drei Frauen ihr Zimmer zu verlassen Erlaubniß erhalten hatten, warteten also vergebens den ganzen Tag, daß sie von dieser Erlaubnis Gebrauch machen würden.
Gegen fünf Uhr kam ein Mann herab und näherte sich dem den Posten commandirenden Sergenten.
»Ah! ah! Du bist es, Vater Tison,« sprach Letztere, der ein Nationalgarde von heiterer Laune zu sein schien.
»Ja, ich bin es, Bürger; ich bringe Dir vom Municipal Maurice Lindey, Deinem Freunde, der da oben ist, die vom Rathe des Temple meiner Tochter zugestandene Erlaubniß, diesen Abend ihrer Mutter einen Besuch zu machen.«
»Und Du gehst in dem Augenblick aus, wo Deine Tochter kommen wird, entarteter Vater?« sagte der Sergent.
»Oh! ich gehe sehr ungern weg, Bürger Sergent. Ich hoffte auch, mein armes Kind zu sehen, das ich seit zwei Monaten nicht gesehen habe, und es, was man sagt, tüchtig zu umarmen, wie ein Vater seine Tochter umarmt. Ja wohl, geh' spazieren! Der Dienst, der verdammte Dienst treibt mich fort; ich muß auf die Gemeinde gehen, um meinen Bericht abzustatten. Ein Fiacker erwartet mich vor der Thüre mit zwei Gendarmen, und dies gerade