Der Frauenkrieg. Александр Дюма
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Diesem Redestrom, einem Resultat einer unglaublichen Unverschämtheit, wußte Nanon ganz versteinert keine Gründe mehr entgegenzusetzen. Den Sieg, den er im Sturme davon getragen, benützend, fuhr Cauvignac fort:
»Und nun, liebe Schwester, da wir nach einer so langen Abwesenheit wieder vereinigt sind, da Ihr nach so vielen Kreuz- und Querzügen einen wahren Bruder wieder gefunden habt, gesteht, daß Ihr fortan, Dank sei es dein Schilde, den die brüderliche Liebe über Euch ausbreitet, auf beiden Ohren schlafen werdet. Ihr werdet so ruhig leben, als ob ganz Guienne Euch anbetete, was, wie Ihr wißt, nicht der Fall ist; aber Guienne muß nach unserer Pfeife tanzen. In der That, ich quartiere mich auf Eurer Schwelle ein; Herr von Epernon macht mich zum Obersten; statt sechs Mann habe ich zweitausend. Mit diesen zweitausend Mann erneute ich die Arbeiten des Hercules. Man ernennt mich zum Herzog; zum Pair; Frau von Epernon stirbt, Herr von Epernon heirathet Euch . . .«
»Vor Allem dem hört zweierlei,« sagte Nanon mit kurzem Tone.
»Was, liebe Schwester? Sprecht, ich bitte Euch.«
»Erstens werdet Ihr dem Herzog das Blanquett zurückgeben, sonst hängt man Euch. Ihr habt den Spruch aus seinem eigenen Munde gehört. Sodann entfernt Ihr Euch sogleich von hier, oder ich bin verloren, was für Euch zwar nichts ist, aber Ihr stürzt Euch mit mir ins Verderben, ein Grund, der Euch vielleicht bewegen wird, meinen Untergang in Betracht zu ziehen.«
»Zwei Antworten, liebe Dame: dieses Blanquett ist mein Eigenthum, und Ihr könnt mich nicht abhalten, mich hängen zu lassen, wenn es mir gefällt.«
»Immerhin!«
»Ich danke! aber seid unbesorgt, es wird dem nicht so sein. Ich habe Euch so eben meinen Widerwillen gegen diese Todesart ausgedrückt. Ich behalte also das Blanquett, wenn Ihr nicht etwa Lust habt, es mir abzukaufen, in welchem Falle wir mit einander handeln können.«
»Ich brauche es nicht, ich ertheile selbst Blanquette.«
»Glückliche Nanon!«
»Ihr behaltet es also?«
»Ja.«
»Auf die Gefahr, was auch daraus entstehen mag?
»Seid unbesorgt, ich weiß, wo ich es anbringe. In Euren Verlangen, Euch meiner zu entledigen, vergeßt Ihr Eines.«
»Was?«
»Den wichtigen Auftrag, von dem der Herzog gesprochen hat und der mein Glück machen soll.«
Nanon erbleichte.
»Aber, Unglücklicher,« sprach sie, »Ihr wißt wohl, daß dieser Auftrag nicht für Euch bestimmt ist. Ihr wißt wohl, daß die Lage der Dinge mißbrauchen ein Verbrechen wäre, das früher oder später seine Strafe nach sich ziehen müßte.«
»Ich will auch keinen Mißbrauch, sondern einen Gebrauch davon machen.«
»Überdies ist Herr von Canolles in dem Auftrage genannt.«
»Heiße ich nicht Baron von Canolles?«
»Ja, aber man kennt dort nicht allein seinen Namen, sondern auch sein Aeußeres. Herr von Canolles ist wiederholt bei Hofe gewesen.«
»Das lasse ich mir gefallen, daß ist ein guter Grund, und zwar der erste, den Ihr nur angebt; Ihr seht auch, ich füge mich darein.«
»Ueberdies würdet Ihr dort Eure politischen Feinde finden,« sprach Nanon, »und Euer Gesicht ist vielleicht, obgleich Ihr unter einer andern Gestalt erscheint, nicht minder bekannt, als das von Herrn von Canolles.«
»Oh! das würde nichts zu der Sache thun, wenn es, wie der Herzog gesagt hat, Zweck der Sendung ist, Frankreich einen großen Dienst zu leisten. Die Botschaft wird dem Boten durchhelfen. Ein Dienst von dieser Wichtigkeit schließt Begnadigung in sich, und die Amnestie des Vergangenen ist stets die erste Bedingung politischer Bekehrung. Glaubt mir also, liebe Schwester, es ist nicht an Euch, mir Bedingungen zu machen, sondern an mir, Euch die meinigen vorzuschlagen.«
»Laßt hören, worin bestehen sie?«
»Vor Allem, wie ich Euch so eben sagte, die erste Bedingung jedes Vertrages, das heißt allgemeine, Amnestie.«
»Ist das Alles?«
»Dann die Bezahlung unserer Rechnungen.«
»Ich bin Euch etwas schuldig, wie es mir scheint?«
»Ihr seid mir die hundert Pistolen schuldig, um die ich Euch bat, und die Ihr mir verweigertet.«
»Hier sind zweihundert.«
»Gut, daran erkenne ich Euch, Nanon.«
»Aber unter einer Bedingung.«
»Unter welcher?«
»Daß Ihr das Schlimme, was Ihr angerichtet, wieder gut macht.«
»Das ist nur zu billig. Was soll ich zu diesem Behufe thun?«
»Ihr steigt zu Pferde und jagt aus der Straße zog Paris fort, bis Ihr Herrn von Canolles gefunden habt.«
»Dann verliere ich seinen Namen?«
»Ihr gebt ihm denselben zurück.«
»Und was soll ich ihm sagen?«
»Ihr stellt ihm diesen Befehl zu und versichert Euch, daß er auf der Stelle zu Vollstreckung desselben abreist.«
»Ist das Alles?«
»Ist es nothwendig, daß er erfährt, wer ich bin?«
»Im Gegentheil, es ist von größter Wichtigkeit, daß er es nicht weiß.«
»Ah! Nanon, solltet Ihr Euch Eures Bruders schämen?«
Nanon antwortete nichts sie dachte nach.
»Aber wie bin ich sicher,« sprach sie nach einem Augenblick, »daß Ihr meinen Auftrag getreulich erfüllen werdet? Wenn es etwas Heiliges für Euch gäbe, würde ich einen Eid von Euch Verlangen.«
»Thut etwas Besseres.«
»Was?«
»Versprecht mir hundert weitere Pistolen, wenn ich Euren Auftrag vollzogen habe.«
Nanon zuckte die Achseln und erwiederte: »Es ist abgemacht.«
»Nun, seht, ich fordere keinen Eid von Euch und Euer Wort genügt mir. Wir sagen also hundert Pistolen für die Person, die Euch in meinem Namen den Empfangsschein von Herrn von Canolles zustellt.«
»Ja; aber Ihr sprecht von einem Dritten: gedenkt Ihr nicht zufällig selbst zurückzukommen?«
»Wer weiß? Ein Geschäft ruft mich selbst in die Gegend von Paris.«
Nanon