Der Frauenkrieg. Александр Дюма
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»Einen Augenblick, seinen Augenblick!« rief der Herzog, »der Teufel, nun verliert Ihr den Kopf meine liebe Nanon; und das Frühstück! Ich bin wie Ihr, ich habe Hunger zum Sterben. Nehmt, Meister Biscarros, fügt diese sechs Louisd’or den andern bei, es ist die Bezahlung für die angenehme Geschichte, die Ihr uns erzählt habt.«
Dann befahl er dem Historiker, dem Koche Platz zu machen, und wir müssen gestehen, Meister Biscarros glänzte nicht weniger in dem zweiten Geschäfte, als in dem ersten.
Nanon hatte indessen nachgedacht und mit einem Blicke die ganze Lege umfaßt, in welche sie die Vermuthung von Meister Biscarros versetzte. Einmal, war die Vermuthung richtig? und dann, war sie dies auch, ließ sich das Benehmen von Canolles nicht entschuldigen? In der That, welch’ eine grausame Täuschung für einen braven Edelmann, wie er, mußte dieses mißglückte Rendezvous sein! Welche Schmach war diese Späherei des Herzogs von Epernon und diese Canolles auferlegte Notwendigkeit, gleichsam dem Triumphe seines Nebenbuhlers beizuwohnen! Nanon war so verliebt, daß sie, sein Benehmen einem Anfalle von Eifersucht zuschreibend, Canolles nicht nur entschuldigte, sondern auch beklagte und sich beinahe dazu Glück wünschte, so sehr von ihm geliebt zu werden, daß dadurch eine kleine Rache von seiner Seite hervorgerufen worden war. Aber vor Allem mußte das Uebel an der Wurzel abgeschnitten werden, sie mußte den Fortschritt dieser kaum entstehenden Liebe hemmen.
Hier durchzuckte ein furchtbarer Gedanke den Geist von Nanon, ein Gedanke, der die arme Frau beinahe niederschmetterte.
Wenn diesen Zusammentreffen von Canolles und dem kleinen Edelmann ein Rendezvous wäre!
Aber nein, sie war toll, denn der junge Edelmann wartete auf einen Herrn mit einem Schnurrbart. Er benahm sich auf eine unhöfliche Weise gegen Canolles, und Canolles selbst erkannte das Geschlecht den Unbekannten vielleicht nur an dem zufällig von ihm aufgefundenen kleinen Handschuhe.
Gleichviel man mußte Canolles in den Weg treten.
Sich mit ihrer ganzen Energie bewaffnend, kehrte sie zu dem Herzog zurück, der Biscarros, mit Complimenten und Empfehlungen überladen, so eben entlassen hatte.
»Welch ein Unglück, Monseigneur,« sagte sie, »daß die Unbesonnenheit des närrischen Canolles ihn einer Ehre beraubt, wie Ihr sie ihm angedeihen lassen wolltet. Dem Gegenwärtigen war seine Zukunft gesichert, der Abwesende verliert sie vielleicht ganz und gar.«
»Doch wenn wir ihn wiederfinden?« sagte der Herzog.
»Oh! es ist keine Gefahr,« erwiederte Nanon, »handelt es sich um eine Frau, so ist er nicht zurückgekehrt!«
»Was ist zu thun, mein Herzchen?« sprach Herr von Epernon. »Die Jugend ist das Alter des Vergnügens; er ist jung und belustigt sich.«
»Aber ich,« versetzte Nanon, »ich, die ich vernünftiger bin, als er, wäre der Meinung, man sollte diese unzeitige Freude ein wenig stören.«
»Ah, zänkische Schwester!« rief der Herzog.
»Er wird mir vielleicht im Augenblick grollen,« fuhr Nanon fort, »aber sicherlich später Dank wissen.«
»Nun, so laßt hören, habt Ihr einen Plan? Mir ist es ganz lieb, wenn Ihr einen habt, so nehme ich ihn an.«
»Allerdings.«
»So sprecht.«
»Wolltet Ihr ihn nicht zur Königin schicken, um eine dringende Nachricht zu überbringen?«
»Wohl, aber wenn er noch nicht zurückgekommen ist?«
»Laßt ihm nachsetzen, und da er sich auf der Straße nach Paris befindet, so ist immerhin so viel Weg zurückgelegt.«
»Ihr habt bei Gott Recht.«
»Beauftragt mich hiermit, und Canolles hat den Befehl schon an diesem Abend oder spätestens morgen, dafür stehe ich Euch.«
»Aber wen werdet Ihr schicken?«
»Braucht Ihr Courtauvaux?«
»Ich durchaus nicht.«
»Gebt ihn mir, und ich schicke ihn mit meinen Instruktionen ab.«
»Oh, der diplomatische Kopf! Ihr werdet es weit bringen, Nanon.«
»Dürfte ich ewig meine Erziehung unter einem so guten Herrn machen,« sprach Nanon, »mehr begehre ich nicht.«
Und sie schlang ihren Arm um den Hals des alten Herzogs, der vor Freuden bebte.
»Was für einen köstlichen Scherz bereiten wir unserem Seladon,« sagte sie.
»Das wird reizend zu erzählen sein, meine Liebe.«
»In der That, ich möchte ihm gerne selbst nachlaufen; um das Gesicht zu sehen, das er dem Boten machen wird.«
»Leider, oder vielmehr glücklicher Weise ist das möglich, und Ihr seid genöthigt, bei mir zu bleiben.«
»Ja, aber wir wollen keine Zeit verlieren. Schreibt Euren Befehl, Herzog, und stellt Courtauvaux zu meiner Verfügung.«
»Der Herzog nahm eine Feder und schrieb auf ein Stück Papier nur die zwei Worte:
»Bordeaux – Nein!«
Und er unterzeichnete.
Dann schrieb er auf diese lakonische Depeche die Adresse:
»An Ihre Majestät die Königin Anna von Oesterreich, Regentin von Frankreich.«
Nanon aber schrieb zwei Zeilen, die sie dem Papiere beifügte, nachdem sie dieselben dem Herzog gezeigt hatte.
Diese zwei Zeilen lauteten:
»Mein lieber Baron, beifolgende Depeche ist, wie Ihr seht, für Ihre Majestät die Königin bestimmt. Bei Eurem Leben überbringt sie auf der Stelle. Eo handelt sich um das Wohl des Königreiches.
Nanon hatte kaum dieses Billet vollendet, als man das Geräusch eiliger Schritte unten an der Treppe vernahm, und Courtauvaux öffnete, rasch heraufsteigend, die Thüre mit dem freudigen Gesichte eines Menschen, welcher eine Nachricht bringt, von der er weiß, daß sie ungeduldig erwartet wird.
»Hier ist Herr von Canolles, welchen ich nur hundert Schritte von diesem Hause getroffen habe,« sagte der Piqueur.
Der Herzog stieß einen Ausruf wohlgefälligen Erstaunens aus. Nanon erbleichte murmelte: »Es steht also geschrieben, daß ich ihn nicht vermeiden soll,« und lief nach der Thüre.
In diesem Augenblick erschien auf der Schwelle eine neue Person, gekleidet in ein prachtvollen Gewand, ihren Hut in der Hand haltend und auf das Anmuthigste lächelnd.
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Hätte der Blitz zu den Füßen von Nanon eingeschlagen, so würde es sein größeres Erstaunen hervorgebracht haben, als diese unerwartete Erscheinung verursachte, und es hätte ihr keinen schmerzlicheren Ausruf entrissen, als der war, welcher unwillkürlich ihrem Munde entfuhr.
»Er!« rief sie.
»Allerdings, meine gute kleine Schwester,« antwortete