Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 135
»Ich werde noch diesen Abend meine Freunde den Gefängnissen des Palastes entziehen.«
»Wie dies?«
»Indem ich den Gouverneur erkaufe, verführe.«
»Er gehört zu meinen Freunden; kann ich Euch helfen, ohne Euch zu schaden?«
»Oh! Marquise, das wäre ein ausgezeichneter Dienst: doch wie soll ich Euch benutzen, ohne Euch zu gefährden? Nie aber dürften mein Leben, oder meine Macht, oder meine Freiheit erkauft werden, wenn dafür eine Thräne aus Euern Augen fallen, wenn mein Schmerz Eure Stirne verdunkeln sollte.«
»Oh! Herr, sagt mir nicht solche Worte, die mich berauschen; ich bin schuldig, daß ich Euch dienen wollte, ohne das Gewicht meines Schrittes zu berechnen. Ich liebe Euch in der That wie eine ergebene Freundin, und als Freundin bin ich Euch dankbar für Euer Zartgefühl; doch, ach! . . . nie werdet Ihr, in mir eine Geliebte finden.«
»Marquise! . . . « rief Fouquet mit verzweiflungsvollem Tone, »warum nicht?«
»Weil Ihr zu sehr geliebt seid,« antwortete ganz leise die junge Frau, »weil Ihr es von zu vielen Menschen seid, weil der Glanz des Ruhmes und des Glücks meine Augen blendet, während der düstere Schmerz sie anzieht, weil endlich ich, die ich Euch in Eurer prunkenden Herrlichkeit zurückgestoßen, die ich Euch kaum anschaute, als Ihr noch schimmertet, mich wie ein verirrtes Weib gleichsam in Eure Arme warf, als ich ein Unglück über Eurem Haupte schweben sah . . . Ihr begreift mich nun, Monseigneur . . . Werdet wieder glücklich, damit ich keusch an Herz und Geist werde; Euer Mißgeschick würde mich zu Grunde richten.«
»Oh! Madame,« sprach Fouquet mit einer Erschütterung, die er nie empfunden hatte, »müßte ich auf die letzte Stufe des menschlichen Elends hinabsinken, so werde ich doch von Eurem Munde das Wort hören, das Ihr mir verweigert, und an diesem Tag, Madame, werdet Ihr Euch in Eurer edlen Selbstsucht täuschen; Ihr werdet an diesem Tag den unglücklichsten der Menschen zu trösten glauben, während Ihr: Ich liebe Dich! dem Erhabensten, dem Freudigsten, dem Triumphirendsten dieser Welt gesagt habt!«
Er lag noch zu ihren Füßen, er küßte ihr die Hand, als Pelisson hastig eintrat und voll Aerger rief:
»Monseigneur, Madame! ich bitte, Madame, wollt mich entschuldigen . . . Monseigneur, Ihr seid seit einer halben Stunde hier . . . Oh! schaut mich nicht Beide so mit einer Miene des Vorwurf an . . . Madame, wer ist die Dame, welche so eben, als Monseigneur eintrat, von Euch wegging?«
»Madame Vanel,« antwortete Fouquet.
»Ah!« rief Pelisson, »ich war dessen sicher.«
»Nun, was denn?«
»Sie ist ganz bleich in ihren Wagen gestiegen.«
»Was liegt mir daran?« versetzte Fouquet.
»Ja, aber es liegt Euch an dem, was sie zu ihrem Kutscher gesagt hat.«
»Mein Gott, was denn!« rief die Marquise. »»Zu Herrn Colbert,«« sprach Pelisson mit heisere, Stimme.
»Großer Gott! geht! geht, Monseigneur!« sagte die Marquise, indem sie Fouquet aus dem Salon schob, während ihn Pelisson an der Hand fortzog.
»Oho!« rief der Oberintendant, »bin ich ein Kind, dem man vor einem Schatten bange macht?«
»Ihr seid ein Riese, den eine Schlange in die Ferse zu stechen sucht,« sagte die Marquise.
Pelisson zog Fouquet bis zum Wagen fort.
»Zum Palast! im Galopp!« rief Pelisson dem Kutscher zu.
Die Pferde jagten wie der Blitz fort; kein Hinderniß hemmte sie auch nur einen Augenblick in ihrem Lauf, Erst bei der Arcade Saint-Jean, als sie nach dem Grève-Platz ausmünden wollten, versperrte eine lange Reihe von Reitern den schmalen Weg und hielt den Wagen des Oberintendanten auf. Es war keine Möglichkeit, durch diese Barriere zu dringen; man mußte warten, bis die Bogenschützen der Schaarwache zu Pferde, denn sie waren es, mit dem schweren, rasch nach der Place Baudoyer hinauffahrenden Wagen, den sie geleiteten, vorübergezogen.
Fouquet und Pelisson schenkten diesem Ereigniß keine andere Aufmerksamkeit, als daß sie die Minute der Zögerung beklagten, die sie anzuhalten hatten, Sie fuhren fünf Minuten nachher bei dem Concierge des Palastes ein.
Dieser Officier ging im ersten Hof auf und ab. Bei dem Namen von Fouquet, den ihm Pelisson ins Ohr sagte, näherte sich der Gouverneur voll Viser, den Hut in der Hand und unter vielfältigen Verbeugungen, dem Wagen.
»Welch ein Glück für mich, Monseigneur!« rief er.
»Ein Wort, Herr Gouverneur. Wollt Ihr die Güte haben, in meinen Wagen zu steigen?«
Der Officier setzte sich Fouquet gegenüber in das schwere Gefährt.
»Mein Herr,« sprach Fouquet, »ich habe Euch um einen Dienst zu bitten.«
»Sprecht, Monseigneur.«
»Um einen Euch gefährdenden Dienst, mein Herr, der Euch aber für immer meine Protection und meine Freundschaft sichert.«
»Müßte ich mich für Euch ins Feuer stürzen, Monseigneur, ich würde es thun.«
»Gut,« sagte Fouquet, »was ich von Euch verlange, ist einfacher.«
»Wohl, Monseigneur, um was handelt es sich?«
»Mich in die Zimmer der Herren Lyodot und d’Emeris zu führen.«
»Will mir Monseigneur erklären, warum?«
»Ich werde es Euch in ihrer Gegenwart sagen, während ich Euch zugleich alle Mittel gebe, ihr Entweichen zu bemänteln.«
»Entweichen! Monseigneur weiß also nicht?«
»Was?«
»Die Herren Lyodot und d’Emeris sind nicht mehr hier.«
»Seit wann?« rief Fouquet zitternd.
»Seit einer Viertelstunde.«
»Wo sind sie denn?«
»In Vincennes, im Thurme.«
»Was hat sie von hier weggebracht?«
»Ein Befehl des Königs.«
»Wehe!« rief Fouquet sich vor die Stirne schlagend. »Wehe!«
Und ohne ein einziges Wort mehr zu dem Gouverneur zu sagen, der wieder ausstieg, warf er sich, die Verzweigung im Gemüth, den Tod auf dem Gesicht, in seinen Wagen zurück.
»Nun?« fragte Pelisson voll Angst.
»Nun! unsere Freunde sind verloren! Colbert bringt sie nach dem Thurm. Sie sind es, die wir unter der Arcade Saint-Jean gekreuzt haben.«
Wie vom Blitz getroffen, erwiederte Pelisson nichts. Mit einem Vorwurf hätte er seinen Herrn getödtet.
»Wohin fährt Monseigneur?« fragte der Bediente.
»In