Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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gibt es ein Mittel?« sagte Soret.

      »Kein Mittel, die Herren Lyodot und d’Emeris stehen am Vorabend ihres letzten Tages.«

      »Warum sterben denn diese Herren?« rief ein Officier.

      »Fragt denjenigen, welcher sie tödtet,« antwortete Fouquet.

      »Wer tödtet sie? Man tödtet sie?« rief der Chor erschrocken.

      »Man thut noch etwas Besseres, man henkt sie!« murmelte Fouquet mit einer düsteren Stimme, welche wie ein Sterbegeläute in dieser reichen, ganz von Gemälden, Blumen, Sammet und Gold schimmernden Gallerie klang.«

      Unwillkührlich blieb Jeder stehen; der Abbé verließ sein Fenster; die ersten Raketen des Feuerwerks fingen an über die Gipfel der Bäume emporzusteigen.

      Ein langer Schrei im Garten forderte den Oberintendanten auf, den Anblick zu genießen.

      Er näherte sich dem Fenster und hinter ihn stellten sich seine auf jedes seiner Worte aufmerksamen Freunde.

      »Meine Herren,« sagte er, »auf Veranlassung von Herrn Colbert sind zwei von meinen Freunden verhaftet, verurtheilt worden, und er wird sie auch hinrichten lassen: Was geziemt sich für mich, zu thun?«

      »Gottes Tod!« sagte der Abbé zuerst, »Ihr müßt Herrn Colbert ausweiden lassen!«

      »Monseigneur,« sagte Pelisson, »Ihr müßt mit Seiner Majestät sprechen.«

      »Der König, mein lieber Pelisson, hat das Todesurtheil unterschrieben.«

      »Nun wohl! sagte der Graf von Chenost, »die Hinrichtung darf nicht stattfinden.«

      »Unmöglich, wenn man nicht die Gefangenwärter besticht,« entgegnete Pelisson.

      »Oder den Gouverneur,« bemerkte Fouquet.

      »Man kann die Gefangenen in dieser Nacht entweichen lassen.«

      »Wer von Euch übernimmt die Unterhandlung?«

      »Ich besorge das Geld,« sprach der Abbé.

      »Ich besorge die Unterhandlung,« sagte Pelisson.

      »Die Unterhandlung und das Geld,« sprach Fouquet, »fünfmal hundert tausend Livres dem Gouverneur der Conciergerie ist genug; man gibt jedoch eine Million, wenn es sein muß.«

      »Eine Million!« rief der Abbé, »für halb so viel stecke ich die Hälfte von Paris in den Sack.«

      »Keine Unordnung.« sagte Pelisson; »ist der Gouverneur gewonnen, so entweichen die zwei Gefangenen! sind sie vom Processe frei, so wiegeln sie die Feinde von Colbert auf und beweisen dem König, daß seine junge Justiz nicht unfehlbar ist, wie alle Uebertreibungen.«

      »Geht also nach Paris, Pelisson, und bringt die zwei Opfer zurück,« sprach Fouquet; »morgen werden wir sehen!«

      »Gourville, gebt Pelisson die fünfmal hundert tausend Livres.«

      »Nehmt Euch in Acht, daß Euch der Wind nicht fortträgt,« rief der Abbé, »Teufel, welche Verantwortlichkeit! Laßt mich Euch ein wenig helfen.«

      »Stille!« flüsterte Fouquet, »man naht, ah! das Feuerwerk ist in der That zauberhaft!«

      In diesem Augenblick fiel ein Funkenregen rieselnd in die Zweige des naher, Gehölzes.

      Pelisson und Gourville entfernten sich mit einander durch die Thüre der Gallerie; Fouquet ging mit den fünf letzten Verschworenen in den Garten hinab.

       XVI.

      Die Epikuräer

      Da Fouquet wirklich oder dem Anschein nach seine ganze Aufmerksamkeit der glänzenden Beleuchtung, der schmachtenden Musik der Violinen und der Hautbois, den funkelnden Garben des Feuerwerks schenkte, welche, den Himmel mit rothgelben Reflexen überströmend, hinter den Bäumen die düstere Silhouette des Schloßthurmes von Vincennes hervorhoben, da, sagen wir, der Oberintendant den Damen und den Dichtern zulächelte, so war das Fest nicht minder heiter, als gewöhnlich, und Vatel, dessen unruhiger, sogar eifersüchtiger Blick dringlich den Blick von Fouquet befragte, zeigte sich nicht unzufrieden mit der Aufnahme, die der Anordnung des Abends zu Theil wurde.

      Als das Feuerwerk abgebrannt war, zerstreute sich die Gesellschaft in den Gärten und unter den Säulenlauben mit jener behaglichen Freiheit, welche so viel Bergessen der Größe, so viel gastfreundliche Artigkeit, so viel großartige Sorglosigkeit auf Seiten des Hausherrn offenbart.

      Die Dichter verirrten sich Arm in Arm in den Gebüschen; einige streckten sich auf Mooslagern aus, zum großen Unstern von Sammet und Frisuren, woran sich dürres Laub und Halme anhingen.

      Die Damen hörten, in geringer Anzahl, die Lieder der Künstler und die Verse der Dichter an; andere horchten auf die Prosa, die ihnen mit viel Kunst Männer sagten, welche weder Schauspieler noch Dichter waren, denen aber die Jugend und die Ungestörtheit eine ungewohnte Beredtsamkeit verliehen, die ihnen den Vorzug vor Allem zu verdienen schien.

      »Warum,« fragte la Fontaine, »warum ist unser Meister Epikur nicht in den Garten herabgekommen? Nie verließ Epikur seine Schüler; der Meister hat Unrecht.«

      »Mein Herr,« sagte Conrart, »Ihr habt sehr Unrecht, Euch beharrlich mit dem Namen eines Epikuräers zu schmücken, wahrlich uns erinnert nichts hier an die Lehre des Philosophen von Gargettos.«

      »Bah!« versetzte la Fontaine, »steht nicht geschrieben, Epikur habe sich einen Garten gekauft und darin, ruhig mit seinen Freunden gelebt?«

      »Das ist wahr.«

      »Nun! hat Herr Fouquet nicht einen großen Garten in Saint-Mandé gekauft, und leben wir nicht darin äußerst ruhig mit ihm und unseren Freunden?«

      »Ja, gewiß; doch leider können weder der Garten, noch die Freunde die Aehnlichkeit geben. Worin liegt aber die Aehnlichkeit der Lehre von Herrn Fouquet mit der von Epikur?«

      »In dem Satze: Das Vergnügen bildet das Glück.«

      »Hernach?«

      »Ich glaube nicht, daß wir uns unglücklich fühlen, ich wenigstens nicht. Ein gutes Mahl, Joigny-Wein, den man für mich in meiner Lieblingsschenke zu holen so zart gewesen ist; nicht eine Ungereimtheit bei einem Abendbrod von einer Stunde, trotz der zehn Millionäre und der zwanzig Dichter.«

      »Hier halte ich Euch, Ihr sprachet von Joigny-Wein und einem guten Mahl, beharrt Ihr hierbei?«

      »Ich beharre hierbei.«,

      »Dann erinnert Euch, daß der große Epikur von Brod, Gemüsen und klarem Wasser lebte und seine Schüler leben ließ.«

      »Das ist nicht gewiß,« entgegnete la Fontaine, »Ihr konntet wohl Epikur mit Pythagoras verwechseln, mein lieber Conrart.«

      »Erinnert Euch auch, daß der alte Philosoph ein ziemlich schlechter Freund der Götter und der Magistrate war.«

      »Oh! das kann ich nicht dulden,« versetzte la Fontaine, »Epikur wie Herr Fouquet.«

      »Vergleicht ihn nicht mit dem Herrn Oberintendanten,« sprach Conrart mit bewegter

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