Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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entschuldigt mich; ja, Herr von Colbert ist mein Feind, ich glaube es, ja, Herr von Colbert ist ein Mann, den man zu fürchten hat, ich gestehe es zu; doch ich habe die Zeit, und da Ihr da seid, da Ihr mich Eurer Ergebenheit versichert habt, da Ihr mich gleichsam Eure Liebe erschauen ließt, da wir allein sind . . . «

      »Ich bin gekommen, um Euch zu retten, Herr Fouquet, und nicht, um mich zu Grunde zu richten,« sprach die Marquise aufstehend; »nehmt Euch also in Acht . . . «

      »Marquise . . . Ihr habt zu sehr bange, und wenn diese Bangigkeit nicht ein Vorwand ist . . . «

      »Herr Colbert ist ein tiefes Herz; nehmt Euch in Acht . . . «

      Fouquet richtete sich auf und fragte:

      »Und ich?«

      »Ah! Ihr, Ihr seid nur ein edles Herz, nehmt Euch in Acht . . . «

      »Also . . . «

      »Ich habe gethan, was ich thun mußte, auf die Gefahr, meinen Ruf zu verlieren. Lebt wohl.«

      »Nicht Lebewohl, auf Wiedersehen.«

      »Vielleicht.« sprach die Marquise.

      Und sie reichte Fouquet die Hand zum Kuß, und ging so entschlossen aus die Thüre zu, daß er es nicht wagte, ihr den Weg zu versperren.

      Fouquet aber kehrte, den Kopf gesenkt und eine Wolke auf der Stirne, nach dem unterirdischen Gang zurück, den entlang die Metalldrähte liefen, welche von einem Haus mit dem andern in Verbindung standen und nach der Rückseite der zwei Spiegel die Wünsche und Rufe der beiden Correspondenten beförderten.

       XIII.

      Der Abbé Fouquet

      Fouquet beeilte sich, durch den unterirdischen Gang in seine Wohnung zurückzukehren und die Feder des Spiegels spielen zu lassen.

      Kaum war er in seinem Cabinet, als er an die Thüre klopfen hörte; zu gleicher Zeit rief eine wohlbekannte Stimme:

      »Oeffnet, Monseigneur, ich bitte, öffnet,«

      Mit einer raschen Bewegung brachte Fouquet ein wenig Ordnung in. Alles, was seine Aufregung und seine Abwesenheit verrathen konnte; er zerstreute die Papiere auf dem Schreibtisch, nahm eine Feder in die Hand und fragte durch die Thüre, um noch etwas Zeit zu gewinnen:

      »Wer seid Ihr?«

      »Wie! Monseigneur erkennt mich nicht?« erwiederte die Stimme.

      »Doch,« sagte in seinem Innern Fouquet, »doch, mein Freund, ich erkenne Dich ganz wohl.« Dann laut: »Seid Ihr nicht Gourville?«

      »Ja, Monseigneur.«

      Fouquet stand auf, warf einen letzten Blick in einen der Spiegel, ging auf die Thüre zu, zog den Riegel zurück, und Gourville trat ein.

      »Ah! Monseigneur, Monseigneur,« sagte er, »welche Grausamkeit!«

      »Warum?«

      »Seit einer Viertelstunde flehe ich Euch an, die Thüre zu öffnen, und Ihr antwortet mir nicht einmal.«

      »Einmal für allemal, Ihr wißt, daß ich nicht gestört sein will, wenn ich arbeite, und obgleich Ihr eine Ausnahme macht, Gourville, so soll doch mein Verbot der Anderen wegen beachtet werden.«

      »Monseigneur, in diesem Augenblick hätte ich Verbote, Thüren, Riegel und Wände, Alles durchbrochen und umgestürzt.«

      »Ah! ah! es handelt sich also um ein großes Ereigniß?» fragte Fouquet.

      »Oh! dafür stehe ich Euch, Monseigneur.«

      »Und welches Ereigniß ist dies?» fragte Fouquet, ein wenig bewegt durch die Unruhe seines innigsten Vertrauten.

      »Es gibt eine geheime Justizkammer, Monseigneur.«

      »Ich weiß es wohl: doch versammelt sie sich, Gourville?«

      »Sie versammelt sich nicht nur, sondern sie hat einen Spruch gefällt, Monseigneur.«

      »Einen Spruch!« versetzte der Oberintendant mit einem Beben und einer Blässe, die er nicht zu verbergen vermochte, »einen Spruch! und gegen wen?«

      »Gegen zwei von Euren Freunden.«

      »Lyodot, d’Emeris, nicht wahr?«

      »Ja, Monseigneur.«

      »Aber wie lautet das Urtheil?«

      »Es ist ein Todesurtheil.«

      »Gefällt! Oh! Ihr täuscht Euch, Gourville, das ist unmöglich.«

      »Hier ist die Abschrift des Urtheils, das der König noch heute unterzeichnen soll, wenn er es nicht schon unterzeichnet hat.«

      Fouquet griff gierig nach dem Papier, las es, gab es Gourville zurück und sagte:

      »Der König wird nicht unterzeichnen.«

      Gourville schüttelte den Kopf.

      »Monseigneur, Herr Colbert ist ein kühner Rath, traut ihm nicht.«

      »Abermals Herr Colbert!« rief Fouquet; »ei! warum quält dieser Name bei jeder Gelegenheit seit zwei Tagen meine Ohren? Das heißt zu viel Gewicht aus ein so geringfügiges Subject legen, Gourville. Herr Colbert erscheine, und ich werde ihn anschauen; er erhebe das Haupt, und ich werde ihn niederschmettern; doch Ihr begreift, ich brauche eine hevorragende Stelle, damit mein Blick darauf hafte, eine Oberfläche, daß ich meinen Fuß darauf stelle.«

      »Geduld, Monseigneur, denn Ihr wißt nicht, was Colbert werth ist . . . Studirt ihn rasch, es ist mit diesem finsteren Finanzmann wie mit den Meteoren, die das Auge nie vollständig vor ihrem unseligen Einbruch sieht: wenn man sie fühlt, ist man todt,«

      »Oh! Gourville, das ist zu viel,« erwiederte Fouquet lächelnd, »erlaubt mir, mein Freund, nicht so leicht zu erschrecken; ein Meteor, Herr Colbert! bei Gott! wir werden das Meteor wahrnehmen . . . Gebt Handlungen und nicht Worte. Was hat er gethan?«

      »Er hat zwei Galgen beim Scharfrichter von Paris bestellt,« antwortete Gourville einfach. Fouquet erhob das Haupt, ein Blitz zuckte in seinen Augen, und er rief:

      »Seid Ihr dessen, was Ihr sagt, sicher?«

      »Hier ist der Beweis, Monseigneur,« sprach Gourville.

      Und er reichte dem Oberintendanten eine von einem, Fouquet ergebenen, Secretaire des Stadthauses mitgetheilte Note.

      »Ja, es ist wahr,« murmelte der Minister, »das Schaffot wird errichtet . . . doch der König hat nicht unterzeichnet, Gourville, der König wird nicht unterzeichnen.«

      »Ich werde es bald erfahren.«

      »Wie dies?«

      »Wenn der König unterzeichnet hat, so werden die Galgen diesen Abend nach dem Stadthaus abgeschickt, damit man sie morgen früh vollends aufschlägt.«

      »Nein, nein!« rief Fouquet abermals, »Ihr täuscht Euch und täuscht

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