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denken. Mit einer unglaublichen Raschheit, mit einer wunderbaren Hellsichtigkeit entzifferte Fouquet die längsten Papiere, die verwickeltsten Schriften, verbesserte, versah er sie mit Noten, und dies mit einer Feder, welche wie vom Fieber fortgerissen wurde, so daß die Arbeit unter seinen Fingern schmolz und Unterschriften, Ziffern, Verweisungen, Abfertigungen sich vervielfältigten, als ob zehn Secretaire, das heißt hundert Finger und zehn Gehirne functionirt hätten, statt der zehn Finger und des einzigen Geistes dieses Mannes.

      Nur von Zeit zu Zeit hob Fouquet, in diese Arbeit versunken, den Kopf in die Höhe, um einen flüchtigen Blick auf eine Uhr zu werfen, die ihm gegenüberstand.

      Fouquet gab sich nämlich seine Aufgabe; war diese Aufgabe einmal gegeben, so machte er in einer Arbeitsstunde, was ein Anderer nicht in einem Tag zu vollbringen vermochte, und so war er folglich immer gewiß, wenn er nicht gestört wurde, in der Frist, die seine verzehrende Thätigkeit festgestellt hatte, zum Ziel zu kommen. Doch mitten unter dieser glühenden Arbeit erklangen die kurzen Schläge der hinter dem Spiegel angebrachten kleinen Glocke abermals hastiger und folglich dringender.

      »Ah! es scheint die Dame wird ungeduldig,« sagte Fouquet; »ruhig, ruhig . . . es muß die Gräfin sein; doch nein, die Gräfin ist auf drei Tage in Rambouillet. Die Präsidentin also! oh! die Präsidentin würde sich nicht so anspruchsvoll geberden; sie würde demüthig läuten und auf mein Belieben warten. Das Klarste bei dem Allem ist, daß ich nicht wissen kann, wer es sein mag, daß ich aber wohl weiß, wer es nicht ist.

      »Und da Ihr es nicht seid, Marquise, da Ihr es nicht sein könnt, pfui über jede Andere!«

      Und er setzte seine Arbeit fort, trotz der wiederholten Mahnungen des Glöckchens. Nach einer Viertelstunde steckte indessen die Ungeduld Fouquet ebenfalls an; er verbrannte mehr den Rest seiner Arbeit, als daß er ihn vollendete, schob seine Papiere wieder in das Portefeuille und warf einen Blick in seinen Spiegel, während die kurzen Schläge hastiger als je wiederholt wurden.

      »Oho!« fügte er, »woher dieses Ungestüm? Was ist geschehen? Wer ist die Ariane, die mich mit solcher Ungeduld erwartet? Wir wollen sehen.«

      Nun drückte er mit der Fingerspitze auf den Nagel, der parallel mit dem angebracht war, an welchem er gezogen hatte. Sogleich spielte der Spiegel wie der Flügel einer Thüre und entblößte eine ziemlich tiefe Thürverkleidung, in der der Oberintendant wie in einem weiten Kasten verschwand. Dann drückte er an einer neuen Feder, welche nicht mehr ein Brett, sondern einen Mauerblock öffnete, und er ging durch diesen Einschnitt hinaus und ließ die Thüre sich von selbst schließen.

      Hernach stieg Fouquet etliche und zwanzig Stufen hinab, die sich in einer Wendung unter die Erde vertieften, und fand einen langen, unterirdischen, geplatteten und durch unmerkliche Schießscharten erhellten Gang. Die Wände dieses Ganges waren mit Matten und der Boden mit Teppichen bedeckt.

      Dieser unterirdische Gang zog sich unter der Straße hin, welche das Haus von Fouquet vom Park von Vincennes trennte. Am Ende des Ganges war eine Wendeltreppe, der ähnlich, auf welcher Fouquet herabgestiegen. Er stieg diese zweite Treppe hinauf, drückte an einer Feder, welche in einer Thürverkleidung, der seines Cabinets ähnlich, angebracht war, und trat in ein durchaus leeres, aber mit der höchsten Eleganz ausgestattetes Zimmer.

      Sobald er hier war, untersuchte er, ob der Spiegel sorgfältig schloß, ohne eine Spur zurückzulassen, und öffnete dann, ohne Zweifel mit dem Erfolg zufrieden, mit Hilfe eines kleinen Schlüssels von Vermeil das dreifache Gewinde der Thüre ihm gegenüber.

      Diesmal that sich die Thüre nach einem kostbar meublirten Cabinet auf, worin auf Polstern eine Frau von außerordentlicher Schönheit saß, welche bei dem Geräusch der Riegel hastig auf Fouquet zustürzte.

      »Ah! mein Gott!« rief dieser, vor Erstaunen zurückweichend: »Frau Marquise von Bellière, Ihr, Ihr hier?«

      »Ja,« murmelte die Marquise, »ja, ich, mein Herr.«

      »Marquise, theure Marquise!« rief Fouquet, im Begriff, sich vor ihr niederzuwerfen; »ah! mein Gott! aber wie seid Ihr denn hierhergekommen? Und ich, ich habe Euch warten lassen!«

      »Sehr lange, mein Herr, oh! ja, sehr lange.«

      »Oh! ich fühle mich sehr glücklich, daß Euch das Warten lange geschienen hat.«

      »Eine Ewigkeit, mein Herr; oh! ich habe mehr als zwanzigmal geläutet; hörtet Ihr es nicht?«

      »Marquise, Ihr seid bleich, Ihr seid zitternd.«

      »Hörtet Ihr nicht, daß man Euch rief?«

      »Oh! doch, ich hörte es wohl, Frau Marquise, aber ich konnte nicht kommen. Wie sollte ich vermuthen, Ihr wäret es, nach Eurer Strenge, nach Eurer Weigerung? Hätte ich das Glück ahnen können, das meiner harrte, glaubet mir, Marquise, ich würde Alles im Stich gelassen haben, um Euch zu Füßen zu fallen, wie ich es in diesem Augenblick thue.«

      Die Marquise schaute umher und fragte:

      »Sind wir auch allein, mein Herr?«

      »Oh! ja, Madame, dafür stehe ich Euch.«

      »In der That,« sagte die Marquise traurig.

      »Ihr seufzet?«

      »Wie viel Geheimnisse, Vorsichtsmaßregeln,« sprach die Marquise mit einer leichten Bitterkeit, »und wie sehr sieht man, daß Ihr bange habt, Eure Liebe ahnen zu lassen.«

      »Würdet Ihr es vorziehen, daß ich sie zur Schau stellte?«

      »Oh! nein, Ihr handelt wie ein zartfühlender Mann,« sagte die Marquise lächelnd.

      »Stille, Marquise, keine Vorwürfe, ich bitte Euch.«

      »Vorwürfe, habe ich das Recht, Euch zu machen?«

      »Nein, leider nicht; doch sagt mir, Ihr, die ich seit einem Jahr ohne Hoffnung und ohne Erwiederung liebe . . . «

      »Ihr täuscht Euch. Ohne Hoffnung, das ist wahr; doch ohne Erwiederung, nein.«

      »Oh! für mich gibt es in der Liebe nur einen Beweis, und diesen Beweis erwarte ich noch.«

      »Ich komme, um Euch denselben zu bringen, mein Herr.«

      Fouquet wollte die Marquise in seine Arme schließen, doch sie entzog sich durch eine Geberde.

      »Ihr werdet Euch also immer täuschen, mein Herr, und nie von mir das Einzige annehmen, was ich Euch bieten will, die Ergebenheit?«

      »Ah! Ihr liebet mich also nicht; die Ergebenheit ist nur eine Tugend; die Liebe ist eine Leidenschaft.«

      »Höret mich, mein Herr, ich bitte Euch; ohne einen gewichtigen Beweggrund wäre ich nicht hierher zurückgekehrt, das begreift Ihr wohl.«

      »Am Beweggrund ist mir wenig gelegen, da Ihr hier seid, da ich mit Euch spreche, da ich Euch sehe.«

      »Ja, Ihr habt Recht, die Hauptsache ist, daß ich hier bin, ohne daß mich Jemand gesehen hat, und daß ich mit Euch sprechen kann.«

      Fouquet sank auf seine Kniee und rief:«

      »Sprecht, sprecht, Marquise, ich höre.«

      Die Marquise schaute zu Fouquet herab, und es lag in den Blicken dieser Frau ein seltsamer Ausdruck von Liebe und Schwermuth.

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