Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 119
»Ihr seid da, Herr d’Artagnan?«
D’Artagnan sah die Bewegung, ahmte sie nach und antwortete:
»Zu Besehen, Sire.«
»Gut; wollt warten, bis ich addirt habe.«
D’Artagnan verbeugte sich, ohne etwas zu erwiedern:
»Das ist ziemlich höflich und ich habe nichts dagegen zu bemerken,« dachte er.
Ludwig machte ungestüm einen Federzug und warf dann seine Feder zornig weg.
»Gut, ärgere Dich, um in den Zug zu kommen,« dachte der Musketier, »Du wirst es mir bequem machen; es ist auch gut, daß ich damals in Blois mein Herz nicht ganz ausgeleert habe.«
Ludwig stand auf und fuhr mit der Hand über die Stirne: dann blieb er vor d’Artagnan stehen und schaute ihn mit einer zugleich gebieterischen und wohlwollenden Miene an.
»Nun, was will er denn von mir? er mache ein Ende!« dachte der Musketier.
»Mein Herr,« sprach der König, »Ihr wißt ohne Zweifel, daß der Herr Cardinal gestorben ist?«
»Ich vermuthe es, Sire.«
»Ihr wißt folglich, daß ich Herr in meinem Hause bin.«
»Das ist nichts, was sich vom Tod des Cardinals datirt, Sire: man ist immer Herr in seinem Hause, wenn man will.«
»Ja, aber Ihr erinnert Euch alles dessen, was Ihr mir in Blois gesagt habt?«
»Nun sind wir dabei,« dachte d’Artagnan; »ich täuschte mich nicht. Ah! desto besser, das ist ein Zeichen, daß ich noch einen ziemlich guten Geruch habe.«
»Ihr antwortet mir nicht,« sagte Ludwig.
»Sire, ich glaube mich zu erinnern.«
»Ihr glaubt nur?«
»Es ist schon lange her.«
»Wenn Ihr Euch nicht mehr erinnert, so will ich Euer Gedächtniß auffrischen. Ihr habt mir Folgendes gesagt, hört wohl.«
»Oh! Sire, ich höre mit allen meinen Ohren, denn das Gespräch wird wahrscheinlich eine interessante Wendung für mich nehmen.«
Ludwig schaute den Musketier noch einmal an; dieser streichelte die Feder seines Hutes, dann seinen Schnurrbart, und wartete unerschrocken.
Ludwig XIV. fuhr fort:
»Ihr habt meinen Dienst verlassen, mein Herr, nachdem Ihr mir die volle Wahrheit gesagt?«
»Ja, Sire.«
»Nämlich, nachdem Ihr mir Alles erklärt, was Ihr über meine Denk- und Handlungsmeise für wahr hieltet. Das ist immerhin ein Verdienst. Ihr finget damit an, daß Ihr mir sagtet, Ihr dientet meiner Familie seit vierunddreißig Jahren, und wäret müde.«
»Das habe ich gesagt, Sire.«
»Und Ihr gestandet sodann, diese Müdigkeit sei nur ein Vorwand, und die Unzufriedenheit sei die wirkliche Ursache.«
»Ich war in der That unzufrieden; doch diese Unzufriedenheit hat sich nirgends, daß ich wüßte, verrathen, und wenn ich als ein Mann von Herz laut vor Eurer Majestät sprach, so dachte ich nicht einmal einem Andern gegenüber.«
»Entschuldigt Euch nicht, Herr d’Artagnan, und hört mich weiter an. Als Ihr mir den Vorwurf machtet, Ihr wäret unzufrieden, erhieltet Ihr als Antwort ein Versprechen; ich sagte Euch: »»Wartet!«« Ist das wahr?«
»Ja, Sire, wahr wie das, was ich Euch sagte.«
»Ihr antwortetet mir: »»Später? nein. Sogleich, gut! . . . «« Entschuldigt Euch nicht, sage ich Euch . . . das war natürlich; doch Ihr hattet kein Mitleid mit Eurem Fürsten, Herr d’Artagnan.«
»Sire . . . Mitleid! mit einem König, von Seiten eines armen Soldaten!«
»Ihr versteht mich nicht: Ihr wißt wohl, daß ich dessen bedurfte; Ihr wißt, daß ich nicht der Herr war: Ihr wißt, daß ich die Zukunft in Aussicht hatte: Ihr antwortetet mir aber, als ich von dieser Zukunft sprach: »»Meinen Abschied, auf der Stelle!««
D’Artagnan biß sich auf den Schnurrbart und murmelte:
»Das ist wahr.«
»Ihr habt mir nicht geschmeichelt, als ich in der Noth war,« fügte Ludwig XIV. bei.
»Sire,« sprach d’Artagnan, voll Adel das Haupt erhebend, »wenn ich Eurer Majestät nicht geschmeichelt habe, als sie arm war, so habe ich sie doch auch nicht verrathen; ich habe mein Blut umsonst vergossen; ich habe wie ein Hund vor der Thüre gewacht, während ich wohl wußte, daß man mir weder Brod noch Knochen zuwerfen würde. Ebenfalls arm, habe ich nichts verlangt als den Abschied, von dem Eure Majestät spricht.«
»Ich weiß, daß Ihr ein braver Mann seid. Doch ich war ein junger Mensch, und Ihr mußtet mich schonen . . . Was hattet Ihr dem König vorzuwerfen? Daß er Karl II. ohne Beistand ließ? Sagen wir mehr, daß er Fräulein von Mancini nicht heirathete?«
Während der König diese Worte sprach, heftete er einen tiefen Blick auf den Musketier.
»Ah! ah!« dachte der Letztere, »er erinnert sich nicht nur, er erräth . . . Teufel!«
»Euer Urtheil.« fuhr Ludwig XIV. fort, »betraf den König und betraf den Menschen . . . Aber Herr d’Artagnan, diese Schwäche, denn Ihr betrachtet das als eine Schwäche!«
D’Artagnan antwortete nicht.
»Ihr warft sie mir auch in Beziehung auf den verstorbenen Herrn Cardinal vor; der Herr Cardinal hat, indem er mich aufzog, unterstützte, allerdings sich selbst unterstützt, aber die Wohlthat bleibt am Ende immer eine Wohlthat . . . und hättet Ihr mich, wenn ich undankbar, selbstsüchtig gewesen wäre, mehr geliebt, hättet Ihr mir eher und besser gedient?«
»Sire . . . «
»Sprechen wir nicht mehr hiervon, mein Herr; es würde bei Euch zu viel Bedauern, bei mir zu viel Pein verursachen.«
D’Artagnan war nicht überzeugt. Indem der junge König gegen ihn einen stolzen Ton annahm, beschleunigte er seine Angelegenheiten nicht.
»Ihr habt seitdem überlegt?« sagte Ludwig XIV.
»Was, Sire?« fragte d’Artagnan mit höflichem Ton.
»Alles, was ich Euch sagte, mein Herr.«
»Ja, Sire . . . allerdings.« »Und Ihr habt nur auf eine Gelegenheit gewartet, um auf Eure Worte zurückzukommen?«
Sire . . . «
»Ihr zögert, wie mir scheint . . . «
»Ich begreife nicht ganz, was Eure Majestät zu sagen mir die Ehre erweist.«
Ludwig faltete die Stirne.
»Wollt