Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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wen? Ich commandirte die Musketiere, er hätte mir müssen den Befehl geben, mich ins Gefängnis zu führen, und dazu hätte ich nie eingewilligt, . . . ich wäre mir selbst widerstanden . . . Und dann bin ich nach England gegangen, und somit kein d’Artagnan mehr . . . Heute ist der Cardinal todt, oder beinahe todt. Man weiß, daß ich in Paris bin, und will mich packen.«

      »Der Cardinal war also Euer Beschützer?«

      »Der Cardinal kannte mich; er wußte von mir gewisse besondere Umstände, ich wußte von ihm gewisse Umstände: wir schätzten uns gegenseitig . . . Und dann wird er, indem er dem Teufel seine Seele überantwortete, Anna von Oesterreich gerathen haben, mich an einem sichern Ort wohnen zu lassen. Suche also Deinen Vater auf, erzähle ihm die Sache, und Gott befohlen!«

      »Mein lieber Herr d’Artagnan,« sprach Raoul ganz bewegt, als er durch das Fenster geschaut hatte, »Ihr könnt nicht einmal mehr fliehen.«

      »Warum denn?«

      »Weil unten ein Officier von den Schweizern ist, der auf Euch wartet.«

      »Nun!«

      »Nun! er wird Euch verhaften.«

      D’Artagnan brach in ein homerisches Gelächter aus.

      »Oh! ich weiß wohl, daß Ihr Widerstand leisten, daß Ihr mit ihm kämpfen, daß Ihr Sieger sein werdet; aber das ist Aufruhr, und Ihr seid selbst Officier und wißt, was die Disciplin bedeutet.«

      »Teufelskind! wie erhaben, wie logisch das ist!« brummte d’Artagnan.

      »Nicht wahr, Ihr billigt meine Ansicht?«

      »Ja. Statt durch die Straße zu gehen, wo dieser einfältige Tropf auf mich wartet, mache ich mich ganz einfach durch das Hinterhaus aus dem Staub. Ich habe ein Pferd im Stall; es ist gut; ich reite es zu Tode . . . meine Mittel erlauben es, und indem ich von Station zu Station ein Pferd zu Tode reite, komme ich in elf Stunden nach Boulogne; ich weiß den Weg . . . Sage Deinem Vater nur noch Eines.«

      »Was?«

      »Daß das Bewußte mit Ausnahme eines Fünftels bei Planchet angelegt sei, und daß . . . «

      »Aber, mein lieber Herr d’Artagnan, nehmt Euch in Acht, wenn Ihr flieht, wird man Zweierlei sagen . . . «

      »Was?«

      »Einmal, daß Ihr Angst gehabt habet.«

      »Wer wird das sagen?«

      »Der König zu allererst.«

      »Nun wohl! . . . er wird die Wahrheit sagen, denn ich habe Angst.«

      »Sodann, daß Ihr Euch schuldig fühltet.«

      »Schuldig?«

      »Der Verbrechen, die man Euch wird zur Last legen wollen.«

      »Das ist abermals wahr . . . Und dann räthst Du mir, mich in die Bastille stecken zu lassen?«

      »Der Herr Graf de la Fère würde es Euch rathen wie ich.«

      »Ich weiß es, bei Gott! wohl,« sagte d’Artagnan träumerisch; »Du hast Recht, ich werde nicht fliehen. Doch wenn man mich in die Bastille wirft?«

      »Wir bringen Euch wieder heraus,« sprach Raoul mit ruhiger Miene.

      »Mordioux!« rief d’Artagnan, indem er seine Hand ergriff, »Du hast das auf eine wackere Art gesagt, Raoul: das ist ganz rein Athos. Nun wohl! ich gehe. Vergiß mein letztes Wort nicht.«

      »Mit Ausnahme eines Fünftels,« sagte Raoul.

      »Ja. Du bist ein hübscher Junge, und Du sollst Letzterem noch etwas beifügen.«

      »Sprecht.«

      »Daß, wenn Ihr mich nicht aus der Bastille herausbringt und ich darin sterbe . . . Oh! man hat das gesehen . . . Und ich wäre ein abscheulicher Gefangener, ich, der ich ein leidlicher Mensch war . . . In diesem Fall schenke ich drei Fünftel Dir, und das vierte Deinem Vater.«

      »Chevalier!«

      »Mordioux! wenn Ihr mir wollt Messen lesen lassen, so steht es Euch frei.«

      Nach diesen Worten nahm d’Artagnan das Wehrgehänge vom Haken, gürtete ein Schwert um, ergriff einen Hut, dessen Feder frisch war, und reichte die Hand Raoul, der sich bewegt in seine Arme warf.

      Sobald er in der Bude war, schaute er die Ladenbursche an, welche die Scene mit einem Stolz, in den sich Unruhe mischte, betrachteten; dann tauchte er die Hand in eine Kiste, worin kleine Korinthen, und ging auf den Officier zu, der philosophisch vor der Ladenthüre wartete.

      »Diese Züge! . . . Seid Ihr es, Herr von Friedisch,« rief heiter der Musketier, den Jargon des Schweizers nachahmend. »Ei! ei! wir verhaften also unsere Freunde?«

      »Ich bin es,« erwiederte der Schweizer mit seinem harten Accent. »Guten Morgen, Herr d’Artagnan.«

      »Soll ich Euch meinen Degen geben? Ich sage Euch zum Voraus, daß er lang und schwer ist. Laßt ihn mir bis zum Louvre, ich bin ganz dumm, wenn ich auf der Straße keinen Degen habe, und Ihr wäret noch dümmer als ich, wenn Ihr zwei hättet.«

      »Der König hat nichts davon gesagt,« entgegnete der Schweizer; »behaltet also Euren Degen.«

      »Ei! das ist sehr artig vom König. Gehen wir geschwinde.«

      Herr von Friedisch war kein Schwätzer, und d’Artagnan hatte zu viel zu denken, um es zu sein. Vom Laden von Planchet bis zum Louvre war die Entfernung nicht groß, und man kam in zehn Minuten an Ort und Stelle. Es war Nacht.

      Herr von Friedisch wollte durch das Pförtchen eintreten.

      »Nein,« sagte d’Artagnan, »Ihr würdet dadurch Zeit verlieren: wählt die kleine Treppe.«

      Der Schweizer that, was ihm d’Artagnan empfahl, und führte ihn in die Flur des Cabinets von Ludwig XIV.

      Hier angelangt, verbeugte er sich vor seinem Gefangenen und kehrte, ohne etwas zu sagen, an seinen Posten zurück.

      D’Artagnan hatte nicht Zeit gehabt, sich zu fragen, warum man ihm seinen Degen nicht abnehme, als die Thüre des Cabinets sich öffnete und ein Kammerdiener: »Herr d’Artagnan!« rief.

      Der Musketier nahm seine Paradehaltung an, und trat, das Auge weit geöffnet, die Stirne ruhig, den Schnurrbart starr, ein.

      Der König saß an seinem Tisch und schrieb.

      Er ließ sich nicht stören, als der Tritt des Musketiers auf dem Boden erscholl. Er wandte nicht einmal den Kopf um, D’Artagnan ging bis in die Mitte des Saals und drehte, da er wahrnahm, daß der König ihm gar keine Aufmerksamkeit schenkte, und da er zugleich einsah, daß dies Affectation, eine Art von ärgerlichem Eingang zu der Erklärung war, die sich vorbereitete, dem Fürsten den Rücken zu und fing an mit allen seinen Augen die Fresken vom Karnieß und die Sprünge am Plafond zu beschauen.

      Dieses Manoeuvre war von einem kleinen stillschweigenden Monolog begleitet:

      »Ah! Du willst mich demüthigen, Du, den ich ganz klein gesehen

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