Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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»Ja, Sire, Herrn d’Artagnan.«
»Er hat für den Augenblick meinen Dienst verlassen.«
»Ja, Sire.«
»Man suche ihn mir auf, und morgen bei meinem Lever sei er hier.«
Der Kammerdiener verbeugte sich und ging ab.
»Dreizehn Millionen in meinem Gewölbe,« sagte dann der König; »Colbert wird meine Börse und d’Artagnan mein Schwert führen: ich bin König!«
XI.
Eine Leidenschaft
Am Tage seiner Ankunft kehrte Athos, als er aus dem Palast wegging, nach seinem Hotel in der Rue Saint-Honoré zurück.
Er fand hier den Vicomte von Bragelonne. der ihn in seinem Zimmer, mit Grimaud plaudernd, erwartete.
Es war nichts so Leichtes, mit dem alten Diener zu plaudern; nur zwei Menschen verstanden dieses Geheimniß: Athos und d’Artagnan. Dem Ersteren gelang es, weil Grimaud selbst ihn sprechen zu machen suchte, d’Artagnan im Gegentheil, weil er Grimaud plaudern zu machen wußte.
Raoul ließ sich eben die Reise nach England erzählen, und Grimaud hatte ihm dieselbe in allen ihren Einzelheiten mit einer gewissen Anzahl von Geberden und mit acht Worten, nicht mehr, nicht weniger, mitgetheilt. Zuerst bezeichnete er ihm mit einer wellenförmigen Bewegung der Hand, daß sein Herr und er über’s Meer gefahren waren.
»Einer Expedition wegen?« fragte Raoul.
Grimaud antwortete den Kopf senkend: »Ja.«
»Wobei der Herr Graf Gefahren preisgegeben war?« fragte Raoul.
Grimaud zuckte leicht die Achseln, als wollte er sagen:
»Nicht zu viel, nicht zu wenig.«
»Aber was für Gefahren?« fuhr Raoul fort.
Grimaud deutete auf einen Degen, er deutete aus das Feuer und auf eine Muskete, welche an der Wand hing.
»Der Herr Graf hatte dort also einen Feind?« rief Raoul.
»Monk,« antwortete Grimaud.
»In der That,« fuhr Raoul fort, »es ist seltsam, daß mich der Herr Graf beharrlich als einen Neuling betrachtet und nicht an der Ehre oder der Gefahr solcher Händel Theil nehmen läßt.«
Grimaud lächelte.
In diesem Augenblick kehrte Athos zurück. Der Wirth leuchtete ihm die Treppe herauf; Grimaud erkannte den Tritt seines Herrn und lief ihm entgegen, was das Gespräch kurz abschnitt.
Doch Raoul war einmal im Zuge, auf die Bahn des Fragens geführt, hielt er nicht inne; er nahm mit lebhafter, aber ehrfurchtsvoller Zärtlichkeit den Grafen bei beiden Händen und sagte:
»Wie kommt es, mein Herr, daß Ihr eine gefahrvolle Reise angetreten habt, ohne mir Lebewohl zu sagen, ohne von mir die Hilfe meines Degens zu verlangen, von mir, der ich für Euch eine Stütze sein sollte, seitdem ich Kraft besitze, von mir, den Ihr wie einen Mann erzogen habt? Ah! mein Herr, wollt Ihr mich der grausamen Prüfung aussetzen, Euch nie wiederzusehen?«
»Wer hat Euch denn gesagt, Raoul, meine Reise sei gefahrvoll gewesen?« entgegnete ihm der Graf, während er seinen Mantel und seinen Hut in die Hände von Grimaud niederlegte, welcher ihm den Degen losgeschnallt hatte.
»Ich,« sagte Grimaud,
»Und warum dies?« rief Athos mit strengem Tone.
Grimaud gerieth in Verlegenheit: Raoul kam ihm zuvor und erwiederte für ihn:
»Es ist natürlich, daß mir dieser gute Grimaud die Wahrheit über das sagt, was Euch betrifft. Von wem solltet Ihr geliebt, unterstützt werden, wenn nicht von mir?«
Athos erwiederte nichts. Er machte eine freundliche Geberde, auf welche sich Grimaud entfernte, und setzte sich dann in einen Lehnstuhl, während Raoul vor ihm stehen blieb.
»Immerhin ist es gewiß,« fuhr Raoul fort, »daß Eure Reise eine Expedition war, und daß Feuer und Schwert Euch bedroht haben.«
»Sprechen wir nicht mehr hiervon, Vicomte,« erwiederte Athos mit sanftem Tone; »es ist wahr, ich bin schnell aufgebrochen, doch der Dienst von König Karl II. heischte diese plötzliche Abreise. Für Eure Unruhe danke ich Euch, und ich weiß, daß ich auf Euch zählen kann . . . Es hat Euch in meiner Abwesenheit an nichts gemangelt, Vicomte?«
»Nein, Herr, ich danke.«
»Ich hatte Blaisois den Befehl gegeben. Euch hundert Pistolen, sobald Ihr Geld brauchtet, auszubezahlen.«
»Ich habe Blaisois nicht gesehen, Herr.«
»Ihr habt Euch also ohne Geld beholfen?«
»Es blieben mir dreißig Pistolen vom Verkauf der Pferde, die ich in meinem letzten Feldzuge mitnahm, und der Herr Prinz hatte die Güte, mich zweihundert Pistolen vor drei Monaten bei seinem Spiel gewinnen zu lassen.«
»Ihr spielt . . . ich liebe das nicht, Raoul.«
»Ich spiele nie; der Herr Prinz befahl mir eines Abends in Chantilly, als er einen Courier vom König erhielt, seine Karten zu halten, und ich gehorchte; den Gewinn der Partie mußte ich auf Geheiß des Herrn Prinzen für mich nehmen.«
»Ist dies eine Gewohnheit des Hauses?« fragte Athos, die Stirne faltend.
»Ja, Herr; jede Woche wendet der Herr Prinz bei der einen oder der andern Sache einem seiner Cavaliere einen ähnlichen Vortheil zu. Es sind fünfzig Cavaliere bei seiner Hoheit, und damals traf gerade mich die Reihe.«
»Gut! Ihr waret also in Spanien?«
»Ja, Herr, ich machte eine sehr schöne und sehr interessante Reise.«
»Ihr seid vor einem Monat zurückgekehrt?«
»Ja, Herr.«
»Und seit diesem Monat?«
»Seit diesem Monat . . . «
»Was habt Ihr gethan?«
»Meinen Dienst, Herr.«
»Ihr seid nicht bei mir in la Fère gewesen?«
Raoul erröthete. Athos schaute ihn mit seinem festen, ruhigen Auge an.
»Ihr hättet Unrecht, wenn Ihr mir nicht glauben würdet,« sagte Raoul, »ich erröthe, und fühle es wohl: es geschieht unwillkührlich. Die Frage, die Ihr an mich zu richten mir die Ehre erweist, ist der Art, daß sie große Gemüthsbewegung in mir veranlaßt. Ich erröthe, weil ich bewegt bin, nicht weil ich lüge.«
»Es ist mir bekannt, Raoul, daß Ihr nicht lügt.«
»Nein, Herr.«
»Ueberdies, mein Freund, hättet Ihr Unrecht; was ich Euch sagen wollte . . . «
»Ich