Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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in Euren Händen sind?«

      »In meinen Händen, ja, Sire.«

      »Und die ich haben kann?«

      »In zwei Stunden.«

      »Aber wo sind sie denn?«

      »Im Keller eines Hauses, das der Herr Cardinal in der Stadt besaß und mir durch eine besondere Clausel seines Testaments zu hinterlassen die Güte gehabt hat.«

      »Ihr kennt also das Testament des Cardinals?«

      »Ich habe ein von seiner Hand unterzeichnetes Duplicat.«

      »Ein Duplicat?«

      »Ja, Sire, hier ist es.«

      Colbert zog ganz einfach die Urkunde aus seiner Tasche und zeigte sie dem König.

      Der König las den auf die Schenkung des Hauses bezüglichen Artikel und sagte dann:

      »Aber es ist hier nur vom Haus die Rede, und nirgends wird des Geldes erwähnt?«

      »Verzeiht, Sire, das steht in meinem Gewissen.«

      »Und Herr von Mazarin hat sich auf Euch verlassen?«

      »Warum nicht, Sire?«

      »Er, der vorzugsweise mißtrauische Mann!«

      »Er war es nicht gegen mich, Sire, wie Eure Majestät sehen kann.«

      Der König heftete mit Bewunderung seinen Blick auf diesen gemeinen, aber ausdrucksvollen Kopf.

      »Ihr seid ein ehrlicher Mann, Herr Colbert,« sprach der König.

      »Das ist keine Tugend, Sire, es ist eine Pflicht,« erwiederte Colbert mit kaltem Tone.

      »Aber gehört dieses Geld nicht der Familie?« fuhr Ludwig XIV. fort.

      »Gehörte dieses Geld der Familie, so wäre es im Testament des Cardinals, wie sein übriges Vermögen, aufgeführt. Gehörte dieses Geld der Familie, so hätte ich, der ich die zu Gunsten Eurer Majestät errichtete Schenkungsurkunde abgefaßt habe, die Summe von dreizehn Millionen der von vierzig Millionen beigefügt, die man Euch schon anbot, Sire.«

      »Wie!« rief Ludwig XIV., »Ihr habt die Schenkung abgefaßt, Herr Colbert?«

      »Ja, Sire.«

      »Und der Cardinal liebte Euch?« fügte der König naiv bei.«

      »Ich hatte mich bei Seiner Eminenz dafür verbürgt, Eure Majestät würde die Schenkung nicht annehmen,« sagte Colbert mit dem von uns erwähnten ruhigen Ton, der im gewöhnlichen Leben sogar etwas Feierliches halte.

      Ludwig fuhr mit der Hand über seine Stirne und murmelte ganz leise:

      »Oh! wie jung bin ich, um den Menschen zu befehlen!«

      Colbert wartete das Ende dieses inneren Monologs ab und fragte dann:

      »Zu welcher Stunde soll ich Eurer Majestät das Geld schicken?«

      »Heute Nacht um elf Uhr. Es ist mein Wunsch, daß Niemand erfahre, ich besitze dieses Geld.«

      Colbert antwortete nicht mehr, als wenn gar nichts zu ihm gesagt worden wäre.

      »Besteht diese Summe in Stangen oder in geprägtem Gold?«

      »In geprägtem Gold, Sire.«

      »Gut.«

      »Wohin soll ich sie schicken?«

      »In den Louvre. Meinen Dank, Herr Colbert.«

      Colbert verbeugte sich und ging ab.

      »Dreizehn Millionen!« rief Ludwig XIV., als er allein war; »das ist ein Traum!«

      Dann ließ er seine Stirne in seine Hände fallen, als ob er wirklich schliefe.

      Doch nach einem Augenblick erhob er den Kopf, schüttelte sein schönes Haar, stand auf, öffnete ungestüm das Fenster und badete seine brennende Stirne in der lebhaften Morgenluft, die ihm den scharfen Geruch der Bäume und den süßen Duft der Blumen zuführte.

      Eine glänzende Morgenröthe ging am Horizont auf, und die ersten Strahlen der Sonne übergoßen mit ihrer Flamme die Stirne des jungen Königs.

      »Diese Morgenröthe ist die meiner Regierung,« sprach Ludwig XlV. »Ist es ein Vorzeichen, das Du mir schickst, allmächtiger Gott?«

       X.

      Der erste Tag des Königthums von Ludwig XIV

      Am Morgen verbreitete sich die Nachricht vom Tod des Cardinals im Schloß und vom Schloß in der Stadt.

      Die Minister Fouquet, Lyonne und Letelline versammelten sich im Sitzungssaal, um Rath zu halten.

      Der König ließ sie sogleich zu sich rufen.

      »Meine Herren,« sagte er, »so lange der Herr Cardinal lebte, ließ ich ihn meine Angelegenheiten leiten: aber nun gedenke ich selbst zu regieren. Ihr werdet mir Euren Rath geben, wenn ich ihn von Euch verlange. Geht!«

      Die Minister schauten sich erstaunt an. Wenn sie ein Lächeln verheimlichten, so geschah dies mit großer Anstrengung, denn sie wußten, daß der Prinz, der in völliger Unkenntniß der Angelegenheiten aufgezogen worden war, hier eine für seine Kräfte viel zu schwere Last übernahm.

      Als Fouquet sich von seinen Collegen auf der Treppe verabschiedete, sagte er zu ihnen:

      »Meine Herren, wir haben nun bedeutend weniger Geschäfte.«

      Und er stieg ganz freudig in seinen Wagen.

      Die Anderen kehrten ein wenig unruhig über die Wendung, welche die Ereignisse nehmen dürften, mit einander nach Paris zurück.

      Der König begab sich gegen zehn Uhr zu seiner Mutter, mit der er eine geheime Unterredung pflog; dann stieg er in einen geschlossenen Wagen und fuhr geraden Wegs nach dem Louvre. Hier empfing er viele Menschen, und er fand ein großes Vergnügen daran, das Zögern Aller und die Neugierde jedes Einzelnen zu beobachten.

      Am Abend befahl er, die Pforten des Louvre zu schließen, mit Ausnahme einer einzigen, welche nach dem Quai ging. Hier stellte er als Schildwachen zweihundert Schweizer auf, welche nicht ein Wort Französisch sprachen, mit dem Auftrag, Alles einzulassen, was ein Faß wäre, und nichts Anderes, und nichts hinauszulassen.

      Auf den Schlag elf Uhr hörte er das Rollen eines schweren Wagens unter dem Gewölbe, dann eines andern, dann eines dritten, wonach sich das Gitter wieder mit dumpfem Tone auf seinen Angeln drehte und geschlossen wurde.

      Bald kratzte Jemand mit dem Nagel an der Thüre des Cabinets, der König öffnete selbst, und er sah Colbert, dessen erstes Wort es war:

      »Das Geld ist im Keller Eurer Majestät.«

      Ludwig ging hinab und besichtigte selbst die Fässer mit Gold- und Silberstücken, welche unter dem Befehl von Colbert vier vertraute Männer in ein Gewölbe gewälzt hatten, dessen Schlüssel

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