Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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entgegnete Gourville, »wenn nicht, daß sich die Justizkammer insgeheim versammelt, in Abwesenheit der Angeschuldigten berathen hat, und daß der ganze Prozeß beendigt war, als man sie verhaftete.«

      »Sie sind also verhaftet?«

      »Allerdings.«

      »Aber wo, wann, warum hat man sie verhaftet?«

      »Lyodot gestern bei Tagesanbruch; d’Emeris vorgestern am Abend, als er von seiner Geliebten zurückkehrte; ihr Verschwinden hatte Niemand beunruhigt; doch plötzlich nahm Colbert die Maske ab und ließ die Sache bekannt machen; man trompetet es in diesem Augenblick in den Straßen von Paris aus, und in der That, Monseigneur, außer Euch gibt es Niemand mehr, der das Ereigniß nicht kennt.«

      Fouquet ging mit einer immer schmerzlicheren Unruhe im Zimmer auf und ab.

      »Wozu entschließt Ihr Euch, Monseigneur?» fragte Gourville.

      »Wenn dem so wäre, ginge ich zum König,« rief Fouquet; »doch wenn ich mich in den Louvre begebe, will ich den Weg am Stadthaus vorüber nehmen. Ist der Spruch unterzeichnet, so werden wir sehen.«

      Gourville zuckte die Achseln.

      »Ungläubigkeit!« sagte er, »du bist die Pest aller großen Geister.«

      »Gourville!«

      »Ja,« fuhr dieser fort, »und du richtest sie zu Grunde, wie die Ansteckung die kräftigsten Gesundheiten tödtet, nämlich in einem Augenblick.«

      »Laßt uns aufbrechen,« rief Fouquet; »öffnet, Gourville.«

      »Merkt wohl,« entgegnete dieser, »der Herr Abbé Fouquet ist da.«

      »Ah! mein Bruder,« sprach Fouquet mit ärgerlichem Ton, »er ist da; er weiß also irgend eine schlimme Nachricht, die er mir zu überbringen, seiner Gewohnheit gemäß, sich ungemein freut! Teufel! wenn mein Bruder da ist, stehen meine Angelegenheiten schlecht, Gourville; warum sagtet Ihr mir das nicht früher? ich hätte mich leichter überzeugen lassen.«

      »Monseigneur verleumdet ihn,« sagte Gourville lachend: »wenn er kommt, kommt er nicht in einer schlimmen Absicht.«

      »Ah! nun entschuldigt Ihr ihn,« rief Fouquet; »ein Bursche ohne Herz, ohne zusammenhängende Gedanken, ein Verschwender!«

      »Er weiß, daß Ihr reich seid.«

      »Und trachtet nach meinem Untergang.«

      »Nein, aber er trachtet nach Eurer Börse.«

      »Genug, genug! Hunderttausend Thaler monatlich zwei Jahre lang! Beim Teufel! ich bin es, der bezahlt, Gourville, und ich kenne meine Summen.«

      Gourville lachte auf eine stille, seine Weise.

      »Ja, Ihr wollt sagen, der König bezahle,« entgegnete der Oberintendant; »ah! Gourville, das ist ein schlechter Scherz, und es ist hier nicht der Ort dazu.«

      »Monseigneur, ärgert Euch nicht.«

      »Vorwärts! man schicke den Abbé Fouquet weg, denn ich habe keinen Sou.«

      Gourville machte einen Schritt gegen die Thüre.

      »Er hat mich einen Monat nicht gesehen,« fuhr Fouquet fort: »warum sollten nicht zwei Monate vergehen, ohne daß er mich sieht?«

      »Er bedauert es, daß er in schlechter Gesellschaft lebt, und zieht Euch allen seinen Banditen vor,« sagte Gourville.

      »Ich danke für den Vorzug; Ihr macht heute einen seltsamen Advokaten, Gourville . . . den Advokaten des Abbé Fouquet.«

      »Ei! jede Sache und jeder Mensch hat eine gute Seite, eine nützliche Seite, Monseigneur.«

      »Die Banditen, die der Abbé besoldet und betrunken macht, haben ihre gute Seite? Beweist mir das.«

      »Wenn die Umstände eintreten, Monseigneur, werdet Ihr Euch glücklich fühlen, diese Banditen bei der Hand zu haben.«

      »Du räthst mir also, mich mit dem Herrn Abbé Fouquet zu versöhnen?« fragte Fouquet spöttisch.

      »Ich rathe Euch, Monseigneur, Euch nicht mit hundert bis hundert und zwanzig Galgenstricken zu entzweien, welche, die Spitzen ihrer Raufdegen an einander haltend, einen stählernen Cordon bilden würden, der im Stande wäre, dreitausend Mann einzuschließen.«

      Fouquet warf einen tiefen Blick auf Gourville, ging an ihm vorüber und sagte zu dem Bedienten:

      »Man führe den Herrn Abbé Fouquet ein.«

      Dann sprach er zu Gourville:

      »Es ist gut, Ihr habt Recht, Gourville.«

      Zwei Minuten nachher erschien der Abbé mit großen Verbeugungen auf der Thürschwelle.

      Er war ein Mann von vierzig bis fünfundvierzig Jahren, halb Geistlicher, halb Soldat, ein Raufer auf einen Abbé gepfropft; man sah, daß er keinen Degen an der Seite hatte, aber man fühlte, daß er Pistolen bei sich trug.

      Fouquet grüßte ihn, weniger als älterer Bruder, denn als Minister, und sprach:

      »Was steht zu Euren Diensten, Herr Abbé?«

      »Hoho! wie Ihr mir das sagt, mein Bruder!«

      »Ich sage Euch das wie ein Mann, der Eile hat, mein Herr.«

      Der Abbé schaute Gourville boshaft, Fouquet ängstlich an, und sprach:

      »Ich habe heute Abend Herrn von Bregi dreihundert Pistolen zu bezahlen . . . eine Spielschuld, eine heilige Schuld.«

      »Weiter!» sagte Fouquet muthig, denn er wußte, der Abbé Fouquet würde ihn nicht wegen einer solchen Erbärmlichkeit belästigen.

      »Tausend meinem Fleischer, der nicht mehr liefern will.«

      »Zwölfhundert dem Schneider,« fuhr der Abbé fort: »der Bursche hat mir sieben Anzüge von meinen Leuten wegnehmen lassen, weshalb meine Livreen gefährdet sind und meine Geliebte davon spricht, sie werde meinen Platz durch einen Steuerpächter ersetzen, was demüthigend für die Kirche wäre.«

      »Was gibt es weiter?« fragte Fouquet.

      »Ihr bemerkt wohl, mein Herr, daß ich nichts für mich verlangt habe,« sprach der Abbé demüthig.

      »Das ist äußerst zart, mein Herr,« erwiederte Fouquet; »Ihr seht auch, daß ich warte.«

      »Und ich verlange auch nichts, oh! nein . . . Doch nicht, als ob ich keinen Mangel hätte, dafür stehe ich Euch . . . «

      Der Minister dachte einen Augenblick nach und erwiederte dann:

      »Zwölfhundert Pistolen dem Schneider . . . dafür bekommt man, wie mir scheint, viele Kleider.«

      »Ich unterhalte hundert Leute!« rief stolz der Abbé; »das ist, glaube ich, eine Last.«

      »Warum hundert Leute? Seid Ihr ein Richelieu oder ein Mazarin, um hundert Leute zu Eurer Bewachung zu haben? Wozu dienen Euch diese hundert Leute, sprecht, sprecht?«

      »Ihr

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