Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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über diesen Grundherren Gott, der in der Bretagne nie vergessen worden ist.

      Unter diesen Lehensherren von Schlössern und Kirchtürmen war der mächtigste, der reichste, und besonders der populärste Fouquet, der Grundherr von Belle-Isle.

      Selbst im Lande, selbst im Angesicht dieser geheimntßvollen Insel, bestätigten die Legenden und Ueberlieferungen ihre Wunder.

      Nicht Jeder kam dahin; die Insel, welche eine Ausdehnung von sechs Meilen in der Länge und sechs in der Breite hatte, war ein herrschaftliches Eigenthum, welches, da es von dem im Lande so sehr gefürchteten Namen Retz beschützt wurde, das Volk lange respectirt hatte.

      Kurz, nachdem diese Herrschaft durch Karl IX. zu einem Marquisat erhoben worden, war Belle-Isle an Herrn Fouquet übergegangen.

      Die Berühmtheit der Insel schrieb sich nicht von gestern her; ihr Name, oder vielmehr ihre Bezeichnung ging in das höchste Alter zurück; die Alten nannten sie Kallonese, zusammengesetzt aus zwei Worten, welche schöne Insel bedeuten.

      Achtzehnhundert Jahre früher hatte sie also in einem andern Idiom denselben Namen geführt, den sie noch führt.

      Es war daher an und für sich schon etwas, dieses Eigenthum des Herrn Oberintendanten, außer seiner Lage zehn Meilen von der Küste von Frankreich, welche dasselbe souverain in seiner Meereseinsamkeit machte, wie ein majestätisches Schiff, das die Rheden verachten und stolz seine Anker mitten im Ocean werfen würde.

      D’Artagnan erfuhr dies Alles, ohne daß er im Geringsten den Anschein hatte, als erkundigte er sich: er erfuhr auch, das beste Mittel, Kundschaft einzuziehen, wäre, wenn er nach la Roche-Bernard, einer ziemlich wichtigen Stadt an der Mündung der Vilaine, ginge.

      Vielleicht könnte er sich dort einschiffen. Wenn nicht, so würde er durch die Salzsümpfe reiten und sich nach Guérande oder Croisic begeben, um eine Gelegenheit zur Ueberfahrt nach Belle-Isle abzuwarten. Er hatte übrigens seit seinem Abgang von Chateaubriand bemerkt, nichts wäre Furet unter dem Antrieb von Herrn Agnan unmöglich, nichts Herrn Agnan unter der Initiative von Furet.

      Er schickte sich also an, eine Kriechente und einen Fladen in einem Wirthshause von la Roche-Bernard zu Nacht zu speisen, und ließ aus dem Keller, um diese zwei bretagnischen Gerüchte zu befeuchten, einen Aepfelmost holen, den er einzig und allein beim Berühren mit dem Ende der Lippen als noch unendlich mehr bretagnisch erkannte.

       XXV.

      Wie d’Artagnan Bekanntschaft mit einem Dichter machte, der Buchdrucker geworden war, damit seine Verse gedruckt würden

      Ehe sich d’Artagnan zu Tische setzte, zog er wie gewöhnlich seine Erkundigungen ein; doch es ist ein Axiom der Neugierde, daß jeder Mensch, der gut und auf eine Frucht tragende Weise fragen will, zuerst sich den Fragen darbieten muß.

      D’Artagnan suchte also im Gasthause von la Roche-Bernard einen nützlichen Frager. Es befanden sich gerade in diesem Hause zwei Reisende, welche auch mit den Vorbereitungen zu ihrem Abendbrod oder sogar mit dem Abendbrod selbst beschäftigt waren. D’Artagnan hatte im Stall ihre Rosse und in der Wirthsstube ihre Reisegeräthe gesehen.

      Der Eine reiste mit einem Lackei, wie eine ansehnliche Person; zwei Stuten aus dem Perche, schöne runde Thiere, dienten dem Herrn und dem Diener zum Reiten.

      Der Andere, ein ziemlich kleiner Kamerad, ein Reisender von magerem Aussehen, der einen staubigen Oberrock, abgenutzte Wäsche und mehr durch das Pflaster, als durch den Steigbügel verdorbene Stiefel trug, kam von Nantes mit einem Karren, gezogen von einem Pferd, das Furet, was die Farbe betrifft, so ähnlich war, daß d’Artagnan hundert Meilen hätte machen können, ohne etwas Besseres für ein gleiches Gespann zu finden.

      Der besagte Karren enthielt verschiedene große, in alte Stoffe gewickelte Päcke.

      »Dieser Reisende,« sprach d’Artagnan zu sich selbst, ist von meinem Schlag. Er steht mir an, er sagt mir zu, ich muß ihm anstehen und ihm zusagen. Herr Agnan mit dem grauen Rock und der abgetragenen Plattmütze ist nicht unwürdig, in Gesellschaft des Herrn mit den alten Stiefeln und dem abgeschabenen Rock zu Nacht zu speisen.«

      Nachdem er so gesprochen, rief d’Artagnan den Wirth und befahl ihm, seine Kriechente, seinen Fladen und seinen Aepfelmost in das Zimmer des Herrn mit dem bescheidenen Aeußeren zu tragen.

      Er selbst stieg, einen Teller in der Hand, die hölzerne Treppe hinauf, welche nach diesem Zimmer führte, und klopfte an die Thüre.

      »Herein!« rief der Unbekannte.

      D’Artagnan trat, seinen Teller unter dem Arm, seinen Hut in einer und seinen Leuchter in der andern Hand, ein und sprach:

      »Mein Herr, entschuldigt mich, ich bin, wie Ihr, ein Reisender, ich kenne Niemand im Gasthaus und habe die schlimme Gewohnheit, mich zu langweilen, wenn ich allein speise, so daß mir dann mein Mahl schlecht vorkommt und mich nichts nützt. Euer Gesicht, das ich so eben erblickte, als Ihr hinabginget, um Euch Austern aufmachen zu lassen, sagt mir ungemein zu. Dabei bemerkte ich, daß Ihr ein Pferd ganz dem meinigen ähnlich habt, das der Wirth ohne Zweifel wegen dieser Aehnlichkeit in seinem Stall neben das meinige gestellt hat, wo sich Beide in Gesellschaft äußerst behaglich zu fühlen scheinen. Ich sehe also nicht ein, warum die Herren getrennt sein sollten, während die Pferde vereinigt sind, und bitte Euch daher um das Vergnügen, an Eurem Tisch Platz nehmen zu dürfen. Ich heiße Agnan, Agnan, Euch zu dienen, mein Herr, unwürdiger Verwalter eines reichen Grundherrn, der Salinen in der Gegend kaufen will und mich abschickt, um seine zukünftigen Erwerbungen in Augenschein zu nehmen. Ich wünschte nur, mein Gesicht möchte Euch ebenso anständig sein, als mir das Eurige ist, denn ich empfehle mich Euch in voller Achtung.«

      Der Fremde, den d’Artagnan zum ersten Male sah, denn Anfangs hatte er ihn nur von fern erschaut, der Fremde hatte schwarze, glänzende Augen, eine gelbe Gesichtshaut, eine durch die Last von fünfzig Jahren etwas gefaltete Stirne, Gutmüthigkeit im Gesammtwesen der Züge, aber Feinheit im Blick.

      »Man sollte glauben,« dachte d’Artagnan, »man sollte glauben, dieser Mensch hätte nie etwas Anderes geübt, als die oberen Theile seines Kopfes, das Auge und das Gehirn, und er müsse ein Mann der Wissenschaft sein; der Mund, die Nase, das Kinn bezeichnen durchaus nichts.«

      »Mein Herr,« antwortete derjenige, dessen Geist und Person man so zu ergründen suchte, »Ihr erweiset mir eine große Ehre; nicht als ob ich mich langweilte, ich habe,« fügte er lächelnd bei, »ich habe eine Gesellschaft, die mich immer zerstreut, doch gleichviel, ich bin glücklich, Euch zu empfangen.«

      Während er diese Worte sprach, warf indessen der Mann mit den abgetragenen Stiefeln einen unruhigen Blick auf den Tisch, von dem die Austern verschwunden waren, und worauf nur noch ein Stück gesalzener Speck blieb.

      »Mein Herr,« sprach d’Artagnan eilig, »der Wirth besorgt mir eine hübsche gebratene Kriechente und einen herrlichen Fladen.«

      D’Artagnan hatte in dem Blick seines Gefährten, so rasch er auch gewesen, die Furcht vor einem Angriff durch einen Schmarotzer wahrgenommen.

      Er hatte richtig errathen; bei dieser Eröffnung entrunzelten sich die Züge des Mannes mit dem bescheidenen Aeußeren; in der That, als ob er nur auf seinen Eintritt gewartet hätte, erschien der Wirth sogleich und brachte die angekündigten Gerichte.

      Der Kriechente und dem Fladen war ein Stück gerösteter Speck beigefügt! d’Artagnan und sein Tischgenosse grüßten sich, setzten sich einander gegenüber, und theilten wie Brüder den Speck und die anderen Gerichte.

      »Mein Herr,«

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