Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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das mehr als das Genie für das Glück der Leute der Thätigkeit wirkt, verschob er jede Ueberlegung auf den andern Tag, aus Furcht, wie er sich selbst sagte, er könnte zu dieser Zeit nicht frisch genug sein.

      Der Tag kam. Die Rue des Lombards hatte ihren Antheil an Aurora mit den rosigen Fingern, und d’Artagnan erhob sich wie das Frühroth.

      Er weckte Niemand auf, ging die Treppe hinab, ohne eine Stufe krachen zu machen, ohne ein einziges Geschnarche vom Speicher bis zum Keller zu stören, sattelte sein Pferd, verschloß wieder Stall und Laden, und ritt im Schritt zu seiner Expedition in der Bretagne weg.

      Er hatte sehr Recht gehabt, daß er am Tage vorher nicht an alle die politischen und diplomatischen Angelegenheiten dachte, die seinen Geist in Anspruch nahmen, denn am Morgen in der Kühle und in der sanften Dämmerung fühlte er seine Ideen rein und fruchtbar sich entwickeln.

      Vor Allem ritt er vor dem Hause von Fouquet vorüber und warf in eine an der Thüre des Oberintendanten angebrachte gähnende Lade die Anweisung, die er am Tage zuvor nur mit großer Mühe den gekrümmten Fingern des Intendanten zu entreißen vermocht hatte.

      Unter einen Umschlag mit der Adresse von Fouquet gelegt, war die Anweisung selbst von Planchet nicht errathen worden, während Planchet, was Enträthselung betrifft, Kalchas oder Apollo gleichkam.

      D’Artagnan überschickte also Fouquet die Quittung, ohne daß er sich selbst gefährdete oder sich fortan Vorwürfe zu machen hatte.

      Nachdem diese bequeme Wiedererstattung geschehen war, sagte er zu sich:,

      »Nun wollen wir viel Morgenluft» viel Sorglosigkeit und Gesundheit einschlürfen; lassen wir das Pferd Zephyr athmen, das seine Flanken aufbläht, als ob es eine Hemisphäre einziehen müßte, und bringen wir unsere Combinationen auf eine sehr vernünftige Weise in Ordnung.

      »Es ist Zeit,« fuhr d’Artagnan fort, »es ist Zeit, einen Feldzugsplan zu machen, und nach der Methode von Herrn von Turenne, der einen dicken Kopf voll vor. allen möglichen guten Ansichten hat, geziemt es sich, ehe man seinen Feldzugsplan macht, ein ähnliches Portrait von den feindlichen Generalen zu entwerfen, mit denen man es zu thun hat.

      »Vor Allem zeigt sich Herr Fouquet. Wie ist es mit Herrn Fouquet?

      »Herr Fouquet,« antwortete d’Artagnan sich selbst, »Herr Fouquet ist ein schöner und bei den Frauen beliebter Mann, ein sehr artiger bei den Dichtern beliebter Mann, ein geistreicher von den Lumpenkerlen verfluchter Mann. Ich bin weder Frau, noch Dichter, noch Lumpenkerl; ich liebe weder Herrn Fouquet, noch hasse ich ihn, ich befinde mich also ganz und gar in der Lage, in der sich Herr von Turenne befand, als er die Schlacht auf den Dünen gewinnen sollte. Er haßte die Spanier nicht, aber er, schlug sie total.

      »Nein; Mordioux! es gibt noch ein besseres Beispiel; ich bin in der Lage, in der sich derselbe Herr von Turenne befand, als er sich gegenüber dem Prinzen von Condé in Jargeau, Gien und dem Faubourg Saint-Antoine hatte. Er haßte den Herrn Prinzen allerdings nicht, aber er gehorchte dem König. Der Herr Prinz ist ein äußerst angenehmer Mann, doch der König ist der König; Turenne stieß einen schweren Seufzer aus, nannte Condé »mein Vetter,« und vernichtete seine Armee.

      »Was will nun der König? Das geht mich nichts an.

      »Was will nun Herr Colbert? Oh! das ist etwas Anderes, Herr Colbert will Alles, was Herr Fouquet nicht will.

      »Was will denn Herr Fouquet? Oh! oh! das ist ernst. Herr Fouquet will ganz genau Alles, was der König will.«

      Nachdem dieses Selbstgespräch beendigt war, lachte d’Artagnan wieder und ließ seine Gerte pfeifen. Er war schon weit auf der Landstraße, machte die Vögel auf den Hecken scheu, horchte auf die Louisd’or, welche bei jedem Stoß in seiner ledernen Tasche tanzten, und, gestehen wir es, wenn sich d’Artagnan in solchen Lagen befand, war die Weichheit nicht sein vorherrschendes Laster. Er glich dann Herrn von Turenne, als dieser die Spanier nicht liebte.

      Der Musketier konnte sich indessen nicht erwehren, den Frieden des Reiches zu beklagen, den die Streitigkeiten der Großen abermals gefährden sollten. Er erinnerte sich, wie mächtig, unterstützt und gewaffnet Fouquet war. Er addirte einerseits die achtzehn Millionen von Ludwig XIV., andererseits die unendlichen Mittel des Oberintendanten, wog in seiner unbeugsamen, durch eine ewige Verachtung der Mittelmäßigkeiten verbürgten Unparteilichkeit den giftigen Groll von Herrn Fouquet ab, und sagte, als er seine Rechnung gemacht hatte:

      »Ah! die Expedition ist nicht sehr gefährlich, und es wird mit meiner Reise sein, wie mit dem Stück, in das mich in London Herr Monk geführt hat, und das, so viel ich mich erinnere: Viel Lärmen um nichts, heißt.

       XXIV.

      Reise

      Es war dies das fünfzigste Mal vielleicht, seit dem Tag, wo wir unsere Geschichte eröffnet, daß dieser Mann mit dem ehernen Herzen und den stählernen Muskeln Haus und Freunde, kurz Alles verließ, um das Glück und den Tod zu suchen. Das Eine, nämlich der Tod, war beständig vor ihm zurückgewichen, als ob er vor ihm bange gehabt hätte, das Ändere, nämlich das Glück, hatte erst seit einem Monat wirklich ein Bündniß mit ihm geschlossen.

      Obgleich er kein großer Philosoph, noch Epikur oder Sokrates, war, so war er doch ein mächtiger Geist, der die Erfahrung des Lebens und die Uebung des Gedankens für sich hatte. Man ist nicht tapfer, man ist nicht abenteuerlich, man ist nicht gewandt, wie es d’Artagnan war, ohne zugleich ein wenig träumerisch zu sein.

      Er hatte da und dort einige Brocken von Herrn von la Rochefoucault aufgefangen, und im Vorübergehen in der Gesellschaft von Athos und Aramis viele Stücke von Cicero und Seneca, übersetzt von ihnen und auf den Gebrauch des gemeinen Lebens angewendet, gesammelt.

      Die Verachtung des Reichthums, welche unser Gascogner während der fünf und dreißig ersten Jahre seines Lebens als einen Glaubensartikel beobachtet hatte, war lange von ihm als der erste Artikel des Codex der Tapferkeit betrachtet worden.

      Art. 1. sagte er:

      »Man ist tapfer, weil man nichts hat.

      »Man hat nichts, weil man den Reichthum verachtet.«

      Mit diesen Grundsätzen, welche, wie gesagt, die fünf und dreißig ersten Jahre seines Lebens geleitet hatten, war d’Artagnan auch nicht sobald reich, als er sich fragen mußte, ob er, trotz seines Reichthums, Immer noch tapfer sei.

      Hierauf konnte für jeden Andern, als d’Artagnan, das Ereigniß auf der Grève als Antwort dienen. Viele Gewissen hätten sich damit begnügt, aber d’Artagnan war tapfer genug, um sich aufrichtig zu fragen, ob er tapfer wäre.

      Auf die Worte:

      »Mir scheint, ich habe auf der Grève rasch genug vom Leder gezogen und artig genug eingehauen, um meines Muthes sicher zu sein, « erwiederte d’Artagnan, sich selbst:

      »Alles schön, Kapitän; das ist keine Antwort. Ich war an diesem Tag tapfer, weil man mir mein Haus verbrannte, und es sind hundert und sogar tausend gegen eins zu wetten, daß, wenn die Herren nicht diesen unglücklichen Gedanken gehabt hätten, ihr Angriffsplan gelungen, oder daß wenigstens von mir kein Widerstand entgegengestellt worden wäre.

      »Was wird man nun gegen mich versuchen? Ich habe in der Bretagne kein Haus zum Verbrennen; ich habe keinen Schatz, den man mir rauben könnte.

      »Nein, aber ich habe meine Haut, diese kostbare Haut von Herrn d’Artagnan, welche so viel werth ist, als alle Häuser und Schätze der Welt; diese Haut, an der mir überaus viel gelegen ist, weil

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