Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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das wüthende Volk wollte, daß man sie verbrenne, statt sie zu henken.«

      »Das Volk hatte Recht,« sagte der Abbé; »fahrt fort.«

      »Aber,« erzählte der Mann, »in dem Augenblick, wo die Bogenschützen zurückgedrängt worden waren, wo das Feuer in einem Hause des Platzes fing, das als Scheiterhaufen für die Schuldigen zu dienen bestimmt war, warf ein Wüthender, jener Dämon, jener Riese, von dem ich sprach, und der der Eigenthümer des fraglichen Hauses, wie ich höre, war, unterstützt von einem jungen Mann, der ihn begleitete, die Leute, welche das Feuer belebten, aus dem Fenster, rief die Musketiere zu Hilfe, die sich unter der Menge befanden, sprang selbst aus dem ersten Stock auf den Platz, und spielte so verzweiflungsvoll mit dem Degen, daß der Sieg den Bogenschützen wieder verliehen, die Gefangenen uns wieder entrissen wurden, und daß Menneville den Tod sand. Sobald die Anderen die Verurtheilten wieder genommen hatten, waren sie in drei Minuten hingerichtet.«

      Fouquet ließ trotz seiner Selbstbeherrschung unwillkührlich einen dumpfen Seufzer entschlüpfen.

      »Und dieser Mensch, der Eigenthümer des Hauses, wie heißt er?« fragte der Abbé.

      »Ich vermag es Euch nicht zu sagen, da ich ihn nicht gesehen; mein Posten war mir im Garten angewiesen, und ich blieb an meinem Posten; man hat mir die Geschichte nur erzählt. Es wurde mir befohlen, sobald die Sache vorüber wäre, Euch in aller Eile zu melden, wie sie geendigt. Nach dem Befehl jagte ich im Galopp fort, und hier bin ich.«

      »Sehr gut, mein Herr, wir haben nichts Anderes von Euch zu verlangen,« sagte der Abbé immer mehr niedergebeugt, je mehr der Augenblick herannahte, wo er mit seinem Bruder allein sein sollte.

      »Man hat Euch bezahlt?« fragte Gourville.

      »Ich habe eine Abschlagszahlung erhalten,« antwortete Danicamp.

      »Hier sind zwanzig Pistolen, geht, mein Herr, und vergeßt nicht, wie diesmal so immer die wahren Interessen des Königs zu vertheidigen.«

      »Ja, Herr,« sprach der Bote.

      Und er steckte, das Geld in die Tasche, verbeugte sich und ging ab.

      Kaum war er außen, als Fouquet, der unbeweglich geblieben, mit raschem Schritt vortrat und dem Abbé und Gourville gegenüberstand.

      Beide öffneten zu gleicher Zeit den Mund, um zu sprechen.

      »Keine Entschuldigungen!« sagte Fouquet, »keine Vorwürfe gegen irgend Jemand . . . wäre ich nicht ein falscher Freund gewesen, so hätte ich Niemand die Sorge, Lyodot und d’Emeris zu retten, anvertraut. Ich allein bin der Schuldige, mir allein gebühren die Vorwürfe und die Gewissensbisse. Laßt mich, Abbé.«

      »Aber, mein Herr,« entgegnete dieser, »Ihr werdet mich nicht abhalten, daß ich den Elenden suchen lasse, der sich für den Dienst von Herrn Colbert in diese so gut vorbereitete Partie gemischt hat; denn wenn es eine gute Politik ist, seine Freunde sehr zu lieben, so ist offenbar diejenige keine schlechte, welche darin besteht, daß man seine Feinde mit aller Erbitterung verfolgt.«

      »Laßt die Politikchen, Abbé, geht, ich bitte Euch, und daß ich bis auf neuen Befehl nicht mehr von Euch sprechen höre; mir scheint, wir bedürfen ungemein des Stillschweigens und der Umsicht. Ihr habt ein furchtbares Beispiel vor Euch. Keine Repressalien, mein Herr, ich verbiete es Euch.«

      »Es gibt keine Befehle, die mich verhindern, die Schmach, die man meiner Familie angethan, an dem Schuldigen zu rächen.«

      »Und ich,« rief Fouquet mit jener gebieterischen Stimme, bei der man fühlt, daß sich nichts erwiedern läßt, »und ich erkläre Euch, daß ich Euch, wenn Ihr einen einzigen Gedanken habt, der nicht der entschiedene Ausdruck meines Willens ist, zwei Stunden, nachdem dieser Gedanke sich kundgegeben, in die Bastille werfen lasse. Richtet Euch darnach, Abbé.«

      Der Abbé verbeugte sich erröthend.

      Fouquet hieß Gourville durch ein Zeichen ihm folgen, und schon wandte er sich nach seinem Cabinet, als der Huissier mit lauter Stimme meldete:

      »Der Herr Chevalier d’Artagnan.«

      »Wer ist das?« fragte Fouquet mit gleichgültigem Tone Gourville.

      »Ein ehemaliger Lieutenant der Musketiere Seiner Majestät,« antwortete Gourville mit demselben Ton.

      Fouquet nahm sich nicht einmal die Mühe, nachzudenken, und ging weiter.

      »Verzeiht, Monseigneur!« sagte nun Gourville, »es fällt mir ein, dieser brave Bursche hat den Dienst des Königs verlassen, und kommt ohne Zweifel, um das Quartal von irgend einer Pension zu erheben.«

      »Zum Teufel! erwiederte Fouquet, »warum wählt er seine Zeit so schlecht!«

      »Erlaubt, Monseigneur, daß ich ihm ein Wort der Weigerung sage, denn er ist einer meiner Bekannten, und es ist ein Mann, den man unter den Umständen, in welchen wir uns befinden, lieber zum Freund als zum Feind hat.«

      »Antwortet ihm Alles, was Ihr wollt,« sagte Fouquet.

      »Ei! mein Gott!« rief der Abbé voll Groll, wie ein Mann der Kirche, »antwortet ihm, es gebe kein Geld, besonders keines für die Musketiere.«

      Doch der Abbé hatte nicht sobald dieses unvorsichtige Wort von sich gegeben, als die halbgeöffnete Thüre gänzlich geöffnet wurde und d’Artagnan erschien.

      »Ei! Herr Fouquet,« sagte er, »ich wußte wohl, es gebe kein Geld für die Musketiere. Ich kam auch nicht, um mir geben, sondern vielmehr um mir verweigern zu lassen. Das ist geschehen, ich danke. Ich sage Euch guten Morgen und hole mir bei Herrn Colbert.«

      Und nachdem er sich leicht verbeugt, ging er wieder hinaus.

      »Gourville!« rief Fouquet, »lauft diesem Mann nach und bringt ihn mir zurück.«

      Gourville gehorchte, und holte d’Artagnan auf der Treppe ein.

      Als d’Artagnan Tritte hinter sich hörte, wandte er sich um und erblickte Gourville.

      »Mordioux, mein lieber Herr,« sagte er, »Ihr Leute von den Finanzen habt sonderbare Manieren. Ich komme zu Herrn Fouquet, um eine von Seiner Majestät angewiesene Summe zu erheben, und man empfängt mich wie einen Bettler, der ein Almosen fordern, oder wie einen Spitzbuben, der Silberzeug stehlen will.«

      »Aber Ihr habt den Namen von Herrn Colbert ausgesprochen, lieber Herr d’Artagnan; Ihr habt gesagt, Ihr würdet zu Herrn Colbert gehen?«

      »Gewiß gehe ich zu ihm, und wäre es nur, um Genugthuung wegen der Leute zu verlangen, welche unter dem Ruf: Es lebe Colbert! die Häuser niederbrennen wollen.«

      Gourville spitzte die Ohren.

      »Oho!« sagte et, »Ihr spielt auf das an, was auf der Grève vorgefallen ist.«

      »Allerdings.«

      »Was liegt Euch an dem, was geschehen?«

      »Wie! Ihr fragt mich, was mir daran liege, oder nicht daran liege, daß Herr Colbert aus meinem Haus einen Scheiterhaufen machen läßt?«

      »Euer Haus also . . . es war Euer Haus, das man niederbrennen wollte?«

      »Bei Gott!«

      »Die Schenke zum Bilde Unserer Lieben Frau gehört Euch?«

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