Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 142
Von diesem Augenblick an währt die Sache nicht mehr lange. Der Nachrichter ist nicht besorgt, nach den Formen der Kunst zu Werke zu gehen; er beeilt sich und expedirt die zwei Unglücklichen in einer Minute.
Man drängt sich indessen um d’Artagnan; man beglückwünscht ihn, man schmeichelt ihm. Er trocknet seine von Schweiß triefende Stirne, sein von Blut triefendes Schwert ab, und zuckt die Achseln, da er Menneville sich in den letzten Convulsionen des Todeskampfes zu seinen Füßen krümmen sieht. Und während Raoul seine Augen mitleidig abwendet, zeigt er den Musketieren die mit ihren traurigen Früchten beladenen Galgen und spricht:
»Arme Teufel! ich hoffe, sie sind mich segnend gestorben, denn ich habe ihnen große Unannehmlichkeiten erspart.«
Diese Worte erreichen Menneville in dem Augenblick, wo er den letzten Seufzer von sich zu geben im Begriff ist. Ein düsteres, höhnisches Lächeln schwebt über seine Lippen. Er will antworten, doch die Anstrengung, die er macht, zerreißt vollends seinen Lebensfaden, und er verscheidet.
»Oh! dies Alles ist gräßlich,« spricht Raoul! »gehen wir, Herr Chevalier.«
»Du bist nicht verwundet?« fragte d’Artagnan.
»Ich danke, nein.«
»Mordioux! Du bist ein Braver! Das ist der Kopf des Vaters und der Arm von Porthos. Ah! wenn Porthos hier gewesen wäre, Du hättest schöne Dinge von ihm sehen können!«
Dann in der Weise einer Erinnerung murmelt d’Artagnan:
»Aber wo Teufels kann er sein, dieser brave Porthos?«
»Kommt, Chevalier, kommt,« wiederholt Raoul.
»Nur noch eine Minute, mein Freund, daß ich meine siebenunddreißig Pistolen einziehen kann, und Ich gehöre Dir. Das Haus wirst einen guten Ertrag ab,« fügt d’Artagnan, in die Schenke zum Bilde Unserer Lieben Frau zurückkehrend, bei; »doch sollte es auch minder einträglich sein, so würde ich es doch vorziehen, wenn es in einem andern Quartiere läge.«
XXI.
Wie der Diamant von Herrn d’Emeris in die Hände von d’Artagnan überging
Während diese geräuschvolle und blutige Scene auf der Grève vorfiel, steckten mehrere hinter der Verbindungsthüre des Gartens verrammelte Männer ihre Degen in die Scheide, halfen einem von ihnen sein gesatteltes Pferd, das im Garten wartete, besteigen, und entflohen wie ein Schwarm erschrockener Vögel in allen Richtungen, die Einen, indem sie die Mauern erkletterten, die Andern, indem sie mit der ganzen Hitze eines panischen Schreckens nach den Thüren stürzten.
Derjenige, welcher das Pferd bestieg und es die Sporen mit einer solchen Heftigkeit fühlen ließ, daß dieses Thier beinahe über die Mauer gesetzt hätte, ritt über die Place Baudoyer, jagte wie ein Blitz durch die Menge, warf Alles nieder, was ihm in den Weg kam, und erreichte zehn Minuten nachher die Thüre der Oberintendanz athemloser als sein Roß.
Bei dem Schall des Hufschlags auf dem Pflaster erschien der Abbé Fouquet an einem Fenster des Hofes und fragte, ehe der Reiter den Fuß auf die Erde gesetzt hatte:
»Nun, Danicamp?«
»Es ist vorbei!« antwortete der Reiter.
»Vorbeil« rief der Abbé, »sie sind also gerettet?«
»Nein, Herr,« entgegnete der Reiter, »sie sind gehenkt.«
»Gehenkt!« wiederholte der Abbé erbleichend.
Eine Seitenthüre öffnete sich plötzlich und Fouquet erschien im Zimmer, bleich, bestürzt, die Lippen halb geöffnet durch einen Schrei des Schmerzes und des Zorns.
Er blieb auf der Schwelle stehen und horchte auf das, was vom Hofe aus nach dem Fenster gesagt wurde.
»Elende!« rief der Abbé , »Ihr habt Euch also nicht geschlagen!«
»Wie die Löwen.«
»Sagt wie Feige.«
»Herr!«
»Hundert Kriegsmänner sind, das Schwert in der Hand, bei einem Ueberfall so viel werth, als zehntausend Bogenschützen. Wo ist Menneville, dieser Prahler, dieser Großsprecher, der sterben oder als Sieger zurückkehren sollte?«
»Herr, er hat sein Wort gehalten. Er ist todt.«
»Todt! wer hat ihn getödtet?«
»Ein als Mensch verkleideter Teufel, ein mit zehn flammenden Schwertern bewaffneter Riese, ein Wüthender, der mit einem einzigen Schlag das Feuer, den Aufruhr gelöscht und hundert Musketiere aus dem Pflaster der Grève hervorspringen gemacht hat.«
Fouquet erhob seine ganz von Schweiß triefende Stirne und murmelte:
»Oh! Lyodot, d’Emeris! todt! todt! todt! und ich entehrt!«
Der Abbé wandte sich um und sprach, als er seinen niedergeschmetterten, leichenbleichen Bruder erblickte:
»Ruhig! ruhig! das ist ein Schlag des Schicksals, Herr, und Ihr müßt nicht so klagen. Da man es nicht zu Stande bringen konnte, so wollte Gott . . . «
»Schweigt, Abbé! schweigt!« rief Fouquet, »Eure Entschuldigungen sind Blasphemien. Laßt diesen Mann heraufkommen und die einzelnen Umstände des furchtbaren Ereignisses erzählen.«
»Aber, mein Bruder . . . «
»Gehorcht, mein Herr.«
Der Abbé machte ein Zeichen, und eine halbe Minute nachher hörte man die Tritte des Mannes auf der Treppe.
Zu gleicher Zeit erschien hinter Fouquet Gourville, dem Schutzengel des Intendanten ähnlich, und legte einen Finger auf seine Lippen, um ihn zu ermahnen, er möge sich auch unter den Aufwallungen seines Schmerzes in Acht nehmen.
Der Minister nahm wieder die ganze Heiterkeit au, welche die menschlichen Kräfte zur Verfügung eines durch den Schmerz halb gebrochenen Herzens lassen können.
Danicamp erschien.
»Macht Eure Meldung,« sagte Gourville.
»Herr,« antwortete der Bote, »wir hatten Befehl erhalten, die Gefangenen zu entführen und während der Entführung: Es lebe Colbert! zu rufen.«
»Um sie lebendig zu verbrennen, nicht wahr. Abbé?« unterbrach Gourville.
»Ja! ja! man hatte Menneville den Befehl gegeben. Menneville wußte, was zu thun war, und Menneville ist todt.«
Diese Nachricht schien Gourville zu beruhigen, statt ihn zu betrüben.
»Um sie lebendig zu verbrennen,« wiederholte der Bote, als bezweifelte er die Aechtheit dieses Befehls, obgleich es der einzige war, den man ihm gegeben.
»Gewiß, um sie lebendig zu verbrennen,« sagte der Abbé mit barschem Ton.
»Einverstanden, mein Heer, einverstanden,« sprach der Mann, indem er mit den Augen auf dem Gesichte von Gourville und vom Abbé suchte, was es Trauriges oder Vortheilhaftes für ihn haben dürfte, wenn er der Wahrheit gemäß erzählen würde.
»Sprecht