Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма страница 26
Am andern Tage erschien dieser zu derselben Stunde.
»Nun,« sagte er. »sind Sie heute vernünftiger als gestern?«
Dantes antwortete nicht.
».Auf,« sprach der Gefangenenwärter. »Mut gefaßt. Wünschen Sie etwas, worüber ich zu verfügen habe, so sagen Sie es.«
»Ich wünschte den Gouverneur zu sprechen.«
»Ei,« erwiderte der Gefangenenwärter ungeduldig. »ich sagte Ihnen bereits, es wäre dies unmöglich.«
»Warum unmöglich?«
»Weil nach der Vorschrift des Gefängnisses eine solche Bitte den Gefangenen nicht gestattet ist.«
»Und was ist denn hier erlaubt?« fragte Dantes.
»Eine bessere Kost gegen Bezahlung, einen Spaziergang und zuweilen Bücher.«
»Ich brauche keine Bücher, ich habe keine Lust spazieren zu gehen und finde meine Nahrung gut. Ich will also nur Eines: den Gouverneur sehen.«
»Wenn Sie mich dadurch ärgern. daß Sie beständig dasselbe wiederholen,« sagte der Gefangenenwärter. »so bringe ich Ihnen nichts mehr zu essen.«
»Gut!« erwiderte Dantes. »wenn Du mir nichts mehr zu essen bringst, so sterbe ich Hungers.«
Der Ton, mit welchem Dantes diese Worte aussprach. bewies dem Schließer, daß sein Gefangener glücklich wäre, wenn er sterben könnte. Da nun jeder Gefangene seinem Wärter ungefähr zehn Sous täglich einträgt, so faßte der von Dantes das Defizit in das Auge, das sein Tod für ihn zur Folge haben würde, und versetzte freundlicher:
»Hören Sie: was Sie wünschen. ist unmöglich, verlangen Sie es also nicht mehr von mir, denn es gibt kein Beispiel, daß der Gouverneur in das Zimmer eines Gefangenen auf dessen Bitte gekommen wäre. Seien Sie nur vernünftig, und man wird Ihnen den Spaziergang erlauben, dann ist es möglich, daß eines Tages, während Sie spazieren gehen, der Gouverneur vorüber kommt. Sie mögen ihn hierbei anreden, und wenn er antworten will. ist es seine Sache.«
»Aber wie lange kann ich warten, bis dieser Zufall eintritt?« sagte Dantes.
»Oh. bei Gott! einen Monat, drei Monate, sechs Monate, ein Jahr vielleicht.« r
»Das ist zu lang.« erwiderte Dantes. »ich will ihn sogleich sehen.«
»Erschöpfen Sie sich nicht in einem einzigen, unmöglichen Wunsche.« sprach der Gefangenenwärter. »oder Sie sind, ehe vierzehn Tage vergehen, ein Narr.«
»Ha, Du glaubst!« rief Dantes.
»Ja, ein Narr; so fängt die Narrheit immer an, wir haben hier ein Beispiel davon. Das Gehirn des Abbé. welcher vor Ihnen dieses Zimmer bewohnte, verrückte sich, indem er unabläßig dem Gouverneur, wenn man ihn freilassen würde, eine Million bot.«
»Wann hat er dieses Zimmer verlassen?«
»Vor zwei Jahren.«
»Hat man ihn in Freiheit gesetzt?«
»Nein, man hat ihn in einen Kerker gebracht.«
»Höre,« sprach Dantes, »ich bin kein Abbé, ich bin kein Narr; vielleicht werde ich es, zu dieser Stunde aber habe ich leider noch meinen vollen Verstand und will Dir einen andern Vorschlag machen.«
»Welchen?«
»Ich werde Dir keine Million bieten, denn ich könnte sie Dir nicht geben; aber ich biete Dir hundert Thaler. wenn Du das erste Mal, wo Du nach Marseille gehst, Dich zu den Cataloniern begeben und einem jungen Mädchen Namens Mercedes, nicht einmal einen Brief, nur zwei Zeilen geben willst.«
»Wenn ich diesen Brief überbrächte und man entdeckte es, würde ich meine Stelle verlieren, welche taufend Livres jährlich einträgt, abgesehen von gewissen Vorteilen und dem Kopfgelde. Sie sehen also, daß ich ein großer Thor wäre, wenn ich tausend Livres wagen wollte, um dreihundert zu gewinnen.«
»Nun, so höre und behalte es wohl in Deinem Gedächtnis: wenn Du Dich weigerst, den Gouverneur davon in Kenntnis zu setzen, daß ich ihn zu sprechen wünsche, wenn Du Dich weigerst, Mercedes zwei Zeilen zu bringen, oder wenigstens sie davon zu benachrichtigen, daß ich hier bin, so erwarte ich Dich eines Tags hinter meiner Thüre und zerschmettere Dir in dem Augenblick, wo Du eintrittst den Schädel mit diesem Schämel!«
»Drohungen! Abbé rief der Kerkermeister, einen Schritt zurückweichend und sich in Verteidigungsstand setzend: »offenbar ist es in Ihrem.Kopfe nicht richtig. Der Abbé hat angefangen, wie Sie, und in drei Tagen sind Sie ein Narr, daß man Sie binden muß. Zum Glücke gibt es noch Kerker im Castell If.«
Dantes nahm den Schämel und schwang ihn um seinen Kopf.
»Gut, gut,« sprach der Kerkermeister, »gut. da Sie durchaus wollen, so wird man den Gouverneur benachrichtigen.«
»Dann ist es recht,« sagte Dantes, stellte seinen Schämel auf den Boden und setzte sich darauf, den Kopf gesenkt, die Augen starr, als ob er wirklich wahnsinnig würde.
Der Gefangenenwärter entfernte sich und kehrte einen Augenblick nachher mit vier Soldaten und einem Corporal zurück.
»Auf Befehl des Gouverneur,« sagte er, »bringt den Gefangenen ein Stockwerk unter dieses.«
»In den Kerker also?«
»In den Kerker: man muß die Narren mit den Narren zusammensperren.
Die vier Soldaten ergriffen Dantes, der in eine Art von Stumpfsinn verfiel und ihnen ohne Widerstand folgte.
Man ließ ihn fünfzehn Stufen hinabsteigen, und öffnete eine Thüre. durch welche er eintrat.
»Er hat Recht,« murmelte er, »man muß die Narren mit den Narren zusammen sperren.«
»Die Thüre schloß sich wieder, und Dantes ging die Hände ausgestreckt vorwärts, bis er die Mauer fühlte. Dann setzte er sich in eine Ecke und blieb unbeweglich, während seine Augen, sich allmälig an die Dunkelheit gewöhnend, die Gegenstände zu unterscheiden anfingen. Der Gefangenenwärter hatte Recht: es bedurfte nicht viel, und Dantes wurde ein Narr.
Neuntes Kapitel.
Der Verlobungsabend
Villefort hatte, wie gesagt, wieder den Weg nach der Place-du-Grand-Cours eingeschlagen und fand, in das Haus von Saint-Meran zurückkehrend. die Gäste, die er bei Tische gelassen hatte, im Salon mit dem.Kaffee beschäftigt.
Renée erwartete ihn mit einer Ungeduld, welche von der übrigen Gesellschaft geteilt wurde. Er wurde auch mit allgemeinem Zuruf empfangen,
»Nun. Kopfabschneider, Stütze des Staates, royalistischer Brutus, was gibt es? Laffen Sie hören.« rief der Eine.
»Sind wir von einer neuen Schreckensherrschaft bedroht?« fragte der Andere.
»Hat der Währwolf von