Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма

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Der Page des Herzogs von Savoyen - Александр Дюма

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style="font-size:15px;">      Der Eilbote erschien.

      »Nicht wahr,« fragte Carl V. spanisch, »Nachrichten von meiner Mutter?«

      Der Bote reichte, ohne zu antworten, einen Brief Emanuel Philibert, der ihn nahm.

      »Gib her, Emanuel,« sagte der Kaisers »sie befindet sich wohl, nicht wahr?«

      Der Bote gab auch diesmal keine Antwort.

      Emanuel seinerseits zögerte den Brief dem Kaiser zu übergeben: er war schwarz gesiegelt.

      Carl V. sah das Siegel und er zitterte.

      »Da bringt mir die Wahl Pauls IV. schon Unglück!« sagte er. »Gib her, Kind,« fuhr er fort, indem er die Hand ausstreckte.

      Emanuel gehorchte.

      »Kaiserliche Majestät,« sagte er, »gedenke, daß Du Mensch bist.«

      »Ja,« entgegnete Carl V., »so sagte man zu den ehemaligen Triumphatoren.«

      Und zitternd erbrach er das Schreiben.

      Es enthielt nur einige Zeilen, und doch fing der Kaiser das Lesen zwei- oder dreimal an.

      Thränen trübten seinen Blick; die von dem Ehrgeize ausgetrockneten Augen wunderten sich selbst über das Wunder, noch einmal Thränen zu finden.

      Als er gelesen hatte, reichte er das Schreiben Emanuel Philibert und legte sich auf den Diwan zurück.

      »Todt!« sagte er. »Gestorben am 13. April 1555, gerade an dem Tage, an welchem Pietro Caraffa zum Papste erwählt wurde! Ich sagte Dir, mein Sohn, dieser Mann bringe mir Unglück.«

      Emanuel hatte in das Schreiben geblickt; es war von dem königlichen Notar von Tordesillas unterzeichnet und meldete in der That den Tod Johanna’s von Castilien, der Mutter Carls V., die in der Geschichte bekannter ist als Johanna die Wahnsinnige.

      Einen Augenblick stand er unbeweglich vor diesem großen Schmerze, und er wußte nicht, wo er ihn berühren sollte, denn Carl V. liebte seine Mutter über Alles.

      »Kaiserliche Majestät,« sagte er endlich, »erinnere Dich was Du mir sagtest, als auch ich vor zwei Jahren das Unglück hatte meinen Vater zu verlieren.«

      »Ja, ja, man spricht so,« entgegnete der Kaisers »man findet Gründe Andere zu trösten; wenn dann die Reihe an uns selbst kommt, vermögen wir uns selbst nicht zu trösten.«

      »Ich tröste Dich auch nicht, Majestät,« sagte Emanuel, »im Gegentheil, ich sage: weine, weine, denn Du bist auch nur ein Mensch.«

      »Welch schmerzenreiches Leben hat sie gelebt, Emanuel!« fuhr Carl V. fort. »Im Jahre 1496 vermählte sie sich mit meinem Vater, Philipp dem Schönen; sie liebte ihn über Alles. Im Jahre 1506 starb er, vergiftet durch ein Glas Wasser, das er beim Ballspiel trank, und sie wurde geisteskrank vor Schmerz. Seit fünfzig Jahren wartete sie auf das Wiederauferstehen ihres Gatten, das ihr ein Mönch zu ihrem Troste versprochen hatte, und seit fünfzig Jahren hatte sie Tordesillas nicht verlassen, außer als sie, 1517, mir nach Villaviciosa entgegenkam und mir selbst die spanische Krone aufsetzte. Obwohl sie geisteskrank war aus Liebe zu ihrem Gatten, fand sie doch den Verstand wieder, wenn sie sich mit mir, ihrem Sohne, beschäftigte. Die arme Mutter! Meine Achtung gegen sie wird aber meine ganze Regierung bezeugen. Seit vierzig Jahren ist in Spanien nichts Wichtiges geschehen, ohne daß man ihren Rath gehört hat; freilich konnte sie ihn nicht immer geben, aber es war meine Pflicht, sie darum anzugehen. Weißt Du, daß sie, obgleich Spanierin, nach Flandern kam, um da von mir entbunden zu werden, damit ich einst an der Stelle Maximilians Kaiser werden könne? Weißt Du, daß sie trotz ihrer Mutterliebe es aufgab, mich selbst zu nähren, damit man mir nicht nachsage, ich sey zu sehr Spanier, weil ich ihre Milch getrunken! Und in der That waren die beiden Hauptgründe, denen ich die Kaiserkrone verdankte, die, daß ich von Anna Sterel gestillt worden und Bürger von Gent war. Siehst Du, schon vor meiner Geburt hatte meine Mutter für alles das gesorgt. Was kann ich für sie nach ihrem Tode thun? Ein prächtiges Begräbniß ihr geben, und das soll sie haben. Ach, Kaiser von Deutschland, König von Spanien, Neapel, Sicilien und den beiden Indien zu seyn, ein Reich zu besitzen, in welchem die Sonne nie untergeht, wie meine Schmeichler sagen, und der verstorbenen Mutter doch nichts gewähren zu können als ein pomphaftes Leichenbegräbniß! Emanuel, die Macht auch des mächtigsten Menschen ist doch sehr beschränkt!«

      In diesem Augenblicke öffnete sich die Zeltthür vom neuem und in der Oeffnung erblickte man einen staubbedeckten Offizier, welcher ebenfalls eilige Nachrichten zu bringen schien.

      Der Ausdruck des Gesichtes des Kaisers war so schmerzlich, daß der Diener, welcher der Dringlichkeit der Nachrichten wegen es über sich genommen hatte, gegen die erhaltenen Befehle zu handeln und zu dem Kaiser einzutreten, verwundert und bestürzt stehen blieb.

      Aber Carl V. hatte den staubbedeckten Offizier gesehen.

      »Tretet ein,« redete er ihn deutsch an, »was gibt es?«

      »Kaiserliche Majestät,« sagte der Offizier nach einer Verbeugung, »der König Heinrich II. ist mit drei Heerhaufen ins Feld gerückt; der erste steht unter ihm selbst und dem Connétable Montmorency, der zweite unter dem Marschall St. André und der dritte unter dem Herzog von Nevers.«

      »Nun und…?« fragte der Kaiser.

      »Der König von Frankreich hat Marienburg belagert und genommen und rückt jetzt gegen Bouvines.«

      »Wann hat er Marienburg belagert?« fragte Carl V.

      »Am 13. April, Sire.«

      Carl V. wendete sich an Emanuel Philibert und fragte diesen französisch:

      »Was sagst Du zu diesem Tage?«

      »Es ist in der That seltsam,« antwortete dieser.

      »Schon gut,« sagte der Kaiser zu dem Boten, »geht.«

      Zudem Diener aber setzte er hinzu: »Man sorge für den Capitän, als wenn er dem Kaiser eine gute Nachricht überbracht hätte.«

      Diesmal wartete Emanuel Philibert nicht bis der Kaiser ihn fragte. Ehe noch der Thürvorhang niedergefallen war, nahm er das Wort und sagte:

      »Wenn wir auch, kaiserliche Majestät, gegen die Wahl Pauls IV. und gegen den Tod Eurer vielgeliebten Mutter nichts thun können, so vermögen wir doch gegen die Einnahme von Marienburg etwas zu unternehmen.«

      »Was vermögen wir?«

      »Es wieder zu nehmen.«

      »Ja Du kannst es, Emanuel, ich nicht.«

      »Ihr nicht?« fragte der Fürst von Piemont.

      Carl V. erhob sich von dem Diwan, stand auf, versuchte zu gehen und that hinkend einige Schritte.

      Er schüttelte den Kopf, wendete sich wieder zu seinem Neffen und sagte:

      »Da siehe meine Beine; sie halten mich nicht mehr, ich mag gehen oder reiten wollen; siehe meine Hände, sie vermögen nicht mehr ein Schwert zu halten. Das ist ein Fingerzeig, Emanuel. Wer das Schwert nicht mehr halten kann, vermag auch das Scepter nicht mehr zu führen.«

      »Was sagt Ihr, Sire?«

      »Etwas, worüber ich schon lange nachgedacht habe und worüber ich

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