Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма

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Der Pastor von Ashbourn - Александр Дюма

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bieten würde; aber es würde Zeit sein, sie zu überwinden, wenn der Augenblick herbei gekommen wäre. Die Hauptsache war, anzufangen, um das Werk zu schaffen, und sobald es vollendet, so würde ich vielleicht wohl unter den angesehensten Schauspielern Londons einen Künstler finden, der würdig wäre es aufzuführen: wenn ich keinen finden sollte, ei nun! so würde mir das Mittel übrig bleiben, das erhabene Wort Seneca’s und Corneille’s in der Medea auszusprechen, – das so erhaben ist, daß es für zwei hat dienen können! Ich würde also Denen antworten, die mich in ihrer Bewunderung für mein Stück fragen sollten: »Aber wer wird Ihre Hauptperson spielen?«

      – Ich! . . .

      Nur würde ich nicht hinzufügen: »Ich, sage ich, und das ist genug!« denn so großes Vertrauen ich auch zu mir selbst hatte, so zögerte ich doch nicht anzuerkennen, daß das Anhören eines Stückes mit einer einzigen Person während fünf Acten sehr lang scheinen müßte, so schön die Grundsätze, so herrlich die Verse auch sein möchten, und daß von dem Augenblicke an, wo dieses Stück zehn bis fünfzehn Personen nöthig machte, ich neun, elf oder vierzehn Schauspieler haben müßte, um die anderen Rollen auszuführen und mir zu Trabanten zu dienen.

      Aber es war im Voraus wohl verstanden, daß sie nichts Anderes, als Trabanten würden, und ich immer die Sonne.

      Als ich alles das gehörig überlegt und entschlossen war, mich aus den Wolken des Heldengedichtes auf die Gipfel des Trauerspieles herabzulassen, nahm ich von Neuem meine Zuflucht zu der Freigebigkeit meines Vaters, welcher, obgleich durch die Unfruchtbarkeit meiner ersten Bemühungen ein wenig in seiner Hoffnung getäuscht, dennoch nicht zögerte, einen Schilling zu wagen, der auf der Stelle dazu diente, ein zweites Buch Papier, ein zweites Bund Federn und eine zweite Flasche Tinte zu kaufen.

      Nun begann eine neue Arbeit, welche, ich muß es gestehen , mein lieber Petrus, ebenso fruchtlos war als die erste; – es hatte seit der Schöpfung der Welt noch mehr dramatische Dichter gegeben, als es epische Dichter gegeben hatte; daher rührte ein weit größerer Verbrauch von Themas und ein weit größerer Mangel an Helden; – ohne zurechnen, daß der epische Dichter ein Gedicht in seinem ganzen Leben macht, während ein dramatischer Dichter zehn, zwanzig, dreißig Trauerspiele, und sogar mehr macht, ein Beweis davon ist Aeschylus, welcher deren vierzig machte, Sophokles, der deren hundert drei und zwanzig machte, Euripides, der deren vier und achtzig machte! Indem ich das Verzeichniß der Alten und der Modernen las, bemerkte ich daher auch mit Schrecken, daß sich nicht eine große Katastrophe ereignet hatte, daß es nicht einen großen König oder großen Feldherrn gegeben hatte, ohne daß die Katastrophe zum Thema, und der König oder Feldherr zum Helden irgend eines Trauerspieles oder irgend eines Dramas gedient hätte. Alles war benutzt worden: Aeschylus, der indessen die Wahl unter den Helden hatte, da er als der erste auftrat, war bis zu Prometheus, das heißt bis zu Titan, dem Schöpfer der Welt, hinaufgegangen; Racine, der als der letzte kam, war bis zu Bajazet, das heißt fast bis zu der Geschichte unserer Zeit hinabgegangen. Was die Anderen anbelangt, so hatten ,sie mit vollen Händen, zur Rechten und zur Linken, hier und dort geerntet; – Sophokles hatte Ajax, Philoktetes, Antigene, Elektra, König Oedipus, Oedipus auf Kolonos genommen; er hatte soviel davon genommen, daß er am Ende genöthigt gewesen war, dasselbe Thema zwei Male zu nehmen. Euripides hatte Hecuba, Alceste, Medea, Iphigenia in Aulis, Iphigenia auf Tauris genommen, ein Beweis davon ist, daß auch er am Ende, wie sein Vorgänger Sophokles, keine Themas mehr gefunden hatte; – Shakespeare hatte Hamlet, Macbeth, Richard II., Richard III., Julius Cäsar, Coriolanus, den König Lear, Heinrich VIII., Titus Andronicus, Perieles, Antonius und Kleopatra genommen, so daß es ihm eines Tages gleichfalls an historischen Helden fehlte, und, da die Geschichte von ihm und seinen Vorgängern erschöpft war, er deren von seiner Einbildungskraft verlangte, welche, gehorsam und fruchtbar, Othello, den Kaufmann von Venedig, die beiden Seigneurs von Verona, Romeo, Falstaff, Prospero . . . was weiß ich? gab… – Corneille hatte den Cid, die Horatier, Cinna, Attila, Sertorius, Polyeuctes, Rodogune, Pompejus, Hannibal genommen; so weit gekommen, hatten ihm die Themas dermaßen gefehlt, daß er zum großen Nachtheile seines Ruhmes seine Zuflucht zu Pertharites, zu Otto, zu Surena genommen hatte, so daß er, nachdem er mit jenem Feldherrn der Parther zu thun gehabt hatte, da er nicht mehr wußte, weder was, noch wen er in Verse setzen sollte, die Nachahmung Jesus Christus in Verse gesetzt hatte! Endlich hatte Racine Eteokles und Polynices, Alexander, Andromache, Brittanicus, Berenice, Mithridates, Iphigenia, Phädra genommen, wonach ihm die Themas dermaßen erschöpft geschienen, daß er zwölf Jahre lang müßig blieb, bevor er Esther schrieb, und vierzehn Jahre, bevor er Athalia schrieb! Die Commentatoren sagen wohl, daß es ein religiöser Grund war, der den großen Dichter in seiner langen Laufbahn aufhielt, aber ich sage, ich behaupte, ich versichere, daß die wahre Ursache das von seinen Vorgängern bewirkte dramatische Gemetzel war . . .

      Ich sage es mit um so mehr Grund, mein lieber Petrus, als es während dreier Jahre, in welchen ich ein Thema zu einem Trauerspiele oder einem Drama suchte, es mit dem Trauerspiele und dem Drama eben so war, als es mit dem Heldengedichte gewesen war. Ich schrieb den Titel von mehr als fünfzig Trauerspielen oder Dramen auf mein Heft; aber als ich nach Verlauf von drei Jahren sah, daß es mir unmöglich wäre, ein unbenutztes Thema zu finden, und da ich mich nicht zu dem Stande eines Plagiarius oder Abschreibers erniedrigen wollte, so verzichtete ich, – nachdem ich das letzte Blatt meines zweiten Buches Papier zerrissen, – darauf, ein großer Mann durch das Trauerspiel und das Drama zu werden, wie ich darauf verzichtet hatte, ein großer Mann durch das Heldengedicht zu werden.

      Man wird mir sagen, daß mir das Lustspiel, diese unerschöpfliche Quelle, übrig blieb, welches die Laster, die Lächerlichkeiten der Menschen, die Irrthümer und die Verkehrtheiten der Gesellschaft zum ewigen Stoffe hat; aber als ich versuchen wollte, von dem Trauerspiele und von dem Drama zu dem Lustspiele überzugehen, bemerkte ich, daß, da ich in Beeston oder in Southwell eben keine anderen Männer als meinen Vater und mich, unseren Vetter und den großen Pope gesehen hatte, da ich keine Gelegenheit gehabt hatte, weder irgend ein Laster, noch irgend eine Lächerlichkeit zu beobachten, ich die Menschen nicht züchtigen konnte, wäre es auch nur im Spaße; eben so als ich, da ich keine andere Gesellschaft, als die des kleinen Dorfes kannte, welches wir bewohnten, nicht im Großen die Irrthümer und die Verkehrtheiten der großen menschlichen Gesellschaften schildern konnte, von der Beeston mir nur eine unmerkliche Miniatur bot.

      Ich verzichtete daher auf das Lustspiel aus, wie Sie sehen, mein lieber Petrus, nicht weniger scheinbaren Gründen als die, welche mich bereits das Heldengedicht, das Trauerspiel und das Drama hatten aufgeben lassen.

      Außerdem trug sich im Laufe dieses dritten Jahres,—, welches das ein und zwanzigste meines Alters war, – ein doppeltes Ereigniß zu, welches, indem es mein ganzes Herz und alle meine Thränen für wahres und persönliches Unglück in Anspruch nahm, meinen Geist wenigstens für den Augenblick verhinderte, sich länger an fremdem oder eingebildetem Unglücke zu üben.

      Meine Mutter zuerst, und nachher mein Vater starben einen Monat nach einander.

      Der Tod meiner Mutter war für mich ein unermeßlicher Schmerz, der meines Vaters war zugleich ein unermeßlicher Schmerz und eine außerordentliche Verlegenheit.

      Wie das? Das will ich Ihnen in meinem nächsten Briefe erklären, mein lieber Petrus, da dieser nach meiner Meinung bereits die Grenzen eines gewöhnlichen Briefes überschritten hat.

      Aber ich bedurfte nicht weniger als der zehn bis zwölf Blätter, aus denen er besteht, um Ihnen zu erklären, wie ich, statt ein großer epischer Dichter wie Homer, Virgil, Dante, Petrarca, Tasso, oder ein großer dramatischer oder komischer Schriftsteller wie Aeschylus, Sophokles, Euripides, Aristophanes, Plautus, Shakespeare, Corneille, Molière oder Racine zu werden, ein einfacher Dorfpastor wie Swift bin, – dabei noch mit Ausnahme seiner tausend Pfund Sterling Einkünfte, die ich nicht beziehe, und seiner Reisen Gulliver’s, seines Mährchens von der Tonne, seiner Prophezeihung Bickerstaff’s und seiner Bücherschlacht, die ich nicht geschrieben habe, wobei ich aber dennoch nicht verzweifle, eines Tages

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