Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма

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Der Pastor von Ashbourn - Александр Дюма

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kurz eine gänzliche Machtlosigkeit, unfähig anzugreifen, noch mich zu vertheidigen.

      Und was es wirklich Unglückseliges für mich bei dieser bedauernswerthen Beschaffenheit meines Temperamentes gab, ist, daß ich, da ich trotz alledem das Gefühl meines eigenen Werthes, und demzufolge das Bewußtsein meiner geistigen Ueberlegenheit gerade über die hatte, welche mich so niederbeugten, meine Niederlage nicht ihrem wahren Grunde, das heißt einer unüberwindlichen Schüchternheit zuschreiben konnte, oder vielmehr nicht wollte; sondern ich suchte im Gegentheile eine fremde, meiner Eigenliebe schmeichelnde Ursache, die vor dem Lächerlichen dieses Ich schützte, auf dessen Würde ich um so eifersüchtiger war, als ich in Mitte der Leute, die es nach meiner Meinung nicht recht schätzten, ihm, gleichfalls nach meiner Meinung, allein seinen wirklichen Werth bewilligte; – einen Werth, der eines Tages glänzend und unbestritten aus dem großen Werke hervorgehen würde, das ich der Bewunderung meiner Mitbürger zu überliefern gedachte, wie die Sonne majestätisch und strahlend aus den Dünsten der Nacht oder den Wolken des Gewitters hervorgeht!

      Aber um zu der Abfassung dieses großen Werkes zu gelangen, bedurfte ich jener Ruhe des Geistes, welche mir allein, so bescheiden es auch sein mochte, ein festes und sicheres Einkommen gewähren konnte, das der Seele die beständige Sorge für die Bedürfnisse des Körpers nahm.

      Zu diesem Zwecke, und in der Erwartung der Pfarrstelle, die nicht ermangeln konnte mir irgend eines Tages bewilligt zu werden, verließ ich Beeston, wo ich keine Aussichten hatte, und miethete mir, indem ich als einziges Möbel nur das Fernrohr meines Großvaters, des Bootsmannes, mitnahm, in Nottingham ein kleines Zimmer, das mir ein wackerer Kupferschmied von Devonshire gegen fünf Schilling monatlich im dritten Stockwerke seines, in der Nähe der Sanct-Marienkirche gelegenen Hauses abtrat, dem, so ungebildet er auch in Bezug auf Erziehung war, nicht ein gewisser natürlicher Verstand fehlte.

      Sobald ich mich einmal in Nottingham niedergelassen, war es meine Absicht, mich in der Welt vorzustellen, und, indem ich überall auf meinen Wegen jenes Aufsehen zurückließ, welches meine geistige Ueberlegenheit natürlicher Weise hervorbringen mußte, die Bewunderung zu benutzen, welche diese Ueberlegenheit erwecken würde, um mir von dem Rector die Pfarre geben zu lassen, nach der ich strebte.

      Unglücklicher Weise kannte ich in Nottingham, um mich in die Welt einzuführen, durchaus Niemand als jenen Handelsmann, dem ich vier und fünfzig Pfund Sterling schuldete, die jährlich zu vier Pfund zahlbar waren. Die Logik sagte mir, daß dieser Mann alles Interesse dabei hätte, mich mein Vorhaben gelingen zu lassen, da er, wenn er mich auf den Weg des Glückes führte, nicht allein seine Forderung sicherte, sondern auch noch die Bezahlung derselben beschleunigte, weil es leicht zu begreifen war, daß ich von dem Tage an, wo ich mein Glück gemacht, nicht eine so armselige Schuld zurücklassen würde. Ich beschloß daher, obgleich ich ihm in der Wirklichkeit die vier Pfund erst am Ende des Jahres schuldig war, ihm dennoch, da das erste Quartal dieses Jahres abgelaufen, ein Pfund zu überbringen, das ich von den drei oder vier Guineen nahm, die mir übrig blieben. Das war ein Opfer, aber ohne allen Zweifel würde diese Vorausbezahlung meinen Gläubiger günstig für mich stimmen, und mir durch eine geschickte Spekulation bei weitem mehr eintragen, als eine Guinee, wäre sie auch auf die höchsten gesetzmäßigen oder wucherischen Zinsen angelegt, gewöhnlich in einem Jahre einträgt.

      Geben Sie mir zu, mein lieber Petrus, daß ich, indem ich dabei in den Regeln der strengsten Rechtschaffenheit blieb, oder vielmehr mich zu dem Erhabenen des Zartgefühles erhob, da ich in der Wirklichkeit neun Monate vorausbezahlte, – geben Sie zu, daß ich da eine Berechnung gefunden hatte, die ein Meisterstück der Logik und zugleich der Speculation war.

      Noch heute zweifle ich daher auch nicht, daß diese Berechnung vollkommen ohne die Dazwischenkunft meiner bedauernswerthen Schüchternheit gelungen wäre, doch diese verdarb Alles, und vernichtete meine weder zur Blüthe noch zur Frucht gereiften Hoffnungen in der Wurzel.

      In der That, sobald ich einmal bei dem Handelsmanne, ihm und seiner Frau, einer mageren, unfreundlichen und zänkischen Person, gegenüber war, kurz, sobald ich einmal die Guinee aus meiner Tasche gezogen hatte und sie in die meines Gläubigers übergegangen war, der, – ich muß ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen, – mir auf der Stelle einen Empfangsschein anbot, konnte ich kein einziges Wort mehr finden, um auf die Hauptfrage einzugehen, das heißt meiner Vorstellung in die Welt, so linkisch und kleinstädtisch fand ich mich, als ich mich in einem ungeheuren Spiegel betrachtete, dem gegenüber mich ein Unglückseliger Zufall gestellt hatte.

      Dann wollte das Unglück, daß ich, um dem Empfangsscheine entgegen zu gehen, den mir der Handelsmann brachte, nachdem er sich erhoben, um ihn an seinem Pulte zu schreiben, selbst aufgestanden war, so daß ich mich mitten in dem Zimmer stehend und mit meinem Hute in der Hand wie Jemand befand, der bereit ist, Abschied zu nehmen.

      Nun aber verlangte die Bitte, die ich an meinen Handelsmann zu stellen hatte, eine gewisse Entwickelung: ich mußte ihn nicht allein bitten, mich in der Welt vorzustellen, sondern ihm auch noch auseinandersetzen, zu welchem Zwecke ich diese Bitte an ihn stellte; mich wieder zu setzen, wo ich ausgestanden war, schien mir linkisch; meine lange Auseinandersetzung stehend zu machen, schien mir unmöglich. Außerdem war es augenscheinlich, daß der Handelsmann meinte, daß wir uns nichts mehr zu sagen hätten, ich hatte mich verneigt, um ihm den Empfangsschein aus der Hand zu nehmen; er, in der Meinung, daß ich mich so verneigte um ihn zu grüßen, hatte sich gleichfalls verneigt; da er sah, daß ich mich nicht wieder aufrichtete, richtete er sich auch nicht wieder auf, und da weder der Eine noch der Andere von uns sich weder rührte, noch sprach, so hatten wir das Ansehen von zwei Parenthesen, die den Satz erwarteten, .der ihnen zur Verbindung dienen sollte; indem sie sich verlängerte, – und sie verlängerte sich! – wurde die Lage dermaßen wunderlich, daß ich diese so magere, so unfreundliche und so zänkische Frau sich umwenden sah um zu lachen; nun gerieth ich in Verlegenheit; meine Verlegenheit steigerte ihre Lustigkeit; diese Lustigkeit, welche der Handelsmann zu theilen begann, ließ mich gänzlich den Kopf verlieren. Ich dachte an nichts Anderes mehr als eine Redensart zu suchen, nach welcher ich auf eine ehrenvolle Weise meinen Rückzug bewerkstelligen könnte; endlich glaubte ich sie gefunden zu haben, und indem ich mich wieder aufrichtete, sagte ich zu ihm.

      – In drei Monaten, mein Herr, werde ich Ihnen eine weitere Guinee bringen.

      Ohne Zweifel machte mich dieses Versprechen in den Augen meines Handelsmannes weniger lächerlich, denn indem er von dem Lachen zu dem einfachen Lächeln überging, sagte er

      – Bringen Sie, mein Herr, und Sie werden willkommen sein.

      Hierauf reichte er mir artiger Weise seine Hand, die ich linkisch mit einer kalten, feuchten und zitternden Hand ergriff. ,

      Das kam daher, weil ich vollkommen fühlte, daß ich eine Albernheit dadurch begangen hätte, daß ich das sagte, was ich so eben gesagt hatte, weil ich gegen diesen Mann eine unnöthige Verpflichtung einging, welche einzugehen mich nichts nöthigte. Noch mehr: dieses Versprechen war nicht allein unnöthig, sondern es war auch noch gefährlich: wenn ich, nachdem ich dieses Versprechen gegeben, in drei. Monaten kam, um ihm die Guinee zu überbringen, so wußte er es mir keinen Dank, da er im Voraus davon benachrichtigt war; wenn ich dagegen nicht kam, so brach ich, obgleich ich diese Guinee erst in sechs Monaten schuldig war, mein Wort und machte ihn unwillig gegen mich. Der Fehler war so groß, daß ich, wie immer, außerhalb mir eine Ursache für das Unglück suchte, das mir begegnete endlich glaubte ich diese Ursache entdeckt zu haben: ich sagte mir, daß wenn die Frau des Handelsmannes nicht anwesend gewesen wäre, ich mich mit ihrem Gatten vollkommen Mann gegen Mann erklärt hätte; das, was mir begegnet, war also die Schuld dieser Frau: ich entfernte mich daher, indem ich sie verwünschte, wo in der Wirklichkeit ich allein es war, den ich verwünschen mußte.

      Ich kehrte zu meinem Kupferschmied zurück, dem ich meinen Unfall erzählte, wobei ich demselben ein für meine Eigenliebe ganz befriedigendes Ansehen gab, und da ich von diesem Manne durchaus nicht eingeschüchtert war, so sagte er zu mir:

      – Meiner

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