Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Pastor von Ashbourn - Александр Дюма страница 11
– Oh! liebe Madame Snart! rief ich nochmals aus, mein Wirth hat es mir wohl gesagt, daß Sie eine Frau von gutem Rathe waren!… Ja, ich werde die Kanzel besteigen; ja, ich werde predigen; ja, ich werde Gott preisen und die Boshaften von der Höhe meiner Beredtsamkeit vernichten. . . Ich fühle mich bereits bei dem bloßen Gedanken begeistert, vor diesen Menschen zu sprechen, die ich so lange studirt habe und die ich so genau kenne! Nur eine Gelegenheit!. . . Sie, die Sie bereits so viel für mich gethan haben, liebe Madame Snart, bieten Sie mir diese Gelegenheit, und es ist nicht allein mein erstes Werk, das ich Ihnen widmen werde, sondern auch noch mein zweites Werk, mein drittes Werk! alle Werke, die ich schreiben werde!
– Ach! Herr Bemrode, antwortete mir Madame Snart, unglücklicher Weise für mich bietet sich diese Gelegenheit von selbst, und ich werde nicht die Mühe haben, sie weit zu suchen: mein Gatte, der seit länger als einem Jahre krank ist, hütet seit drei Wochen das Bett. Seine Gemeinde, welche er an das Wort Gottes gewöhnt, hat nöthig, daß irgend Jemand seine Stelle vertritt. Ich kehre noch heute Abend zu ihm zurück; ich werde ihn von Ihrem Wunsche benachrichtigen, und sobald von dem Pastor Snart einmal das Beispiel gegeben ist, Ihnen seine Kanzel zu leihen, so werden Ihnen alle Kanzeln der Umgegend offen stehen.
– Oh! meine gute Madame Snart! äußerte ich immer dankbarer gegen die würdige Frau, bei meiner Seele, Sie retten mir das Leben!
– Nun denn! wann wünschen Sie zu predigen?
– Sobald als möglich auf der Stelle morgen, wenn der Herr Pastor darein willigt.
– Morgen, das ist ein wenig zu früh, antwortete die gute Frau mit ihrem sanften und schwermüthigen Lächeln; die Feierlichkeit Ihres ersten Auftretens würde nicht die Zeit gehabt haben, bekannt gemacht zu werden.
– Dann nächsten Sonntag, meine liebe Frau; nicht später, ich bitte Sie inständigst darum ich brenne vor Verlangen, meinen Anfang in der Laufbahn zu machen! Nächsten Sonntag, nicht wahr?
– Bedenken Sie, daß es heute Dienstag ist. . .
– Nun denn! ich habe vier Tage vor mir, ohne die Morgenstunden des fünften zu rechnen; das ist Alles, was ich nöthig habe, liebe Madame Snart, es ist sogar mehr, als ich nöthig habe.
– Sie kennen die Hilfsquellen Ihres Verstandes und und den Reichthum Ihrer Gelehrsamkeit besser als ich, Herr Bemrode; der Tag, den Sie wählen, wird also unser Tag sein.
– Aber. . . Herr Snart? fragte ich mit Besorgniß.
– Herr Snart wird Ihnen morgen durch einen Brief für den Dienst danken, den Sie ihm erzeigen.
– Also auf nächsten Sonntag! rief ich auf dem Gipfel der Freude aus.
Nehmen Sie am Sonnabend Abend das Bett an, Herr Bemrode, das ich Ihnen in meinem Hause anbiete, und am Sonntag Morgen stehen die Kirche, die Kanzel und das Dorf Ashbourn zu Ihren Diensten.
Ich stand im Begriffe, mich zu den Füßen der guten Madame Snart zu werfen und Ihre Kniee zu küssen, als man meldete, daß das Mittagessen angerichtet wäre.
– Nun denn! nun denn! mein lieber Herr Bemrode, geben Sie Madame Snart die Hand, und zu Tische! . . . Denn es giebt nur eine Sache auf der Welt, welche schlimmer ist als eine schlechte Predigt, – das sei ohne Anspielung auf die gesagt, die Sie am Sonntag halten werden, und die, ich bin überzeugt davon, ein Meisterwerk sein wird, – das ist ein kalt gewordenes Mittagessen.
– Zu Tische! Wiederholte ich, zu Tische!. . . Ich weiß nicht, was Ihr Mittagessen ist, aber Sie werden sehen, was meine Predigt sein wird.
Das Mittagessen meines Wirthes, des Kupferschmieds, war vortrefflich; was meine Predigt war, werden Sie in meinem nächsten Briefe erfahren, mein lieber Petrus.
V.
Dritter Rath meines Wirthes, des Kupferschmieds
Am folgenden Tage erhielt ich in der That einen Brief von Madame Snart, welche mir meldete, daß das von ihr gegebene Versprechen von ihrem Gatten genehmigt wäre, und daß, da meine Predigt bereits in dem Dorfe gemeldet sei, die Gemeinde von Ashbourn für den folgenden Sonntag auf mich rechnete.
Ich hatte diesen Brief nicht abgewartet, um mich an’s Werk zu machen, und am selben Abende meines Besuches bei dem Rector und meines Mittagessens bei meinem Wirthe, dem Kupferschmiede, hatte ich in Folge des gefälligen, von Madame Snart gemachten Anerbietens meine Predigt angefangen.
Sei es nun, daß ich mich in einer reizbaren Gemüthsstimmung befand, oder sei es, daß ich den Gedanken gehabt hatte, daß ich, wenn ich eine große Wirkung hervorbringen und meine Zuhörer in Erstaunen versetzen wollte, fest auftreten und durch meine Strenge imponiren müßte, ich beschloß zum Gegenstande meiner Predigt die Laster der Zeit und die Verdorbenheit des Jahrhunderts zu nehmen. Das Thema war herrlich, glänzend, ohne Grenzen. Wenn ich vor dem Hofe von Frankreich, vor dem Hofe von Spanien, oder selbst vor dem Hofe von England zu sprechen gehabt hätte, so zweifle ich nicht an dem Eindrucke, den eine solche Predigt in dem Munde eines Bossuet, dessen sie wahrhaft würdig war, hervorgebracht hätte; aber für ein kleines Dorf von fünf Hundert Seelen, wie Ashbourn, für alltägliche und mit den meisten dieser Laster, gegen welche ich eiferte, unbekannte Gemüther, für eine Bevölkerung, bei welcher alle Stunden während der Woche der Arbeit, alle Stunden des Sonntags der Frömmigkeit und der Ruhe gewidmet waren, und unter welcher die Trunkenbolde, die Faulenzer und die Wüstlinge eine Ausnahme waren, war vielleicht eine solche Predigt nicht ganz an ihrem Platze. Unglücklicher Weise sah ich das nicht; ich that das, was ein dramatischer Dichter thun würde, der ein Stück wie Hamlet oder wie Don Juan mit fünfzig Personen und mit fünfundzwanzig Veränderungen der Decorationen für ein kleines Marionettentheater schreiben würde, auf welchem ein lebendiger und wirklicher Schauspieler, wenn er sich aufrecht hielte, die Gesimse einstoßen würde, wie der olympische Jupiter von Phidias das Gewölbe des Tempels eingestoßen hätte, wenn ihn die Lust angewandelt, von dem Sessel von Gold und von Elfenbein aufzustehen, auf dem er saß. Statt kaltblütiger Weise den Schauplatz und die Zuschauer zu beurtheilen, verblendete ich mich selbst an dem Glanze meines Themas; ich berauschte mich an den Strömen meiner eigenen Beredtsamkeit, und als ich am Sonnabend Morgen aus meinem kleinen Zimmer zu meinem Wirthe, dem Kupferschmiede, hinunterging, um ihm meine Predigt vorzulesen, bedauerte ich ganz aufrichtig, daß die Calvins, die Wiclefs, die Zwinglis, die Boffuets, die Fenelons, die Flèchiers, die Bourdaloues, die Massillons, kurz alle Prediger, die gelebt hatten oder noch lebten, nicht am folgenden Tage in der kleinen Kirche von Ashbourn versammelt wären, damit sie dort ein für alle Male eine tüchtige Lection in der geistlichen Beredtsamkeit erhielten.
An meiner wichtigen und mit mir selbst zufriedenen Miene sah mein Wirth, der Kupferschmied, wohl, daß sich irgend was Neues zutrüge.
– Nun denn! mein lieber Herr Bemrode, was haben