Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
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– Und Sie sind mit ihr zufrieden? erwiederte er.
– Das heißt, antwortete ich mit meiner gewöhnlichen «Offenherzigkeit, das heißt, daß ich sie als ein Meisterstück ansehe.
–Hm! hm! äußerte mein Wirth.
– Sie zweifeln? sagte ich geringschätzender Weise.
– Mein lieber Herr Bemrode, antwortete mir der würdige Mann, ich weiß nicht, ob es mit den Predigten wie mit den Kasserolen, und mit den Kupferschmieden wie mit den Predigern ist, aber ich habe die schlechten Arbeiter immer mit ihrer Arbeit zufrieden gesehen, während die Meister, die wahren Meister, immer abwarten, bis das Lob der Kenner sie über den Werth ihrer eigenen Werke unterrichtet hat.
– Nun denn! antwortete ich, mein würdiger Wirth, gerade deshalb komme ich zu Ihnen, um Sie um Ihre Meinung zu fragen; ich will Ihnen meine Predigt vorlesen, und wenn Sie dieselbe gehört, so werden sie mir offenherzig sagen, was Sie von ihr halten.
– Sie erzeigen mir zu viel Ehre, mich so zum Richter zu nehmen, sagte mein Wirth, indem er seinen Hut lüftete, fragen Sie mich, ob ein Kessel von gutem oder schlechtem Kupfer, ob eine Kasserole gut oder schlecht verzinnt ist, so werde ich in meinem Elemente sein, und Ihnen dreist und ruhig antworten; was aber eine Predigt anbetrifft, so könnte ich Ihnen nur den empfundenen Eindruck angeben, ohne nur zu versuchen, Gründe für meine gute oder schlechte Meinung anzugeben.
– Und was Sie da thun werden, wird in der That von einem vernünftigen Manne zeugen, mein würdiger Wirth, und ich sehe wohl, daß Sie die Anekdote des Apelles und des Schuhmachers kennen.
– Sie irren sich, Herr Bemrode, antwortete mein Wirth einfacher Weise, ich kenne sie nicht.
– Wohlan! ich will sie Ihnen erzählen; sie wird meiner Predigt vortrefflich zur Vorrede dienen; nur werden Sie annehmen, daß ich Apelles bin, und daß Sie der Schuhmacher sind.
– Ich werde Alles annehmen, was Ihnen beliebt, Herr Bemrode. . . Lassen Sie die Anekdote hören.
Hierauf fügte er mit einem Gefühle der Bewunderung hinzu, für das ich ihm Dank wußte:
– Wahrlich, jedes Mal, wo ich Sie verlasse, nachdem ich mich mit Ihnen unterhalten habe, mein lieber Herr Bemrode, frage ich mich, wo Sie alles das gelernt haben, was Sie wissen!
Ich lächelte mit zufriedener Miene und verneigte mich leicht, wie um das Compliment im Fluge aufzuraffen, das von den Lippen meines Wirthes gefallen war.
– Apelles, sagte ich zu ihm, war ein berühmter Maler von Kos, Ephesus oder Colophon; seine Biographen sind wie die des großen Homer über den Ort seiner Geburt nicht einig. Alles was man von ihm weiß, ist, daß er 332 Jahre vor Jesus Christus in Ansehen stand.
– Den Teufel! unterbrach mich mein Wirth lächelnd, 332 Jahre vor Jesus Christus! wissen Sie, daß das nicht gestern war, Herr Bemrode, und daß es mich nicht wundert, wenn man den Ort seiner Geburt vergessen hat. . . Wer wird in zwei Tausend Jahren wissen, Herr Bemrode, wo Sie und ich geboren sind?
– Oh! mein Freund, was in dieser Beziehung mich anbetrifft, so wird man es wissen; denn damit die Nachwelt nicht im Zweifel bleibt, oder in dieser Beziehung nicht irgend einen Irrthum begeht, so werde ich in der Vorrede des großen Werkes, das ich gleich nach meiner Ernennung zu schreiben gedenke, Sorge tragen zu beurkunden, daß ich am 24. Juli 1728 in dem Dorfe Beeston geboren bin.– Aber kommen wir auf Apelles zurück, welcher, da er diese Vorsicht vernachlässigt, die Nachwelt im Zweifel gelassen hat.
– Erzählen Sie, mein lieber Herr Bemrode; wahrlich, Sie sprechen wie ein Buch!
– Ich sagte also, daß Apelles gegen das Jahr 332 vor Jesus Christus in Ansehen stand. Er lebte an dem Hofe Alexanders, hierauf an dem des Ptolomäus. Er war ein großer Arbeiter, ein Maler, der nicht einen Tag zubrachte, ohne seine Pinsel zur Hand zu nehmen, wie ich nicht einen Tag zubringe, ohne meine Feder zu berühren, und da er bescheiden war, wie es einem großen Talente geziemt, so stellte er seine Gemälde öffentlich aus, und sammelte über sie die geringsten Meinungen.
– Wie Sie es machen, lieber Herr Bemrode, da Sie in diesem Augenblicke so gefällig sein wollen, mich um die meinige zu fragen.
– Hören Sie Folgendes, mein Freund, begann ich wieder. Eines Tages machte ein unter die Menge gemischter Schuhflicker eine so richtige Bemerkung über die Sandale einer der Personen, daß Apelles ihm dankte und den von diesem Manne angedeuteten Fehler verbesserte, was »den Chieupus in alten Schuhen,« wie unser herrlicher Shakespeare sagt, so hochmüthig machte, daß er, als er am folgenden Tage zurückgekehrt war, sich nicht mehr damit begnügte, die Sandalen zu tadeln, sondern das Uebrige des Gemäldes zu tadeln begann; aber dieses Mal unterbrach ihn Apelles kurz in seinen Bemerkungen, und indem er ihm die Hand auf die Schulter legte, sagte er zu ihm: «Schuster! bleib bei deinem Leisten!« was im Lateinischen ausgedrückt wird: Ne sutor ultra crepidam! und im Griechischen: Mé uper to upodema, skutotmos!
– Und das war gut gesagt, lieber Herr Bemrode; nur, wenn in Ihrer Predigt nicht von kupfernem Küchengeschirr die Rede ist, so weiß ich nicht, was ich Ihnen darüber werde sagen können, denn Sie werden mir wahrscheinlich wie Apelles seinem Schuhflicker antworten: »Kupferschmied! bleib bei deiner Kasserole!«
– Es ist weder ein Tadel, noch ein Lob meiner Predigt, was ich von Ihnen verlange, mein lieber Wirth; ich bitte Sie einfach, sich zu. meinem Auditorium zu machen, und mir zu sagen, welchen Eindruck sie auf Sie hervorgebracht haben wird.
– Oh! wenn Sie nicht mehr von mir verlangen, mein lieber Herr Bemrode, das ist etwas Leichtes, und Sie sollen nach Wunsch bedient werden . . . Fangen Sie daher an: ich bin ganz Ohr.
– Setzen Sie sich, um ganz wie in der Kirche zu sein. . . Ich spreche für sitzende Leute, und Cicero stellt einen Unterschied zwischen den Reden auf, welche vor einem sitzenden Auditorium, oder einem stehenden Auditorium gehalten werden sollen.
– Da Sie es wünschen, Herr Bemrode, so werde ich mich setzen.
Und er setzte sich.
Was mich anbetrifft, so blieb ich stehen, denn der Prediger steht auf der Kanzel, was ihm eine große Leichtigkeit für den Vortrag seiner Rede und die Mannigfaltigkeit der Geberde verleiht.
Hierauf hustete ich, spie aus, wie ich es die verschiedenen Prediger hatte thun sehen, deren Predigten ich beigewohnt hatte, und fing meine Vorlesung an.
Ich muß Ihnen, unter uns gesagt, gestehen, mein lieber Petrus, daß ich diese Vorlesung meinem Wirthe nicht allein darum hielt, um seine Meinung zu haben, sondern auch noch um mich auf die Feierlichkeit des folgenden Tages vorzubereiten, kurz, um ihr zur Generalprobe zu dienen, wie die Dichter von Schau- und Trauerspielen sagen.
Ich vernachlässigte daher auch keines jener künstlichen Mittel der Sprache, welche die Kunst des Redners sind; ich hatte das, was Cicero für den Mann verlangt, der öffentlich spricht, eine gefällige Aussprache, ein angenehmes Gesicht und eine edle Geberde.
Stimme, Geberde und Gesicht harmonirten ganz mit einer hohen Gewandtheit; ich war geringschätzend, wenn ich von den Mächtigen der Erde sprach, vor denen der geringste Bettler im Himmel den Vortritt haben würde; ich war finster und streng, als ich von den Lastern der Zeit und der Verdorbenheit der Sitten sprach; ich war schrecklich, ohne Erbarmen, donnernd, als ich die den Sündern vorbehaltenen Qualen in den sieben von Dante, dem großen florentinischen Dichter, offenbarten Kreisen der Hölle herzählte; endlich gelangte ich zu meinem Schlusse dermaßen durch das Feuer und die Heftigkeit erschöpft, die ich