Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Pastor von Ashbourn - Александр Дюма страница 16
– Mein lieber Herr Bemrode, Sie hatten mir früher den Wunsch ausgesprochen, sich einige Schüler für das zu verschaffen, was Sie die gelehrten Sprachen nennen, und was ich die unnöthigen Sprachen nenne; ich habe das für Sie gefunden. Hier sind die Adressen.
Und er reichte mir in der That vier bis fünf Karten, auf denen die Namen der angesehensten Bewohner der Stadt geschrieben standen. Der wackere Mann hatte in meiner Abwesenheit seine Kunden besucht und mir nicht allein vier oder fünf Schüler zusammen gelesen, sondern auch noch, da er meine bedauernswerthe Schüchternheit kannte, meine Interessen verfochten, die Lehrstunden und den Preis derselben bestimmt, so daß ich nur noch an die bezeichneten Thüren zu klopfen und mein Amt anzutreten hatte.
Das war es wirklich, was ich nöthig hatte; sobald es sich nur um griechisch und lateinisch, um Homer oder um Virgil, um Aristoteles oder um Cicero handelte, war ich ganz zu Haus und befand mich in meinem wahren Elemente.
Es ging daraus hervor, daß ich einiges Geld verdiente und daß ich nach Verlauf von drei Monaten zu meinem Handelsmanne gehen und ihm die versprochene Guinee bezahlen konnte; aber als ich diese Guinee bezahlt, blieben mir ungefähr nur noch zwölf Schilling, und wie es leicht vorauszusehen war, war es, als wir Abschied von einander genommen hatten, nicht mehr ich, sondern mein Gläubiger selbst, der gesagt hatte: »In drei Monaten!«
Mein Sturz in Ashbourn war so tief gewesen, daß ich nicht einmal versucht hatte, mich wieder dadurch von ihm zu erheben, daß ich eine Genugthuung in irgend einem benachbarten Dorfe nahm und meine Niederlage durch irgend einen glänzenden Sieg wieder gut machte; nein, ich war wieder auf die Idee des großen Werkes zurückgekommen, das zugleich meinen Ruf und mein Glück machen sollte, und da ich nach einander, aber, wie Sie gesehen haben, lieber Petrus, ohne ein passendes Thema finden zu können, – das Heldengedicht, das Trauerspiel und das Drama versucht hatte, so ’beschloß ich, bei einer unermeßlichen Abhandlung der vergleichenden Philosophie stehen zu bleiben, welche alle moralischen Begriffe der alten Philosophen mit allen den spiritualistischen Begriffen der modernen Philosophen verbinden und ans diese Weise Sokrates an den heiligen Augustin, Plato an Spinoza, Aristoteles an Leibnitz anschließen sollte.
Ich stand im Begriff, mich ernstlich an diese Arbeit zu machen, der ich mich mit um so mehr Eifer hinzugeben gedachte, als ich alle Hoffnung verloren hatte, eine Pfarrstelle zu erlangen; ich hatte sogar bereits mit großen Buchstaben auf das erste Blatt eines Buches weißes Papier den Titel des Werkes geschrieben, als ich zu meinem großen Erstaunen einen Brief des Rectors erhielt, der mich einlud, zu ihm zu kommen.
Ich gestehe, daß bei dem Lesen dieses Briefes mir ein Schauder durch die Adern rollte. Was konnte dieser Mann von mir wollen, der mich bei dem ersten Besuche, den ich ihm gemacht, so barsch empfangen hatte? Hatte er denn irgend etwas Tadelnswerthes an meinem Leben, meinen Gewohnheiten oder meinen Beschäftigungen gefunden, und ließ er mich holen, um mich zu tadeln?
Es lag wohl die unglückselige Predigt von Ashbourn vor; aber das war ein Unglück und kein Vergehen.
Der Eindruck dieses verhängnißvollen Briefes war so tief, daß, um mich dieser Zusammenkunft zu entziehen, die mir nichts Gutes versprach, wenig daran fehlte, daß ich auf der Stelle Nottingham verließ und mich auf die Gefahr hin, dort vor Hunger zu sterben, in irgend eine unzugängliche Zurückgezogenheit flüchtete; aber glücklicher Weise trat mein Wirth, der Kupferschmied, welcher die Livree des Rectors erkannt hatte, in mein Zimmer und tröstete mich wieder. Besorgt wie ich über das Schreiben, hatte er den Bedienten gefragt, welche Miene sein Herr machte, als er ihm das Billet übergab, das er so eben gebracht, und dieser hatte geantwortet: »Seine gewöhnliche Miene, und sogar weit eher freundlich als aufgebracht.«
Ich hatte mich unter den anderen Umständen so wohl dabei befunden, den Rath meines Wirthes zu befolgen, daß ich dieses Mal nicht zögerte. Da er der Meinung war, daß ich der Einladung des Rectors Folge leiste und diesen Besuch auf der Stelle mache, so zog ich meinen Feiertagsrock an, bürstete meinen Hut mit meinem Aermel und schlug den Weg nach dem Hause dieser vornehmen Person ein, von der mein Schicksal abhing, ein Haus, das, wie ich gesagt habe, an dem andern Ende der Stadt gelegen war.
Eben so wie das erste Mal wurde ich ohne zu warten eingeführt; aber meine Stellung war weit besser als damals, angenommen, daß die Voraussichten meines Wirthes ihn nicht getäuscht hatten. Ich kam nicht aus eigenem Antriebe, Seine Excellenz zu stören; es war im Gegentheil Seine Excellenz, die mich störte, da ich ohne seinen Brief an demselben Tage mein großes Werk über die vergleichende Philosophie angefangen hätte; es war nicht mehr an mir, ihn anzureden; ich hatte im Gegentheil nur zu warten, daß man mich anredete. Wenn man mir irgend einen Verweis gab, so würde ich, da mein Herz rein und mein Lebenswandel ohne Tadel war, stark durch mein Bewußtsein, auf eine kühne und sogar stolze Weise antworten. Aus allen diesen Betrachtungen ging hervor, daß bei meinem Eintritte bei dem Rector mein Geist eben so fest und ruhig war, als er das erste Mal schwankend und verlegen gewesen war.
Der Rector saß an seinem Schreibtische, in denselben Schlafrock von Molton gekleidet, Mit demselben Käppchen von schwarzem Sammet bedeckt; er hatte eine nicht weniger majestätische Haltung, als bei unserer vorhergehenden Zusammenkunft; aber ich glaubte zu bemerken, daß sein Blick weniger streng und sein Lächeln wohlwollender wäre.
Er gab mir einen Wink mit der Hand, zu gleicher Zeit, als er mich mit der Stimme aufforderte, näher zu kommen.
Ich verneigte mich und gehorchte.
– Guten Tag, Herr Williams Bemrode, sagte er zu mir. Ich verneigte mich von Neuem.
– Ich freue mich sehr über Ihren bereitwilligen Eifer, mich zu besuchen . . . Verbinden Sie mit allen den Eigenschaften, die Sie bereits haben, die Gabe der Voraussicht, und haben Sie, errathen, daß ich Ihnen eine angenehme Nachricht mitzutheilen hätte?
– Nein, Herr Rector, antwortete ich; aber eine Einladung von Ihnen war ein Befehl, und ich freue mich unendlich, daß Sie so gütig gewesen sind, meinen Eifer, diesem Befehle Folge zu leisten, bemerken zu wollen.
– Vortrefflich! sagte der Rector mit einer leichten Bewegung des Kopfes, so habe ich es gern, daß man antwortet.
Indem er hierauf die Stimme erhob, um seinen Worten mehr Wichtigkeit zu geben, sagte er:
– Herr Williams Bemrode, seit dem Besuche, den Sie mir vor ungefähr drei Monaten oder drei und einem halben Monat gemacht haben, habe ich beständig ein wachsames Auge auf Sie gehabt. Ihre Geduld, Ihr gutes Betragen, die Pünktlichkeit, mit welcher Sie trotz Ihrer Dürftigkeit, ich möchte fast sagen Ihrem Elend, eine Schuld bezahlen, welche, wie ich weiß, Sie nicht persönlich angeht, alles das verdient belohnt zu werden. Demzufolge habe ich Sie für die Pfarrstelle von Ashbourn vorgeschlagen, die seit gestern durch den Tod ihres Pastors erledigt ist.
– O mein Gott! Herr Rector, rief ich, von einem ersten Gefühle hingerissen, aus. Der arme Herr Snart ist gestorben? . . . Welches Unglück!
– Wie! Sie gewinnen eine Stellung bei diesem Tode, Sie erben eine Pfarre, die neunzig Pfund Sterling werth ist, und als Sie zugleich diese Katastrophe und ihre Vorstellung erfahren, stoßen Sie einen Ausruf des Schmerzes und nicht einen Freudenschrei aus? . . . Aber, mein lieber Herr Williams, das ist ganz evangelisch!
– Ich bitte Sie um Verzeihung, Herr Rector, antwortete ich, daß mein erstes Wort nicht ein Wort der Dankbarkeit gewesen ist, aber ich kannte den armen Herrn Snart; ich kannte seine Gattin, eine gute und würdige Frau, Herr Rector, und obgleich ich wußte, daß er sehr krank war, so hoffte ich doch, daß er längere Tage zu leben hatte. . . Gott hat ihn zu sich gerufen: der Wille Gottes geschehe!
Und ich flüsterte leise einige Worte des Gebets für die