Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Pastor von Ashbourn - Александр Дюма страница 18
Was machte, daß meine Predigt sich durch folgende Worte auslegen ließ:
»Demuth, Gehorsam, Züchtigkeit, – darin liegt das Heil.«
Ich zweifle, daß jemals ein Prediger einen schöneren Text gefunden hat, und ich forderte im Stillen, und sogar laut den Neffen des Rectors heraus, einen ähnlichen zu finden!
Aber, als der Stoff gefunden, blieb noch die Form übrig.
Obgleich ich, wie ich gesagt habe, die Feder am selben Abende ergriffen hatte, blieb ich doch lange die Feder über das Papier haltend, bevor ich das erste Wort schrieb.
In der That, in welche Form einen so herrlichen Stoff kleiden?
Ich kannte die Menschen hinlänglich, um zu wissen, daß man alle Herrschaft über sie ausübt, sei es nun, wenn man sie rührt, oder sei es, wenn man sie in Erstaunen versetzt.
Die Herrschaft würde weit größer und die Wirkung eine doppelte sein, wenn ich sie zugleich rührte und in Erstaunen versetzte.
Es gab bei der Ausführung dieses Planes eine große Klippe zu vermeiden, besonders Leuten gegenüber, die gegen mich eingenommen sein mußten.
Wenn ich eine einfache und gänzlich ihrer Fassungskraft angemessene Predigt machte, so würden sie sich selbst sagen: »Ah! meiner Treue, ein schönes Wunder! der erste beste unter uns würde es eben so gut machen!«
Wenn ich eine gelehrte und gekünstelte Predigt machte, so waren sie im Stande, nichts davon zu verstehen.
Nachdem ich die Sache reiflich überlegt, ist hier das, was ich beschloß:
Ich beschloß die einfachen Theile meiner Predigt in hochtrabenden Ausdrücken zu schreiben, und die hochtrabenden Theile in einfachen Ausdrücken. Das war eine große Arbeit, die nicht leicht war, ich bürge Ihnen dafür. Endlich kam ich damit zu Stande.
Am Sonnabend Morgen war meine Predigt beendigt, und, wie ich mich dazu verpflichtet hatte, befand ich mich für den folgenden Tag vollkommen bereit.
Ich bat nun meinen Wirth, den Kupferschmied, zu mir in mein Zimmer zu kommen. Ich wollte ihm meine Predigt vorlesen, und ich fürchtete, daß in dem Laden seine Aufmerksamkeit durch die Ankunft irgend eines Kunden gestört werden möchte.
Auf mein erstes Ansuchen kam der wackere Mann herauf, und da er mich mit feurigem Auge und vergnügtem Gesichte sah, sagte er:
– Ah! ah! lieber Herr Bemrode, es scheint, daß unsere Predigt fertig ist?
– Ja, mein Wirth, ja, antwortete ich, indem ich mir die Hände rieb.
– Und daß Sie damit zufrieden sind?
– Entzückt!
– Um so besser! um so besser! lieber Herr Bemrode.
– Aber es ist nicht genug, daß ich entzückt darüber bin, sie muß Sie auch entzücken.
Mein Wirth begann zu lachen.
– Daß sie mich auch entzückt? wiederholte er. Und was liegt einem Manne von Ihrem Verdienste an der Billigung oder Mißbilligung eines armen Unwissenden wie ich? …
– Es liegt mir viel daran, mein lieber Wirth, denn mehr als ein Mal habe ich Gelegenheit gehabt, die Richtigkeit Ihres Urtheiles zu erkennen.
– Herr Bemrode, erlauben Sie mir, Sie selbst an die Anekdote zu erinnern, die Sie mir in Bezug auf einen berühmten griechischen Maler und einen armen atheniensischen Schuster erzählt haben: »Schuster, bleib bei Deinem Leisten!«
– Wohlan! es sei, mein lieber Wirth, sagte ich zu ihm, bleiben Sie in den Schranken, welche sie selbst Ihrer Fassungskraft stellen zu müssen glauben; aber in diesen Schranken da rathen Sie mir.
Mein Wirth machte ein Zeichen, welches zu sagen schien: »Da Sie es durchaus wollen, so sprechen Sie.«
Und er setzte sich.
– Mein lieber Wirth, sagte ich zu ihm, es giebt zwei Sachen in der Predigt, die Sie hören werden: es giebt den Stoff, und es giebt die Form.
– Erklären Sie mir zuvörderst, lieber Herr Bemrode, was diese beiden Sachen sind, denn ich möchte Ihnen keine Meinung über sie aussprechen, ohne sie gehörig zu verstehen.
– Das ist leicht, mein lieber Wirth, und um Ihnen die Darstellung fühlbar zu machen, will ich einen aus Ihrem eigenen Handwerke gezogenen Vergleich anwenden: der Stoff ist das Kupfer, aus welchem Sie Ihre Kasserole machen; die Form ist die Rundung, welche Sie ihm geben.
– Ich verstehe, sagte mein Wirth. Sie können jetzt anfangen, Herr Bemrode, ich höre.
Ich fing in der That an, indem ich ihm meinen Text erklärte und ihm Alles das zeigte, was dieser Stoff Sinnreiches hätte. Hierauf fuhr ich fort, indem ich nach meinen besten Kräften das zeigte, was die Form Gelehrtes und Angenehmes hätte.
Mein Wirth hörte mich bis an das Ende an, ohne ein Wort auszusprechen; nur kratzte er sich von Zeit zu Zeit sanft hinter dem Ohre, was mir zeigte, daß er meine Predigt nicht durchaus bewunderte.
Als ich geendigt hatte, fuhr er fort zu schweigen, aber er kratzte sich ein wenig stärker hinter dem Ohre.
– Nun denn? fragte ich ihn mit einer gewissen Ungeduld, deren ich nicht Herr war.
– Nun denn! Herr Bemrode, antwortete er mir, ich soll Ihnen also meine Meinung zuvörderst über den Stoff Ihrer Predigt, über das Kupfer sagen, aus dem sie gemacht ist, nicht wahr?
– Ja, mein lieber Freund, sagte ich mit selbstgefälliger Miene zu ihm, Sie müssen mit dem Stoffe anfangen, dann werden Sie zu den Nebenumständen übergehen.
– Was den Stoff anbelangt, begann er wieder, so rührt das ohne Zweifel von meiner Unwissenheit des Lateinischen her, aber ich muß Ihnen sagen, daß ich ihn ein wenig gesucht, sogar kindisch, und demzufolge der Erhabenheit und der Heiligkeit des Gegenstandes unwürdig finde.
– Mein lieber Wirth, antwortete ich ihm, nichts ist Klein, nichts ist Groß; aus den kleinsten Dingen kann ein großer Verstand erhabene Lehren ziehen, eben so als ein mittelmäßiger Verstand aus den erhabensten Dingen nur Schwäche und Alltäglichkeit ziehen wird . . . Sehen wir daher, was Sie aus meinem Texte gezogen haben; das ist, glauben Sie mir, die Hauptsache.
– Zuverlässig, lieber Herr Bemrode, haben Sie herrliche Dinge daraus gezogen; aber erlauben Sie mir indessen, Ihnen über die Form einen aus meinem Handwerke, wie Sie sagen, gezogenen Vergleich zu machen . . .
– Machen Sie, mein lieber Wirth, machen Sie, erwiederte ich, indem ich nun auch lächelte; ich bin in Wahrheit neugierig, Ihren Vergleich zu hören.
– Hier ist er. Sie wissen, Herr Bemrode, daß es Kasserole von Kupfer und Kasserole von Silber giebt?
– Ja, mein lieber Wirth, ich weiß das, antwortete ich, obgleich ich weit öfter aus dem einen, als aus dem andern gegessen habe.
– Sie wissen auch, daß man die silbernen Kasserole vergoldet, während man sich damit begnügt, die von Kupfer zu verzinnen.
– Vollkommen.
– Wohlan!