Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Pastor von Ashbourn - Александр Дюма страница 21
Ohne mir Rechenschaft von dem abzulegen, was ich empfand, fühlte ich meine Knie sich beugen, und ich befand mich in Anbetung neben dieser neuen Schmerzensmutter.
Ich ergriff eine ihrer Hände und küßte sie.
– Nein, sagte ich zu ihr, nein, Sie stehen nicht allein auf der Welt; nein, Sie haben nicht alle Ihre Kinder verloren! denn es bleibt Ihnen ein Sohn, ein Sohn, der Sie ehren und achten wird, meine Mutter, als ob er die Frucht Ihres Leibes und der Säugling ihrer Milch gewesen wäre. . . Nein, nein, Sie werden dieses Zimmer nicht verlassen; Gott wird mich begeistern, Gott wird mich beredtsam machen, Gott wird mir den Sieg verleihen, wäre es auch nur zu Gunsten Ihrer Verdienste, meine Mutter, wäre es auch nur, um Ihnen zu erlauben, nach Ihrer Reihe die Augen in diesem Zimmer zu schließen, in welchem alle die gestorben sind, die Sie liebten . . . Nein, Sie werden dieses Zimmer nicht verlassen, Sie werden jeden Abend Ihr dreifaches Gebet an der Stelle verrichten, welche die drei Betten einnahmen, und am Morgen werden Sie beim Erwachen durch das Fenster noch jene drei Weiden sehen, zu Bäumen der Trauer gewordene Bäume der Freude . . . Meine Mutter, möge das Haus mein sein, und das Haus wird Ihnen gehören, und ich werde immer nur Ihr Gast sein, wie an jenem Abend, wo ich, ohne zu wissen, was dieses Haus an Tugenden, Verdiensten und Schmerzen enthielte, gekommen bin, Sie um Gastfreundschaft zu bitten. Nur wenn das Unglück auch mich erreicht, wenn ich mein Herz brechen fühle, wenn Gott die Hand von mir zurückzieht, dann lassen Sie mich in dieses Zimmer kommen, meine Mutter, um mich dort leiden zu lehren, wo Sie so viel gelitten haben.
Sie blickte mich einen Augenblick lang erstaunt an, als ob sie nicht an das zu glauben vermochte, was ich ihr sagte; hierauf hob sie mich auf, ohne ein einziges Wort aussprechen zu können, und schlang schluchzend ihre Arme um meinen Hals. – Das Schluchzen gab ihr die Sprache wieder.
– Oh! mein Sohn! mein Sohn! sagte sie, sei tausend Mal gesegnet. Du suchtest eine Mutter, wie ich ein Kind suchte; Gott hat uns einander in die Arme geführt; was Gott thut, das ist wohlgethan . . . Mein Sohn, ich verlasse Dich nicht mehr. Hier bleibe ich bei Dir; anderswohin folge ich Dir, denn, mein geliebtes Kind, Du darfst Dir keine zu großen Hoffnungen machen: der Kampf wird schwer sein.
– Oh! sein Sie unbesorgt, meine Mutter, ich habe es Ihnen gesagt, Gott wird mich begeistern.
– Ja, rechnen Sie auf Gott, aber rechnen Sie nicht zu sehr auf sich . . . Erinnern Sie sich Ihres ersten Besuches in diesem Dorfe . . .
– Ich war ein Narr, ein Hochmüthiger: Gott hat mich bestraft; dann komme ich, wie Sie wissen, mit der Protection des Rectors.
– Enttäuschen Sie sich, im Gegentheile, rief die würdige Frau lebhaft aus . . . Sie werden sehen! Sie werden sehen! . . . Weil sein Neffe, ein Mensch von wenig Verdienst, sich um diese Pfarrstelle bewarb, hat er sie ihm nicht ohne Weiteres geben wollen, aus Furcht, der Parteilichkeit gegen die Seinigen beschuldigt zu werden … Er hat Sie hierher gesandt, Ihre Probepredigt zu halten, damit kein Anderer käme, der den Sieg über diesen Neffen davon trüge, und das wegen seiner Unwissenheit auf eine leichte Weise… während Sie…
Sie unterbrach sich erröthend.
– Endigen Sie, gute Mutter, sagte ich mit einem Lächeln zu ihr.
Dann, da sie fortfuhr zu schweigen, so sagte ich zu ihr:
– So sprechen Sie doch, gute Mutter… Sie wollen nicht?. . . Ich glaubte, daß eine Mutter kein Geheimniß für ihr Kind hätte; ich irrte mich: die meinige zögert, denn ihr Sohn ist ein Hochmüthiger. . . Wohlan! geliebte Mutter, um mich für diesen Hochmuth zu bestrafen, will ich Ihnen helfen. – Während ich, nicht wahr, noch weniger Verdienst habe, als dieser Neffe? . . .
– Er hat es geglaubt; er hat sich geirrt.
– Und Jedermann hat es glauben können, Sie zuerst, meine geliebte Mutter.
– O! er irrte sich . . . ich irrte mich gleichfalls . . . Wir irrten uns Alle, und das war erlaubt, mein armes Kind, fügte Madame Snart leise und in ihrem sanftesten Tone hinzu, denn die Predigt, die Sie gehalten haben…
– War sehr abscheulich, nicht wahr!… aber fürchten Sie nichts, es wird mit dieser da nicht eben so sein.
– Und über was predigen Sie am Sonntage, mein lieber Sohn?
– Ich weiß es noch nicht, meine Mutter.
– Wie! Ihre Predigt ist nicht gemacht?
– Sie war es . . . ich habe sie am Eingange des Dorfes zerrissen.
– Und warum das?
– Weil sie vielleicht noch weit schlechter war als die erste.
– Das ist viel, daß Sie das bemerkt haben, bevor Sie sie gehalten.
– Und dem wird von nun an mit allen meinen Predigten so sein, meine Mutter; denn, wenn ich sie mit meinem Verstande mache, den ich für falsch zu halten anfange, so werde ich sie mit meinem Herzen beurtheilen, welches, wie ich hoffe, rechtschaffen und gut ist.
– Wohlan! sagte sie, gehen Sie in Ihr Zimmer hinauf; es ist das, in welchem während fünf und zwanzig Jahren ein würdiger Pastor seine Predigten verfaßt hat. Es waren vielleicht keine Muster der Beredtsamkeit, aber es waren Ermahnungen zu einer Frömmigkeit, zu einer Mildthätigkeit, zu einer Bruderliebe, zu denen er das Beispiel gab. Die einfachen und guten Leute dieses Dorfes liebten ihn, weil sie ihn einfach und gut wie sie fanden. Streben Sie nicht danach, Besseres als er zu machen: es eben so gut zu machen wird für Ihr Glück und ihr Heil hinreichen.
– Ach! beruhigen Sie sich, meine gute Mutter, sagte ich zu ihr: da ich nur Ihr Glück im Auge habe, so stehe ich von heute an unter dem Schutze derer, die Sie geliebt haben; diese da werden mir eingeben, was ich thun muß, und Alles wird gut gehen.
Ich drückte ihr von Neuem die Hand, und ging in mein Zimmer hinauf; aber vergebens wollte ich an meine Predigt denken, es war etwas Unmögliches. Ich vermochte nur alles das wieder in meinem Gedächtnisse durchzugehen, was mir diese vortreffliche Frau gesagt hatte, und zu bewundern, welche Beispiele der Frömmigkeit, des Muthes und der Ergebung Gott zuweilen in einem unbekannten Winkel der Erde verbarg.
Die Stunde des Abendessens kam herbei; Madame Snart hatte es selbst zubereitet, seit dem Tode ihres Gatten hatte sie ihre Magd fortgeschickt.
Als das Abendessen angerichtet war, rief sie mich.
Ich hatte großen Hunger, den Appetit eines jungen Mannes von dreiundzwanzig Jahren, mein lieber Petrus; außerdem ein zufriedenes Herz ohne Sorgen für den folgenden Tag; denn dieses Mal fühlte ich, ohne daran zweifeln zu können, daß der Herr mit mir wäre.
Sie, die arme Mutter, aß im Gegentheile kaum und trank nur ein Glas Wasser. Als sie sah, daß ich mich an diesen Tisch, an die Stelle setzte, die gewöhnlich ihr Gatte einnahm, waren ihr dicke Thränen in die Augen gekommen, die sie unterdrückt hatte, aber die auf ihr Herz zurückgefallen waren.
– Und Ihre Predigt? sagte sie an dem Ende des Abendessens zu mir.
– Ich habe noch nicht daran denken können, meine gute Mutter, aber Sie sehen, wie ruhig und unbesorgt ich bin . . . Gott hat seine Absichten mit mir, nicht wegen meiner Verdienste, sondern wegen der Ihrigen.
– Dem sei so! sagte sie lächelnd.
Und indem sie mir eine Lampe reichte, sagte sie:
– Gehen Sie,