Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма

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Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма

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und das Kanon der Bastille vergessen? Hätte Ludwig XIV. selbst, hätte es der angebetetste Geliebte selbst gewagt, solche Worte an Mademoiselle zu richten, ich schwöre Ihnen, er wäre nicht lebendig aus ihrem Zimmer gekommen – sie würde ihn sicherlich durch das Fenster geworfen haben. Es ist ein Glück, daß sie nicht an das wirksame Mittel Christinens von Schweden gedacht, daß sie keinen öffentlichen Verweis gegeben hat, daß sie vielmehr entschuldigte, indem sie sagte:

      »Wenn dieser Mann sich an ihr vergangen hätte, so wäre er ihr Domestik, die Königin hat wohlgethan, ihn dafür zu bestrafen.«

      – Aber Sie waren doch nicht ihr Domestik?

      – Nein, ich war ihr Mann.

      – Nun, ich sehe, daß Sie in Ihren Worten schlauer sind, als in Ihren Handlungen, und das beruhigt mich wieder. Aber warum erziehen Sie Ihren Neffen auf diese seltsame Weise? Was gedenken Sie aus ihm zu machen?

      – Parbleu, meinen Rächer! Ich habe mit dem Hause Bourbon abzurechnen. Ich bewahre ihm den Groll wegen meiner Gefangenschaft, meines Exils, meiner Ungnade, und diese kleine Herzogin wird für die Andern zahlen.

      – Sie bewahren diesem armen Hause Bourbon auch noch andere Dinge.

      – Was noch, Madame?

      – Vermuthlich seine Thaler. Haben Sie nicht das schönste Ihrer Güter von ihm erhalten?

      Er hatte auf Alles eine Antwort; hier blieb er stumm.

      Kehren wir jetzt in den Luxembourg zu dem unglaublichen Mittagsessen zurück, das ich nicht zu erzählen wagen würde, wenn nicht zweihundert Zeugen ähnlichen Scenen beigewohnt hätten.

      Herr von Riom begann mit der Marquise zu scherzen, die stets auf die Trauer und den Reiher zurückkam, und ihre Beute nicht fahren ließ. Der Graf besaß wenig Geist, er schlug sich mit seinen eigenen Worten, ein Unglück, das ihm die Laune verdarb. Frau von Parabère gegenüber blieben seine Manieren gut; die Prinzessin aber behandelte er dergestalt, daß sie weinte.

      – Ich weiß wahrhaftig nicht, was ich machen soll, sagte diese unglückliche Frau; ich kann Sie nie zufriedenstellen. Sie scheinen mich als eine Sklavin zu betrachten. Ihre Launen werden endlich unerträglich, und…

      – Bah, bah! Man muß Ihren Stolz zügeln, Madame, denn Sie würden sonst Dummheiten begehen und glauben, daß Sie über den Kaiserinnen ständen. Ihre Heerpauken waren einst in Paris von großer Kühnheit, weil der König dort ist. Hat man jemals mit einer solchen Vermessenheit reden gehört? Man muß Ihnen darthun, Madame, daß Sie von demselben Stoffe geformt sind, wie wir; man muß Sie von Zeit zu Zeit an Diejenigen erinnern, die Sie mit Füßen treten, denn Sie würden sonst schlimmer werden, als Satan, und der Blitz würde Sie zerschmettern, wie ihn. Sie sehen, man leistet Ihnen einen Dienst.

      Frau von Berry, die so gebieterische und heftige Dame, weinte vor Zorn, und riß sich vor Wuth die Haare aus.

      Die Lippen der Frau von Mouchy umspielte ein leises

      Lächeln, ein Lächeln, das mir Manches offenbarte.

      Ich beobachtete damals schon.

      – Ich werde mich bei meinem Vater beklagen, sagte endlich die Herzogin.

      – Das ist nicht nöthig, Madame. Der Regent hat zwischen uns nichts zu suchen. Von dem Augenblicke an, daß meine Gewohnheiten Ihnen mißfallen, ziehe ich mich zurück, und ich versichere Sie, es wird nur nicht schwer werden. Außer Ihnen giebt es nichts in diesem Lande, das mich fesselt; ich werde wieder Hasen schießen, und in meinen Bergen nach Wölfen jagen. Da meine Freundschaft für Sie durch eine solche Undankbarkeit belohnt wird, würde es Unrecht sein, Sie noch ferner zu langweilen. Adieu, Madame!

      – Nein, nein! rief die thörichte junge Frau.

      Dann lief sie weinend zu ihm.

      – O, lassen Sie ihn doch gehen, Madame; es fehlt wahrlich nicht an wohlgewachsenen und starken Burschen, die mit diesem kräftigen Jungen, der Ihnen so gefällt, Faustschläge wechseln; es fehlt nicht an geistreichen Burschen, die ihn zum Schweigen bringen, auch nicht an brutalen, die Sie, wie er, behandeln; da es Ihnen Vergnügen macht, werden Sie wenigstens die Veränderung dabei gewinnen.

      Aber die Herzogin hörte nicht; sie rief den Grafen zurück, der sich entfernen wollte, und sagte ihm zärtlich:

      – Ich werde den Reiher mit Rubinen anlegen.

      – Legen Sie den Teufel an, wenn Sie wollen, aber behandeln Sie mich nicht so in Gegenwart einer reizenden Dame, die mich obendrein zum ersten Male sieht. Was wird sie von mir denken? Und dennoch tragen Sie die Schuld daran!

      – Ich weiß, was ich denke, aber ich sage es nicht; Sie verrathen es.

      Zweiter Band

      Erstes Kapitel

      Das, was ich im Luxembourg gesehen hatte, war eben nicht einladend für mich, und ich pries mich glücklich, als Frau von Parabère aufstand, um zu gehen. Wir hatten der Toilette der Frau Herzogin von Berry beigewohnt, die weinend und seufzend ihre Rubinen anlegte, und sich dabei durch den Gedanken tröstete, daß der Gesandte von Baiern vor dem folgenden Tage nicht kommen würde.

      – Bis dahin, fügte sie hinzu, wird er andern Sinnes sein, und wir haben eine andere Laune.

      – Aber wie kommt es, Madame, antwortete die Marquise, daß Sie von Herrn von Riom erdulden, was ich Ihrem Herrn Vater nicht erlauben würde?

      – Rabe, darin liegt keine Aehnlichkeit. Ich verspreche Ihnen, diesen Abend im Palais-Royal zu soupiren, und auf einige Stunden den zu vergessen, der mich Alles vergessen läßt.

      Die Prinzessin fügte einige für mich sehr liebenswürdige Phrasen hinzu, und lud mich ein, recht oft wiederzukommen. Dies reizte mich zwar wenig, aber ich kam wieder.

      Als wir in der Carosse saßen und allein waren, sagte die Marquise mit einer Art Widerwillen:

      – Puah! Alle diese Dinge stoßen mich zurück, und ich glaube wirklich, daß Frau von Sabran Recht hat.

      – Was hat Frau von Sabran gesagt?

      – Als sie einst mit uns Allen bei der Frau Herzogin von Berry soupirte, hat sie eines jener Worte gesagt, die hinreißen, und die man nie vergißt.

      – Aber was ist es denn?

      – Sie hat gesagt: nachdem Gott den Menschen geschaffen, hat er einen Rest von Koth genommen und daraus die Seele der Fürsten und der Laquaien gebildet. Ich versichere Sie, dies ist wahr. Sehen Sie diese Enkelin von Frankreich an, die sich von einem Gascogner in die Gosse schleppen läßt – von einem Menschen ohne Schönheit, ohne Geist, ohne Talent; und einzig und allein nur deshalb, weil er das Benehmen eines Lastträgers hat, und weil er aussieht, als ob er zuschlagen wollte. Ist das nicht schändlich? Ich wette, daß er sie schon wieder hat auskleiden lassen, und daß er eine andere Ertravagance von ihr fordert. Sie ist immer so gewesen.

      – Wahrhaftig?

      – Ohne allen Zweifel! Vierzehn Tage nach ihrer Hochzeit, nicht nach der Trauung… sie war kaum sechzehn Jahre alt – war sie in Lahaye verliebt, den Stallmeister des Herzogs von Berry. Zuerst hat sie ihm Nichts verweigert, dann fand sie es für gut, mit ihm zu entfliehen, ihre Diamanten bei ihrer Kammerfrau zu lassen, ihrem Vater fünfhunderttausend Livres zu stehlen, und in Holland oder in England

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