Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма

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Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма

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fürchtete Lahaye für seinen Hals; er ging zu dem Herzoge von Orleans und entdeckte ihm Alles. Dieser nahm die Kostbarkeiten und das Geld zurück, bat seine Tochter, ihren Liebhaber bei verschlossenen Thüren zu behalten, und hatte nicht den Muth, ihr ein böses Wort zu sagen. Er fürchtete sie mehr, als Ludwig XIV. selbst, und zwar deshalb, weil sie ihn für einen Tyrannen hielt. Armer Philipp! Er wird nie Muth haben, einem schwachen Wesen gegenüber, er wird ihm nie ein Nein entgegenstellen können.

      Man begreift wohl, daß mich dies bei meinen Provinzbegriffen in Erstaunen setzte. Ich war davon wie berauscht und empfand das gebieterische Bedürfniß, in meine Wohnung zurückzukehren, um mich zu sammeln. Mir wirbelte der Kopf. Ich bat die Marquise, mich nach Hause zu begleiten; sie drang in mich, mit ihr in die Oper zu gehen. Ich dankte ihr, denn ich befand mich wirklich unwohl.

      Nachdem ich ihr das Versprechen gegeben, am andern Morgen sie zu besuchen, trennten wir uns.

      Auf der Treppe begegnete ich meiner Cousine; flüchtig grüßend eilte sie vorüber. Man hätte darauf schwören mögen, daß ich verpestet sei. Obgleich ich gegen solche Erscheinungen noch nicht genug abgehärtet war, um mich nicht darüber zu grämen, so forderte ich doch keine Erklärung. Ich war zu stolz, um mich zu rechtfertigen.

      Oben an der Treppe erwartete mich mein Laquais; er überreichte mir ehrfurchtsvoll einen Brief, auf dessen Beantwortung man schon lange gewartet hatte. Fräulein Delaunay lud mich in diesem Briefe im Namen der Herzogin von Maine ein, am folgenden Tage nach Sceaux zu kommen. Man wollte eine »weiße Nacht« feiern, es sollte ein »Ritter von der Fliege« aufgenommen werden, und man rechnete um so mehr auf mich, da auch eine Comödie stattfinden sollte. Mir stand eine glänzende Rolle bevor. Eine Carosse der Prinzessin sollte mich holen, denn man nahm an, daß ich noch keine besitze, da ich erst neu angekommen sei.

      Glück über Glück! Nun sollte ich auch nach Sceaux kommen! Es gab keinen Vorwand, die Einladung abzulehnen. Aber was würde man im Palais-Royal sagen? Ich war noch zu jung, zu isolirt, um mich in diese Intriguen zu wagen. Das vorherrschende Gefühl in mir war das Erstaunen. Die Neugierde führte mich nach Sceaux. Man sprach ja so viel von diesem Hofe, von dem, was dort vorging, von dem seltsamen Leben, das Frau von Maine führte, und von den Vergnügungen, die sie ihren Freunden bot. Ich traf.meine Vorbereitungen, indem ich der Frau von Parabère schrieb, daß ich für den folgenden Tag nicht frei sei, ohne eine weitere Erklärung hinzuzufügen. Dann dachte ich in meinem Zimmer über das nach, was ich gesehen hatte, und was ich noch sehen sollte.

      Ich war nicht lange allein. Man kündigte die Herren Pont-de-Veyle, d'Argental und Milord Bolingbroke an, die zum Souper bei Madame von Feriol kamen, wo man sich einen vergnügten Abend machen wollte. Ich wollte ablehnen, denn ich empfand das Bedürfniß nach Ruhe; aber sie machten sich über mich lustig, und zogen mich mit fort. In einem so tollvergnügten Leben war die Ruhe nicht erlaubt. Man mußte sich ohne Unterlaß amüsiren, und sollte man auch darüber bersten. Ich verlangte nichts Besseres. War ich auch ein wenig verwirrt und noch nicht recht daran gewöhnt, so folgte ich doch dem Beispiele der Andern. Aber meine größte Feindin begann sich zu regen, und ich konnte auf dem Wege des Vergnügens, der nie der meinige war, nicht gleichen Schritt halten.

      Es schien, als ob man sich doppelt anstrengte. Es war eine Art Fieber, Man langweilte sich entsetzlich unter dem seligen Könige. Man war dergestalt eingezwängt und maskirt, daß man vor Begierde brannte, die Maske abzuwerfen und sein Gesicht zu zeigen. Gott weiß, was für ein Gesicht man wirklich zeigte!

      Wir gingen zu Frau von Feriol. Als sie uns empfing, befand sich Voltaire zu ihrer Rechten, Düclos zu ihrer Linken. Hier sah ich zum ersten Male den Mann, von dem man so verschieden gesprochen hatte. Düclos war um diese Zeit noch sehr jung, er trug schon in seinem Gesichte die Spuren von dem, was er wirklich war, das heißt, seine Physiognomie drückte Verschlagenheit, Schlechtigkeit, Neid und Liebe zur Herrschsucht aus. Er besaß Geist, aber einen gewöhnlichen Geist ohne Grazie und Anziehungskraft. Man liebte Düclos nicht, man duldete ihn. Man suchte ihn nicht, denn man fürchtete seine Epigramme.

      Dies Alles war damals noch in der Entwickelung begriffen; er war damals noch nicht einmal in der Literatur aufgetreten, wohl aber in der Welt. Ungeachtet seiner Jugend sah er schon nach Etwas aus; seine Manieren waren unbeholfen, aber man lachte nicht darüber, denn er besaß die Kunst, sie durch einen glänzenden Aplomb zu mildern. Der Abbé Dangeau hatte ihn eingeführt. Dangeau war der Bruder des Marquis, des Historiographen Ludwig's XIV. Der Marquis hatte ihm in der Straße de Charonne eine Art Schule für junge Edelleute gegründet, und dies konnte ihm in seiner Eigenschaft als Großmeister des Sanct-Lazarus-Ordens nicht schwer werden. Düclos, der Sohn eines Kaufmanns aus Saint-Malo, war in diese Schule für Geld und gute Worte aufgenommen. Er zeichnete sich bereits aus. Der Abbé Dangeau, ein sehr bejahrter Mann, hegte eine besondere Vorliebe für ihn, ebenso für zwei andere junge Leute, die alter als er waren: den Grafen und den Chevalier von Aydie, Cousins des Grafen von Riom, desselben, den ich im Luxembourg kennen gelernt. Der gute Abbé nahm seine Schüler oft mit sich, um sie zu bilden, und diese Besuche übten einen entscheidenden Einfluß auf ihr späteres Leben aus.

      Vor Allen beschäftigte uns heute Düclos. Er erzählte uns mit Geist seine Postreise von Dinan nach Paris, und wie man ihn »mit den übrigen Packeten« in der rothen Rose in der Straße la Harpe zurückgelassen hatte. Der Freund, dem er empfohlen war, nahm ihn nicht in Empfang, da er erst am folgenden Tage erwartet wurde. Er fand Aufnahme bei guten Leuten, die Mitleid mit ihm hatten und ihn zwei Tage behielten; dann führten sie ihn in die Pension, wo er erwartet ward.

      Mit Erstaunen bemerkte ich, daß Düclos für diese Leute durchaus keine Dankbarkeit an den Tag legte; er lachte über seinen Appetit an ihrem Tische und über ihre Verlegenheit. Er besaß durchaus kein Herz, Alles war frostig und trocken in diesem Alter. Wie es scheint, werden die Philosophen so geboren, und man muß ihnen deshalb nicht böse sein.

      Zweites Kapitel

      Ich kehrte zeitig in mein Zimmer zurück. Ich empfand das Bedürfniß zu schlafen, Und ich schlief. Frau von Feriol ließ mich durch ihren Bruder begleiten. Da Alles ordnungsmäßig zuging, konnte mich meine Cousine heute nicht tadeln. Ich ging schnell zu Bett, und ließ die Betrachtungen vor der Thür.

      Am folgenden Morgen stand ich früh, auf, und machte eine den Umständen angemessene Toilette. In Sceaux herrschte eine andere Eleganz, als im Palais-Royal. Es ließen sich Beide nicht vergleichen.

      Die Herzogin von Maine amüsirte sich, und wollte, daß man sich bei ihr amüsire; aber dies geschah, wenn auch nicht mit Maß, wenigstens doch mit Distinction. Den geistigen Vergnügungen gab sie den Vorzug, sie hegte und pflegte sie vor allen andern. Seit dem Tode des Königs hatte sie ihren Hof vermindert; er war indeß immer noch zahlreich, und vorzüglich gewählt. Er bildete gewissermaßen einen neutralen Boden, wo man sich amüsirte, ohne sich zu sehr zu compromittiren. Die Frommen fanden wohl ein wenig daran zu makeln, aber man hörte nicht auf sie.

      Die große Gunst, in der der Herzog von Maine bei Ludwig XIV. gestanden, hatte ihm eine besondere Sphäre angewiesen; man sah ihm Alles nach. Frau von Maine war weniger gelitten, weniger gerechtfertigt; aber man schonte sie, denn ihr Geist ward gefürchtet. Sie war zwar nicht positiv schlecht, aber sie biß um sich, und hielt die Stücke mit den Zähnen fest.

      Ich brannte vor Ungeduld, den Herzog von Maine zu sehen, den Vater Larnage's. Ich hatte für ihn eine entschiedene Schwachheit, von der ich mir keine Rechenschaft geben konnte; sie zog mich mehr nach Sceaux, als alle Vergnügungen, die mich dort erwarteten.

      Die Carosse kam um die bestimmte Stunde an. Man hatte einen Mann als Cavalier mitgeschickt, der unter der vorigen Regierung viel von sich reden gemacht, einen Liebhaber der Prinzessin von Conti, der ersten Douairiere, und Tochter Ludwig s XIV., die er mit Fräulein von la Vallière erzeugt.

      Dieser schöne Clermont, um den sich die Damen in seiner Jugend rissen, hatte

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