Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
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– Wo sind diese Altäre?
– Ich will sie Ihnen zeigen. Folgen Sie mir!
– Aber Meine Gouvernante —
Wir sahen nach der guten Frau zurück. Ihr Kopf war auf die Lehne der Bank gesunken, sie lag in einem festen Schlafe.
– Ich möchte sie nicht gern wecken, sagte die Roquelaure, denn sie klagt über heftigen Kopfschmerz.
– Nun, meinte ich, so lassen wir sie bis zu unserer Rückkehr schlafen. Ich denke, fügte ich hinzu, daß wir einen Weg unternehmen, den wir später vollkommen rechtfertigen können.
Meine neue Freundin lächelte mir Beifall zu.
– Ich glaube es! flüsterte sie.
– Wollen wir gehen?
– Ja!
– So folgen Sie mir.
– Aber wir kehren rasch zurück.
– Ehe die Gouvernante erwacht, sagte ich mit einem leichten Anfluge von Ironie.
Hand in Hand gingen wir nun rasch durch die schattigen Alleen. Ich führte meine Begleiterin zu einem Altare, der in dem entferntesten Theile des Gartens dicht an der hohen Klostermauer stand. Dieser Altar hatte für mich in der That etwas Ehrwürdiges, denn er war mit Moos bewachsen und lag in einem dämmernden Haine. Das Madonnenbild in der Nische desselben hatte man mit Bändern, Flittergold und Kränzen geschmückt. Zur Seite rieselte eine Quelle, deren melancholisches Murmeln den stillen, schattigen Hain mit einem steten Geräusche erfüllte. Als wir uns näherten, sang eine Nachtigall in den Wipfeln der hohen Bäume, die schweigend wie ein majestätisches Dach sich über uns wölbten. Der Boden war mit frischen Blumen bestreut, die einen lieblichen Duft verbreiteten. Außer uns zeigte sich nirgends ein menschliches Wesen. Am Fuße des Altars blieben wir stehen. Ich muß bekennen, daß ich das Erstaunen theilte, das sich meiner Begleiterin bemächtigte.
– Von diesem Altare herab, flüsterte ich, ertheilt der Priester den Segen. Dann beginnt der Gesang, der hier wie in den Hallen einer Kirche klingt.
– Was ist das? fragte Plötzlich die Roquelaure.
Wir lauschten. Ein Geräusch ließ sich vernehmen, das auf der Mauer über dem Altare verursacht wurde. Meine Begleiterin, sichtlich erschreckt, wollte entfliehen; ich hielt sie bei der Hand zurück. Was konnte uns in dem Klostergarten begegnen? Mein Muth wuchs mit der Neugierde, die sich meiner bemächtigte. Da die Baumzweige dicht auf der Mauer lagen, konnten wir den Gegenstand nicht sehen, von dem das Rauschen ausging. Soviel aber ließ sich unterscheiden, daß er sich auf dem Rande hin und her bewegte, denn es fielen Steine und Erdbrocken an verschiedenen Stellen herab. Anfangs war ich der Meinung, ein Thier machte dort oben, in einer fast schwindelnden Höhe, seine Sprünge, aber schon nach einer Minute ward ich eines Besseren belehrt, denn ich sah die Beine eines Mannes, welche hervorragende Steine zu Stützpunkten suchten.
– Die Strickleiter, Jean! rief eine Stimme.
Es ward eine Strickleiter herabgelassen.
– Hast Du sie befestigt? hörte ich fragen.
– Ja, Sie können sich ihrer ohne Furcht bedienen, mein Prinz.
– Gut, so bleibe oben!
– Suchen Sie den Altar zu erreichen! rief die Stimme aus den Zweigen herab. Ich irre nicht, er muß sich an dieser Stelle der Mauer befinden!
Das Wort »Prinz« durchzuckte mich wie ein elektrischer Schlag. Ein Prinz stieg mit Gefahr seines Lebens über die hohe Klostermauer! Was konnte ihn dazu veranlassen? Ich sah fragend meine Begleiterin an. Ihre Gesichtsfarbe hatte sich verändert, sie war glühend roth geworden. Konnte ich noch zweifeln, daß der Besuch ihr galt? Aber sie war noch so jung, und hatte schon eine geheime Liebschaft! Ich suchte sie durch einen freundlichen Händedruck zu beruhigen, denn sie zitterte am ganzen Körper und war unvermögend, einen Schritt zu thun. Aber auch ich zitterte vor Freude über dieses Abenteuer, denn es war das erste, das mir begegnete. Was hätte ich darum gegeben, wenn ein junger hübscher Prinz meinetwegen die gefährliche Reise über die Mauer gemacht hätte. Seine Liebe mußte wahrlich keine geringe sein. Bei diesen Gedanken empfand ich etwas, das dem Neide ähnlich war. Sie sehen, daß ich meine Schwächen nicht verberge, daß ich sie vielmehr frei eingestehe.
– Wollen wir uns entfernen? fragte ich ein wenig boshaft.
– Nein, nein! flüsterte sie.
– Kennen Sie den kühnen Mann?
– Ja.
– Wer ist er denn?
– Der Prinz von Leon.
Ich erinnerte mich, von seiner Familie gehört zu haben. In dem Augenblicke, als ich eine Frage an meine neue Freundin, die durch diesen Besuch meine Vertraute geworden war, richten wollte, sank der Prinz mit Blitzesschnelle auf den Altar herab. Ich glaubte, er müßte den Hals brechen, und stieß einen lauten Schreckensschrei aus. Meine Freundin fiel zitternd zu Boden. Unser Schrecken war vergebens gewesen, denn der Prinz stand wohlerhalten auf der mit einem weißen Tuche bedeckten Platte des Altars. Als er uns erblickte, sprang er herab und lief zu uns.
– Wo ist Ihre Schwester. Cecile? rief er aus.
Cecile konnte nicht gleich antworten, denn der Schrecken hatte ihr fast die Besinnung geraubt.
– Sie ist bei Frau von La Vieuville, gab ich statt ihrer zur Antwort.
Jetzt erzitterte der verwegene Prinz.
– Bei Frau von La Vieuville? fragte er bestürzt.
– Ja. Vor einer halben Stunde ist sie zu ihr gefahren.
– Mein Gott! Das trifft sich schlecht. Und wann wird sie zurückkehren?
– Gegen Abend, antwortete Cecile, die sich wieder erholt hatte.
Ich begriff, daß der Besuch der älteren Roquelaure galt. Der Prinz war ein schöner junger Mann von einigen zwanzig Jahren, und seine Liebe zu dem jungen Mädchen schien mir vollkommen gerechtfertigt,
– Haben Sie Schaden gelitten? fragte Cecile den Prinzen, der rath- und trostlos vor uns stand.
– Nein, Cecile! Der dumme Teufel hatte die Strickleiter nicht genug befestigt. Ach, das ist nichts, das macht mir wenig Kummer – aber wie fange ich es an, daß ich Ihre Schwester spreche? Ich muß sie sprechen!
Diese Worte rief der Prinz im Ausdrucke der Verzweiflung. Er schien meine Anwesenheit, obgleich ich mit ihm schon gesprochen hatte, entweder nicht zu bemerken, oder nicht zu fürchten.
– Bedenken Sie, wo Sie sind! sagte ängstlich Cecile.
– Legen Sie sich keinen Zwang an, mein Herr! warf ich rasch ein. Sie haben nichts von mir zu fürchten, vielmehr Alles zu hoffen. Kann ich Ihnen nützlich sein, so zählen Sie auf mich.
Cecile drückte mir dankbar die Hand.
– Sind wir hier vor Ueberraschung sicher? fragte der Prinz.
– Wenn