Die Cabane und die Sennhütte. Александр Дюма
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Er kam am Abend mit einer guten Doppelflinte, die er bei Zaoué gekauft hatte, in seine Wohnung zurück und am folgenden Tage erhielt Monsieur Riouffe von einem Gerichtsdiener die Weisung, die Cypressen, die nicht in der vorgeschriebenen Entfernung gestellt wären, von den Mauern seines Nachbarn zu entfernen.
Dies war der erste Act der Feindseligkeit, wozu der Zorn Monsieur Coumbes getrieben. Das Recht war für ihn; er gewann seinen Proceß. Aber der Sachwalt eines Gegners setzte ihn verbindlich in Kenntniß, daß sein Client appelliere und entschlossen sei, die Procedur so weit zu führen, daß, wenn Monsieur Coumbes endlich Recht bekommen sollte, die Cypressen so alt sein würden, daß das Comité zur Erhaltung der Monumente sie unfehlbar unter seinen Schutz nehmen würde.
Während die Sache verhandelt wurde, führten die Bewohner und die Gäste der Sennhütte einen kleinen Krieg gegen ihren Nachbar.
Keine Chikane, die in solchen Fällen gewöhnlich ist, wurde ihm erspart. Jeden Tag fügte Monsieur Riouffe durch irgend einen Schülerstreich eine Wunde zu denen hinzu, woran das Herz des Monsieur Coumbes bereits blutete, welcher seit der Zeit in beständiger Erbitterung lebte und ganz laut Denen, die es hören wollten, ankündigte, daß er in diesem Kampfe nicht weichen und sich für die Vertheidigung seines Heerdes tödten lassen wolle. Um seine Absichten deutlich kund zu geben, gab er sich öffentlich der Uebung in den Feuerwaffen hin, und von seinem Zimmer aus, wie von einem Posten, erspähte er mit der Geduld eines Wilden die Vögel, die sich auf die Stangen niederließen, die er in der Mitte seines Gartens aufgestellt hatte.
Da aber nur selten Vögel kamen, so durchlöcherte er die Baumblätter mit seinem Blei. Seine Verfolger erschracken nicht über das Geräusch, wie Monsieur Coumbes es vermuthet hatte, und sehr oft, wenn ein kühner Sperling seinem Geschosse entging und mit aller Anstrengung einer Flügel davonflog, kam ein kräftiges Pfeifen aus dem benachbarten Hause und beleidigte den Jäger wegen seiner Ungeschicklichkeit.
Eines Morgens hätte Monsieur Coumbes beinahe einen glänzenden Sieg errungen. Bei Anbruch des Tages hatte er sein Bett verlassen und ohne sich Zeit zu nehmen, seine Kleider anzulegen, hatte er seine Stangen befragt.
Da erblickte er eine ungeheure Gestalt, die gegen den Himmel abstach, den die Morgenröthe nur matt färbte, und von Hoffnung erbebend, ergriff er seine Flinte.
Was war es für ein ungeheurer Vogel? Ein Sperber, eine Nachteule oder vielleicht ein Fasan? Aber was es auch war, Monsieur Coumbes kostete zum voraus seinen Triumph und die Bestürzung seiner Feinde.
Er öffnete leise das Fenster ein wenig, kniete nieder, legte seine Waffe auf den Fensterrand, zielte lange und drückte endlich ab.
Welches Glück! nach dem Knall hörte er das dumpfe und matte Geräusch eines schweren Körpers, der auf den Boden fiel. In seiner Aufregung, und ohne an sein ungenügendes Kostüm zu denken, stürzte er sich die Treppe hinunter und lief zu einem Baume. Eine herrliche Elster lag am Boden. Monsieur Coumbes stürzte sich darauf zu, ohne die Erstarrung des Thieres zu bemerken, welches er für die Steifheit des Todes hielt.
Sie war ausgestopft und trug an der Klaue den Namen des Ausstopfers. Das Datum ging zwei Jahre zurück und der Ausstopfer war Monsieur Riouffe. Uebrigens um besser zu beweisen, daß es eine Nachbaren waren, welche seiner Jagdliebhaberei diese seltsame Entwickelung gaben, erschienen sie an allen Thüren der Sennhütte und brachen in ein stürmisches Bravo aus.
Monsieur Coumbes gerieth in Versuchung, seinen letzten Schuß auf die Bande abzufeuern, aber seine gewöhnliche Klugheit siegte über die Heftigkeit eines Charakters, und er trat ganz bestürzt seinen Rückzug an.
Es war an einem Sonntag Morgen, als dies geschah, und um einen neuen Unglimpf zu vermeiden, schloß sich Monsieur Coumbes den ganzen Tag in seine Cabane ein.
Die Zeit war sehr fern, wo die Genugthuung des Stolzes, der seine Wünsche erfüllt sieht, sein Herz schwellte; ein auf ganz andere Weise schreckliches Ungewitter, als das, welches der Nordwestwind erhob, war über sein Leben dahingegangen; eine gewohnten Vergnügungen, eine so lieblichen Beschäftigungen hatten allen ihren Reiz verloren, zu gleicher Zeit, als das hohe Vertrauen, welches er ehemals zu sich selber empfunden hatte, verschwunden war; er hatte einen Thunfisch an seiner Angel zappeln gefühlt, und doch hatte sein Herz nicht so geschlagen; er sah sich so verkleinert in seinen eigenen Augen, daß er nicht den Muth gehabt hatte, sich eines Ruhmes wegen der wunderbaren Erfolge seiner Gartenkultur im vergangenen Jahre wieder zu erfreuen.
Niemand kann den Rauminhalt des menschlichen Herzens bestimmen; ein Hirsekorn reicht hin, es auszufüllen, und ein Berg befindet sich ungehindert darin; diese unbedeutenden Genüsse, diese unschuldigen Zerstreuungen, diese mikroskopische Eitelkeit hatten bis dahin das Herz des Monsieur Coumbes genügend ausgefüllt; aber gegenwärtig war es leer, ein glühender Haß gegen die Anstifter dieser Revolution drang nach und nach in dasselbe ein.
Dieser Haß war um so heftiger, da er sich zur Ohnmacht geführt sah. Bis zu diesem Augenblick war er heftig geblieben. Wie eine gewisse kriegführende Macht wendete Monsieur Coumbes alle seine Sorge an, seine Unglücksfälle seinen Leuten zu verbergen: er hatte sich wohl gehütet, Milette in die Ursachen seiner üblen Laune einzuweihen; als aber sein Aerger den Charakter der Verzweiflung annahm, begann diese üble Laune überzuschäumen, ans Licht zu treten, kurz, sich durch wüthende Ausrufungen Luft zu machen.
Milette, welcher der Zustand ihres Herrn und Meisters eine unbestimmte Unruhe einflößte, vermuthete die Ursache davon nicht. Sie fürchtete, das Gehirn ihres Herrn möchte zerrüttet werden, sie bot ihm ihre Fürsorge an: Monsieur Coumbes wies sie zurück; sie flüchtete sich in ihre Küche.
Allein geblieben, gab sich Monsieur Coumbes allen schmerzlichen Genüssen der eingebildeten Rache hin. Er träumte, daß er König sei, daß er seine Nachbarn ohne Weiteres hängen, und die Pflugschaar über diese unmoralische Sennhütte dahingehen lasse; dann in eine andere Gedankenreihe eingehend, dachte er, er wäre Robinson geworden und befinde sich mit seinem Feigenbaume, seinem Garten, seiner Cabane und Milette, in den Wilden Freitag verwandelt, auf einer wüsten Insel. Endlich kam er dahin, den üppigen Blüthenflor des Erbsenbeetes zu verwünschen, der ihm ohne allen Zweifel diese ärgerliche Nachbarschaft zugezogen hatte. Dies war das auffallendste Zeugniß von der Zerrüttung, welche so viele Ereignisse in seinen Ideen hervorgebracht.
Während dieser Zeit hörte er in der Küche flüstern. Er öffnete leise die Thüre, völlig entschlossen, Milette tüchtig zu schelten, wenn sie sich erlaubt haben sollte, Jemand ohne seine Einwilligung einzulassen. Er erblickte auf einem Stuhle neben dem kleinen Lehnsessel, auf welchem Milette saß, Marius, welcher seine beiden Hände in denen seiner Mutter, zärtlich mit dieser sprach.
Es war der Ausgangstag des Sohnes seiner Haushälterin. Monsieur Coumbes hatte selber diesen wöchentlichen Besuch des Marius herbeigeführt. Er hatte keine Veranlassung, ein wenig von der Galle, die ihn erfüllte, über sie auszuschütten.
Monsieur Coumbes begriff es, und zugleich hatte er einen glänzenden Gedanken.
Er streckte dem jungen Manne, der sich respektvoll näherte, die Arme entgegen, um ihn zu umarmen, und drückte ihn an sein Herz, indem ein Gesicht lächelnd wurde.
Siebentes Kapitel
Worin wir zu unserem großen Mißbehagen genöthigt sind, den alten Corneille zu plündern
Das Lächeln zog nur augenblicklich über die Lippen des Monsieur Coumbes dahin. Nach diesem Blitz falteten sie sich so gut wie möglich zusammen; sein Gesicht wurde wieder ernst und sorgenvoll.
Milette war tief gerührt von der Bewegung der Zärtlichkeit, womit der Herr der Cabane Marius empfangen hatte. Dieser war nicht weniger gerührt,