Die Cabane und die Sennhütte. Александр Дюма
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Milette sah diese Veränderung der Wohnung nicht gern.
Während wir uns übermäßig über die Thaten und Handlungen des Besitzers der Cabane ausgelassen, haben wir eine Person ein wenig vernachlässigt, welche eine gewisse Rolle in dieser Erzählung spielen soll. Freilich hätte das Dasein dieser Person während der siebzehn Jahre, die wir eben überschritten haben, unseren Lesern nur ein mittelmäßiges Interesse eingeflößt. Wir wollen von dem Kinde Miletten's und Pierre Manas‘, reden.
Er hieß Marius, wie viele Marseiller. So pflanzt die Erkenntlichkeit der Bewohner des alten Marseille die Erinnerung des Helden fort, der ihr Land vor den Einfällen der Cimbern schützte; ein rührendes Beispiel, welches sie noch der Bewunderung derjenigen empfiehlt, welche die die Franzosen nennt. Er hieß also Marius.
Zu der Zeit, wohin wir gekommen sind, war er im vollen Sinne des Worts ein hübscher Knabe, einer von jenen jungen Leuten, welchen die Frauen nicht begegnen können, ohne den Kopf umzuwenden wie ein Pferd beim Blasen der Trompete.
Wir wollen es unseren Leserinnen überlassen, sich nach ihrem Gefallen das Bild unseres jungen Marius auszumalen, indem sie ihren besonderen Geschmack befolgen, wobei wir sie voraus um Verzeihung bitten, wenn in der Folge dieser Erzählung die Wahrheit uns nöthigt, der Vorliebe zu widersprechen, welcher wir in diesem Augenblick zu Gefallen zu reden suchen.
Die arme Milette liebte ihren Sohn zärtlich; sie hatte eine Menge Gründe dazu, wovon der beste war, daß sie, so natürlich dieses Gefühl sein mochte, sich Zwang anzuthun genöthigt war.
Ohne Abneigung gegen Marius zu empfinden, liebte ihn Monsieur Coumbes nicht. Er war völlig unfähig, die Mutterfreuden zu schätzen; aber er rechnete zu gut, um nicht die Kosten abzumessen.
Milette opferte für die Erziehung ihres Kindes den bescheidenen Lohn, den Monsieur Coumbes ihr so pünktlich zahlte, als wenn ihr Gesang ihn nicht zuweilen begeistert hätte, und Monsieur Coumbes beklagte die arme Frau und bedauerte die Opfer, die sie sich aufzuerlegen genöthigt war, um diesem kleinen Burschen das Abc lernen zu lassen, und erleichterte dieselben gewöhnlich durch das sparsame Mitleid, welches er ihr bezeugte und welches er nicht nur durch Beileidsbezeugungen, sondern auch durch heftige Verweise, die er dem Knaben zu Theil werden ließ, kund gab.
Als dieser Letztere herangewachsen war, gestaltete sich die Sache anders! Monsieur Coumbes hatte zu einem persönlichen Trost einen Grundsatz erfunden, den wir allen denjenigen empfehlen, welchen die Aufrichtigkeit ihres Spiegels unangenehme Wahrheiten sagt: er behauptete, daß ein hübscher Bursche nothwendigerweise ein schlechtes Subject sei; und Marius wurde entschieden ein hübscher Bursche. Die Stirn des Monsieur Coumbes wurde finsterer, wenn er ihn ansah. Er schalt Milette, daß sie eine thörichte Zärtlichkeit für ihr Kind zeige, indem er behauptete, daß ihre Liebe zu ihm sie von ihren häuslichen Pflichten ablenke. Er beklagte sich wiederholt über die Nachlässigkeit, die sie, wie er sagte, bei der Zubereitung irgend eines Gerichts gezeigt, und schrieb dieselbe der Zerstreuung zu, die dieser herbeiführe, den er zum voraus den Taugenichts nannte, und zu gleicher Zeit übte er vermöge seiner Folgerichtigkeit eine beständige Wachsamkeit über eine Börse aus; denn er hielt es bei den Augen, die der junge Mann besaß, für unmöglich, daß er sie ihm nicht einst rauben sollte.
Die Folge dieser Stimmung des Monsieur Coumbes war, daß Milette sich genöthigt sah, sich zu verbergen, um ihr Kind zu umarmen. Dieser schien es nicht zu bemerken. Er besaß einen angebornen Adel der Seele, die erhabenen Gesinnungen, die seine Mutter auszeichneten.
Milette hatte ihn mit der Vergangenheit unbekannt gelassen; sie hatte ihm Nichts von ihrer traurigen Geschichte erzählt, aber sie wiederholte ihm ohne Aufhören, daß er denjenigen lieben und verehren müsse, welchen sie niemals anders als seinen Wohlthäter nannte; und das Kind hatte sich gezwungen, die Erkenntlichkeit kund zu geben, wovon ein Herz überströmte, und die er empfunden haben würde, selbst wenn Monsieur Coumbes keinen weiteren Anspruch gehabt hätte, als die Zuneigung, die er einer Mutter einzuflößen gewußt hatte, welche Marius so zärtlich liebte.
Wenn Marius, als er größer wurde, fortfuhr, Monsieur Coumbes viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit zu erweisen, so fügte er noch eine Geduld ohne Grenzen und voll Respekt hinzu. Es war einleuchtend, daß der junge Mann bei einem Scharfblick errathen zu haben glaubte, daß festere Bande, als die der Wohlthat zwischen dem Packträgermeister und ihm herrschten.
Was ihn in diesem Glauben bestärken konnte, war, daß Monsieur Coumbes, als er sich nach und nach gewöhnt hatte, ihn Vater zu nennen, Nichts dagegen hatte. Als Monsieur Coumbes Marseille verließ, um nach Montredon zu ziehen, war Milettens Sohn seit einem Jahre als subalterner Commis in ein Handlungshaus eingetreten, und jeden Abend machte er sich aus dem Staube, um seine Mutter zu umarmen. Es war dieser Abendkuß, den sie verlieren sollte, welcher Milette das Bedauern einflößte, welches ihr die Stadt zu verursachen schien. Sie wurde so traurig, daß Monsieur Coumbes es bemerkte. Er war so freudig über die ganze Linie zu siegen, alle Spötter zum Schweigen gebracht zu haben, welche behauptet hatten, um Bäume in einem Garten zu haben, würde er genöthigt sein, sich die Decorationen von dem großen Theater zu borgen, so daß er sein Glück nicht durch Miletten's Gesicht wollte stören lassen.
Er erlaubte ihr folglich, ihren Sohn jeden Sonntag kommen zu lassen.
Fünftes Kapitel
Worin man sieht, daß es zuweilen unangenehm ist, schöne Erbsen in seinem Garten zu haben
Um die Mitte des Sommers des Jahres 1845 geschah ein Ereigniß, welches auf seltsame Weise auf das Leben des Monsieur Coumbes einwirkte. Eines Abends, als er sich des Schattens seines Feigenbaums, vereint mit dem seines Hauses erfreute und halb zurückgelehnt auf seinem Stuhle saß, den Kopf auf die letzte Querstange gelehnt, folgte er mit dem Auge nicht den vergoldeten Wolken, die nach Westen hinzogen, sondern dem Fortschritte der Feigen, die sich abkundeten, am Stiel jedes der Blätter eines Baumes, und die er bereits zum voraus kostete, als er das Geräusch der Stimmen von zwei Personen vernahm, die an dem Gitterzaun von Rohr, welcher seinen Garten nach der Straße hin einschloß, vorübergingen. Die eine Stimme sagte zu der anderen:
»Wahrhaftig, Sie sollen sogleich über die Beschaffenheit des Sandes urtheilen; weder in Bonneveine, noch in Aygalades, noch in Blancarde, weder für Gold noch für Silber könnten. Sie finden, was Sie hier sehen werden. Der König von Frankreich, mein Herr, der König von Frankreich hat nichts Aehnliches in seinem Garten!«
In demselben Augenblick, und während Monsieur Coumbes mit klopfendem Herzen darüber nachdachte, an wen diese Lobeserhebungen möchten gerichtet sein, blieben die Personen vor dem kleinen hölzernen Gitterthore stehen, welches seine