Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма

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Die Fünf und Vierzig - Александр Дюма

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sehe nicht.«

      »Tretet vor mich.«

      »Nein, nein, noch nicht… Was macht man?«

      »Schlingen an das Ende der Stricke.«

      »Und was macht er?«

      »Wer er?«

      »Der Verurtheilte.«

      »Er verdreht die Augen wie ein Geier aus der Lauer.«

      Die Pferde waren nahe genug am Schaffot, daß die Knechte des Henkers an die Füße und Fäuste von Salcède die an ihren Kummeten befestigten Zugriemen binden konnten.

      Salcède brüllte, als er an seinen Knöcheln die rauhe Berührung der Stricke fühlte, die eine Schlinge um sein Fleisch zusammenzog.

      Er richtete einen äußersten, einen unbeschreiblichen Blick an diesen ungeheuren Platz, dessen hundert tausend Zuschauer er im Kreise seines Gesichtsstrahl umfaßte.

      »Mein Herr?« sagte höflich der Lieutenant Tranchon, »beliebt Euch, mit dem Volke zu sprechen, ehe wir vorfahren?«

      Und er näherte sich dem Ohre des Verbrechers, um leise beizufügen:

      »Ein gutes Geständniß… und Euer Leben ist gerettet.«

      Salcède schaute ihm bis in die Tiefe der Seele.

      Dieser Blick war so beredet, daß er die Wahrheit aus dem Herzen von Tranchon zu reißen schien und sie bis in seine Augen heraussteigen machte, wo sie hervorbrach.

      Salcède täuschte sich nicht und begriff, daß der Lieutenant aufrichtig war und halten würde, was er verprach.

      »Ihr seht,« fuhr Tranchon fort, »man verläßt Euch, Ihr habt keine andere Hoffnung mehr auf dieser Welt, als die, welche ich Euch biete.«

      »Nun wohl!« sagte Salcède mit einem heiseren Seufzer, »gebietet Stillschweigen, ich bin bereit, zu sprechen.«

      »Der König verlangt ein geschriebenes und unterzeichnetes Geständniß.«

      »Dann macht mir die Hände frei und gebt mir eine Feder, ich werde schreiben.«

      »Euer Geständniß?«

      »Mein Geständniß, es sei.«

      Entzückt vor Freude hatte Tranchon nur ein Zeichen zu machen, denn es war für den Fall vorhergesehen. Ein Bogenschütze hielt das Erforderliche bereit; er gab ihm Schreibzeug, Federn, Papier, und Tranchon legte Alles auf das Holz des Schaffots.

      Zu gleicher Zeit lockerte man um ungefähr drei Fuß den Strick, der das rechte Faustgelenke von Salcède hielt und hob ihn auf die Estrade, damit er schreiben konnte.

      Als Salcède saß, fing er an, mit aller Kraft zu athmen und sich seiner Hand zu bedienen. um seine Lippen abzuwischen und seine Haare zurückzustreichen, welche feucht von Schweiß über seine Augbrauen herabfielen.

      »Vorwärts, vorwärts,« sagte Tranchon, »setzt Euch bequem und schreibt Alles.«

      »Oh! habt nicht bange,« erwiederte Salcède seine Hand nach der Feder ausstreckend. »Seid ruhig, ich werde diejenigen nicht vergessen, welche mich vergessen.«

      Bei diesen Worten schaute er zum letzten Male umher. Ohne Zweifel war der Augenblick, sich zu zeigen, für den Pagen gekommen, denn er ergriff Ernauton bei der Hand und sagte zu ihm:

      »Mein Herr, habt die Güte, nehmt mich in Eure Arme und hebt mich über diese Köpfe empor, die mich zu sehen verhindern.«

      »Ah! in der That, Ihr seid unersättlich, junger Mensch.«

      »Noch diesen Dienst, mein Herr.«

      »Ihr mißbraucht mich.«

      »Ich muß den Verurtheilten sehen, versteht Ihr? ich muß ihn sehen.«

      Dann, als Ernauton wahrscheinlich nicht rasch genug auf diese Einschärfung antwortete, fügte er bei:

      »Habt Mitleid, Herr, habt Gnade ich flehe Euch an.«

      Das Kind war nicht mehr ein phantastischer Tyrann, sondern ein unwiderstehlich Flehender.

      Ernauton hob den jungen Menschen in seine Arme, doch nicht ohne ein gewisses Erstaunen über die Zartheit des Körpers, den er in seinen Händen hielt.

      Der Kopf des Pagen überragte nun die anderen Köpfe.

      Eben hatte Salcède seine Rundschau vollendend, die Feder ergriffen.

      Plötzlich erblickte er zu seinem großen Erstaunen das Antlitz des jungen Menschen.

      In diesem Augenblick drückte der Page zwei Finger auf seine Lippen. Eine unsägliche Freude verbreitete sich auf dem Gesichte des Verbrechers. Es war wie die Trunkenheit des bösen Reichen, da Lazarus einen Tropfen Wasser auf seine vertrocknete Zunge fallen läßt.

      Er hatte das so ungeduldig erwartete Signal erkannt, das ihm Hilfe verkündigte.

      Nach einer Betrachtung von mehreren Sekunden bemächtigte sich Salcède des Papiers, das ihm Tranchon unruhig über sein Zögern reichte, und fing an mit einem fieberhaften Eifer zu schreiben.

      »Er schreibt, er schreibt,« murmelte die Menge.

      »Er schreibt,« wiederholte die Königin Mutter mit offenbarer Freude.

      »Er schreibt,« sagte der König, »bei Gottes Tod! ich werde ihn begnadigen.«

      Plötzlich unterbrach sich Salcède, um noch einmal den jungen Menschen anzuschauen.

      Der junge Mensch wiederholte dasselbe Zeichen, und Salcède schrieb weiter.

      Dann nach einem kürzeren Zwischenraum unterbrach er sich wieder, um abermals zu schauen.

      Diesmal machte der Page Zeichen mit den Fingern und dem Kopfe.

      »Seid Ihr zu Ende?« fragte Tranchon, der sein Papier nicht aus dem Gesichte verlor.

      »Ja,« antwortete Salcède maschinenmäßig.

      »So unterzeichnet.«

      Salcède unterzeichnete, ohne seine Augen, welche an den jungen Menschen genietet blieben, auf das Papier zu richten.

      Tranchon streckte seine Hand nach dem Geständnis aus.

      »Dem König, dem König allein,« sprach Salcède.

      Und er reichte dem Lieutenant das Papier, doch mit einem Zögern und wie ein besiegter Soldat, der seine letzte Waffe übergibt.

      »Wenn Ihr Alles wohl gestanden habt, so seid Ihr gerettet, Herr von Salcède,« sagte der Lieutenant.

      Ein aus Spott und Unruhe gemischtes Lächeln trat auf den Lippen des Verurtheilten hervor, der den geheimnißvollen Pagen ungeduldig zu befragen schien.

      Ermüdet wollte Ernauton seine Last niedersetzen und öffnete die Arme. Der Page glitt auf den Boden.

      Mit ihm verschwand

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